Interview mit der Kostüm- und Make-up-Designerin Siri Blechner

Siri Blechner

Siri habe ich im Mai dieses Jahres als Ausstellerin auf der Rollplay Verse kennengelernt. Sehr beeindruckt bin ich von ihren fantasievollen Goblin- und Ork-Masken. Sie ist Make-up- & Hairstylistin und kreative Künstlerin.

Hi Siri, cool, dass Du Dir für uns Zeit nimmst. Vielleicht gleich zu Beginn die Frage, Du bist ja eine wunderhübsche Frau, wie kommt man darauf, „gruselige“ Masken zu kreieren und sich selbst in ein „schreckliches Monster“ zu verwandeln – nach dem Motto „The Beauty & the Beast“? 😉
Auch als Make-up-Artist hast Du ja tagtäglich die Aufgabe, Menschen zu stylen und kleine „Makel“ zu korrigieren, evtl. hat man mit Hochzeitsfrisuren zu tun etc. Schafft dieser Kontrast eine Art Ausgewogenheit zwischen Glamour und Dunkelheit?

Vielen Dank für das Kompliment, darüber freue ich mich wirklich sehr!
Düstere, gebrochene und geheimnisvolle Charaktere haben mich im Liverollenspiel schon immer fasziniert. Besonders gern schlüpfe ich in die Rolle einer finsteren Drow, einer Dämonin oder einer fanatisierten Verblendeten. Im Spiel lassen sich Grenzen ausloten und manchmal sogar bewusst überschreiten.
Durch das Tragen von Masken – etwa beim Ork-LARP oder als Pilzwesen bei den Tuvrani – wird die Verwandlung noch intensiver: Niemand erkennt dich wieder, und du wirst nicht mehr als Mensch wahrgenommen.
Auch in meiner Arbeit als Make-up-Artist beschäftige ich mich natürlich mit Beauty-Make-up, doch mein Schwerpunkt liegt im Bereich SFX. Dazu gehören Spezialeffekte wie realistische Unfalldarstellungen, das Schminken von Narben oder Verbrennungen sowie der Formen- und Maskenbau – etwa die Herstellung von Elfenohren und anderen Prosthetics.

Sumpfgoblin Siri Blechner

 

Du bist seit vielen Jahren in der LARP-Szene unterwegs. Bist Du aufgrund Deines Berufes dahin gekommen oder war es umgekehrt und Du hast Deine Berufung sozusagen durch das „Hobby“ gefunden?

Genauso war es. Mit gerade einmal 16 Jahren habe ich das wunderbare Hobby Liverollenspiel für mich entdeckt. Mitte der 90er Jahre steckte die Szene noch in den Kinderschuhen: Es gab weder Läden noch Onlineshops, in denen man Kostüme, Requisiten oder Schaumstoffwaffen kaufen konnte. Also haben wir alles selbst genäht, gebaut und gebastelt – mit viel Liebe zum Detail.
Ein besonderes Highlight waren die gemeinsamen Basteltreffen auf dem Dachboden unserer Freunde. An diese Zeit denke ich bis heute sehr gern zurück. Dort entstand auch meine Leidenschaft für das Entwerfen und Kreieren von Kostümen. Diese Faszination führte mich schließlich an die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, wo ich Kostümdesign studierte. Mein damaliger Professor war dem Fantasy-Thema gegenüber erfreulich offen, sodass ich meine Diplomarbeit sogar mit einem Live-Rollenspielprojekt abschließen konnte. Nach dem Studium absolvierte ich zusätzlich eine Weiterbildung zur Make-up-Artistin – und konnte so beide Berufe miteinander verbinden.

 

Deine Masken finde ich außergewöhnlich und unglaublich realistisch. Verrätst Du uns, mit welchen Materialien Du arbeitest?

Die meisten Masken, die ich herstelle, bestehen aus Latex oder Silikon. Welche Variante zum Einsatz kommt, hängt immer davon ab, was meine Kund*innen sich wünschen und welches Budget zur Verfügung steht. Beide Materialien haben ihre Vor- und Nachteile.
Latex ist sehr robust, leicht und vergleichsweise günstig. Allerdings ist es auch etwas steifer, schwieriger zu bemalen und kann mit der Zeit brüchig oder klebrig werden.
Silikon hingegen ist weicher, wirkt deutlich realistischer und ist langlebiger. Dafür reißt es schneller – und ist deutlich teurer.
Neben diesen beiden Klassikern arbeite ich aber auch mit anderen Materialien wie Schaumlatex, PU oder Fell. Grundsätzlich gilt: Erlaubt ist alles, was funktioniert. 🙂

 

An Deinen Ständen findet man auch Knochen und Schädel. Sind diese echt?

Nein, die Knochen und Schädel an meinem Stand sind nicht echt. Nach dem Motto „gegossen, nicht geschossen“ fertige ich sie aus PU in Silikonformen und bemale sie anschließend.
Der große Vorteil dieser künstlichen Knochen ist, dass sie vegan sind und selbst bei Belastung kaum brechen. Und sollte doch einmal etwas zu Bruch gehen, entsteht lediglich eine glatte Kante. Echte Knochen hingegen splittern – und können dadurch im schlimmsten Fall sogar Verletzungen verursachen.

 

Du fertigst Deine Kostüme und Gewandungen alle selber, richtig? Welche Inspirationsquellen hast Du? Hast Du Lieblingsfilme oder -bücher?

Ja, ich fertige alle meine Gewandungen und Kostüme selbst an. Die Inspiration dafür kann ganz unterschiedlich sein und richtet sich immer nach dem Thema der jeweiligen Figur. Für das zuletzt entstandene Kostüm meiner Tuvrani-Schamanin für das „Conquest of Mythodea“ habe ich mich zum Beispiel von der Natur – besonders von Pilzen – inspirieren lassen.
Ideen finden sich überall um uns herum, man muss nur aufmerksam hinsehen. Besonders gern lasse ich mich von fantasievollen Filmen aus den unterschiedlichsten Genres inspirieren.

 

Tuvrani Siri Blechner

 

Wie sieht es mit Auftragsarbeiten aus? Kann man Dich beauftragen, einen Charakter anhand von Bildern oder Zeichnungen zu schaffen? Sozusagen einer Idee „Leben einzuhauchen“?

Genau das ist es, was ich mache: Ich erschaffe Charaktere durch Gewandungen und Masken – nicht einfach nur Kostüme. Bei mir gibt es keine Standardprodukte, sondern individuelle Einzelstücke. Die meisten entstehen zuerst am Zeichenbrett und werden anschließend Schritt für Schritt zur Realität.

 

In Deinem Beruf arbeitest Du auch mit der Airbrush und machst Bodypainting, hab ich gesehen. Gibt es auch Airbrush-Arbeiten von Dir, die bleibend sind? 🙂

Zum Glück ist Bodypainting auf Modellen nicht dauerhaft – auch wenn es jedes Mal ein wenig schmerzt, wenn das Modell nach vielen Stunden Arbeit einfach unter die Dusche geht.
Ich arbeite viel mit Airbrush, zum Beispiel beim Bemalen meiner Masken und Kostüme. Auch im Bereich der Special Effects kommt sie häufig zum Einsatz – dort allerdings für Ergebnisse, die in der Regel dauerhaft sind.

 

Wie sieht es mit Halloween aus? Kann man Dich eigentlich noch erschrecken?

Mit Kostümen und Masken eher weniger. Ich bin ein großer Halloween-Fan und freue mich jedes Jahr auf die vielen schaurigen Gesichter, die ich dann erschaffen darf.

 

Lieben Dank, Siri, für das interessante Interview! Wir freuen uns auf weitere düstere Outfits von Dir. 

 

Arbeiten von Siri:

 

 

Links: 

https://www.instagram.com/siriblechner/
https://www.facebook.com/SiriBlechnerMakeUp/

 

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