Deutsche Übersetzung des originalen englischen Interviews.
Kürzlich kam ihr neues Album raus, welches hier auch schon besprochen wurde. Jetzt haben wir mit der Band selbst gesprochen: Tensiion. Wie alle in der Kultur- und Veranstaltungsbranche sind auch sie von der aktuellen Pandemie betroffen. Trotzdem muss es ja auch Themen neben den Einschränkungen geben. Wir haben die Jungs über ihre Meinung zur Entwicklung des Metal gefragt, ihren Position gegenüber Lyrics und natürlich auch über das Album gesprochen.
- Wie geht es euch? Wie habt ihr so die letzten Monate wahrgenommen?
Uns geht es gut, vielen Dank! Das letzte Jahr war wirklich sehr surreal. Wir müssen uns immer noch an diese neue „Normalität“ gewöhnen. Momentan sieht es ja noch nicht so aus, als würde sich das Ganze demnächst wieder ändern.
2. Hat sich eure Beziehung zueinander als Band in dieser Zeit geändert?
Nicht wirklich, wir hatten da ziemlich Glück. Da wir eh vorrangig ein Studioprojekt sind, hat es sich auf unsere Situation kaum merklich ausgewirkt, da wir nicht live spielen konnten, anders als bei anderen Bands. Daher war es so gesehen fast schon gut, im Lockdown zu sein und so gezwungenermaßen von zu Hause aus zu arbeiten.
3. Merkt ihr, ob sich die Situation irgendwie auf eure künstlerische Produktivität auswirkt?
Ja, klar. Obwohl wir Glück mit unseren Jobs hatten, gab es trotzdem auch viel Unsicherheiten. Uns Sorgen über finanzielle Angelegenheiten und auch unsere Familien zu machen, aber auch die Entwicklung in der Welt generell, blockiert mich dabei, Musik zu schreiben. Ich ziehe mich dadurch eher zurück. Ich tendiere dazu, ein Umfeld zu benötigen, in dem ich mich wohl fühle, um schreiben zu können. So aber war es in dieser Zeit sehr schwierig, etwas neues zu entwickeln.
4. Ihr habt ja gerade ein neues Album veröffentlicht. Denkt ihr, dass es unter anderen Umständen anders klingen würde?
Ich denke mal, dass sich jede Veränderung in jemandens Umfeld irgendwie auf dessen Musik auswirkt. Es gibt da sehr viele Variabeln. Was das alles sein kann, weiß ich nicht, das ist schwer zu sagen. Aber es wäre bestimmt irgendwie anders geworden.
5. Wie wichtig sind Texte für euch? Mit und ohne so extremen äußerlichen Einflüssen?
Die Texte sind sehr wichtig und der persönlichste Teil im Schreibprozess. Vieles von unserer Inspiration kommt vom Verhalten der Menschen. Im letzten Jahr haben wir einige sehr enttäuschende und wirklich abstoßende Beispiele dafür gesehen, seitens Regierungen, den Medien, der Polizei, religiöser Institutionen und generell Menschen, die echte Arschlöcher anderen gegenüber waren. Das ist zwar schön, um daraus Stoff für die Lyrics zu ziehen, aber im Grunde genommen ist es wirklich deprimierend zu sehen, was aus der Gesellschaft geworden ist.
6. Seid ihr mit anderen Bands in Kontakt? Seht ihr da dann auch Unterschiede zu euch, wie die mit der momentanen Situation umgehen?
Eigentlich nur darüber, was man halt auf Social Media sieht. Da sind ja viele aktiv, Bands, Promoter, Road Crews, Konzerthäuser, deren Mitarbeiter etc. Viele haben ihre finanzielle Absicherung dadurch verloren. Hier und da sieht man Livemusik langsam wieder zurückkommen, jedoch unter strikten Bedingungen. Momentan ist es noch sehr schwierig.
7. Denkt ihr, die Wahrnehmung von Musik ändert sich, wenn keine Livekonzerte möglich sind?
Bei mir persönlich ehrlich gesagt nicht. Meine Hörgewohnheiten und mein Kaufverhalten hat sich nicht geändert. Trotzdem vermisse ich auf Konzerte und Festivals gehen zu können.
Vermutlich trifft es jüngere viel mehr, für die Konzerte und das Liveerlebnis noch viel prägender sind. Für mich waren Festivals und Konzerte auf jeden Fall sehr wichtige Erlebnisse, als ich 17/18 war.
8. Nerven euch Fragen über die Pandemie? Auch wenn es halt einfach ein sehr präsentes Thema ist, dass jeden betrifft?
Nein, ist schon ok. Es ist ja nunmal ein großer Einschnitt für uns alle. Ich denke auch oft an die, die nicht so ein Gesundheitsystem haben wie wir und deren Regierungen sich auch nicht so um die Betroffenen kümmern. Hier haben für so gesehen ja noch Glück.
9. Vermisst ihr irgendwas in der Metal- und Rockszene? Oder denkt ihr, sie hat sich eh in letzter Zeit so breit entwickelt, dass man das gar nicht sagen kann?
Ich hänge irgendwie immer noch im goldenen Zeitalter des Metal fest. Daher bekenne ich mich schuldig, neuere Bands mit denen aus den 80ern und 90ern zu vergleichen. Es wäre spannend und cool, Bands zu sehen, die die neuen Metallica oder Slayer werden. Bisher hat es niemand mehr geschafft, die Magie auf deren Level zu erreichen, vielleicht ist das auch gar nicht mehr möglich. Es hängt halt auch einfach viel von den Umständen ab, innerhalb derer eine Band aufwächst. Die Szene war damals noch ganz neu, es gab noch keine Regeln und niemanden, mit denen man sie bereits hätte vergleichen können.
Ich fürchte, Musik hat viel von ihrem Wert verloren, durch Streaming Plattformen, die sie so austauschbar macht. Viele Hörer konzentrieren sich gar nicht mehr wirklich darauf und haben kaum mehr Aufmerksamkeit für mehr als einen Song.
10. Mit welchen Gefühlen bringt ihr jetzt euer neues Album raus? Oder denkt ihr, es gibt keinen guten oder schlechten Zeitpunkt für sowas?
Hm, eigentlich von allem ein bisschen was. Es gab durchaus gute Zeiten dafür, und wir hatten auch jetzt viel Spaß dabei, diese EP zu produzieren. Es ist nicht alles schlecht. Aber inhaltlich gesehen erzählt das Album einfach eine Geschichte, in denen die Menschen an einem Scheideweg sind.
Wir freuen uns sehr über die Chance, einen Einblick in die Band und deren momentane Situation bekommen zu haben und danken euch sehr für die Zeit, die ihr euch genommen habt!
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