Accept haben für zwei Zusatzterminen ihrer Too Mean To Die Tour nach Hamburg und Köln eingeladen. Wir waren in Köln am 13.12, im Carlswerk Victoria, für euch dabei. Als Support hatten sie Induction und Songs of White Lion mit auf der Bühne.
Es ist 18:30 Uhr und die Schlange vor der Venue führt jetzt schon bis ins nahegelegene Parkhaus, ganz zum Grauen der Autofahrer, die genervt versuchen, an den Menschen vorbei zu navigieren. Pünktlich um 19 Uhr öffnen sich dann die Türen und das Carlswerk Victoria füllt sich. Der Altersdurchschnitt ist heute deutlich höher als bei den Konzerten wo ich sonst bin, was aber auch kein Wunder ist. Accept sind schließlich ein Metal-Urgestein.
Induction betreten als Erstes die Bühne. Sie sind eine junge Power-Metal-Band aus Hamburg und werden heute von Gitarristin Celine Peren unterstützt. Die Band wurde 2014 gegründet und während der Corona-Zeit neu zusammengesetzt. Erst 2019 brachten sie ihr selbst betiteltes Debütalbum zur Welt und drei Jahre später ihr zweites Album Born from Fire.
Obwohl Induction von Anfang alles geben und uns schnelle Drums und melodische Gitarren-Riffs um die Ohren hauen, ist das Publikum doch noch sehr zurückhaltend. Es wird nur vereinzelnd mit dem Kopf gewippt und auch nach Sänger Craig Cairns (ex-Midnight Prophecy) Aufforderung „I want you to scream as loud as you can!“ kommt nur zaghafte Rückmeldung. Mündliche Mitarbeit des Publikums: 5. Bitte setzen, Danke. Doch die Band lässt sich nicht unterkriegen. Gitarristin Celine baut immer wieder Augenkontakt mit der Menge auf, Craig animiert weiter zum mitsingen und klatschen und langsam scheint das Publikum aufzutauen. Bis zum letzten Song des Sets, Queen of Light wird schließlich doch gepfiffen, gejubelt und geklatscht. Bevor die Band die Bühne verlässt, gibt es noch ein Gitarrensolo für uns zu hören und Danksagungen für den Auftritt. Ein Gruppenfoto mit dem Publikum darf natürlich auch nicht fehlen.
Nach einer kurzen Umbaupause kommt Mike Tramp mit seinem Projekt Songs of White Lion auf die Bühne, begleitet von Kenni Andy am Schlagzeug, Marcus Nand an der Gitarre und Claus Langeskov am Bass. Songs of White Lion ist ein Album, welches überarbeitete Tracks seiner früheren Glam-Metal-Band White Lion in neuem Gewand enthält. Den Anfang macht der Song Hungry und es fällt direkt auf, dass die überarbeitete Version wesentlich cleaner und moderner klingt, auch wenn der Song natürlich immer noch die typischen Gitarren-Riffs des 80er Metals hat. Mir persönlich fehlt das raue, aber das ist ja auch nicht der Anspruch des Albums. Zwischen den Songs erzählt Tramp immer wieder Anekdoten zu den 80ern und seiner Zeit mit White Lion: „Remember when we were young (…) Most of us had long hair (…) Now we’re working in offices and having beer bellies (…). Das Publikum braucht auch hier wieder eine Aufforderung zum mitmachen. „Lemme hear you!“, ruft Tramp ins Mikro, bevor die Menge sich traut mitzusingen und zu jubeln. Gitarrist Marcus Nand, welcher übrigens das erste Mal in Deutschland ist, gibt immer wieder in den Songs sein Können bei Gitarrensoli zum Besten. Gegen Ende des Sets singt das Publikum viel mit und es wird geklatscht und gepfiffen.
Während Mike Tramp versucht den 80er-Charme mit seinem neuen Projekt und seinen Anekdoten nicht sterben zu lassen, beleben ihn Accept einfach wieder. Die Band betritt bei dem Intro von Zombie Apocalypse nach und nach die Bühne. Ganz in Schwarz gekleidet in Schlaglederhosen und Lederkutten mit Nieten. Das Publikum jubelt und pfeift laut und die gesamte Halle ist am Kopf wippen zum Takt. Sänger Mark Tornillo braucht nur die Hände zu heben und schon wird mit geklatscht. Langsam wärmen sich auch die Stimmbänder des Publikums auf und bei Midnight Mover sowie Overnight Sensation wird der Refrain von vielen mitgesungen. Tornillo lässt es sich trotzdem nicht nehmen, auch den Rest der Menge mit einem „I wanna hear some singing!“, zu motivieren. Mit Erfolg.
Während Accept die besten Stücke ihrer gesamten Diskografie spielen, und Gitarrist Wolf Hoffmann, das einzige verbliebene Gründungsmitglied übrigens, seine Gitarrenkunst bei fantastischen Soli zeigt, wird auch die Nebelmaschine angeschmissen.
Fan-Favorites waren bis jetzt auf jeden Fall die Ballade The Best Is Yet To Come vom zuletzt erschienenem Album Too Mean To Die und Princess Of The Dawn, denn bis hinten durch wird gepfiffen, gejubelt und mitgesungen. Das Intro von Fast as a Shark erklingt und Sänger Tornillo kommt mit einem aufblasbarem Hai auf die Bühne, welchen er in die Menge wirft. Bis zum Ende des Konzerts schwimmt dieser über die Hände des Publikums und findet zum Schluss sogar eine glückliche Seele, die ihn mit nach Hause nimmt. Definitiv ein cooles Andenken. Bei dem Song Metal Heart springen vereinzelt ein paar der jüngeren Fans im Publikum und bei dem Gitarrensolo, in welches Hoffmann das Beethoven-Stück „Für Elise“ eingebaut hat, singt das Publikum die Melodie mit. Teutonic Terror bekommt dieselbe Energie geschenkt. Nach 16 Songs verlässt die Band die Bühne. Natürlich wird nach einer Zugabe gerufen und natürlich kommen die sechs von Accept wieder zurück. Hung, Drawn and Quartered, Balls to the Wall und I’m a Rebel werden als Zugabe-Songs gespielt, die letzten zwei mit einem Special Guest: Chris Boltendahl, dem Sänger der deutschen Heavy-Metal Band Grave Digger. Von Gehstöcken bis aufblasbaren Gitarren war alles vorhanden an diesem Abend und für jeden Accept Fan definitiv ein gelungenes Konzert.
Die Setlist des Abends:
1. Zombie Apocalypse
2. Symphony of Pain
3. Restless and Wild
4. Midnight Mover
5. The Abyss
6. Objection Overruled
7. Overnight Sensation
8. Demon’s Night/Starlight/Losers and Winners/Flash Rockin’ Man
9. Breaker
10. The Best Is Yet To Come
11. Shadow Soldiers
12. Princess of the Dawn
13. Fast as a Shark
14. Metal Heart
15. Teutonic Terror
16. Pandemic
Zugabe:
17. Hung, Drawn and Quartered
18. Balls to the Wall
19. I’m a Rebel
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