Anfang April fand in Lichtenfels das Ragnarök Festival statt. An drei Tagen spielten 22 Bands aus verschiedenen Ländern auf den zwei Bühnen in der Stadthalle Lichtenfels. Wir waren für euch vor Ort und möchten euch heute von dem letzten Tag, den Samstag, berichten. Viel Spaß beim Lesen!
Um die 300 Recken versammelten sich zur frühesten Stunde an diesem Samstag, um zusammen die erste Band zu begrüßen. Mächtige Hornstöße kündigten das Erscheinen von Vansind an, ein junges Projekt aus Dänemark. Hervorheben möchte ich die beiden Musikerinnen Line Burglin und Rikke Klint Johansen, welche den kräftigen und schmetterten Sound der Band etwas Hinreißendes und episches verliehen. Zusammen mit Joachim Asmussen bildet Line Burglin das Duo am Gesang und sie ergänzten sich durch die unterschiedliche Tonalität und besonders ihr heller, weitreichender Gesang enthob die Musik aus dem eisernen Griff der brachialen Akkorde. Rikke Klint Johansen spielte abwechselnd (oder gleichzeitig) am Keyboard, Dudelsack und der Thin Whistle. Ihr Spiel verlieh der Musik einige melodiöse und packende Abschnitte. Die Zuschauer sprangen und headbangten während des kurzen, aber knackigen Gigs von Vansind. Diese Band werde ich weiter verfolgen, da ich noch nicht genug von deren Musik habe.
Der zweite Act des Tages war das Solo-Projekt Ellereve von Elisa Giulia Teschner, welche gleichzeitig die Frontfrau der Band Varo ist. Erst letztes Jahr hat sie ihr erstes Album unter Ellereve veröffentlicht und wir durften sie ein Jahr später auf dem Ragnarök Festival live erleben. Die Musik bewegte sich zwischen Dark Pop und Gothic Metal, mit Synthesizer und wuchtigen Gitarrenriffs. Eine düstere und leicht melancholische Musik mit einigen rasanten, treibenden Passage. Elisa Giulia Teschner als Sängerin war akustisch und visuell eine Wucht. Mit ihrer kräftigen Stimme konnte sie mich und viele Besucher vor der Bühne von sich überzeugen und mit welcher Leidenschaft sie ihren Gesang darbrachte, war großes Kino. So lag sie bei einem Lied auf der Bühne und streckte die Arme gen Himmel und das, ohne den Gesang zu unterbrechen. Ähnlich wie The Vision Bleak war auch Ellereve ein purer Kontrast zu den anderen Acts und ihrer Musik auf diesem Festival und dieser war für mich eine erfrischende und willkommene Abwechslung.
Die Band Sagenbringer feierte an diesem Tag einen besonderen Auftritt, denn ihr zweites Album Zeit der Geschichten wurde erst am Vortag released. Die Fans der Band versammelten sich voller Vorfreude in der Halle und blickten mit breitem Lächeln zu der Bühne hinauf. Eine Stimme aus dem Off erzählte eine mystische Geschichte und der Sänger erschien mit Holzstab und großen Buch auf der Bühne, um die Worte vom Band stumm mitzusprechen und so die Rolle des Erzählers einzunehmen. Als weitere Requisite wurde ein menschlicher Schädel mit Geweih hochgehalten, während die anderen Musiker ebenfalls die Stage betraten. Dann begann das Konzert und vom ersten Ton an wurde die Feier rund um den Release wild gefeiert. Die Schaumstoffschwerter vom vorigen Tag wurden wieder über den Köpfen des Publikums geschwungen. Für das Lied Draugr wurde dem Sänger ein altes, bemaltes Rundschild gereicht und die Ballade um diesen Wiedergänger endete mit einem Lichtermeer aus Handylichtern und Feuerzeugen. Danach gab es noch die Party-Kracher Marke Sagenbringer, Trolltaverne und Metdrache, gleich im Doppelpack hintereinander. Für die Taverne wurden aufblasbare Krüge in angemessener Größe von der Bühne geworfen. Diese Krüge sollten später wiederholt bei anderen Bands über die Crowd geworfen werden. Als Abschluss gab es noch den neuen Titel An die Ruder, damit die Seeleute im Publikum sich auch nochmal kräftig austoben konnten. Mit diesem Titel überzogen die Musiker die Zeit ihres Auftrittes, aber das sei ihnen verziehen, immerhin hatten sie was zu feiern. Danke Sagenbringer für die ausgelassene Party.
Nach dem ausgelassenen Hüpfen bei der vorherigen Band wurden wir beim nächsten Konzert abgekühlt und das weit unter den Gefrierpunkt. Ein gnadenloser, schwedischer Winter hat in Lichtenfels Einzug gehalten und mit ihm schritten die Musiker von Istapp auf die Bühne. Diese waren in dicke, graue Mäntel gehüllt und trugen dazu weiß-graues Make-Up mit blutigen Akzenten, welches die Illusion von erfrorenen Wiedergängern suggerierte. Die eisige Symbolik endete nicht bei den Musikern. So standen Banner mit gepfählten Personen verschiedenen Geschlechts in einer Schneetundra auf der Stage und gepfählte Köpfe waren um das Drumkit angeordnet. Selbst der Mikrofonständer bestand aus verschweißten Kettengliedern, die wie eine große Schneeflocke angeordnet sind. Diese brutale und frostige Stimmung wurde von der Musik weiter verstärkt. Istapp spielen einen atmosphärischen, düsteren und zum Teil auch melodischen Black Metal. Schnittige Riffs zogen Böen gleich durch die Halle und ließen die Zuschauer frösteln. In der zweiten Hälfte kam es dann zu einer unangekündigten Überraschung: Der Frontmann der Band Eïs, Florian Dammasch aka Albion, erschien auf der Bühne und sang in einem Lied im Duett mit Frontmann Henrik Myrén. Eine gelungene Überraschung und es rundete den gelungenen Auftritt weiter ab.
Um genau 15 Uhr begann der Auftritt von Horn und die erste Ansage von Frontmann Nerrath beschrieb den folgenden Auftritt akkurat: „15 Uhr und Vollgas.“ Die Band spielt eine geschickte Kombination aus Black Metal und Rock. Die Lieder sind langatmig und haben tragende, atmosphärische Passagen, die von melodischen, knackigen Parts abgelöst werden, welche die Nackenmuskulatur zu ausgiebiger Bewegung animierten. In der Mitte der Setliste war eine Überraschung für die Besucher versteckt: Am Tag des Auftrittes wurde das Musikvideo zu dem Lied Daudsaom veröffentlicht, der erste Song vom kommenden Album der Band. Wir bekamen auf dem Ragnarök einen Vorgeschmack zu der neusten Produktion aus der Feder von Nerrath. Gegen Ende gab es auch noch einen witzigen Versprecher, als der Frontmann ein Lied vom Album Naturkraft ankündigte und sich dabei in der Zeile verguckte. [Das nächste Lied Satt scheint der Sud der Tat. Das Lied aus dem angekündigten Album war Deutet die Zeichen stehen auf Sturm, welches als allerletztes Lied gespielt wurde. ]Damit endete der Auftritt von Horn auf dem Ragnarök Festival.
Der nächste Act waren die englischen Musiker von Fen, welche ihre Band nach dem heimatlichen Landstrich „The Fens“ benannt haben. Zwar waren weniger Personen in der Halle, aber genug um einen schwarzen See vor der Bühne zu bilden. Genau wie ein natürlicher See reagierten die Besucher auf jede Nuance in der Musik. Dichte, doomige Passagen, atmosphärische Klänge und saubere Parts wechselten sich ab und die Besucher reagierten sofort darauf. Die Köpfe wurden mal schneller, mal langsamer bewegt und manchmal flogen die langen Haare wie aufspritzende Gischt empor. Die gelegentlichen Pausen zum Durchatmen waren bei dem Auftritt besonders intensive Momente für mich, wenn die Akkorde mich gefangen hielten und langsam in die Realität zurückgleiten ließen. Fen hat eine bis dato selten gekannte Klangdichte erzeugt und mich sofort in ihren Bann gezogen.
Auf dem Ragnarök Festival feierte nicht nur Robse den ersten Live-Auftritt, sondern auch das Projekt Non Est Deus von Noise, dem Begründer und Frontmann von Kanonenfieber. Das Thema dieses Projekt ist es, die Gewalt und die Grausamkeit, welche sich hinter der Religion verstecken kann, den Besuchern aufzuzeigen und genau wie bei Kanonenfieber wurde dies mit einer theatralischen Inszenierung unterstrichen. Bevor es überhaupt anfing, standen bereits Mitglieder der örtlichen Feuerwehr am Eingang zum Graben und das sollte ein Hinweis auf die folgende Pyroshow sein. Dann wurde der Vorhang gelüftet und als Erstes fiel mir das große, hölzerne Kreuz vor dem Drum und die kreuzförmigen Mikrofonständer auf. Die Musiker waren in lange, beige Gewänder mit Kapuze gekleidet und begannen ohne Ansage mit dem Konzert. Beim dritten Lied Fuck your God wurde Noise vom religiösen Wahn gepackt, den auf einmal rannte er screamend über die Bühne, während vor und hinter ihm Nebelmaschinen und die erhoffte Pyroshow zündete. Im Verlauf der Show wurde die erste Reihe an der Bühne mit Weihwasser und heiligen Zorn gesegnet und in einem bemächtigten Moment wurde Noise mit einer Dornenkrone gekrönt. Diese Zeremonien wurden jeweils mit dem geschlagenen Kreuz vor der Brust abgeschlossen. Den Abschluss der ersten Black Metal-Messe in Lichtenfels bildete das Abendmahl für den Bassisten. Noise reichte ihm Oblate und Kelch, während die Dornenkrone weiterhin auf sein Kopf ruhte. Frisch gestärkt, mit dem dunklen Glauben in unseren Herzen, endete auch der Auftritt von Non Est Deus.
Letztes Jahr wollten Cruachan am Eurovision Song Contest teilnehmen, aber dies wurde ihnen verwehrt. Die Beteiligung am Ragnarök Festival wiederum wurde mit viel Freude aufgenommen. Unter lautem Jubel begann ihr Konzert. Die Musiker trugen, passend zu ihrem kulturellen Hintergrund, allesamt Kilts und Audrey Trainor an der Violine ein langes, grünes, mittelalterliches Kleid. Zum Auftakt, und um die Besucher auf den Auftritt einzustimmen, spielten die Musiker ein instrumentales Intermezzo, ohne Gesang. Da fingen die ersten mutigen Seelen an ihr Haupthaar rhythmisch zu schütteln. Die Bewegungsfreude steigerte sich von Lied zu Lied, bis sich ein großer Circlepit in der Mitte der Halle ausbreitete. Es wurde auch die bereits bekannten Schwerter und so manch ein Krug von Sagenbringer wild durch die Luft geschüttelt. Cruachan vertont seit 1992 irische Sagen und das mit einer Mischung aus brachialen Black Metal Akkorden, tiefen Screams und einer energetischen Geige. Audrey Trainor mit ihrem Instrument rundet die schweren Riffs mit ihrem Spiel ab und verleiht der Musik eine gewisse Verspieltheit, die aus meiner Sicht diese aus dem brutalen Sumpf des Tages hervorhebt. Die Arme der Zuschauer glitten ausgestreckt von links nach rechts und auch bald endete diese Reise in die irische Sagenwelt mit Cruachan.
Es folgte der zweite Auftritt von Nordjevel, den wir dieses Jahr im Team erleben durften. Auf dem Dark Easter Metal Meeting hat mich ihr Auftritt von dem ersten Moment in den Bann gezogen und so war es auch diesmal wieder. Ein großes Bild im Stil eines Kupferstiches, welches ich sofort mit einem Werk von Gustave Doré assoziierte, thronte über dem Drummer. Rotes Licht umspülte die Musiker mit ihren grausigen Corpsepaint, den Lederjacken und Killernieten. Die Musik von Nordjevel kann als ein grausamer, brachialer Black Metal mit Anleihen zum Death Metal beschrieben werden. Besonders die Stimme ihres Sängers Doedsadmiral fand ich beeindruckend, da ich selten einen Sänger mit so einem dämonischen Scream gehört hatte. Die Musik baute einen unglaublichen Druck in dieser großen Halle auf, welchem ich mich zu keinem Augenblick entziehen konnte. Für Freunde des Raw Black Metal ist Nordjevel eine echte Empfehlung und war auf diesem Festival ein Highlight.
Nach dem schwarzen Vorhof zur Hölle führte uns die darauffolgende Klangreise in die Ferne, mit hohen Bergen und tiefen, dunklen Wäldern. Die Athmosperic Black Metal-Band Heretoir trat auf dem Ragnarök auf und der Auftritt war eine Berg- und Talfahrt der Emotionen. Das Markenzeichen der Band sind Tempo- und Stimmungswechsel innerhalb der Lieder. So peitschten im ersten Moment das brachiale Drum und metallische Akkorde durch die Halle und im nächsten Moment fuhr das Tempo runter und es wurde ruhig und bedächtig in den Songstrukturen. In den Momenten der Zärtlichkeit verwandelten sich die Besucher vor der Bühne in eine Landschaft bedächtig nickender Köpfe und die Stimme des Sängers gleitet, einem Windhauch gleich, über sie hinweg. Es war die vor Verzweiflung durchtränkte Stimme von Eklatanz, welche wie ferne Vogelschreie den Zuhörer durch die Musik leitete. Meine Highlights waren die Lieder von den Alben Wastelands und Nightsphere, zu dem wir beide auch jeweils ein Review verfasst haben. Durch das Verfassen der Reviews habe ich ein besonderes Band zu den Liedern geschlossen und dementsprechend war der Auftritt von Heretoir ein besonderes Highlight und bestimmt war ich mit der Meinung nicht allein.
Den Preis für das schönste Opening gewann an diesem Tag eindeutig Saor, das musikalische Projekt von Andy Marshall. Die Bühne wurde in dunkles Blau getaucht und begleitet von den melodischen Klängen aus den Lautsprechern. Die Bandmitglieder sammelten sich an ihren Plätzen und Andy Marshall erschien als letzter, mit einem Becher in der erhobenen Hand. Nebel entströmten den Maschinen und hüllte die gesamte Band ein. Der Auftritt war eine spezielle Show, in dem das gesamte Album Aura gespielt wurde. Dementsprechend benötigte es keine Ansagen. Es gab nur die Musik, in welche hunderte Besucher eintauchten und sich darin verloren. Wie in Trance wankten die Personen vor der Bühne und mehr Augen waren geschlossen als geöffnet. Der Athmosperic Black Metal von Saor verwandelte die Halle in einen Sturm der entladenen Emotionen. Dies liegt an den langen, tragenden Riffs, die ausladenden und ausdrucksstarken Melodien und den Gesang. Zusätzlich zum Gesang von Andy wird die Musik dabei stark vom weiblichen Gesang von Ella, von der Band Ephemeral geprägt, die ebenso diverse Flöten und Dudelsack spielt und mit ihrem Spiel den Black Metal weich und sanft abrunden kann, ohne dass dieser seine Stärke verliert. Die Darbietung des gesamten Aura Album wurde mit gewaltigem Applaus gewürdigt und diesen Applaus hat sich Saor redlich verdient.
Ein bedrohliches, aggressives Flötenstück, welches sich in seiner Dramatik immer weiter hochschraubte, spielte aus den Lautsprechern und kündigte das Erscheinen der Band Kampfar an. Kaum ergriffen die Musiker ihre Instrumente, wurde das Opening mit einer Black Metal-Kampfansage hinweggefegt. Die Instrumente kreischten auf und der Sänger brüllte auf eine ungeahnt wütende, tiefe Art ins Mikrofon. Wir durften sie wenige Wochen zuvor auf dem Dark Easter Metal Meeting als Afterheadliner erleben und auch diesmal war der Auftritt auf dem Ragnarök Festival wieder eine Wucht. Dies empfanden die Besucher ebenfalls, da sich kurz nach dem Beginn ein kleiner, aber wahnsinnig brutaler und bewegungsfreudiger Moshpit direkt vor der Bühne gebildet hatte. Dieser Höllenkessel wurde mit jedem Lied größer und größer, bis Kampfar einen inszenatorischen Break vollführten. Bis auf den Drummer verließ die Band die Bühne und dieser begann mit einem wuchtigen Solo. In das tiefe Wummern der Drums erschien der Frontmann mit einer Fackel, schwenkt sie langsam durch den Raum und erhellte damit die Bühne. Die anderen Bandmitglieder erschienen, begannen erneut ihr Spiel und der Sänger beteiligt sich als letztes, nachdem er die Fackel weggebracht war. Kaum heulten die Instrumente auf, da begann auch wieder der Moshpit. Kampfar hatten eine großartige Show gespielt, welche die Halle ein weiteres Mal zum Beben brachte.
Am Samstag gab es eine spontane und überraschende Änderung im Line-Up: Die Band Origin und Primordial tauschten ihre Plätze, da es zu Verspätungen in der Anreise der irischen Band kam. Dementsprechend durften wir die eigentlichen After Headliner vorab erleben. Origin war zum Zeitpunkt des Konzertes auf Tour mit Marduk und spielten dort als Vorband. Diese Aufgabe durfte die Band auch auf dem Ragnarök Festival erfüllen. Mit ihrem Technical Death Metal produzierten Origin einen Sound einer bis dato unerreichten Brutalität, Aggressivität und Virtuosität. Besonders ihr Bassist Mike Flores war eine Bestie an seinem Instrument! Selten habe ich einen so beeindruckenden Musiker erlebt. Die Musik steckte die Zuschauer rasant an und der entstandene Moshpit eskalierte komplett. Angst vor einem Moshpit zu spüren, war für mich eine neue Erfahrung, aber dieser kreisrunde Fleischwolf lehrte mich das fürchten. Zusammenfassend kann man sagen, dass Origin mit einem beeindruckendem Act bezüglich Musik und Atmosphäre herausstach.
Vor dem eigentlichen Auftritt der Headliner die erste Überraschung: Die Bands wechselten sich im Lauf des Festivals mit den Bühnen ab und so spielten abwechselnd die Musiker auf der linken und auf der rechten Bühne. Marduk blieb auf derselben Bühne wie Origin, weil die Bands zusammen touren und somit das gleiche Schlagzeug und dieselbe Technik verwendeten. Dies wurde spürbar, als die einzelnen Schläge der Drums einen bis auf den Tribünen hoch noch durch die Knochen fuhren. Marduk ist live eine wahre Tötungsmaschine in allen Bereichen. Die Drums klangen wie eine bösartige Artillerie und der Gitarrist schien mehr ein mattschwarzes Maschinengewehr als ein Instrument zu verwenden. Der Raw Black Metal der Band war drückend und stanzte sich mit jeden Ton tiefer in mein Gehör rein. Diese Zurschaustellung von Old School Black Metal krönte das Festival auf eine brutale Art und Weise.
Nachdem sich die Halle merklich gelichtet hatte, blieben wenige Mutige vor der Bühne stehen, um den ungeplanten After Headliner zu erblicken. Hinter dem verschlossenen Vorhang konnte man den Frontmann hören, wie er seine Stimme zu Iron Maiden aufwärmte. Nicht gerade die Sorte Musik, wofür Primordial bekannt ist, aber ein schöner Moment für Freunde der englischsprachigen Band. Wir durften die Iren letztes Jahr auf dem Dark Troll Festival live bewundern und dementsprechend war die Vorfreude im Team umso größer. Ähnlich wie Cruachan beschäftigt sich Primordial mit der irischen Geschichte, aber fokussieren sich in den Texten auf ihre dunklen Momente wie Hungersnöte, Seuchen, Kriege, Rebellion und den Tod selbst. Die Band betrat die Bühne und das Zentrum der Aufmerksamkeit war ihr Frontmann A.A. Nemtheanga, mit dem weiß geschminkten Gesicht und dem Galgenstrick um den Hals. Dieser pilgerte während des gesamten Auftrittes unruhig über die Bühne und schleifte dabei seinen Mikrofonständer hinter sich her. Wie ein umtriebiger Rachegeist aus alter Zeit dekorierte er seinen Gitarristen bei dem Lied To Hell or the Hangman mit dem Strick um den Hals. Die atmosphärische, düstere Musik bot einen guten Abschluss für das Festival und eher ungewollt wurde Primordial zu einem guten After Headliner.
Der Samstag war mit 15 Bands ein Schwergewicht von einem Festivaltag, bot aber viele Überraschungen, Premieren und Abwechslung im Line-Up, um zu einem beeindruckenden letzten Tag für das diesjährige Ragnarök Festival zu werden. Wir sind auf die nächste Runde im Jahr 2025 gespannt und werden hoffentlich wieder für euch vor Ort sein.
Kommentar von Steffi:
Mein Highlight des Samstags war eindeutig SAOR. Ich durfte dieselbe Show schon auf dem Mead & Greed Festival dieses Jahr erleben und schon da hatten sie mich damit komplett in ihren Bann gezogen. Und eben da hatten sie auch aus Versehen Frontlicht, was mich allerdings sehr begeistert hatte, denn so sah man endlich mal die Emotionen und die Leidenschaft in den Gesichtern der Musiker! Leider hat sich dieses Versehen nicht wiederholt und das Frontlicht war auf dem Ragnarök wieder gestrichen. Das fand ich sehr schade und hätte den Auftritt noch etwas intensiver gemacht, als er eh schon war. Auch werde ich nicht müde zu betonen, dass Ella der Band richtig guttut. Sie bringt Frische und Abwechslung in die Musik, zumal live gespielte Instrumente immer schöner sind als die Instrumentenspur vom Band.
Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt von Non Est Deus. Meine Güte, das war optisch schon ’ne Ansage! Aber auch musikalisch lieferten die Jungs richtig ab. Ich war im Vorfeld echt gespannt und wurde nicht enttäuscht. Das war ein ziemlicher Abriss!
Aber auch Primordial lieferten wieder richtig ab! Ich glaube, schlecht können die einfach nicht. Schade, dass sie zum Schluss spielen mussten, denn die Luft war bei mir dann schon ziemlich raus! Ebenfalls konnten mich Cruachan und Vansind überzeugen. Auf die beiden folkigeren Bands hatte ich mich auch sehr gefreut, stellten sie doch eine Abwechslung im Billing am Samstag dar.
Antworten