
Nach zwei Tagen mit einer Vielzahl an Bands und durchgehend guter Stimmung brach am Samstag der dritte und letzte Festivaltag in der Stadthalle Lichtenfels an. Der Tag bot ein abwechslungsreiches Programm mit insgesamt 13 Bands, die von humorvollem Folk-Rock bis hin zu düsterem Black Metal ein breites Spektrum abdeckten. Die Stadthalle Lichtenfels war erneut gut gefüllt; manchmal sogar ein wenig zu gut.
Mourning Wood – zwischen Spaß und Woodies
Der Samstag begann mit einem echten Hingucker: Mourning Wood eröffneten den Tag nicht nur musikalisch, sondern auch visuell mit einem Augenzwinkern. Neben dem Repertoire an Einhorn-Hörnchen, Cowboyhüten und anderen listigen Kopfbedeckungen gab es noch mehr Spannendes zu sehen und zu hören. Ihr Set endete mit einem Cover des legendären Fichtl’s Lied – ein regionaler Klassiker, der das Publikum zum Feiern animierte. Der Sänger erschien stilecht in Lederhose, während der Rest der Band grüne, bayrisch anmutende Hüte trug. Zwischen Folk, Rock und Humor gelang ihnen ein Auftakt, der das Publikum bestens auf den Tag vorbereitete.
Warm werden mit Saxorior und Wormwitch
Saxorior brachten danach eine epische Note ins Spiel. Die Band aus Sachsen setzte auf hymnischen Black Metal mit Pagan-Einschlag und überzeugte durch eine kraftvolle Performance. Besonders die Gitarrenarbeit stach hervor – melodisch und doch aggressiv. Ihre langjährige Bühnenerfahrung zeigte sich in einem souveränen Auftritt, der die Halle in nordische Gefilde entführte. Ein gutes Kontrastprogramm zur ersten Band.
Wormwitch aus Kanada lieferten eine düstere Mischung aus Black und Death Metal mit punkiger Energie. Ihre kompromisslose Bühnenpräsenz und der rohe Sound sorgten für eine intensive Atmosphäre. Besonders die Songs vom aktuellen Album Wormwitch entfalteten live eine Wucht, die das Set der Band dominierte. Ihre dunkle Ästhetik und die unbarmherzige Dynamik machten sie zu einem der aggressivsten Acts des Tages.
Eïs und Obscurity – Gegensätze funktionieren
Eïs zeigten sich in ihrer aktuellen Formation nach dem nostalgischen GEÏST-Set vom Donnerstag. Ihr atmosphärischer Black Metal war dicht und melancholisch, getragen von klagenden Gitarren und eindringlichem Gesang. Die Band schaffte es, eine fast sakrale Stimmung zu erzeugen – ein Moment der Ruhe und Tiefe im Festivaltrubel. Besonders die Stücke aus Galeere wirkten live noch eindringlicher und zogen das Publikum in ihren Bann.
Obscurity brachten wieder Bewegung in die Menge. Mit ihrem bergischen Pagan Metal und martialischer Bühnenpräsenz lieferten sie eine gewohnt kraftvolle Show. Die Band wirkte spielfreudig und energiegeladen, während Klassiker wie Todesengel und Bergischer Hammer das Publikum zum kollektiven Headbangen animierten. Ihre Verbundenheit zur bergischen Heimat war spürbar und verlieh dem Auftritt eine authentische Note.
Oceans und Groza
Oceans überraschten mit einem modernen Sound zwischen Post-Metal und Melodic Death. Ihre emotionalen Songs und die eindringliche Performance schufen eine fast introspektive Stimmung. Besonders die Kombination aus cleanem Gesang und harten Breakdowns sorgte für Begeisterung – ein Auftritt, der das Publikum spaltete, denn während ein Teil diesen Genre-Mix feiern konnte, konnten andere damit nichts anfangen. Die Band zeigte sich experimentierfreudig und war sich ihrer Wirkung bewusst, gab sich jedoch jede Mühe das Publikum, abzuholen – mit Erfolg.
Groza setzten auf kompromisslosen Black Metal. Düster, intensiv und mit hypnotischer Lichtshow entfalteten sie eine Atmosphäre, die tief unter die Haut ging. Ihre Show war ein Ritual – roh, ehrlich und verstörend schön. Die Band zeigte sich technisch versiert und emotional aufgeladen, was das Publikum in ihren Bann zog. Besonders die Stücke vom Album The Redemptive End wirkten live noch bedrohlicher.
Rotting Christ und Månegarm – ordentliche Highlights vor den Headlinern
Rotting Christ lieferten einen der stärksten Auftritte des Tages. Die Griechen präsentierten ihren okkulten Black Metal mit viel Routine und starker Bühnenpräsenz. Sakis Tolis führte souverän durch das Set, das mit Songs wie 666 und P’unchaw kachun- Tuta kachun überzeugte. Die Band spielte fokussiert und ohne viel Schnickschnack, das Publikum reagierte mit Begeisterung und viel Bewegung in den ersten Reihen.
Månegarm brachten mit ihrem Folk Metal eine spürbare Auflockerung ins Programm. Die Mischung aus harten Riffs und melodischen Elementen funktionierte gut, besonders die Violine setzte eigene Akzente. Die Band zeigte sich publikumsnah, animierte zum Mitsingen und sorgte für eine ausgelassene Stimmung.
Hier kommen die Headliner: Satyricon und Behemoth
Dann war es Zeit für einen der Headliner: Satyricon. Die Norweger lieferten eine Show, die zwischen leichten Avantgarde und Black Metal pendelte. Satyr und Frost wirkten unnahbar und doch präsent, während Songs wie Mother North und Now, Diabolical die Halle in eine andere Welt versetzten. Ihre Performance war kühl, präzise und dennoch hypnotisch. Die minimalistische Inszenierung unterstrich die Düsternis ihrer Musik.
Der zweite Headliner des Abends, Behemoth, entfesselte ein infernales Spektakel. Pyrotechnik, Licht und Sound verschmolzen zu einer apokalyptischen Vision. Nergal war der dunkle Zeremonienmeister, und das Publikum folgte ihm bereitwillig in die Finsternis. Blow Your Trumpets Gabriel und O Father O Satan O Sun! waren nicht nur Songs – sie waren Mantras. Die Show war bis ins Detail durchinszeniert und ließ keinen Zweifel an Behemoths Status als Live-Giganten.
Das schwedische doppel – Thyrfing und Wormwood
Thyrfing übernahmen danach mit ihrem epischen Viking Metal. Die Schweden lieferten eine kraftvolle Show, die zwischen Melancholie und Kampfgeist pendelte. Besonders Jordafärd entfaltete live eine monumentale Wirkung – getragen von nordischer Seele und rauer Energie. Ihre Musik wirkte wie ein Echo alter Sagen, das durch die Halle hallte.
Den Abschluss bildete Wormwood – und was für einer! Die Schweden vereinten Black Metal mit atmosphärischen Klanglandschaften und einem Hauch Post-Rock. Ihre Show war wie ein letzter Blick in die Nacht: melancholisch, erhaben und voller Sehnsucht. Stjärnfall und The Gentle Touch of Humanity waren emotionale Höhepunkte, die das Festival würdig beschlossen. Die Band verabschiedete sich mit einem stillen, aber eindringlichen Finale.
Bericht und Bilder: Roksana
Mehr zum diesjährigen Ragnarök Festival findet ihr hier:
- Festivalbericht: Ragnarök Festival 2025 – Freitag
- Festivalbericht: Ragnarök Festival 2025 – Donnerstag
Antworten