Die deutsche Post-Black-Metal-Band Heretoir hat vor kurzem ihr neuestes Werk Nightsphere auf den Markt geworfen und wollte dies natürlich ausführlich feiern. Deswegen ging es nun auf ausgiebige Nightspere Tour, welche auch am 26.10.2023 im Golden Nugget Club in Nürnberg haltmachte. Als Supports hatten sie die szenebekannten Firtan und die Atmospheric-Black-Metal-Band Outlaw mit im Gepäck!
Den Anfang machten die Atmospheric-Black-Metaller von Outlaw. Hier war Atmosphäre auch Programm. Zu beiden Seiten der Bühne stand jeweils ein Kerzenleuchter mit richtigen und wirklich brennenden Kerzen. Kein Wunder also, dass die erste Reihe noch etwas Abstand hielt. Auch schossen sie direkt einen Nebelschwall heraus, der aber nicht die Bühne verhüllte, sondern eher die Besucher. Aber eigentlich egal, zielführend war es am Ende trotzdem. Musikalisch wurde uns hier einiges geboten. Über harte Riffs und sehr melodische Passagen war alles dabei. Selbst bei den harten Momenten wurde die Musik immer durch die Melodie im Hintergrund getragen. Auch der Boden vibrierte ordentlich mit, was für Erstbesucher des Clubs im ersten Augenblick etwas ungewohnt war. Outlaw machten mit ihrem soliden und schnörkellosen Auftritt definitiv Spaß, auch wenn sie mich nicht 100 % catchen konnten.
Als nächstes durften Firtan ran. Dezenter Nebel waberte über die Bühne und die Musiker starteten ihr Set mit dem Rücken zum Publikum. Diesmal mit fast kunstvoll geschminkten Gesichtern, gehören die fünf für mich immer wieder zu den Bands, welche es spielerisch schaffen, eine tolle und einzigartige Atmosphäre zu erzeugen. An diesem Tag hatten sie gleich zwei Neuerungen mit dabei: das Erste, was mir sofort auffiel, war Frontlicht! Das war mal eine ganz neue Erfahrung, denn normalerweise haben sie überhaupt kein Licht von vorne, was ich eigentlich immer etwas schade finde. Ich mag es, die Emotionen und die Spielfreude der Musiker in ihren Gesichtern zu sehen. Das Zweite war ein neuer Song, welcher auf der Tour erstmalig gespielt wurde, Hrenga. Schön düster startet er von Beginn an mit Violine. Dann steigerte er sich langsam und wurde rasanter. Toller Track, er gefiel mir richtig gut. Da freue ich mich schon richtig auf das neue Album! Zum Ende hin bekam Klara mit ihrer Violine wieder ihren Solomoment, was ich immer besonders schön und als einen tollen Abschluss des Sets empfinde. Ebenfalls ohne großen Schnickschnack, dennoch ganz anders als die erste Truppe, konnten Firtan mich wieder einmal überzeugen!
Um Heretoir kommt man im Moment auch nicht mehr herum. Zurecht, wie ich finde, denn gerade live sind die vier Musiker unfassbar stark. Leider fehlte Gitarrist Kevin an dem Tag, aber auch zu dritt schafften sie es, eine tolle Stimmung zu kreieren. Sehr melodisch, tiefgründig und und immer wieder durch die gezielt eingesetzten Schreie von David „Eklatanz“ unterbrochen, zog die Band von Beginn an die Besucher in ihren Bann. Wenn man sich einen Moment nahm, um ihm beim Singen zuzusehen, rannte einem förmlich die Gänsehaut über die Arme. Diese Emotionen in seinem Gesicht, er fühlt und lebt seine Musik wirklich und das merkt man als Zuschauer. Auch mit seiner sympathischen Art konnte er punkten. Mehrmals erwähnte er, wie toll das Nürnberger Publikum doch sei und diese Aussagen sind, wie ich ihn einschätze, keine leeren Floskeln. Musikalisch boten sie uns natürlich neue Tracks von Nightsphere, aber auch einige ältere Songs von The Circle, sehr zur Freude der Besucher. Und dann war da noch der absolute, aufs Minimum reduzierte Gesamteindruck. Keine überflüssige Deko, keine Aufsteller, nur die Band auf der Bühne und die headbangenden ersten Reihen. Ein schnörkelloser, schlichter Auftritt, welcher aber absolut zu der Truppe und dem Gesamtbild passte. Für mich sind Heretoir live immer wieder eine Wucht. Bitte weiter so!
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