Knasterbart Abschiedstour 2023 – Alles muss raus! – Berlin 03.02.2023

Süffisanter Folkrock der besonderen Art – so steht es auf ihrer Internetseite und allen, die sich am Freitag Abend den 03.02.2023  im Berliner Huxleys Neue Welt – Club versammelt haben, ist klar, worum es hier heute gehen soll. Irish / Scottisch Folk mit deutschen Texten über Biergenuss und Rauditum stehen auf dem Programm.

Ein weißes Backdrop mit dem Namen der Vorband, in schwarzen Druckbuchstaben, ziert Bühne zum Start um 20:00 Uhr. Trobi schlagen in dieselbe Kerbe wie der Hauptakt, es wird leichtverdaulicher Trinker-Rock gespielt. Mit 2 Akustikgitarren, Tamburin und einer fußgesteuerten Bassdrum ist das Bühnenbild recht spartanisch, dafür ist die Stimmung umso entspannter und das Berliner Publikum steht den beiden Musikern und deren Darbietungen wohlwollend gegenüber und singt nach den ersten Songs auch schon fleißig mit.

Bier und Jetzt heißt das Album, und mit dieser Art Wortspiel im Gepäck, verwöhnen sie das Publikum. Allesamt zum Mitsingen geeignet, kann in der Spielzeit von 30 Minuten fast das komplette Album intoniert werden. Mit Tracks wie Biermann, Jetzt geht’s wieder los, Bierlied und 2021 wird die Halle locker, aber bestimmt in Stimmung für den Haupt-Act gerockt. Berlin ist gut drauf und die Halle gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Zwischen den Songs gibt es kleine amüsante Einlagen zum Mitmachen, wie bspw. eine Weißwein-Rotwein-Challange oder einen Bier- vs.Met-Contest, bei dem jeweils das Getränk von deren Befürwortern laut ausgerufen wird und anhand der Lautstärke ermittelt wird, welches der beiden wohl der Mehrheit des Publikums mundet.

Dass das Bier hier heute im Vordergrund steht, zeigt auch das Getränkeangebot des Huxleys, denn auch die Cocktailbar in der Nähe des Ranges hat auf Bier umgestellt.

Songs wie Jünter Gürgen und Nette Leute sind ganz klare Mitsingnummern und sorgen mit „Wohoohoo“-Chören für das richtige Wohlgefühl. „Lass uns richitg leben, ordentlich saufen, ordentlich tanzen, ALLES GEBEN“, sind die Zeilen, die den alkoholgeschwängerten Abend, der noch vor uns liegt, textlich schon mal vorab zusammenfassen.

Mit dem nicht mal 2 Minuten langen Kein Bier für Nazis wird nochmal ein kleines politisches Statement hingelegt, bevor es mit dem Titelsong Im Bier und Jetzt wieder amüsanter wird und mit dem Track Ohne Bier, nicht mit mir die Setlist abgerundet und der letzte Durst gelöscht wird.

Insgesamt ein schöner, gut gelaunter Auftritt, den man sich gern in Erinnerung ruft, mit Songs die wohl gern noch in Herrentags- oder Campingplaylists aufgenommen werden können.

Prost!

Ohne große Umbaupause beginnen Knasterbart um 20:50 Uhr den vielleicht letzten Auftritt in dieser Kombination in den Hallen des Huxleys. Das Backdrop wurde durch eine Kansterbart-Flagge ersetzt – ebenfalls weiß mit schwarzem Bandschriftzug , ansonsten gibt es keine Kulisse. Die Musik sowie die Performance von Band und Pubilkum werden für sich sprechen. Es werden 2 Stunden der guten Laune werden.

Den Einstieg machen sie mit Gossenhauer, in ihren lumpigen Verkleidungen, rußig geschminkten Gesichtern, mit angemalten roten Suffnasen, machen die 7 Kerls von Knasterbart den gewünschten abgerissenen Eindruck der Trunkenbolde, die uns nun nicht weniger als 15 Songs, inklusive dreier Zugaben, mit dem Humpen eindreschen werden. Eine feinste Auslese der besten Gassenhauer ist vorprogrammiert.

Beim zweiten Track ist mit Perlen vor die Säue bereits Klassikeralarm und Frontschwein Hotze fragt „Berlin, habt ihr bock den Laden abzureißen?“. Dass das Publikum dieser rhethorischen Frage sehr gern nachkommt, wird deutlich, als als drittes Kneipenschlägerei intoniert wird und erste Bewegung in die Massen kommt. Es folgen Sauf mich schön!, Geteiltes Leid ist halbes leid und ein kleiner philosophischer Ausflug mit Augenzwinkern bei Ich trinke also bin ich. Descartes würde sich bestimmt darüber freuen, wie vollmundig hier seine Abhandlung „Ich denke, also bin ich“ durch den Kakao bzw. den Gerstensaft gezogen wird.

Die gut ge(gr)ölten Stimmen der Fans kommen nun für Mein Stammbaum ist ein Kreis zum Einsatz und der Teufelsfidler Fildolin spielt zur Höchstform auf. Da die Stimmung sich spätestens jetzt auf dem Höhepunkt befindet, wird nun ein Medley eingeschoben, Cotton Eye Joe, gepaart mit Centerfold und Go Knaster werden musikalisch umgefolkt und die Stimmung weiter auf dem köchelnden Siedepunkt gehalten.

Die Klassikerparade findet kein Ende, unter anderem bei Heiliger Hotze, Brandwein für alle, Laich mich ein, Mein Körper ist ein Tempel und Horst die Filzlaus, bleibt hier kein Auge und keine Kehle trocken und keine Wünsche offen.
Zur Melodie von Katharina and the Waves Walking on Sunshine wird eine Parodie gedichtet: Ich torkel vom Branntwein ist wiedermal ein wunderbar süffiges Wortspiel, das sich in meine Hirnwindungen brennt.

Als Raus(ch)schmeißer wird Lieber widerlich, als wieder nich abgefeuert und die Knasterbart-Fahne mit der Aufschrift „BVP – Brandwein Volks Partei“ geschwenkt und das Publikum in eine ungewisse Zukunft entlassen. Das lässt sich aber nicht lumpen und kann noch einen Zugabenblock einfordern. Gossenabitur, mit Verstärkung durch Supportband Trobi und Ich werd zu alt, geben den offiziellen Abschluss und die augenzwinkernde Begründung für die Auflösung der Band nach 11 Jahren Einsatz. Ob die Schnapszahl dabei eine Rolle spielt werden wir wohl nie erfahren.

Queens we are the Champions und Gute Nacht, Freunde, von deutschen Liedermacher Reinhard Mey, laufen beide als Schlusspunkt des Abends vom Band. Währenddessen bedanken sich die Bandmitglieder bei ihren Fans und lassen durchblicken, dass nach einer gewissen Durststrecke, eine Reunion dieser Vagabunden-Band durchaus möglich ist.

Das macht uns doch bierseelige Hoffnung.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*