Interview mit Arved von Vera Lux

Es ist wieder soweit, Dark-Art belästigt Bands mit Fragen. Heute unterhalte ich mich mit Arved, dem Drehleier- und Dudelsackspieler von Vera Lux. Herzlich willkommen und danke, dass du dir die Zeit nimmst, Rede und Antwort zu stehen.

1. Wir wollen heute über die Band und eure bald anstehende Veröffentlichung eures Debutalbums am 01.05.2020 sprechen. Erste Frage, bis zu eurem Debut habt ihr euch wirklich Zeit genommen, wie war der Entstehungsprozess des Albums für euch?

Hei! Danke, dass wir dieses Interview heute mit euch führen dürfen.
Der Prozess bis zum fertigen Album war lang und ereignisreich. Wir haben 2018 mit den ersten Planungen zur CD begonnen. Bis wir dann wirklich für die Platte im Studio waren sind noch einmal einundhalb Jahre vergangen. Zu Beginn stand für uns fest, dass wir noch einige Auftritte spielen wollten um Erfahrung zu sammeln und eine erste finanzielle Grundlage für dieses Monsterprojekt zu schaffen. Anschließend haben wir uns unsere bestehenden Songs noch einmal zu Brust genommen und weitere geschrieben. Um im Vorfeld erste Erfahrungen im Studio zu sammeln, haben wir im Herbst 2018 die Single „König aller Lügen“ aufgenommen. Diese wurde dann im Januar 2019 mit einem Musikvideo veröffentlicht. Von da an wurde alles immer konkreter. Wir haben eine aufwendige Crowdfoundingkampagne geplant und uns auf die anstehende Produktion vorbereitet. Leider haben drei Mitglieder die Bandim Herbst verlassen. Der Zeitpunkt war natürlich denkbar ungünstig, denn im November ging es ja schon ins Studio. Zum Glück konnten wir diese Herausforderung mit unserem neuen Schlagzeuger Mogais bewältigen, welcher auf der Platte nicht nur die Drums sondern auch die Gitarren eingespielt hat. Das war der Moment in dem für uns dann auch der Albumtitel feststand. Der Titeltrack „Aus dem Nichts“ konnte auch passender nicht sein.

2. Was kannst du uns über „Aus dem Nichts“ erzählen, lyrisch, musikalisch?

„Aus dem Nichts“ verkörpert die Erfahrungen und Emotionen aus den letzten 4 Jahren mit Vera Lux. Einige der Songs begleiten uns seit Gründung der Band, andere sind mit der Zeit entstanden und ein paar kamen mit der Platte frisch auf die Welt. Da wir uns mit den Jahren weiterentwickelt haben, entschieden wir uns dazu alle Songs sowohl musikalisch, als auch textlich in ihren Feinheiten zu überarbeiten. Unser Ziel war es, alle bisher entandenen Lieder in ihrer Qualität für unsere CD auf den gleichen Stand zu bringen. Eine Ausnahme bildet unsere bereits erwähnte Single, welche auch erst einmal Single bleibt. Uns war in jedem Fall wichtig, alle in der Bandgeschichte enstandenen Songs professionell aufzunehmen damit sie ein würdiges Dasein auf unserem ersten Tonträger fristen dürfen.

3. Es gibt in der Folk/Mittelalter Szene ja einen groben Leitfaden für den textlichen Inhalt, welcher im Großen und Ganzen immer wieder thematisiert wird. Ihr brecht dieses Schema immer wieder, indem ihr zwar den „optischen Stil“ davon beibehaltet, jedoch machen die Texte auch einen sehr autobiographischen Anschein. Wie wichtig ist es für dich/euch, selbst Erlebtes musikalisch umzusetzen?

Ehrlich gesagt richten wir weder unser optisches Erscheinungsbild, noch unsere textlichen oder musikalischen Inhalte bewusst nach einer Szene aus. Wir machen einfach das worauf wir Lust haben, was uns bewegt , beeinflusst und berührt. Die Umsetzung von aktuellen Ereignissen und Erlebten in unseren Lyrics hat für uns deshalb einen enorm hohen Stellenwert. Wir suchen nicht nach Themen die wir behandeln wollen sondern lassen uns von ihnen finden, wodurch „Aus dem Nichts“ ein thematisch äußerst vielseitiges Album geworden ist. Wenn uns etwas bewegt dann muss es einfach raus und umgesetzt werden, was natürlich oft etwas autobiographisches ist. Dennoch ist es nicht zwingend notwendig, dass wir dafür etwas selbst erlebt haben müssen. Wir versetzen uns oft einfach in für uns wichtige Situationen und Ereignisse und verbinden damit unseren eigenen Emotionen, welche wir mit möglichst bildlicher Sprache ausdrücken. Wir nutzen unsere Outfits, unsere instrumentale Besetzung und die Arrangements in unseren Songs um die textlichen Inhalte möglichst authentisch als Gesamtpaket zu vermitteln.

4. Ihr habt das Album via Crowdfounding finanziert. Ich weiß, wie schwer es ist als kleine Band die immer höher werdenden Kosten für Studios, Equipment, etc. aufzubringen und diese Art der Finanzierung ist dafür ja inzwischen auch publik geworden und zeigt, dass ihr euch schon eine gute Fanbase erspielt habt. Aber wie kamt ihr zu dieser Entscheidung und würdest du das auch anderen Bands empfehlen? Steht man dann nicht unter enormem Leistungsdruck?

Mit unserer Entscheidung die CD labelunabhängig zu veröffentlichen, stand fest dass wir für die Finanzierung auf Unterstützung angewiesen sind. Deshalb haben wir uns für die Crowdfoundingkampagne auf Startnext entschieden. Dank unserer Fans konnten wir diese auch erfolgreich beenden. Wir können das nur sehr empfehlen. Es ist eine tolle Form des Geben und Nehmens. Der Druck hält sich in Grenzen. Im Grunde ist es nichts anderes als eine Merchandise Vorbestellung. Und die speziellen Aktionen fördern das Miteinander von Fans und Band. Mit ausreichender Vorbereitung ist das auf jeden Fall eine tolle Möglichkeit sich Unterstützung zu holen.

5. Auch euch wurden jetzt viele Shows gecanceled und ich hoffe natürlich, dass es gut mit den Ersatzterminen läuft. Aber wie hat euch das beeinflusst in eurer Arbeitsweise? Wie nutzt ihr die Zeit, da meiner Meinung nach Musik wie eure, absolut für eine Live Umsetzung gemacht ist?

Ja mit den Ersatzterminen läuft es zum Glück ziemlich gut. Die meisten Konzerte werden in den Herbst und in das nächste Jahr verschoben. Wir bleiben natürlich alle zu Hause und versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Wir nutzen die Zeit und üben fleißig unsere Instrumente. Ebenso arbeiten wir an vielen kleinen Pojekten und Überraschungen rund um unser Album. Neuigkeiten dazu kann man auf unseren sozialen Kanälen finden. Ansonsten chatten wir fast täglich per Videokonferenz und arbeiten erste Ideen für neue Songs aus. Wenn wir dann wieder im Proberaum sind testen wieder die Songs auf ihr Livepotenzial. Wir freuen uns schon tierisch auf ein Wiedersehen und das gemeinsame Musizieren, sowie die kommenden Konzerte.

6. Ihr habt nun auch mit einigen Besetzungswechseln zu tun gehabt, in wie weit, hat das die Band geprägt, verändert, oder gar gestärkt?

Ja, die letzten Besetzungswechsel haben viele Veränderungen mit sich gebracht. Wir haben uns entschieden in Zukunft nur noch zu sechst statt zu siebt auf die Bühne zu gehen, indem wir mit einem Gitarristen weniger spielen. Vorerst werden wir auch keinen festen Gitarristen in die Band holen. Für die Live Shows begleitet uns also ein Session Musiker. Alles also etwas abgespeckter aber auch strukturierter. Wie vorhin schon erwähnt, spielt Mogais neben den Drums ja auch Gitarre, weshalb wir beim Schreiben neuer Songs keine Einschränkungen haben. Uns hat der Wechsel auf jeden Fall zusammengeschweißt. Gerade die Albumproduktion war eine sehr intensive Zeit aus der wir gestärkt und verbunden hervorgekommen sind. Wir sprühen vor Energie und Motivation und jeder arbeitet bei unseren kommenden Projekten und Songs Hand in Hand mit. Wir sind auf jeden Fall sehr glücklich wie es aktuell ist und sind uns sicher, dass wir in dieser Konstellation unsere gesetzen Ziele erreichen können.

7. Euer Bühnenoutfit und eure Künstlernamen erinnern mich jedoch nicht nur an Folk sondern gehen für mich auch etwas in die Steampunk Richtung. Kannst du uns erklären was dahinter steht?

Wir versuchen mit unseren Outfits unsere Musik bestmöglich zu untermalen. Oft geht es bei uns darum nicht aufzugeben, wiederaufzustehen und stark zu sein. Außerdem thematisieren wir auch oft die Schattenseiten in unserer Gesellschaft. Das alles lässt spiegelt sich eben in der Gestaltung unseres Gesamtkonzeptes wieder. Da helfen eben auch manchmal Steampunk- oder Endzeitelemente. Zum anderen helfen uns die Namen, Schminke und Klamotten uns auf der Bühne von allen anderen Dingen loszulösen und zu 100% auf die Show zu konzentrieren. Jedes Bandmitglied „gestaltet“ und wählt sein Outfit übrgens selbst. Einzige Richtlinie ist das es möglichst abgeranzt aussehen soll.

8. Bis das Album erscheint, habt ihr bereits 2 Musikvideos veröffentlicht (eines zum Titeltrack des neuen Album „Aus dem Nichts“ live aufgenommen und eines zu „König aller Lügen“, welches nicht auf der Debutscheibe ist), bei denen man merkt, dass viel Herzblut darinnen steckt. Wie wichtig ist für euch die Umsetzung vor der Kamera? Zum einen in der modernen Medienwelt, zum anderen bezogen auf die Musik die dahinter steht?

Ein Musikvideo ist ein unfassbar wichtiges Werkzeug in den sozialen Netzwerken. Mit ihnen kann man die Band als Gesamtkonzept bestmöglich hervorheben und durch das Promoten und Teilen viel Aufmerksamkeit gewinnen. Gerade für junge Bands wie uns ist das enorm wichtig. Wir geben uns bei den Videos immer sehr viel Mühe und stecken da auch viel Freude bei der Planung rein. Wir außerdem sehr glücklich mit unseren „Videomenschen“ (so wird unsere Filmcrew genannt). Chris und Jonas sind gute Freunde von uns was den Dreh und alles was dazugehört trotz konzentrierter Arbeit immer sehr entspannt macht. Jonas spielt auch mit Mogais und Dorner in einer Band namens „Blacktory“. Das ist also alles irgendwie wie eine große Familie. Das schönste ist der Videorelease wenn man sich das neuste Video seiner Band auf YouTube anschaut. Wenn man dann merkt wie toll die Bilder die Musik untermalen kann das ganz schön für Gänsehaut sorgen. Vielleicht wird es ja bald wieder so einen Gänsehautmoment geben. Wir haben da noch etwas in der Hinterhand.

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