Festivalbericht: Waldpark Open Air 2025

Pixonstage

Alle Jahre wieder geht es nach Mutterstadt zum Waldpark Open Air, so auch am 11.10.2025. Die Walderholung Mutterstadt bietet immer wieder ein besonderes Flair: in der Grillhütte spielt die Musik, auf dem dazugehörigen Spielplatz steigen an diesem Tag gleich drei Kindergeburtstage. Die vielen Bänke und Tische bieten genug Gelegenheiten zum Sitzen und Plaudern, man kann natürlich auch die Waldwege entlang spazieren. Cheffe Becht und sein Team konnten auch in diesem Jahr wieder ein tolles Line-Up auf die Beine stellen und konnten mit einem neuen Konzept punkten: nach dem Best-Of des vergangenen Jahres, durften in diesem Jahr Debütanten ans Werk. Abgesehen vom Headliner Fragments of Unbecoming spielte noch keine der anderen Bands auf dem Familientreffen der Rhein-Neckar Szene. Das Programm bestand aus Skogamor, Main Act Killers, Souldevourer, Cassian, Virocracy, Woolf Mountain, Fisted Mister und Fragments of Unbecoming. Für reichlich Abwechslung war definitiv gesorgt, aber nun hinein ins Geschehen. 

 

Skogamor – eine doppelte Premiere 

Das Waldpark Open Air startete direkt mit einer Premiere, denn Skogamor aus Mannheim spielten ihren ersten Auftritt überhaupt. Und das taten sie wirklich sehr souverän und konnten mit einer Mischung aus Melodic Death und Black Metal punkten. Sänger Philipp fiel mit einer starken stimmlichen Performance positiv auf und auch Yannik, Hannes und Thomas an den Instrumenten machten ihre Sache wirklich sehr gut. Die sechs gebotenen Songs kamen in der bereits gut gefüllten Grillhütte gut an. Allgemein waren Skogamor also ein absolut würdiger Opener des diesjährigen Festivals und man darf gespannt sein, was das Quartett in Zukunft noch auf Lager hat. Vielversprechend war es alle Mal und in anschließenden Gesprächen erwiesen sie sich als super sympathisch. Hut ab. 

Setlist Skogamor: Hell in Me // Cursed by the Damned // Parasites // Touch of Malice // Desolation // Ablaze 

Main Act Killers – Humor und Rock’n’Roll 

Als Zweites gingen Main Act Killers auf die Bühne und sorgten für etwas Kontrastprogramm. Zu hören bekamen wir nun Rock’n’Roll der wirklich ehrlich und authentisch dargebotenen wurde. Sie nahmen das Ganze insgesamt mit viel Humor und kamen ebenfalls gut an. Sie sorgten für die erste Ballade des Abends, die ihr Drummer nutzte, um die Biervorräte seiner Kollegen aufzufüllen. Auch sie verstanden ihr Handwerk und wurden nach dem letzten Song mit vielen Päckchen Gummibärchen beworfen. Trotz des musikalischen Kontrastes war auch das ein guter Auftritt. Erst 2023 gegründet wirkte der Auftritt sehr routiniert, die acht Songs hatten alle miteinander Hand und Fuß. Manchmal braucht es auch einfach gar nicht viel, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. 

Setlist Main Act Killers: Liquid // DGMW // Solitude // Never // You Suck! // Glass of Water // Monica // Danzig 

Souldevourer – Pfälzer Abrissunternehmen 

Nun wurde also die Nacht der Balladen eröffnet, denn Souldevourer aus Kaiserslautern waren am Drücker. Krachender Old School Death Metal stand nun auf der Speisekarte und dieser schmeckte besonders lecker. Eine halbe Stunde lang prügelten sie sich schonungslos durch das Set und rissen die Grillhütte so richtig ab. Was wäre das Waldpark ohne bekannte Gesichter? Hansi und Patrick an den Saiteninstrumenten traten bereits mit Moronic und Moonshine Grinder in der Walderholung auf und nun kehrten sie zurück. Und wie. Immer getreu dem Motto „wir scheißen auf alles“ hatten sie auch Cover Songs am Start, genauer gesagt Sagenwelt von Totenmond und ein kurzes Wo? von Beethoven. Sänger Oliver überzeugte mit seiner Gesangsleistung und verlieh dem Sound ein besonders fieses Feeling, während Heiko das Schlagzeug akustisch auseinander nahm und wieder zusammenbaute. Insgesamt wussten sie auf ganzer Linie zu gefallen, das war einfach herrlich. So muss Death Metal einfach sein und obendrein sorgten Souldevourer mit sensationell fairen Merch-Preisen für eine angenehme Überraschung in der kommerziellen Konzertlandschaft. Zwei T-Shirts und drei CDs für insgesamt 35€. Wo bekommt man das heutzutage noch? Man kann vor diesen Herrschaften einfach nur seinen Hut ziehen. 

Setlist Souldevourer: Ein Marsch // The Grave // Bloodwine // Khaoz Lords // Unplugged Apanatschi // Rot in the Sea of Flames // Taste of Decay // Entrance to the Infernal Empire // Sagenwelt (Totenmond Cover) // Wo? (Beethoven) // Blood on my Hands // Wir scheissen auf alles 

Cassian – Frischer Wind im Genre-Parkour 

Der muntere Genre-Parkour sprang nun eins weiter und mit Cassian aus Worms wurde es weitaus moderner. Der Vierer bewegte sich in Richtung Post Hardcore/Alternative Metal und sorgte für frischen Wind. Mit gekonnten Clean Vocals und gelegentlichen Shoutings kamen auch sie gut beim Publikum an. Wie schon ihre Vorgänger Souldevourer wurden auch Cassian zum Spaß für die ganze Familie, denn wie es beim Waldpark üblich ist, fanden sich auch einige Kinder vor der Bühne wieder, die gespannt das Treiben der Musiker beobachteten und ihren Papa auf der Bühne unterstützten. Von den sieben gespielten Songs sind erst vier im Streaming verfügbar, man darf gespannt sein, was die Band demnächst an Releases in der Hinterhand hat. Cassian machten eine gute Figur und waren die nächste positive Überraschung an diesem Tag. 

Setlist Cassian: Sparks // Touching Flames // Dust // Weight of the World // Wings // Mirrors // True Believer 

Virocracy – spielerische Spitzenleistung 

Nun wurde es etwas voller auf der Bühne, denn Virocracy aus der Stuttgarter Ecke waren die erste Band mit mehr als vier Musikern. Aus den Boxen donnerte nun erneut Melodic Death Metal, der auch technisch hochwertig dargeboten wurde. Sängerin Anika glänzte mit einer großartigen Leistung und auch ihre Kollegen an den Instrumenten zeigten sich in Höchstform. In der Grillhütte selbst wurde es nun zunehmend voller und die anwesenden Leute zeigten sich sichtlich begeistert von Virocracy, die den nächsten tollen Auftritt lieferten. Mit ihrer Setlist bedienten sie in erster Linie ihr letztes Album Ecophagia, doch auch das erste Album Irradiation durfte nicht fehlen. Für mich wurde der Auftritt zu einem Wiedersehen, denn Virocracy waren die einzige Band im Line-up, die ich bereits gesehen habe, in Schifferstadt, gerade einmal zwei Orte weiter. Erneut wussten sie zu überzeugen. 

Setlist Virocracy: Intro // Devolution // Uproot // Solitude // Ecophagy // Dysplasia 

Woolf Mountain – If you like Piña Coladas

Weiter ging der wilde Ritt mit Woolf Mountain und nun zierten zwei Störtebeker Kästen das Bühnenbild. Diese fungierten als Nebelscheinwerfer, die Band hatte sich für die Geruchsrichtung Piña Colada entschieden und so bekam die Performance eine zusätzliche Note. Aber auch optisch sorgte der Nebel für eine passende Atmosphäre. Musikalisch gab es schwer stampfenden Stoner/Doom Metal der wirklich großartig aus der Anlage drang. Und auch hier gab es bekannte Gesichter zu sehen. Zum einen stand der Bassist von Cassian erneut auf der Bühne, zum anderen war da Sänger Balu, der die letzten beiden Jahre bereits als Balu Solo auftrat. Diesmal also mit ganzer Band und auch dieser Auftritt war ein richtig starker. Hier stimmte wirklich alles und auch das Publikum kam auf seine Kosten, Balu schenkte Whisky an die vordere Reihe aus. Der Nachwuchs stand diesmal seitlich auf der Bühne, irgendwann deckten sich die Kids mit den Aufklebern vom Merchstand ein und hielten diese immer wieder hoch. Ja, auch Woolf Mountain waren wirklich sehr stark und kündigten für Anfang November ihr Debütalbum an. 

Setlist Woolf Mountain: Intro // Woolf Mountain // The Ghoul // Three Witches // All my Sins // Master of the Universe // Chances // Incoming Signal // Black Woolf Pack 

Fisted Mister – was passiert hier?

Es ging nun in die heiße Phase und Fisted Mister aus Jena betraten die Bühne. Nun wurde es also eher speziell, aber erstmal zum Musikalischen. Wir bekamen eine interessante Mischung aus Punk Rock und Rock’n’Roll zu hören, die sehr zum Tanzen einlud. Allerdings wirkten nur noch Bassist und Drummer wirklich zurechnungsfähig, Sänger und Gitarrist waren es definitiv nicht. Ihr Sänger lag irgendwann auf der Bühne, wenn er nicht gerade durchs Publikum ging und von dort aus weiter sang. Wir bekamen neben viel nackter Haut auch das ein oder andere Bierflaschen Gitarrensolo zu sehen, Fisted Mister waren irgendwas zwischen künstlich hochwertig und absolut nicht beisammen. Doch vielleicht war genau das der Trick dabei, denn Becht verriet, dass das genau so sein müsse. Musikalisch war das wirklich gut, was Fisted Mister da mitgebracht hatten, lediglich die Show war wohl etwas gewöhnungsbedürftig.  Definitiv eine interessante Erfahrung, dieser vorletzte Auftritt.

Setlist Fisted Mister: Armageddon // Hot, Wet, Fett // Masterfacker // Christ // Liberator // Go on fighting // Dämm // Spinne // Fever // Bill // Go! // Elder Lady // Tearing down the Wall // Metall-Zähne // Gold Liver

Fragments of Unbecoming – der krönende Abschluss 

Das große Finale stieg dann mit dem Headliner Fragments of Unbecoming, die nochmals ein eindrucksvolles Melodic Death Metal Brett auf Lager hatten. Mit jeder Menge Spielfreude und einer ausdrucksstarken Show bewegten sie sich gekonnt zwischen älteren und neuen Songs ihrer Diskografie. Besonders Sänger Sam bot mit Gestik und Mimik eine großartige Performance, die der Rest der Band mit einer starken Spielweise untermalte. Sie waren die einzige Band des Tages, die bereits beim Waldpark Open Air spielten, jedoch vor 20 Jahren. Nun kehrten sie also zurück und brachten auch endlich den ersten Pit in Gang. Dieser wurde vor allem zu einem Circle Pit, durch den auch eine Sexpuppe getragen wurde (ja wirklich). Natürlich hatten sie ihr neues Album Dawnbringer im Gepäck, doch auch ältere Werke wie Perdition Portal, Sterling Black Icon oder Skywards sollten nicht zu kurz kommen. Auch wenn sich die Location zunehmend leerte, waren sie alles andere als ein Rausschmeißer, im Gegenteil. Fragments of Unbecoming setzten diesem tollen Tag die Krone auf und waren ein hervorragender Schlusspunkt. Die verbliebenen Besucher kamen voll auf ihre Kosten und feierten gemeinsam mit der Band einen großartigen Auftritt, an den sich alle Beteiligten noch lange erinnern werden. 

Setlist Fragments of Unbecoming: Fragments of Unbecoming // Dismal // Sterling Black Icon // In Times of Doom // Though Shalt Eternally Wander // The Art of Coming Apart // To Everyone and None // Up from the blackest of soil // Seventh Sunray // Treacherous Grounds // Dear Floating Water // Broken Beneath of Time // Dawnbringer 

Das Waldpark Open Air 2025 war mal wieder ein Erfolg. Auch wenn es weniger Besucher waren als im Vorjahr hat es wieder einmal richtig viel Spaß gemacht. Jedes Mal trifft man auf bekannte Gesichter, egal ob Crew oder Musiker anderer Bands, die dieses Jahr nicht auf der Bühne stehen. Die Bezeichnung „Familientreffen“ kommt nicht von ungefähr. Tolle Organisation, dazu eine starke Leistung an Licht und Sound. Ich kann mich gar nicht oft genug bei allen Beteiligten für diesen Tag bedanken, hier wird „von Fans für Fans“ immer wieder aufs Neue gelebt. Das Team ruft äußerst faire Preise für Speis und Trank aus, auch das kennt man von den großen Touren und Festivals sonst anders. Es fühlt sich wie nach Hause kommen an und ich freue mich schon jetzt auf das Waldpark Open Air 2026. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch das Team von Metality, die auch in diesem Jahr wieder mit einem Stand vor Ort waren. Sie setzen sich innerhalb der Szene stark für soziale Projekte ein und machen auf wichtige Themen wie etwa Mental-Health aufmerksam. Sie unterstützen außerdem Förderprojekte für Nachwuchsbands und sind deutschlandweit auf vielen Konzerten und Festivals vertreten, ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. 

Hier noch ein paar weitere Eindrücke: 

Bericht und Bilder: Niklas

Mehr von dem Festival bei Dark-Art findet ihr hier:

Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:

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