Festivalbericht: Dark Troll Festival 2023 – Freitag

Nachdem wir euch ja schon von dem ereignisreichen Donnerstag erzählt haben, geht’s nun natürlich mit dem Freitag dem 19.05. und einer weiteren überstandenen (verzeiht mir) arschkalten Nacht weiter. Wer mochte, konnte sich auf Camp A von den ansässigen Vereinsmitgliedern durchfüttern und mit Kaffee versorgen lassen, versorgte sich selber oder man watschelte runter zu Camp B, auf dem es die, so wurde es mir zugetragen, besten Rühreier geben würde.

Diesmal ging es erst um 13.30 weiter, also eine halbe Stunde später als am Vortag. Zumindest hatte es bisher nicht geregnet und die Sonne spitzte immer mal wieder durch. So kann der Tag starten!

 

Den Opener am Freitag durften Nordic Raid mit so richtig harten Amon Amarth Vibes machen. Was soll ich sagen… Fans von denen kamen hier voll auf ihre Kosten, denn die Jungs hören sich tatsächlich sehr, sehr ähnlich an. Auch vor der Bühne war schon ordentlich was los, die Truppe hatte sich herumgesprochen und sind länger schon kein Geheimtipp mehr. Ich fand aber auch ihre Präsenz auf ebendieser recht beeindruckend und es machte Spaß ihnen zuzusehen. Als Sänger Chris sah, dass sich welche ein bisschen anrempelten, ergriff er die Initiative und forderte zum gepflegten Gruppenschubsen und mehr Bewegung auf. Nachdem sich erst keiner traute (war ja noch früh am morgen ;)), brauchte es nur zwei Menschen, um seitlich einen Moshpit zu starten. Dieser Pit fand dann doch recht regen Anklang und wurde über mehrere Songs immer wieder belebt. Na geht doch! Ein toller Auftritt einer sympathischen Band!

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Schließt die Augen, lasst euch treiben und in das düstere Zwielicht ziehen. Wazzara, als einzige Female Fronted Band auf dem Festival, zogen die Zuschauer mit ihrem teils doomigem Post-Metal in ihren Bann, wenn man es zuließ. Dass solch dominierende Frauenstimmen nicht jedermanns sind, merkte man leider ziemlich deutlich und es wurde merklich leerer vor der Bühne. Aber sie hatten auch ihre Anhänger. Eine Truppe aus drei Menschen hatte sich ein düsteres Corpsepaint in das Gesicht gemalt und zelebrierte den Auftritt regelrecht. Sehr zu der Freude (und Belustigung) der Band auf der Stage. Aber nicht nur die putzige Pandatruppe hatte Spaß. Beim genaueren Umsehen sah ich viele mit geschlossenen Augen da stehen und sich von der Musik treiben lassen. Auch ich brauchte ein bisschen um reinzukommen, aber gerade ab der Mitte des Sets fand ich Wazzara richtig stark und hätte ihnen mehr Zuschauer gewünscht.

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Dann folgte für mich eine echte Überraschung mit Skratte. In schwarzer Kleidung, mit roten Accessoires und teilweise mit Hosenträger, hoben sie sich optisch von den bisherigen Auftritten ab. Für das Intro zupfte die Violinisten an ihrer Geige, das ganze gepaart mit leichtem Gitarrenspiel. Danach ging es direkt mit Vollgas und knüppelhart los. Leider ging die Geige in den lauten Parts der Saiteninstrumente etwas unter. In den ruhigen Passagen kam sie hingegen besser zur Geltung. Dann kam der Cut und es ging eher groovig mit klaren und deutlichem Gesang weiter, sehr zur Verwunderung einiger. Man wusste nie, was als Nächstes kommt. Auch unterscheiden sich wohl die Live-Versionen von denen auf dem Album, zumindest laut Aussage eines Fans. Teilweise erinnerten sie mich etwas ans Horn. Für mich ein positives Überraschungsei und eine gelungene Live-Premiere!

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Bevor es mit Waylander weiterging, gab es noch eine Ansage von Maik: Ein Pärchen, welches kürzlich geheiratet hatte, gibt zwei Fässchen Bier an der großen Bar aus. Freibier für alle! Die Begeisterung war groß. Mit frisch geölten Kehlen und den Nordiren auf der Bühne ging es direkt ordentlich los. Meine Güte hatten die Bock. Mit blauer, unterschiedlicher Bemalung im Gesicht und teilweise auf den Armen starteten sie den ersten Abriss des Tages. Diesmal warfen sie aber keine Farbe in das Publikum, mit der Aufforderung, sich gegenseitig zu verschönern. Das machte aber nichts, die Crowd war vorbereitet. Lasst das Tanzen beginnen. Und das taten die Besucher dann auch. Einzeln und paarweise oder sich im Kreis drehend. Dabei entstand auch ein Moshpit. Teilweise gleichzeitig und nebeneinander bestehend. Mit der vorherrschenden Flöte im Vordergrund aber auch nicht verwunderlich. Wer da ruhig stehen bleiben kann… Ebenfalls formte sich gleich zweimal eine wunderschöne, bilderbuchmäßige Wall of Death. Es war einfach eine große Party, mit deren Abschluss auch das Freibier zu Ende ging.

Mit Alvader standen altbekannte Gesichter auf der Stage, auch wenn das Projekt selber ziemlich neu ist und sie auf dem Dark Troll ihr erstes Konzert bestritten. Sänger Joris van Gelre hatte um sich weiter ehemalige Heidevolk Musiker gescharrt und startet jetzt mit denen richtig durch. Natürlich hört es sich ein bisschen wie diese an, nur etwas härter finde ich, aber doch sehr ähnlich. Aber kein Wunder, hatte seine Stimme die Band doch jahrelang begleitet und geprägt. Bei der Vorstellung der einzelnen Mitglieder wurde Gitarrist Kevin als der einzig wahre vorgestellt. Autsch. Ob das ein beabsichtigter Seitenhieb gegen den neuen Drummer von seiner Ex-Band gewesen ist? Wer weiß… Die Stimmung war definitiv ausgelassen, auch wenn sich der Platz wieder etwas geleert hatte. Bei dem Track Alvader holte Joris sich als Verstärkung niemanden geringeren als Horn Sänger Nerrath mit auf die Bühne. Für die Ankündigung des nächsten Songs konnte er sich ebenfalls das Sticheln nicht weiter verkneifen. Vielleicht erinnert ihr euch noch an diesen Track, meinte er, bevor er Ostara zum Besten gab. Welche der beiden Bands jetzt jeder besser finden mag, überlasse ich euch. Für mich haben beide ihre Daseinsberechtigung und trotz der Ähnlichkeiten auch deutliche Unterschiede. Mir gefiel es!

Heretoir, rund um den live Gitarristen von Dornenreich Eklatanz, hatte an diesem Tag auch etwas zu feiern. Ihr neuestes Werk, eine EP mit dem verheißungsvollen Namen Wastelands, erschien nämlich an eben diesem Freitag. Eher ruhig, melancholisch, aber auch wunderbar atmosphärisch kommen ihre Songs daher. Ich persönlich finde es auch immer sehr schön, die Emotionen der Musiker bei ihrem Auftritt zu sehen. So auch hier. Man fühlte förmlich den Schmerz und die Zerrissenheit, welche sich im Gesicht von Eklatanz widerspiegelten. Was für eine tolle Bühnenpräsenz er hat. Natürlich landeten auch Songs von der EP in der Setliste und irgendwer im Publikum hatte angefangen, Seifenblasen zu pusten. Aber irgendwie passte das, wie diese so verträumt vor der Bühne rum schwebten. Der Auftritt kam sehr gut an, was auch die Rufe nach Zugabe bestätigten.

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Dann wurde es ziemlich muckelig auf der Bühne, den XIV Dark Centuries sind halt nicht gerade wenige Mitglieder, auch wenn der Violinist sich, sobald er keinen Einsatz hatte, schon hinter dem Pfeiler versteckte. Die Leute aber waren sofort mit dabei, schmissen die Fäuste in die Luft und headbangten ausgelassen. Ist ja auch fast ein Heimspiel für die Truppe. Folkig, aber mit der gewissen Härte, konnten sie die Menschen mit ihrem „heidnischen thüringischen Paganmetal“ überzeugen. Auch sind die Nebelfontänen, welche immer wieder vorne an der Bühne in die Höhe schossen, ein tolles visuelles Element, genauso wie die Rüstung von Sänger Michel. Während des vorletzten Tracks, bei Atme den Wald, gab es für den Violinisten überhaupt keinen Einsatz. Dieser ging sich dann mal eben ein Bierchen an einer der Bars auf dem Gelände holen :). Zum Abschluss stellte sich noch die Frage, ob noch ein Song gespielt werden soll oder ob die Zeit nur noch für ein Foto reicht. Es wurde sich aufgrund von Zeitmangel für Zweiteres entschieden!

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Mit Necrophobic stand dann schwarzmetalisches Kontrastprogramm auf dem Plan. Eingängige Melodien treffen auf Black Metal. Zu meinem Bedauern, denn ich mag die melodischen Tracks von ihnen sehr, haben sie sich für ein eher härteres Set entschieden. Klischeetypisch mit ordentlich Nieten bestückt, dem umgedrehten Kreuz und auch dem Corpsepaint im Gesicht gaben sie optisch schon was her. Und sie hatten Bock, aber so richtig. Was war das für eine Grimassenparty da auf der Stage! Zunge rausstrecken, das Gesicht komplett verziehen oder einfach nur der „ich bin ein böser Black Metaler“ Blick, alles war dabei. Die Fotografen hatten definitiv ihren Spaß. Was für eine Dynamik da los war. Sänger Anders interagierte auch ständig mit der Crowd oder seinem Mikrofonständer. Die Leute waren aber auch in Feierlaune. Necrophobic kamen hervorragend an und bewiesen mal wieder, dass sie wahrlich ein Headliner sind!

Mit der letzten Band des Freitags gab es nochmal ein altbekanntes Gesicht auf der Bühne, denn hinter dem Atmospheric Black Metal Projekt Fuath steckt niemand geringeres als Andy Marshall, Mastermind von Saor. Ganz in schwarz, mit großen Kapuzen und verhüllten Gesichtern, zogen sie die Zuschauer in die eisige Kälte der Nacht und in ihren Bann. Wunderbar melodisch, aber auch mit einer gewissen Härte und einer eher düsteren Atmosphäre, passten sie hervorragend als Abschluss in der Dunkelheit. Da Fuath-Auftritte relativ rar sind, hatten sich trotz später Stunde und der Kälte noch etliche Menschen vor der Bühne versammelt, um den absolut schnörkellosen, aber „on Point“-Gig, der Truppe zu sehen. Und wenn dann noch der Nebel über die Bühne wabert und unter dem Dach hervorkriecht, tut dies sein Übriges dazu!

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Meine Favoriten an diesem Tag waren eindeutig Waylander. Sorry an alle anderen Bands, aber mit Flöte bekommt man mich einfach gepackt. Stimmungsvoll und lustig ging es zur Sache. Es war ein feuchtfröhliches Vergnügen, bei dem das Freibier wie Arsch auf Eimer passte! Nochmals Danke an dieser Stelle den edlen Spendern! Aber auch Heretoir konnten mich absolut überzeugen. Die Emotionen und die sympathische Art von David machten aus dem Auftritt etwas Besonderes. Auch hier freue ich mich schon, sie auf dem Mahlstrom Open Air wiederzusehen.

 

Kommentar von Maximilian:

Zweiter Bericht und damit zweiter Kommentar von mir. Ich möchte nochmal an das Thema „Sich auf etwas Ungewöhnliches einlassen“ anknüpfen. Am Freitag gab es wieder zwei Bands, bei denen sich bestimmt die Meinungen spalten können. Gemeint sind Wazzara und Skratte, die mit ihrer Performance und Besetzung hervorstachen. Ladys First. Extreme Metal und Frontfrauen sind weiterhin eine gewisse Seltenheit, auch wenn es mit Arkona oder Arch Enemy prominente Vertreter/innen gibt. Wazzara hat mit Barbara Brawand eine Frontfrau, welche Härte und Sanftheit als singenden Kontrast präsentiert. Diese stimmliche Leistung hatte mich vom ersten Moment an gebannt und ich empfehle sie gerne weiter, wenn man sich darauf einlassen kann. Bei Skratte muss man sich auf ein musikalisches Potpourri einlassen können. Wo es am Anfang noch nach Black Metal klingt, ändert es sich im Lauf des Auftritts wiederholt. Die Band nutzt mit einer Violine schon ein ungewöhnliches Instrument. In den Liedern änderte sich Tempo und Fokus der Instrumente und damit konnten sie von Track zu Track wiederholt für Überraschungen sorgen. Dafür muss man sich nur auf einen wilden Mix einlassen können.

 

Über Steffi 204 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, bin ich bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquillity.

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