Interview mit dem Fotografen und Musiker Markus Stock

Hallo, und herzlich willkommen bei Dark Art, wir sind heute mit einem Künstler im Gespräch, den man sicherlich von seinen unzähligen Bandprojekten, wie Empyrium, Sun Of The Sleepless oder The Vision Bleak kennt. Markus Stock. Danke, dass du dir die Zeit nimmst, dich unseren Fragen zu stellen und ich hoffe, dass es dir in Coronazeiten gut geht und du gesund bist. Heute wollen wir einmal deine künstlerischen Aspekte abseits deiner Bands betrachten.

  1. Du hast vor ein paar Jahren angefangen dich auch hinter der Kamera auszuleben und machst Naturfotografie. Was hat dich dazu bewegt und inspiriert, diesen Weg einzuschlagen? Kam die Natur zur Kamera, oder hat dich die Natur dazu inspiriert, die Kamera in die Hand zu nehmen?

Hallo zusammen! Erstmal muss ich dazu sagen, daß ich schon in den 90ern viel mit der Kamera unterwegs war – damals noch mit einer analogen Konica Minolta, Tamron Objektiven und Ilford 400er Film – und auch schon einige meiner Photos in früheren Album Layouts meiner Bands verwendet wurden. In den letzten 3-4 Jahren hat mich die Fotografie allerdings wieder richtig gepackt und ich bin nochmal wesentlich tiefer eingetaucht in diese Form des Ausdrucks. Ich war vorher eh schon immer sehr viel in der Natur unterwegs, alleine oder mit Frau und Kindern. Jetzt hat man allerdings einfach noch einen Grund mehr rauszugehen. Und ich komme für gewöhnlich nicht nur mit tollen Photographien nach Hause, sondern auch mit vielen Eindrücken und Momenten, die als Inspiration für meine Musik und Texte herhalten können.

  1. Mit Empyrium z.B., machst du ja auch sehr naturverbundene Musik, war dies vielleicht auch ein Anlass, diese ungeheure Energie der Natur auch visuell einzufangen?

Ich denke generell ist mein – doch sehr romantisches – Weltbild dafür verantwortlich, daß die Natur eine zentrale Rolle in all meinem Schaffen einnimmt. Der moderne Mensch glaubt irrsinnigerweise, daß er außerhalb der Natur steht und diese zu steuern vermag wie er möchte – schließlich haben wir 2021! (ich frag mich immer ob man das in Bamberg auch gesagt hat – „mein Gott wir haben 1600!“). Der Mensch ist natürlich ein Teil der Natur – wir kommen aus ihrem Schoß und kehren in ihren Schoß zurück und die Natur hat immer recht – wir können sie nicht bekämpfen oder steuern. Sie lebt in uns wie wir in ihr leben. Viele haben diese Verbindung scheinbar verloren, durch zu wenig heilsamen Kontakt mit der Natur. Jeder weiß und spürt doch wie heilend ein Aufenthalt im Wald ist – für Seele UND Körper. Da ich als moderner Mensch in diesem dauerhaften Spannungsfeld zwischen Technologie (oder Technokratie?) und Natur (oder Natur Romantik?) lebe ist mein Ausdruck in der Kunst sicher als ein Akt der Balancefindung zu verstehen und ich denke ich kann anderen Menschen auch ein wenig mehr Balance schenken in dem sie meine Musik und meine Bilder hören bzw. betrachten.

Markus Stock – Winter’s Silence

  1. Du hast für deine Aufnahmen einen ganz eigenen Stil und nimmst eigentlich alles im Weitwinkel auf, was immer mehr aufzeigt als nur ein spezielles Motiv, wieso diese Art der Umsetzung?

Das stimmt nicht ganz so. Ich nehme tatsächlich verschiedene Brennweiten von 12-200mm an APSC Sensor. Also von sehr weitwinklig bis Telefoto Bereich. Mein Hauptanliegen an meine Photos ist es immer eine Szenerie und deren Atmosphäre – also alles was mit hineinspielt diese Szene so einzigartig zu machen – einzufangen und mit einem Photo zu würdigen. Mit geht es also nicht nur darum einen Baum zu fotografieren, oder wie in einer Tourismus Broschüre eine Landschaft wiederzugeben,  sondern viel mehr darum die Essenz des Baumes/der Landschaft an diesem Tag einzufangen.

Markus Stock – Moorland Evenings

  1. Wie würdest du deinen Stil in der Fotografie bezeichnen, da du auf eine extrem klare Zentralität in deinen Fotos achtest, selbst, wenn häufig alles etwas im Nebel versinkt? Und was willst du damit genau ausdrücken?

Auch hier habe ich verschiedene Ansätze und komponiere meine Bilder aber meist nach klassischen Regeln – zentrales Motiv, drittel Linien, goldener Schnitt oder goldene Spirale. Was ich sehr gerne mache und intuitiv ein immer wiederkehrendes Motiv ist, sind „Pfade“ oder „Tore“ zu „erschaffen“, die ich zwischen Bäumen oder Ästen entdecke und als führende Linien nutze um Tiefe zu kreieren und den Betrachter in das Bild hineinzusaugen.

  1. Bei manchen Fotos kamen mir direkte Zusammenhänge zu gewissen Filmen in den Kopf, wie z.B. die Ents in Der Herr der Ringe, aber auch Astgewirre, dass schon fast menschliche Züge zeigen, wie in Evil Dead. Besteht hier ein Zusammenhang? Bist du ein Filmfan?

Absolut! Beide genannten Filme sind eine Inspiration und viele andere bildstarke Filme. Gerade aus dem Horror und Fantasy Bereich. Ich sehe auch oft eine gewisse Tim Burton Ästhetik in meinen Bildern. Ich bin aber natürlich auch von Malern (Friedrich, Klever, Kittelsen) und anderen Fotografen inspiriert.

Markus Stock – The Ent

  1. Alle deine Fotos sind extrem stimmungsvoll und zeigen auf gewisse Weise immer Extreme. So sind besonders Elemente die Jahreszeiten typischen Merkmale, die einem ins Auge fallen und so sehr emotional wirken ohne, dass Personen auf deinen Bildern zu sehen sind. Was kannst du uns hierzu sagen?

Vielen Dank. Die Stimmung vor Ort einzufangen und – wie in der Romantik – auch verstärkt durch das Photo wiederzugeben ist mein Hauptanliegen beim Fotografieren – da bin ich also froh, daß es wirkt! Ich möchte emotionale Reaktionen hervorrufen. Ein Wow, aber auch ein „sich in dem Bild verlieren“ Effekt. Ich gehe eigentlich immer am liebsten bei richtigem Wetter raus zum fotografieren. Also Nebel, Regen, Raureif oder Schneefall aber auch – gerade für die Infrarotfotografie – strahlender Sonnenschein. Diese Bedingungen helfen mir sehr emotionale, stimmungsvolle, mystische Photos zu kreieren bedeuten aber auch oft Mitten in der Nacht aufstehen zu müssen damit am frühen Morgen draußen ist…;-)

  1. Machst du die Fotos dann nur in der Umgebung um deine Heimat Mellrichstadt herum, oder gehst du auch gezielt an Orte, die du vorher auserkundet und recherchiert hast?

Ich fotografieren natürlich hauptsächlich in meiner Heimatregion der Rhön, da habe ich eine Fülle an Motiven, habe aber auch  viele Fotos aus Thüringen, Schwarzwald, Tirol und Kärnten. Aber mein Augenmerk liegt ganz klar auf meiner Heimat. Hier kenne ich mich aus, hier bin ich verwurzelt und deren Schönheit möchte ich einfangen. Motive finde ich manchmal aus Zufall bei Wanderungen, oft aber auch gezielt durch Recherche. Auch die Wetterlage will immer gut recherchiert sein.

  1. War all dies auch Ansporn für euer neustes Musikvideo zu „The Three Flames Sapphire“ und die Zusammenarbeit mit Oliver König, der ja für seine sehr Natur lastigen Musikvideos in der Szene bekannt ist?

Ich kenne Oliver von meiner Arbeit in meinem Studio wo er mit seiner Band Firtan deren letzte Platte mit mir zusammen produziert hat. Er ist ein sehr talentierter Filmograf und erschafft wirklich großartige bewegte Bilder. Er hatte ja schon mit Dona Klara zusammen das letzte Video für mein Projekt Sun Of The Sleepless kreiert (The Lure of Nyght) und damit war ich schon sehr zufrieden, deswegen habe ich ihn jetzt auch wieder für Empyrium engagiert und was soll ich sagen… Er hat es verstanden die Empyrium Ästhetik 100% umzusetzen und ein wirklich großartiges Video zu erschaffen.

  1. Du bist ja ein Multitalent und neben deiner eigenen Musik und der Fotografie arbeitest du auch als Produzent in deinem Studio. Du hattest auch schon so gut wie alle bekannten Szenengrößen zur Bearbeitung in deinen heiligen Hallen im „Klangschmiede Studio E“. Wie kam es dazu, neben der eigenen Musik, dieses Business noch aufzubauen?

Ich arbeite natürlich auch sehr viel dafür ein sogenanntes „Multi Talent“ zu sein und wenn mich eine Sache interessiert dann ergründe ich diese bis in die tiefste Tiefe – Leute die mich gut kennen werden das bestätigen können. Bin also in gewisser Weise ein Nerd – wie man heute so schön sagt. Musik ist für mich die natürlichste Form des Ausdrucks und ich beschäftige mich nun seit über 30 Jahren sehr intensiv damit. Ich kann heute mit Stolz sagen daß ich eine komplette Produktion mit all ihren Schritten –  vom Komponieren der Musik, Schreiben der Texte, Spielen sämtlicher Instrumente und Gesänge,  Recorden, Mixen usw. bis hin zum Erstellen der Master fürs Presswerk –  auf sehr hohem Niveau im Alleingang realisieren kann. Ich kann also mit Fug und Recht behaupten ich habe die Musik sehr weit in der Tiefe ergründet – das war mein Ziel. Ich habe verstanden wie es geht.

Ich muss aber natürlich anmerken, daß das alleine keine gute Musik erschafft. Und jetzt kommt glaube ich das Talent ins Spiel – man muss verstehen Emotionen zu kanalisieren. Dann wird aus Handwerk Kunst.

  1. Stichwort „Prophecy Productions“. Du giltst ja schon als Haus und Hof Produzent. „A Wintersunset…“ war auch das erste Release dieses Labels. Wie kam es zu dieser großen Zusammenarbeit mit diesem Label und wie weit bist du dort involviert?

Ich bin bei Prophecy nur als Musiker und als Produzent für Bands auf dem Label tätig. Mit dem Tagesgeschäft des Labels habe ich also nichts zu tun. Wie Du schon erwähnst bin seit über 25 Jahren bei Prophecy unter Vertrag – bin deren erster und wahrscheinlich auch prägendster Künstler. Das ist ein bißchen wie eine alte Ehe – man kennt sich, vertraut sich aber manchmal gibt es natürlich auch Meinungsverschiedenheiten und Beziehungen sind natürlich auch immer im Wandel- Ich bin trotz allem froh einen steten Heimathafen mit Prophecy gefunden zu haben.

Dann bedanke ich mich bei dir, dafür dass du dir die Zeit genommen hast unsere Fragen zu beantworten.

Mehr von Markus findet ihr auf seiner Facebook Seite Markus Stock Photography

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