Konzertbericht: Agrypnie, Ellende, Thormesis und Boötes Void in München

Konzertbericht: This Is Autumn 2021 – Agrypnie, Ellende, Thormesis und Boötes Void im Backstage München

 

Unter dem Namen This is Autumn wurden am 09. Oktober 2021 vierhundert Black Metal-Anhänger nach München ins Backstage gelockt. Das Event wurde als Ersatz für die Covid-bedingt abgesagte Tour im letzten Jahr organisiert. Ursprünglich sollten an sechs Tagen, drei Wochenenden, Boötes Void, Thormesis und als Headliner Ellende auftreten. Nach der Planänderung wurde dann zusätzlich noch Agrypnie mit ins Boot geholt. Die Vorfreude bahnte sich schon vor Einlass um die Location herum an und wurde durch die Fans im Inneren mehr als bestätigt. Denn schon die erste Band konnte den Durst nach Black Metal im Live-Format sehr stark spüren;


Boötes Void

Boötes Void aus Würzburg machten den Anfang und ließen schon erste Besucher Schweißperlen vergießen. Die noch junge Gruppe, gegründet in 2019, bringt schon eine sehr anschauliche Show auf die Bühne, nicht zuletzt, weil es sich um talentierte Musiker mit teilweise längerer Erfahrung handelt. Besonders anzusehen ist ihr Äußeres, verschleiert in schwarze Masken, um schlicht die Musik für sich sprechen zu lassen, so wie es sein sollte; eine Show, die Spaß macht und zugleich ohne großes Tamtam auskommt. Mit Tracks wie Alder’s Sleep, der ersten Single, Erlenweib und The Alder King von der letztjährigen EP, aber auch Songs des bisher unveröffentlichten ersten Albums wissen sie das Publikum zu begeistern und überzeugen. Ein gelungener Auftritt, der sicherlich der Band neue Anhänger gebracht hat und weiterhin den Weg zu einem größeren Namen ebnen kann, denn schon zu Anfang war der Innenraum sehr gut gefüllt, die Menschen haben mitgemacht und lautstark ihre Freude zum Ausdruck gebracht. Eine Band, die auch im dunklen Gewand des Black Metal schlicht Spaß macht.

Setliste Boötes Void

Yule

Mahbon Samhain

Imbolc

Erlenweib

The Alder King

Alders Sleep

Beltane

Thormesis

Darauffolgend kamen Thormesis aus Rothenburg ob der Tauber auf die Bühne, die im Stile des Post-Black Metal mittlerweile schon eine feste Größe darstellen. Sänger und Gitarrist Travos ist sicherlich einer der Besten seines Faches in Deutschland, was sich immer wieder live beweist. Melodisch und doch nicht weniger heftig donnert das Set auf die Besucher ein und spätestens nach dem ersten Song Sonnen vom aktuellen Album The Sixth wird jedem klar, was alle anderen nicht-Anwesenden verpassen. Ein ausgewogener Mix an Songs zeigt nicht nur die Vielfältigkeit der Musik, sondern verhindert auch in großartiger Art und Weise eine Monotonie, deren Aufkommen stets eine potentielle Gefahr im Bereich des Black Metal sein kann. Hervorzuheben ist an dieser Stelle definitiv der vorletzte Track Sterbend Herz aus Von Leere und Tod von 2012, der doch etwas „poppig“ daherkommt aber in keinster Weise negativ zu begreifen. Thormesis schaffen es immer wieder, ebenfalls ohne live eine große oder extraordinäre Show nötig zu haben, eine ganz eigene und atmosphärische Stimmung zu erzeugen, die einerseits düster und trist, aber dennoch aufbauend und positiv wirken kann.

Setliste Thormesis

Intro

Sonnen

Nosce te Ipsum

Freier Wille – Freier Geist

Thy morbid drunken ways

Trostlos

Lichtermeer

Sterbend Herz

Mein letztes Lied

Outro


Ellende

Mit den österreichischen Atmospheric-Black Metal Künstlern aus Graz, Ellende, zeigte sich eine doch etwas bekanntere Band, die sicherlich für die Meisten die größte Erregung erzeugt hat. Ellende haben schon seit zehn Jahren unter Beweis gestellt, was sie können und das sehr erfolgreich, bedenkt man europaweite Auftritte und Anhängerschaft. Zurecht; die feine Auswahl des Veranstalters spiegelt sich auch hier wider, denn sie zählen für einige zu solchen Bands des Genres, die hohe Erwartungen, live, sowie im Studio, erfüllt haben und in der Folge noch größere gesetzt haben. Nach dem selbstbetitelten ersten Album im Jahre 2013, folgte 2016 Todbringer, zuletzt das aktuelle Album Lebensnehmer von 2019. Im Januar diesen Jahres kam zudem die EP Triebe, von welcher die Songs Weltennacht und Zwischen Sommer und Herbst an diesem Abend dargeboten wurden. Natürlich spielten sie auch beliebte Tracks wie Ballade auf den Tod und Der letzte Marsch. Routiniert harmonieren die Musiker auf der Bühne und bieten dem Publikum ein grandioses Konzert, nicht zuletzt durch sichtbare Hingabe für was sie tun. Es ist eine besondere Erfahrung. Selbst in einem Raum mit vielen anderen Menschen führt die Musik unweigerlich in eine Leere, die zugleich gefüllt wird mit Melancholie und gedankenlösender Atmosphäre. Ellende ist ein Gefühl, nicht nur eine rein musikalische Erfahrung. Alles basiert auf der Musik und es mag überhöht klingen, doch eben diese Musik schafft etwas, das nur wenig Künstler rüberbringen können. Verloren und doch zuhause, Tristesse und doch ein positiver Nachgeschmack, Black Metal und doch großartige Clean-Parts, Ellende zeigt es uns und wir dürfen glücklich sein über ihr Schaffen.

Setliste Ellende

Augenblick

Ballade auf den Tod

Der Blick wird leer

Weltennacht

Ein Stück Verzweiflung

Atemzug

Der letzte Marsch

Zwischen Sommer und Herbst

Agrypnie

Der zusätzliche Auftritt von Agrypnie aus Hessen hat den Reiz für diese Veranstaltung natürlich nochmals erhöht. Für alle, die es nicht kennen; es handelt sich hierbei um ein weiteres Projekt des Torsten Hirsch, den die meisten wohl in seiner Rolle als Sänger der Mainzer Black Metal-Formierung Nocte Obducta kennen. Seit 2004 bringt es das Projekt bereits auf sechs Alben, sowie jeweils eine EP und Split. Zuletzt kam im August das Album Metamorphosis, auf dessen Track Am Ende der Welt – Teil 2 Travos von Thormesis den Gesang übernahm. Für viele Musiker, so auch für diese, sind die aktuellen Konzerte die ersten nach einer langen Zeit, dementsprechend kann sich auch schonmal eine gewisse Nervosität wieder einschleichen, die sich jedoch bei solch erfahrenen Künstlern schnell legt. Es folgte also ein lupenreiner Auftritt mit einer sehr gut gewählten Setlist. Wenngleich Agrypnie den wohl größten Namen in diesem Lineup darstellt, wäre es unschicklich von der besten Band zu sprechen, nicht um Agrypnie unterzubewerten, sondern um nochmals deutlich zu machen, wie gut die Künstler im Gesamtkontext harmonieren und ein wunderbares Event darstellen. Gegen Ende eines super Abends brachten Agrypnie dann noch eine Überraschung aus Augsburg auf die Bühne: Eklatanz, seines Zeichens instrumenteller Kopf und Sänger von Heretoir, partizipierte am Mikrofon für Die längste Nacht vom 2018er Album Grenzgænger. Der Besuch hat sich also mehr als gelohnt, ein sehr guter Einstieg, um sich wieder an Konzertbesuche zu gewöhnen. Hoffen wir, dass es auch so bleiben wird.

Setliste Agrypnie

Wir Ertrunkenen

Verwüstung

Erwachen

Grenzgänger

Der tote Trakt

Untergang

Die längste Nacht (mit Eklatanz von Heretoir)

Zu Grabe

Schlaf

Review: Ellende – Triebe

Review: Agrypnie – Metamorphosis

Bericht: Michael
Bilder: Matthias

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