
Freitagmorgen, Lichtenfels – ein nasser Auftakt für einen lauten Tag. Während die letzten Tropfen des nächtlichen Regens noch auf den Zeltdächern trommelten und der Boden unter den Stiefeln leicht matschig nachgab, erwachte das Ragnarök Festival zu seinem zweiten Tag. In der Stadthalle Lichtenfels wartete ein Line-up aus 13 Bands darauf, gesehen und gehört zu werden.
Houle und Ultar
Houle eröffnete den Tag mit einer kraftvollen Show, die das Publikum direkt mit auf eine musikalische Reise nahm. Ihre nautischen Themen wurden durch passende Bühnenbeleuchtung und eine intensive Performance unterstrichen. Die französische Band interagierte sachte mit dem Publikum und begeisterte die zahlreichen Besucher, die schon zu so früher Zeit das Festivalgelände betraten.
Mit Ultar ging es anschließend etwas avantgardistischer weiter. Die sibirische Band zeichnet sich nicht nur durch düstere und atmosphärische Stücke aus, sondern auch durch ihre langsam aufbauenden, sehr langen Kompositionen voller Tiefe und fast schon melancholischer Anmutung. Ein Auftritt, der definitiv einen höheren Slot verdient gehabt hätte.
Houle:
Ultar:
Dark Oath und Tryglav
Mit Dark Oath ging es mit voller Frauenpower am Mikrofon weiter. Ihre Mischung aus Melodic Death Metal und epischen Elementen stellte zu diesem Zeitpunkt eine willkommene Abwechslung gegenüber den vorherigen Bands dar.
Tryglav setzte anschließend auf eine düstere und intensive Performance, die durch kraftvolle Riffs und eine eindrucksvolle Lichtshow zusätzlich verstärkt wurde. Die italienische Band rund um Boris Behara brachte wieder mehr Black Metal auf die Bühne. Mit tiefen Growls und prägnanter Gitarrenarbeit sorgte Tryglav auf überzeugende Weise für zusätzliche musikalische Härte.
Dark Oath:
Tryglav:
Wolfchant und Black Messiah – eine Runde Pagan
Mit Wolfchant ging es weiter, mit einer Band, die quasi zum festen Inventar des Festivals gehört. Die Formation, deren Stil zwischen Folk, Pagan und Melodic Death Metal changiert, ist musikalisch stets eine Wundertüte. Auch wenn sie kürzlich ihr 2007er-Album A Pagan Storm neu veröffentlicht haben, bot ihr Festivalauftritt ein buntes Allerlei aus verschiedenen Alben.
Im Zeichen des Pagan und Black Metals folgte Black Messiah. Die Band aus Gelsenkirchen ist dafür bekannt, nicht in jedem Text einen ernsten Ton anzuschlagen – einige ihrer beliebtesten Stücke sind schließlich Trinklieder. Besonders erfrischend wirkt, dass Sänger Zagan bei einigen Songs die Gitarre gegen eine Violine eintauscht, wie etwa bei Wildsau. Später im Set brachte er außerdem seinen Sohn mit auf die Bühne, der bereits mehrfach an den Saiteninstrumenten ausgeholfen hat. Da war gute Stimmung vorprogrammiert!
Wolfchant:
Black Messiah:
Asenblut und SuidAkra
Wir bleiben im Pagan Metal, denn mit Asenblut kamen weitere alte Bekannte auf die Bühne. Die Band um Sänger Tetzel hat erst vergangenes Jahr ihr fünftes Album Entfesselt veröffentlicht und brachte gleich eine ganze Stange neues Material mit. Neu war auch das Bühnenoutfit von Tetzel, der sich in einem Drachenschädel-Helm und Fellumhang präsentierte und nicht nur den Axt-Mikrofonständer schwang, sondern auch die Rundschilde zum Einsatz brachte.
Mit SuidAkra wurde es anschließend etwas ruhiger. In ihrer Mischung aus Melodic Death Metal, Folk und Black Metal vereint die Band das Beste dieser Genres zu einem kraftvollen Sound, der das Publikum in seinen Bann zog. Durch weiblichen Clean-Gesang im Verlauf des Sets gekrönt, war SuidAkra eine gelungene Abwechslung im Festivalprogramm.
Asenblut:
SuidAkra:
Ellende und Grima – Große Shows
Ellende gehörte für viele Besucher zu den Highlights des Festivals. Die Österreicher lieferten eine eindrucksvolle Darbietung ihres atmosphärischen Black Metals, der zwischen fragiler Melancholie und eruptiver Wucht pendelte. Besonders live entfaltet sich diese Wirkung, denn neben der Musik trägt auch die visuelle Präsentation entscheidend dazu bei: Nicht nur das charakteristische Outfit von Sänger L.G. bleibt im Gedächtnis – auch die gewohnt lichtdurchflutete Show transportiert eine eindringliche, musikalische Düsternis.
Nach ihrer Absage im Vorjahr – bedingt durch Visa- und Einreiseprobleme – kehrten Grima 2025 mit umso größerer Wucht auf die Bühne des Ragnarök Festivals zurück. Das sibirische Duo verwandelte die Stadthalle in eine frostige Klanglandschaft, durchzogen von Naturmystik und tiefer Melancholie. Ihre Mischung aus atmosphärischem Black Metal und folkloristischen Elementen wirkte wie ein musikalischer Schneesturm – apropos Schneesturm: Den gab es auch tatsächlich live auf der Bühne während ihrer Performance.
Ellende:
Grima:
Korpiklaani und Batushka – die Gegensätze
Nach den atmosphärischen und oft melancholischen Klängen der vorangegangenen Bands sorgten Korpiklaani für einen spürbaren Stimmungsumschwung. Mit ihrem unverkennbaren Folk-Metal-Sound brachten sie eine ausgelassene, fast schon feierliche Energie auf die Bühne, die das Publikum sofort mitriss – zumindest den Teil des Publikums, der nicht zu „True“ für diese Ladung Spaß war.
Batushka sind bekannt für ihre theatralischen Auftritte im Stil einer orthodoxen Messe – und auch diesmal präsentierten sie ein beeindruckendes Bühnenbild voller Kerzen, Weihrauch und Ikonen. Allerdings begann ihr Set etwas ungewohnt: Wegen der kurzen Spielzeit musste das gewohnte Eröffnungsritual entfallen, sodass die Band direkt in ihr erstes Stück einstieg – bei bereits brennender Kulisse. Trotz des verkürzten Einstiegs entfaltete sich schnell die volle Wirkung ihrer düsteren Zeremonie.
Korpiklaani:
Batushka:
Antrisch – ein guter Abschluss
Zum Abschluss des Freitags sorgten Antrisch noch einmal für eine ganz eigene Atmosphäre. Mit ihrem alpinen Black Metal brachten sie eisige Klanglandschaften auf die Bühne, die an Gletscher, Sturm und Einsamkeit erinnerten. Trotz der späten Stunde war die Halle gut gefüllt, und viele ließen sich von der kühlen, aber intensiven Stimmung mitreißen. Die Band verzichtete bewusst auf große Showelemente und setzte stattdessen auf musikalische Dichte und eine klare visuelle Linie – kaltes Licht, dichter Nebel und eine zurückhaltende Bühnenpräsenz. Ein würdiger, atmosphärischer Schlusspunkt für einen abwechslungsreichen Festivaltag.
Antrisch:
Bericht und Bilder: Roksana
Mehr zum diesjährigen Ragnarök Festival findet ihr hier:
- Festivalbericht: Ragnarök Festival 2025 – Samstag
- Festivalbericht: Ragnarök Festival 2025 – Donnerstag
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