Festivalbericht: Mittsommernächte Bärenstein 2023

Ihr mögt Mittelaltermärkte und Festivals? Kleine Unterhaltungskünstler, Feuershows, Schaukämpfe und eine Mittsommerzeremonie mit Eröffnungsblót? Aber ihr habt auch richtig Bock auf einen grandiosen Festivaltag mit tollen Künstlern? So ging es uns auch, weshalb es uns auch vom 23.06. bis zum 25.06. auf die Mittsommernächte Bärenstein zog, welche erst zum zweiten Mal stattfanden. Was wir dort alles erleben durften und warum der Freitag sprichwörtlich ins Wasser fiel, erzählen wir euch heute!

Der Freitag startete bereits mit buntem Markttreiben und eigentlich der Mittsommerzeremonie, sowie planmäßig drei Bands. Leider war uns das Wetter nicht gnädig gesinnt und es schüttete aus Eimern. Also erstmal in aller Eile das Zelt auf dem direkt angrenzenden Campinggelände hingeschmissen und in die Regenklamotten geschlüpft. Dann erreichte uns auch schon die erste Hiobsbotschaft, die Technik der Hauptbühne sei abgesoffen und Lyrre können nicht spielen. Ihnen wurde zwar wohl die kleine Marktbühne angeboten, welches sie aber nicht annehmen wollten oder konnten. Sehr schade, wären sie doch das Highlight des Freitags gewesen. Natürlich war dann auch nichts mit groß über den Markt schlendern, denn selbstverständlicher Weise hatten die meisten Lagergruppen und Händler die Schotten dicht gemacht.

Den musikalischen Auftakt durfte das Nebelreich-Projekt bestreiten. Das Duo rund um Markus und Martin entführte uns in die Gedichte des Buches Nebelreich: Naturlyrik in IIII Kapiteln. Diese Geschichten vertonten die beiden und präsentierten sie uns, während der Himmel weiter seine Schleusen öffnete. Leider war es zu Anfang ziemlich leise, war es ja eigentlich geplant, das Ganze nicht zu laut zu präsentieren. Da sich aber fast alle unter dem großen Sonnensegel seitlich versammelt hatten, wurden die Boxen dann doch etwas aufgedreht. Zwar sind die beiden Jungs immer noch etwas im Gequassel der Leute untergegangen, aber man konnte mit etwas Anstrengung zumindest ein bisschen der Musik lauschen, ohne sich in den Regen stellen zu müssen.

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Dann war eigentlich die Zeremonie geplant, welche aufgrund des immer noch andauernden Regens kurzerhand auf den nächsten Tag verschoben wurde. Daher durften jetzt direkt Wolfstavar mit ihrem einmaligen Akustikset ran. Und es funktionierte. Trotz des bescheidenen Wetters versammelten sich doch einige Menschen vor der Bühne. Auf dieser wurde es mit den fünf Musikern richtig muckelig. Ihr Drummer feierte übrigens mit dem Publikum, denn bei diesem Set wurde er ja nicht gebraucht. Und die Truppe machte Stimmung und interagierte immer wieder mit den Zuschauern, welche das dankend annahmen und ordentlich mitmachten. Singen, schunkeln und Tanzen… Wolfstavar schafften es trotz der schlechten Bedingungen, der Menge einzuheizen und gute Laune zu verbreiten. Danke dafür.

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Der Samstag startete dann um 11.30 Uhr mit der verschobenen Zeremonie und dem Blót, durchgeführt von Voenix und der Kräuterhex. Wer diese Zeremonie schon einmal erlebt hat, weiß, wie intensiv das sein kann. Vorausgesetzt, man kann sich darauf einlassen. Die Trommeln, der Gesang… untermalt von dem Stampfen der zahlreichen Besucher im Takt, all das macht einen Blót aus. Die Verstorbenen ehren und das Leben feiern gehört genauso dazu. Ein schönes Ritual in passendem Ambiente auf dem Marktgelände. Und wenn jemandem nach den „Hail“ Rufen, so stellte Voenix gleich mal klar, ein „Hitler“ rausschießen sollte, der könne sich getrost gleich verpissen und hätte hier nichts zu suchen! Klare Ansage, welche mit Applaus aufgenommen wurde.

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Danach war erstmal etwas Zeit, das Gelände und den Markt mit seinen Ständen und Lagergruppen bei trockenem Wetter zu erkunden. Von Schmuck über Lederwaren und Waffen, sowie Lagerzubehör war alles vertreten. Auch stimmten die Spielleute Donner & Doria die Leute schon einmal auf den restlichen Tag ein. Mit Dudelsäcken und Trommel brachten sie schon ordentlich Schwung in die Bude. Auch Gabriel der Feuerengel, seines Zeichens Gaukler und Feuerkünstler, sorgte mit seinen Ansagen und seiner kindgerechten Feuershow mit Minizeremonie für gute Stimmung. Weiterhin gab es den ganzen Tag über in den Umbaupausen der großen Festivalbühne diverse Darbietungen der verschiedensten Künstler und Schaukampfgruppen. Für die Menschen, welche nur ein Marktticket hatten, ein tolles Programm.

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Auf dem Festivalgelände, welches separat oberhalb des Geländes gelegen war, ging es um 13.30 Uhr mit den Tschechen Vanguard los. Leider war es mittlerweile echt wieder heiß geworden und so waren recht wenige Besucher auf dem Gelände. Melodisch, aber auch hart, konnten die Jungs mit ihrer Performance und ihrer sympathischen Art überzeugen. Auch die witzigen Tanzeinlagen des Sängers, sowie die zusammengewürfelten Bühnenklamotten lockerten die Stimmung auf. Einer in ganz schwarz, einer mit Gewandung, der nächste mit dem obligatorischen Metalshirt. Und dann war da noch der Sänger, welcher in einem hellblauen Shirt und Pyjamahose mit Monsterchen auf der Bühne stand. Sie wussten halt nicht, was sie anziehen sollten, und so zog jeder das an, worauf er gerade Lust hatte. Auch unternahmen der Bassist und er einen Ausflug in die Menge, um vor den Zuschauern posierend zu spielen, sich Met aus einem Horn zu schnorren oder Cappies zu klauen und Mädels singender Weise anzuschreien. Zudem gab es einen Track, auf dem viersprachig gesungen wurde. Wer alle Sprachen erkannt hat, bekam eine CD der Truppe geschenkt. Mir hat der kleine Ausreißer im Line-Up gut getaugt, auch weil sie sich nicht wirklich zu ernst nahmen.

Als nächstes durfte die Hildesheimer Pagan-Band Saxnot die Bühne in Beschlag nehmen. Mit im Gepäck hatte diese auch ihr neuestes Album Alte Heimat Sachsenland, welches an diesem Samstag nach dem Gig seinen Release hatte. Mit feinsten Paganmetal spielten sie sich durch ihre mittlerweile zwei Werke und die EP. Sehr cool fand ich auch die zwei selbstgemalten Banner, welche den hinteren Teil der Stage zierten. Und es ging rund. Der erste Circle Pit des Tages und die erste Runde Rudern standen an. Sorry Helgrindur, die Jungs waren schneller ;). In einer ruhigen Passage während des Songs Blutrausch kniete Sänger Edgar auf den Brettern und bescherte uns so einen recht emotionalen Moment. Auch durften sie ihre Zugabe noch spielen, was mit „Saxnot“ Rufen aufgenommen wurde.

Zum Beginn der Pagan-Schwertbrüder Helgrindur waren noch recht wenige Zuschauer anwesend, was echt schade war. Aber die, die pünktlich bereitstanden, machten dafür von Anfang an Stimmung für mindestens die doppelte Anzahl an Besuchern! Und dann stand schon auch schon die nächste Sporteinheit an. Zu Aufbruch wurde wieder zu den Rudern gerufen, was bereitwillig angenommen und den kompletten Song über durchgezogen wurde. Und das in der Hitze! Sänger Beast zeigte sich mal wieder in Bestform, was die Interaktion mit der Crowd anging. Auch hüpfte er von der Stage und versammelte das feierwütige Volk in einem Halbkreis vor sich, um dieses, geteilt in zwei Hälften, die Zeilen aus Ein Sturm singen zu lassen. Das funktionierte sehr gut, die Leute hatten echt Bock. Zurück auf der Stage erreichten ihn dann Auszieh-Rufe, welcher er ganz lässig konterte mit: „Wi

llst du das wirklich? Weißt du überhaupt, welche Urgewalt du da beschwörst? Frag Flemming, der weiß das!“ Okay, wir lassen das jetzt mal unkommentiert stehen :). Leider hatten sein Mikro und die Gitarre von Gia immer wieder mal Aussetzer, bei ihm fiel es im Gegensatz zum Instrument aber auf. Aber Helgrindur machen halt einfach immer Laune! Bis zum nächsten Mal, ihr lieben Menschen!

Um dem Pagan Metal treu zu bleiben, genauer dem selbst betitelten Atmospheric Pagan Black Metal, durften als Nächstes die Tschechen von Dark Seal ran. Bedauerlicherweise hatte sich die Menge noch weiter gelichtet, was sehr schade war, denn die Truppe zeigte eine wirklich gute Show mit einer tollen, schlichten Performance. Teilweise mit gemalten Runen im Gesicht, gaben sie alles. Leider wollte der Funke nicht richtig überspringen. Vielleicht hatten sie es als eher schlichtere Band ohne große Publikumsinteraktion schwerer als die beiden Bands zuvor. Möglicherweise war dies auch der weiterhin erbarmungslosen Sonne geschuldet. Trotzdem lieferten sie ab, schnörkellos und absolut solide. Vielleicht habe ich bald mal wieder die Chance sie zu sehen und die Auftritte zu vergleichen. Ich würde mich freuen!

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Und dass die Tschechei noch mehr geile Bands zu bieten hat, bewiesen uns die Folk Metaller Wolfarian. Normalerweise sind noch eine Sängerin und Flötistin dabei, letztere befand sich aktuell mit Haggard auf Tour in Südamerika. So stand nur ein Rudel Kerle auf der Bühne. Diese versuchten wirklich Stimmung zu machen, was auch bei den anwesenden Zuschauern ankam, aber das Tanzbein zu den wunderbaren folkigen Melodien wollten dann doch nur ein paar vereinzelte Personen schwingen. Ich vermute auch hier die Schuld bei der Sonne, denn irgendwie waren die Besucher nicht in Bewegungslaune. Ich fand es sehr schade und hätte ihnen definitiv mehr gegönnt. Trotz Ausfällen in der Besetzung gaben sie alles und traten auf, was ich ihnen hoch anrechne. Auch hier würde ich mich freuen, sie bald nochmal zu sehen… am besten mit den beiden Mädels!

Weiter ging es mit einer Band, welche ich dieses Jahr schon zweimal auf Festivals erleben durfte, nämlich Morgarten. Der französischen Schweiz entsprungen, machen sie sich auf, um ihren Blackened Folk Metal unter die Leute zu bringen. Zu Anfang auch noch spärlicher besucht, lockten sie mit ihrem Sound dann doch einige von ihren schattigen Plätzchen und zogen diese vor die Bühne. Und was wir da erlebten war wieder eine wirklich tolle Performance mit sypathischen Schweizern in Bestlaune. Meine Güte hatten die Bock! Gerade Bassist Cédric kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus und auch Maël am Keyboard und Joël an den Drumms klebte das Lachen im Gesicht fest. Und so solls ja auch sein! Einen kurzen Gänsehautmoment gab es, als Sänger Pierric die Geschichte zu dem Song The last Breath erzählte. Ich mag sowas ja gerne. Dankeschön für diesen wunderbaren Auftritt und Glückwünsche an Maël zum Mini-Morgarten Nachwuchs!

Mit Firn wurde es dann deutlich düsterer und frostiger. Das Projekt um Waldtraene-Sänger Horda feierte seine Live-Premiere auf dem Dark Troll Festival, wo wir sie, wie die Schweizer, auch schon erleben durften. Nun ging es also in die nächste Runde mit atmosphärischem Black Pagan Metal. Auch diesmal waren alle in schwarze Shirts mit Runenaufdruck gehüllt und die Gesichter weiß geschminkt. Ich muss ja sagen, dass ich die Bühnenpräsens von Horda hier sehr gerne mag, denn mal steht er starr da, reißt den Mikrofonständer durch die Gegend oder lässt seine Musik über seine Gestiken leben. Mal eine gekrümmte Hand hier und ein schmerzverzerrtes Gesicht da. Aber immer abgestimmt auf die Passagen im Song. Dazu die tolle Atmosphäre, welche sie durch ihre Backingtracks erzeugen, Firn machen live Spaß. Leider war der Statist, welcher den Vater Berg im gleichnamigen Song im Video darstellte, nicht dabei, um ihm zeremoniell den Stab zu überreichen. Auch wenn ich zugeben muss, dass mich ihr erster Auftritt etwas mehr gecatcht hatte als hier.

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Danach war ausgelassenes headbangen und viel Bewegung an der Reihe, denn es war „Vanatime mit Vanaheim„. Meine Lieblingsniederländer machten sich mal wieder daran, eine weitere Bühne auf ihrem Weg zu zerlegen. Noch ging es ruhig mit dem sanften Beginnen von Uit Steen Geslagen los, ehe der Powerregler weiter nach oben geschoben wurde und es mit Vollgas auf der Bühne zuging. Dutch Windmills incoming. Aber nicht nur dort. Vor der Stage hatte sich mittlerweile haufenweise feierwütiges Publikum versammelt, was auch fast direkt den ersten Moshpit zündete. Ich freue mich ja immer wenn die Jungs (ja, leider war Violinistin Rikke nicht dabei) mehr als 40 Minuten Spielzeit bekommen, denn dann schafft es mein Lieblingstrack Onbevangen in das Set. So auch hier. Die Leute gingen richtig ab. Zu The Dwarven Chant forderte Sänger Zino eine Wall of Death bis zum Tonpult. Challenge accepted und gewonnen. Leider verpatzten wieder einige den Einsatz, was aber zugegebenermaßen nicht einfach ist, da es in zwei Stufen schneller wird und das gerufene „Wait“ bei ihnen wohl irgendwie unterging. Aber egal. Machte trotzdem Spaß! Auch durfte sich ein weiterer Song von der EP hineinmogeln, nämlich Daughter of the Dawn. Natürlich durften auch Reuzenspraak und elf Minuten voller „pain and epicness“ mit Gevallen in de Nacht nicht fehlen, welches dann auch den Abschluss bildete. Was war das bitte wieder für eine Party?! Dankeschön dafür!

Dann ging es leider, oder hier vielleicht endlich, in die letzte Runde, denn irgendwie hatte sich mittlerweile alles etwas nach hinten verschoben. Black Messiah luden zur letzten Schlacht auf dem Gelände. Spiel- und trinkfreudig wie eh und je spielten sie sich einmal quer durch ihr musikalisches Repertoire. Aber Moment… Da war doch vorher noch das Intro. Das Steiger Lied tönte laut aus den Boxen und versetzte direkt jeden in ein Ruhrpottfeeling. Danke Detty :). Aber zurück. Die Truppe hatte mal wieder richtig Bock und ballerte einen nach dem anderen raus, angeheizt durch die feiernde Meute vor der Bühne. Egal ob es ein Track aus der Anfangszeit, oder ob es ein neueres Stück war, die Bärensteiner zeigten sich erstaunlich textsicher. Mittlerweile hatte sich auch einige der Lagergruppen auf das Infield gesellt, um ordentlich zu feiern. Auch durfte Detty’s Junior wieder einige Songs an der zweiten Gitarre übernehmen, welche er souverän meisterte. Selbstverständlich durften Der Ring mit dem Kreuz und Söldnerschwein nicht fehlen. Bei zweiterem gab sich Beast von Helgrindur die Ehre und enterte die Bühne. Und nein, ohne das Sauflied gehts nicht von der Bühne. Was wäre ein Black Messiah Gig nur ohne den Song? Genau, nix Ganzes! Wir hatten Spaß, und das ist es doch, was zählt. Danke!

Das waren sie nun, die 2. Mittsommernächte Bärenstein. Fanden wir es geil? Ein ganz klares Ja! Wollen wir wiederkommen? Verdammt, unbedingt! Ein liebevoll gestalteter Markt mit abwechslungsreichen Lagergruppen, mit viel Liebe zum Detail. Tolle Unterhaltung außerhalb des Festivalinfields, eine wunderbare Zeremonie und ein, in meinen Augen, richtig starkes Samstagslineup. Das Preis-Leistungsverhältnis der gesamten Veranstaltung fand ich angemessen. Für die teils etwas höheren Preise und den leider dafür recht kleinen Portionen an den Essensständen kann der Verein ja nichts. Aber das haben tatsächlich einige bemängelt. Die Bier- und Bowlepreise passten dafür. Auch wenn wir die Frühstückstaverne nicht genutzt hatten, wurde uns doch zugetragen, dass es dort ordentlich was gab. Von uns eine klare Empfehlung für jeden Fan des buntem Markttreibens und der guten Musik. Dankeschön Asatru Germanitas Miriquidi e.V. für dieses tolle Wochenende, trotz des verregneten Freitags!

 

Über Steffi 197 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, angeschleppt wurde ich von Roksi und Matthias, welche mein Interesse an der Konzertfotografie geweckt haben. Ich bin bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquility

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