Festivalbericht: Dong Open Air 2024 – Donnerstag

Matthias Funcke

Donnerstagmorgen, die Sonne scheint, hunderte Metaller schleppen ihre mobile Wohnung einen Berg hoch. Denn der “Mount Moshmore” ruft zum nächsten Dong Open Air! Auf guten 100 Höhenmetern der Halde Norddeutschland findet das Dong Open Air bereits zum 22. Mal statt und auch diesmal pilgern gute 4,5k Metaller zum Haldengipfel, um dem Bier, Dosenravioli und vor allem der Musik zu frönen.

Das Festival eröffneten die beiden Wacken Metal Battle Finalisten Corbian und HeadGear. Hier sollte sich herausstellen, welche der beiden jungen Bands Deutschland beim Wacken Metal Battle vertritt.

Den Anfang machten die Gewinner des Metal Battle Süd Vorentscheids, die Melodic Death Metal Band Corbian. Die Band aus Offenbach am Main begann das Set stilecht mit einem Song von Haftbefehl als Intro. Ein wenig Heimatgefühl braucht der Mensch bekanntlich. Aber kommen wir zum wichtigsten: Die vierköpfige Band hat das Publikum direkt komplett im Griff! Ein erster Moshpit zum Frühstück, gefolgt von Circle Pits und das Gleiche wieder von vorn! Die Band hatte Bock und das Publikum machte alles mit. Ein gelungener Anfang! 

Weiter ging es mit den Metal Battle Vorentscheid Gewinnern aus dem Norden: HeadGear. Die fünfköpfige Band aus Bremen vermischt Metalcore Elemente mit Progressive Metal und freute sich dieses Festival zusammen mit Corbian zu eröffnen. Und auch hier: Das Publikum ging mit und sprang und feierte, was das Zeug hält! Aber hier war es etwas anders, während zuvor ordentlich geknüppelt wurde, stachen HeadGear mit einer grandiosen Klargesangsstimme heraus, aber auch mit der Redseligkeit des Sängers. Zum Schluss folgte dann eine Live-Premiere: The Shadows

Weiter ging es mit dem regulären Programm und damit die nächste Band: Tyranthrope.
Die deutsch-niederländische Band macht eine Mischung aus Thrash Metal, Punkrock und Hardcore, eine interessante Mischung, die durchaus funktioniert. Die Band sorgte für ordentlich Bewegung auf der Bühne und auf dem Platz. Das Publikum konnten sie unter anderem mit Cover-Versionen von Sodoms Ausgebombt und I Turned into a Martian von Misfits, getreu dem Motto: Kennt das Publikum euch noch nicht, spielt Sachen, die es kennen könnte. Was soll man sagen, es klappte. Das Publikum abgeholt, endete die Band ihr Set mit dem Abschlussstück ihres Debutalbums Metropolis Der Marsch der Rattenfänger.

In der Umbaupause zur nächsten Band wurde auch flott der Gewinner des Metal Battle Finales bekannt gegeben: Corbian! Wir freuen uns, die Jungs in Wacken zu sehen und ihr solltet es auch. 

Dann schallte ein an die 60er erinnernder Sound über den Platz und der Satz “Keep your hand on your Gun” zeichnete ein ungewohntes Soundbild, spätestens als die ersten “zarten” Klänge von Drone richtig erklangen. Mit den Worten “Hier ist Drone und jetzt wird gef*ckt” eröffnete die Band die Show, um gleich das Publikum mit einer Mischung aus Groove Metal und Metalcore zu überraschen! Einige Besucher kannten die Band bereits von einem früheren Auftritt auf dem Dong Open Air 2012, Drone erzählten zu ihrem Verbleib in den letzten Jahren nur “Wir waren im Keller und haben Crack geraucht, einer hat 2 Kinder gezeugt” dieser Humor holte nicht alle ab, doch die, die da blieben, konnten drüber lachen. Aber mit einer gewissen Dosis schwarzem Humor muss man herangehen, wenn man Musik über persönliche Abgründe schreibt, wie Drone es tun. Auf jeden Fall kamen sie beim Publikum gut an, hoffentlich dauert es bis zum nächsten Mal keine weiteren 12 Jahre! 

Nach einer kurzen Umbaupause ging es weiter mit Escuela Grind aus den Staaten. Wer hier dem Namen nach spanischen Grindcore erwartet hatte, lag ein wenig daneben. Die Extreme Metal Band sticht vor allem durch ihre Frontfrau Katerina Economou heraus, die beim Betreten der Bühne einen absolut lieblichen Eindruck vermittelt und dann anfängt zu singen. Dabei schreit sie wohl gestandene Männer von der Bühne, eine beeindruckende Leistung und auf jeden Fall nicht das, was man erwartet hätte! Aber genug von meiner Begeisterung für die Ausstrahlung der Sängerin, kommen wir zu der Party, für die die Band sorgte: mit ihrem Song Cliffhanger kam es zum ersten Circle Pit des Sets, der sich immer weiter vergrößerte! Und natürlich ließ sich auch ein Plüscheinhorn es nicht nehmen, diesem Pit beizuwohnen! Die Band hatte ordentlich Bock auf den Auftritt, das Publikum aber auch und so zog es sich von Pit zu Pit und Song zu Song. Von er neusten EP DDEEAATTHHMMEETTAALL gab es ordentlich auf die Ohren, doch das reichte nicht an neuem Material, ein weiteres neues Stück sollte folgen, mit Concept of God. Eine interessante Band, bei der sich ein jeder auf mehr freuen darf!

Kurz vor 18 Uhr, die Sonne brannte runter, der Platz füllte sich, von den Bühnenboxen tönte der Ghostbusters-Soundtrack. Es erwartete uns niemand geringeres als Deserted Fear, eine Death Metal Band aus Eisingen. Und auch wenn die Band selbst auf der Bühne im Gegensatz zum Vorprogramm quasi statisch auf der nebel-bedeckten Bühne spielte, kam Bewegung ins Publikum, das einen großen Moshpit begann. Aber was sind Festivals in 2024 ohne kleinere Störungen: Deserted Fear hatte Probleme mit der Gitarre, dazu witzelte Frontmann Manuel Glatter “Billig gekauft, alles kaputt”, immerhin konnte der Rest der Band in der Zwischenzeit einen Schluck Bier trinken. 

Nach einer kleinen Umbaupause sollte es mit dem ersten Headliner des Abends losgehen: Die Apokalyptischen Reiter
Die vierköpfige Band hat die Bühne als erste und doch nicht letzte des Abends schön hergerichtet für ihre fantastische Show. Doch das seht ihr unten in den Bildern. Mit den ersten Tönen kam auch wieder Bewegung in die Menge und bald schon starteten die ersten Crowdsurfer die Überquerung des Menschenmeers gen Bühne. Die Band um Fuchs und Volk-Man weiß zu begeistern und das Publikum hatte auch noch bei brennender Abendsonne Energie zu feiern! Passend dazu spielte die Band Herz in Flammen. Gut, dass bereits das Publikum die Hände in der Höhe hatte, denn diese brauchte es, um die vielen, zum Großteil ungeübten, Crowdsurfer abzufangen. An dieser Stelle: Wenn ihr soviel Körperspannung habt, wie ein feuchter Putzlumpen, lasst das Crowdsurfen! Weiter ging es mit einem Kracher der Reiter: Revolution und während Fuchs wie ein Flummi über die Bühne hüpfte, klatschte das Publikum und sang aus vollen Kehlen mit! Und auch wenn sich die Sonne auf dem Mound Moshmore senkte, spielte die Band noch schnell Die Sonne scheint und ließ einem glücklichen Besucher ein Shirt zukommen und brachte bei Auf und Nieder das Publikum dazu, aus der Hocke in die Höhe zu springen. Ein großer Spaß, der trotz der Professionalität der Band keineswegs steif einstudiert wirkte. Kurzerhand landete auch ein großes Steuerrad auf der Bühne, da ergriffen Die Apokalyptischen Reiter die Gelegenheit, ein paar Lieder über das Meer zu singen und so schritt Fuchs voran, um wie Moses das Meer zu teilen. Zumindest von der Bühne bis zum FOH. Das Publikum tat wie ihnen geheißen, und brach auf Kommando zur großen Wall of Death und einem anschließenden Moshpit aufeinander los. Nach dieser körperlich anstrengenden Geschichte mussten alle mal verschnaufen und ließen es zu der Ballade Wir reiten ein wenig ruhiger zugehen. Weiter in der Seethematik ließen Die Apokalyptischen Reiter ihr Crewmitglied Ziege in einem Schlauchboot den Seeman spielen und ihn über das Publikum gleiten. Das nahmen auch einige im Publikum zum Anlass, surfen zu gehen. Mit Nach der Ebbe und natürlich der Reitermania endete dann der grandiose Auftritt und das Publikum durfte nun etwas verschnaufen, denn der nächste Umbau sollte dauern. 

Gute 50 Minuten später blickten ein paar Tausend Besucher auf die Bühne und sahen weiß. Ein großzügiger, weißer Vorhang verdeckte die Bühne und verschloss unsere Blicke. Mit den ersten Tönen von Once Upon a Pale Horse schienen auch die Lichter und die Silhouetten der Mikrofonständer und Musiker zeichneten ein obskures Schattenspiel auf diese weiße Leinwand. Ein Schlag und der Vorhang fällt und zeichnete das Bild einer komplett veränderten Bühne ab, denn Behemoth brachten auch ihre eigenen Bühnenelemente mit. Das Publikum zeigte sich begeistert. 
Aber auch an Show sollte es nicht fehlen, so fing ab Ora Pro Novis Lucifer die Band an Flamejets zu verwenden, gut getimed und stimmig, das tut nicht jeder. Mit einem “Guten Abend, wie geht es euch?” begrüßte Frontmann Nergal das Publikum, bevor es mit Conquer All weitergehen sollte. Und auch hier ließ sich das Publikum wieder nicht nehmen zu Crowdsurfen, auch wenn man ein wenig Angst hatte, dass die Surfer in die Feuerjets fallen könnten, machte es das Bild zu einem Spektakel. 
Behemoth ist beim besten Willen keine kleine und junge Band mehr. Das wurde einem spätestens klar, als Nergal von dem ersten Lied, das sie je geschrieben haben, erzählte, aus dem Jahre 1992 folgte Cursed Angel of Doom
Und weiter ging es mit Kostümwechseln, wie der Tiara bei Bartzabel, Feuer, einer beeindruckenden Bühnenpräsenz der Musiker, die den vollen Bühnenaufbau ausnutzten und einer Menge begeisterter Fans. Behemoth können viel, insbesondere Dramaturgie! Mit O Father O Satan O Sun! endete das Set nochmal mit ordentlich Feuer und mit Sänger Nergal in rotem Zwirn, ein beeindruckendes Ende des Sets und des Festivaltages. 

Über Roksi 516 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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