Am 20.07.2024 waren Saltatio Mortis im Rahmen ihrer Finsterwacht Burgentour 2024 in Wertheim auf der Burgruine Wertheim zu Gast. Schon einige Zeit vor dem Termin waren die Karten restlos ausverkauft. Die Wettergötter, die der diesjährigen Open-Air-Saison nicht immer wohlgesonnen sind, beschlossen an diesem Tag, unendliche Hitze zu schicken. So gestaltete sich der Aufstieg zur Burg noch etwas beschwerlicher, als er es schon war. Menschen mit Knieproblemen würde ich tatsächlich davon abraten, aber es hatte sich eindeutig gelohnt.
Leider gab es im Vorfeld wohl einige Kommunikationsprobleme, überall war der Einlass mit 18.00 Uhr und der Beginn mit 19.00 Uhr angegeben. Es ging allerdings erst um 20.00 Uhr los. Bei dem Wetter, ohne kostenfreie Trinkwasserstelle, im Kessel eines alten Burghofs nicht die beste Situation.
Über den Weg an der Burgmauer, lief die Band oberhalb des Publikums in Richtung Bühne und die ersten Saltatio Mortis Schreie setzten ein, als ein paar Mitglieder der Band zu sehen waren. Schnell gesellten sich die restlichen dazu und nach kurzer Zeit begann das Intro.
Eine verhüllte Gestalt betrat die Bühne und kündigte die Finsterwacht an. Ein Knall erklang und es ging unter ohrenbetäubenden Getobe des Publikums los. Vorbei war die Lethargie, die der langen Wartezeit und der Hitze zulasten kam. Alea fegte über die Bühne, zwischen den Textzeilen hörte man ihn rufen „Lasst Euch sehen, seid ihr bereit“ „Lasst Euch hören“, was sich die Leute kein zweites Mal sagen ließen. So tobte innerhalb des Burghofes innerhalb kürzester Zeit ein Mob, der sich durch den ganzen Abend zog. Beim Refrain sang jeder mit und mit ein bisschen Fantasie konnte man sich vorstellen, wie die Finsterwacht Position auf den Burgzinnen nahm.
Bei Schwarzer Strand tobten Wellen auf der Bühne, dargestellt vom Theater Feuervogel, die, die komplette Show anmutig begleiteten. Nun ließ Alea das Publikum erst mal für sich selbst applaudieren, weil sie trotz der Hitze voll dabei seien. So erzählte er, dass sie normalerweise nach zwei bis drei Liedern total verschwitzt seien, dieses Mal reichte der Weg vom Backstage zur Bühne. Noch wurden alle vom Feuer verschont und das erste Flammenmeer kam von den unzählig erhobenen Händen, die Brunhilds Weg säumten.
Was wären Spielmänner, die nicht zwischendurch die Zuhörer mit Geschichten bezirzen, so meinte Alea, dass jedoch alle mitsingen sollten, denn viel Hitze würde Abkühlung erzeugen. Was von Jean, als völlig blöde Logik abgetan wurde, schließlich würde er auch schon die ganze Zeit mitsingen und ihm wurde ständig wärmer, was für etliche Lacher sorgte. Jetzt folgte eine Singübung für die Zuschauer und die meisten ahnten, dass der Eulenspiegel kam. So ziemlich am Ende des Liedes geschah ein Missgeschick.
Es gab einen Knall und ein Vorhang, der die ganze Bühne verhüllen sollte, kam zur Hälfte herunter und nichts ging mehr. Auf der Bühne wurden entsetze Blicke hin und her geworfen, sehr zügig hatte Alea ein Megafon in der Hand, bestätigte einen technischen Defekt und gab bekannt, sie würden, während der Reparatur, ins Publikum kommen. Schon stand Jean mit Trommel, Luzi, Falk und Alea mit Dudelsäcken bereit und liefen musizierend durchs Publikum, hielten auf einige Treppenstufen zu und blieben etwas erhöht stehen. Dort ging es dann erst mal akustisch weiter und Alea sang mit dem Publikum Sieben Tage lang. Bei My Mother told me in der Akustik Version ging es für Alea wieder Richtung Bühne und dann funktionierte die Technik auch wieder. Die Gesangseinlage im Publikum war wohl geplant, ob das so, wie es abgelaufen auch nach Plan verlief, wird man wohl nicht erfahren, aber es kam bei der Menge richtig gut an. Alea hatte immer noch nicht genug von den Menschen, die gebannt lauschten, so befand er sich bei Pray to the Hunter immer noch auf der Absperrung, während der Rest nun wieder auf der Bühne stand, die Feuervögel boten eine weitere Tanzeinlage bei diesem Song. Wie, um zu unterstreichen, dass mit der Technik wieder alles okay war, gab es nochmal My Mother told me.
Jetzt legten auch die Pyro los und in null komma nichts, heizte sich der Burghof nochmal ordentlich auf. Die Leute sangen lauthals mit, klatschten und tobten um die Wette, innerhalb der nächsten paar Songs hatte man das Gefühl in einem Hexenkessel aus purem Feuer zu sein. Dann wurde noch ein anderes Feuer entfacht. Der Song Aurelia erinnert stark an einen Soft-Porno in gesungener Form, der allerdings auch wieder von allen Anwesenden mitgesungen wurde.
Mit einem Mal kam von Jean der Zwischenruf, dass er etwas Angst vor dem nächsten Song hatte, während das Publikum sich noch fragte warum, wollte Alea, dass sich die Leute gegenseitig, die Arme auf die Schultern legen sollten, um beim nächsten Song gemeinsam zu springen. Wo manche fragen, was hat das Mittelalter nur aus uns gemacht, konnten die Konzertbesucher die Frage, mit jeder Menge Staub einatmen sehr gut beantworten, bestand der Boden des Burginnenhofs aus Staub und Schotter. Um dem ganzen noch eins draufzusetzen, wollte Alea nach dem ganzen springen noch einen Circle Pit, was in dem ausverkauften beengten Burghof schon an eine Herausforderung grenzte, aber nur fast. Nach der Aufforderung bei dem ganzen lieb miteinander umzugehen, sprang Alea über die Absperrung und war selber mitten in dem Pit und performte dort Vogelfrei während er sich danach bei Rattenfänger wieder auf die Bühne bringen ließ. Man erlebt ja immer wieder bei solchen Aktionen, dass man viele Menschen über sich tragen muss und viele wie nasse Säcke über dem Publikum hängen. So war es doch sehr erfreulich, dass das mal jemand machte, der eine astreine Körperspannung besitzt und dazu auch noch singen kann. Als er zurück auf der Bühne war, ließ er die Menge für sich selbst applaudieren, Elsi, Luzi und Falk verteilten einige Wasserflaschen an die Leute. Wasser war auch nun dringend notwendig, so wurde noch einmal die Umluft im Steinofen angeschmissen und zu Prometheus brannte der Himmel. Derweil wurden in der Menge eifrig Herzluftballons mit Leuchtkugeln aufgeblasen, die in der Wartezeit vor Beginn verteilt wurden. Leider geschah das zu früh, so dass einige bei den Feuersalven wieder platzten. Dennoch wurden bei Oh, treues Herz noch so einige geschwenkt, zusammen mit unzähligen Smartphonelampen und der Burghof verwandelte sich in ein wogendes Lichtermeer. Dann war die Bühne leergefegt, der Chor aus Saltatio Mortis-Rufen wurde laut.
Und natürlich kamen sie zurück auf die Bühne, bei Wo sind die Clowns flippte die Menge wieder aus. Alea entledigte sich seines T-Shirts, was das Publikum eifrig nachmachte und diese über den Köpfen wedelte, die letzten Kraftreserven wurden mobilisiert und der Burghof glich wieder einem brodelndem Kessel aus Schreien und Feuer. Eine kleine Stichelei seitens der Band, dass Regensburg angeblich mehr eskalierte, zeigte ihre sofortige Wirkung. Die Frage, ob noch genug Mumm in den Knochen sei, stachelte noch mehr an, als wäre das nicht schon fast ein Ding der Unmöglichkeit. Jean wollte, dass die Leute ihre Ekstase sammelten, um sie noch mal gemeinsam zu entladen, weil auch für die Männer in Wertheim, war es nicht gut, zu früh zu kommen. So sprangen und grölten alle zusammen und für Saltatio Mortis war es krass, das nochmal zu hören. Nun aber neigte sich der Abend rasant dem Ende zu. Und die erste Zeile des Spielmannsschwurs erklang, der aber gleich in lauten Döpdöpdöp-Schreien unterging und über Seven Nation Army wieder zurück zum Schwur ging, der von hunderten Kehlen mitgesungen wurde, begleitet von unzähligen Feuersalven.
Jetzt folgten nur noch die Verbeugung von Saltatio Mortis und ein herzliches Dankeschön der Truppe an das Theater Feuervogel, den Pyrotechniker Sören, der seit mittlerweile 21 Jahren die Shows am Brennen hält und natürlich dem Veranstalter, nebst Secus und allen, die das Ganze im Hintergrund zum Laufen bringen. Als Abschluss erklang die Mittelalterversion von Remmidemmi von der Bühne, bei der aus Katja Ebstein, Hildegard von Bingen wurde. Dann war es aber vorbei und die Leute begannen den Abstieg.
http://www.theater-feuervogel.de/
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