Interview mit Kaelt von Vargsheim

  1. Heute bin ich im Gespräch mit Kaelt von Vargsheim. Grüß dich, Kaelt. Fangen wir gleich an mit der ersten Frage. Mit Vargsheim seid ihr nun ja schon seit vielen, vielen Jahren (anno 2005) unterwegs. Seit 2009 steht ihr auch zusammen mit Imperium Dekadenz auf der Bühne. Wie kommt man mit dieser Doppelbelastung klar? Oder gibt es hier immer wieder Kompromisse zu schließen um beide Projekte voranzutreiben? z.B. mit Auftritten, da ihr ja mit beiden Bands in einer ganz guten Liga unterwegs seid oder Songwriting Ideen, die man am liebsten bei beidem einbringen würde.

Servus Jonas! Was das Songwriting angeht, sind wir ja bei Imperium Dekadenz nicht involviert, weswegen wir uns da schon mal nicht ins Gehege kommen. Was Auftritte angeht sieht das schon wieder anders aus. Wir müssen uns halt gut absprechen und mit möglichst viel Vorlauf planen, dann klappt das schon. Wir springen ja wo es geht noch mit Vargsheim auf und kommen so auch mal in andere Flecken der Welt, somit ist die „Doppelbelastung“ für uns meistens mehr Segen als Fluch.

  1. Ihr habt euer viertes Album vor kurzem veröffentlicht. Söhne der Sonne heißt das gute Stück und wurde am 22ten März veröffentlicht. Was kannst du uns hierzu sagen, wie ist es entstanden, woher nehmt ihr nach all den Jahren noch eure Kreativität und wie kommt man im allgemein düster angelegten Black Metal auf einen solch ehr positiv klingenden Titel?

Der Titel kommt nur auf den ersten Blick positiv rüber, denn eigentlich steht „Söhne der Sonne“ für die menschliche Überheblichkeit und Arroganz die sich durch alle Epochen, Nationen und Völker zieht. Im Titelstück geht es darum, dass alle Zivilisationen einmal fallen und ins Chaos zurück stürzen, aus dem sich die neuen Herrscher erheben. Die meisten der anderen Texte handeln eher von privaten Themen, die sich unter anderem mit dem Scheitern und der persönlichen Weiterentwicklung daraus befassen. So lassen sich ganz gut unsere Inspirationsquellen zusammenfassen: Einerseits Beobachtungen und Einschätzungen zum Weltgeschehen, andererseits die Verarbeitung von Erlebtem, die Vertonung von einem Stück für sich selbst erlangter Weisheit. Unser letztes Album „Träume der Schlaflosen“ von 2015 ist ein ganzes Stück her und es ist seit dem auf der Welt wie auch bei uns viel passiert, von daher haben wir eigentlich immer etwas, worüber wir schreiben können.

  1. Ihr habt auch Musikvideos zum neuen Album veröffentlicht. Dies waren nicht eure ersten Musikvideos in der Bandgeschichte. Was treibt euch an auch noch eine visuelle Umsetzung von gewissen Songs zu gestalten und wonach wählt ihr die jeweiligen Songs dabei aus? Alle Videos wurden auch recht „Schlicht“ gehalten und nur in „Götter von Staub“ wurden noch Szenen abseits der Band eingebaut. Hat dies einen speziellen Grund oder braucht die Atmosphäre eurer Songs gar keine „Story“ die man versucht nachzuspielen?

Stimmt nicht ganz, bei „Scheiterfeuer“ haben ja noch die ansprechenden Poledance-Sequenzen dabei, hehe… Aber du hast Recht, eine Handlung hat nur der ja schon etwas ältere Clip zu „Götter von Staub“. Ich finde, in den meisten Videos mit Handlung, besonders von Bands mit geringem Etat, kommt diese nicht überzeugend rüber und ist eher Lückenfüller. Um solche Bilder wie Rammstein zu produzieren, brauchst du nun mal Kohle. Mir persönlich gefallen sowieso meistens Videos am besten, in denen einfach eine überzeugende Band ihr Ding macht, ohne großes Kino. Und nachdem wir uns selbst als gute Live-Band sehen, sind unsere Clips eben auch eher ursprünglich gehalten. Das heißt aber nicht, dass wir das auch in Zukunft immer so halten werden…

  1. Ihr arbeitet auch mit „Söhne der Sonne“ wieder mit MDD Records zusammen. Was ist ausschlaggebend für diese Jahre lange Zusammenarbeit, die ihr inzwischen an den Tag legt?

MDD Records ist für ein „kleines“ Label ziemlich professionell und hat auch einen sehr guten Vertrieb, den wir bei einem Underground-Label wohl nicht hätten. Das Musikbusiness ist ein ziemliches Haifischbecken und wir sind froh, dass bei MDD nicht nur auf die Cashcows gesetzt wird.

  1. Ihr hattet auch schon eine Release Party/Show angekündigt, diese wurde jedoch leider gecanceled. Wie kam es dazu? Und wird das ganze trotzdem noch in irgendeiner Form nachgeholt?

In dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, ist es gerade eine halbe Stunde her dass ich die neue Releaseshow angekündigt hab … und du wirst auch dabei sein, mein Freund! Unser Plan, ein privates Konzert bei Freunden in Wertheim zu veranstalten, fiel leider ins Wasser, da das Ganze zu groß zu werden schien und uns die Location mehr oder weniger gekündigt wurde. Wäre zu riskant gewesen, und für ein einziges Konzert wollten sie verständlicherweise nicht ihre Räumlichkeiten aufs Spiel setzen. Wir haben dann beschlossen, uns verstärkt um Booking und Promo zu kümmern, was auch schon erste Früchte trägt. So ist unser nächster Gig auf dem Skaldenfest in Würzburg und die Releaseshow wird am 19.7 in Nürtingen mit Entgeist und Gabriel nachgeholt, wo wir uns ja sehen werden.

  1. Ich kenne euch ja nun schon ein paar Jahre und habe Dinge wie das Wolfszeitfestival 2009 mit euch (ihr wart mit Imperium dort) noch gut in Erinnerung. Dort kam es ja zu der lustigen Situation, dass euer Schlagzeuger Naavl mich mal ganz kurz (nur 5 Minuten etwas vom Auto holen, zumindest wurde diese Angabe beim Sicherheitspersonal gemacht) mit Backstage genommen hatte und wir völlig biergenährt Stunden später erst wieder aufs Gelände zurück kehrten, da einen der Durst und die Gemütlichkeit überkam. Hierbei ist auch noch ein super lustiges Foto zusammen mit Urgehal entstanden welches mir neulich mal wieder ins Auge gefallen ist (Grinsen). Welche spektakulären live Geschichten fallen dir noch so ein, egal ob mit Imperium Dekadenz oder Vargsheim? Oder welche Horrorgeschichten haben sich zugetragen, wo ich beispielsweise an die Tour mit Shining in Wiesbaden denke. (Grinsen macht sich breit)

Bei dem Konzert in Wiesbaden waren Naavl und ich nicht dabei, da wurden wir aus Zeitgründen vertreten. Aber wir kennen die Geschichten von dem Abend… Mit Anekdoten diverser Gigs könnte man jetzt ein paar Seiten voll machen, da gab es eine funkenschlagende Bassbox in Prag, eine mutwillig selbst demolierte Gitarre in München, Wasserlachen auf der Bühne in Österreich, rutschende Becken, gezogene Kabel, schwankende Musiker und vielleicht auch mal ein Drink zu viel vorm Gig. Aber langweilig ist es eigentlich nie, haha.

  1. Sämtliche Cover die ihr Veröffentlicht habt, so wie das Logo und besonders der sich einprägende Halbmond (bei eurem Zipper auf der Kapuze fand ich super) werden ja von deinem Bruder Harvst erstellt. Was verbindet ihr damit, wie wichtig ist es euch, dass dies alles aus der Band kommt und warum hat euch der Mond (auch wenn ich Harvst‘s Tätowierungen betrachte) in seinen Bann gezogen?

Das geht auf Harvst´s Kappe, da hast du schon Recht. Die Verbindung vom Bandnamen zum Mond ist ja offensichtlich und bereits unser erstes Logo hatte ja den großen Vollmond integriert. Harvst hat über die Jahre einen grafischen Stil für Vargsheim entwickelt und kommt dabei immer wieder auf die ursprünglichen Elemente zurück, sei es der Mond oder auch beim Cover zu „Söhne der Sonne“ die Burgruine vom Demo-Cover. Es hat sich einfach über die Jahre so entwickelt und ich finde es gut, dass wir uns an gewisse Markenzeichen halten uns aber dennoch nicht einfach nur wiederholen.

  1. Als Würzburger Band der früheren Tage würde mich einmal Interessieren, wie wichtig euch eure lokale Szene ist und ob sie sich diese Subkultur anders wo in Deutschland sehr davon unterscheidet, aber auch was die „lokale Szene“ euch bedeutet, wenn ich den Titel eures 10ten Geburtstags/Best Of Releases: „10 Years… under a Franconian Moon“ (was auch der einzige Englische Titel ist) oder das Frankenwappen, welches im Artwork zu „Söhne der Sonne“ verarbeitet wurde, betrachte.

Wir waren ja in den letzten Jahren gar nicht so besonders aktiv in der heimischen Szene, Konzerte organisieren war noch nie unser Ding, aber dann spielst du halt auch entsprechend selten. Aber wir geloben Besserung! Man muss schon sagen, dass Würzburg wirklich nicht der schlechteste Fleck für Metal-Bands ist, hier gibt es häufig Gigs und die sind auch meistens ganz ordentlich besucht. Was die diversen Franken-Anspielungen angeht – wir machen keinen die eigene Geschichte glorifizierenden Pagan Metal oder sonst was, ab ein bisschen Lokalpatriotismus darf schon sein. Das sind unsere Wurzeln, und dazu stehen wir.

  1. Dann bedanke ich mich für dieses Interview bei dir und würde dich zum Schluss noch bitte ein paar Worte an eure Fans und eure Zukunft zu richten

Danke für das Interesse, holt euch unser neues Album, kommt auf unsere Gigs! Wir sehen uns an der Bar…

  1. Wie schon öfter kommt mir an dieser Stelle jedoch noch die Bonusfrage, was sagen eure Mütter eigentlich dazu, dass ihr so dunkle und melancholische Musik Produziert, obwohl ihr inzwischen ja zum größten Teil bereits selbst Familienväter seid. Was sagen eure Kinder zu der Musik und sind diese der Grund warum ihr euer Corpsepaint auf der Bühne abgelegt habt?

Corpsepaint haben wir abgelegt bevor die Kinder kamen, daran liegt´s nicht 😉 Mittlerweile machen wir das schon so lange, unsere Eltern haben sich wohl damit abgefunden und ziehen sogar unsere Shirts an. Und die Kids finden das alles aktuell noch relativ cool Metal-Daddys zu haben, hehe.

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