Konzertbericht: Amorphis – Halo Tour 2023 in Geiselwind

Die finnischen Melodic-Death-Vorreiter Amorphis sind auf großer ausgiebiger Halo European Tour 2023, um ihr aktuellstes Werk ausgiebig zu feiern. Am 28.10.2023 machten sie hierbei auch in der Music Hall in Geiselwind Halt. Mit dabei waren noch die isländischen Progressive Rocker und Wikinger von Sólstafir und die ebenfalls finnischen Thrasher von Lost Society! Was für ein schönes Päckchen feinster finnischer und schwedischer Musik und wir durften für euch vor Ort sein!

 

Den Anfang machten pünktlich die Finnen Lost Society, mit einem sehr elektronischen Intro, welches eher an eine Technoparty als ein Metalkonzert erinnerte. Als dieses dann aber verklungen ist und die Musiker die Bühne stürmten, hatte keiner mehr Zweifel, dass es gleich richtig zur Sache geht. Mit viel Leder und Nieten, sowie Ohrringen und Glitzer, setzten sie sich auch gleich mal optisch von den folgenden Bands ab, wobei bis auf ihren Sänger und Gitarristen Samy alle identische Shirts trugen. Mit ihrem Thrash Metal (der auch irgendwie ein paar Metalcore-Vibes hatte) heizten sie den bereits zahlreich anwesenden Besuchern ordentlich ein, auch wenn noch recht wenig Bewegung im Publikum war. Das sollte sich aber schnell ändern, denn diese wurden relativ bald direkt zum Springen aufgefordert, dem natürlich nachgegangen wurde. Leider hatten einige Tracks für meinen Geschmack etwas zu viel Strobo Licht, was wirklich auf Dauer eher unangenehm ist, da hingegen konnte Sänger Samy wiederum mit seinen sympathischen Ansagen überzeugen. Er fühle sich den Deutschen sehr familiär verbunden und ist gerne hier unterwegs. Als er dann gegen Ende auch die Gitarre auf die Seite packte und über die Bühne flitzte und von den Boxen sprang, kam nochmal Schwung in die Bude. Zu guter Letzt ließ er es sich auch nicht nehmen, in den Graben zu springen und an der Absperrung zu performen. Ein sehr solider und dynamischer Auftritt von bestens aufgelegten Finnen, die sichtlich Spaß auf der Bühne hatten und damit das Publikum anstecken konnten!

Deutlich düsterer und musikalisch melancholischer wurde es dann mit Sólstafir. Als das Intro erklang, fing der komplette Saal schon das Klatschen an, noch bevor ein Musiker die Bühne überhaupt betreten hatte. Als diese dann der Reihe nach erschienen, gab es auch für die Crowd kein Halten mehr. Fäuste wurden in die Luft gestreckt und es wurde alles mit Begeisterung aufgenommen. Sehr atmosphärisch und stimmungsvoll legten die vier los, wobei aber ganz klar Sänger und Gitarrist Aðalbjörn im Vordergrund stand, hervorgehoben durch das Lichtarrangement. Er war der einzige, der zu Beginn etwas Licht spendiert bekam, seine Bandkollegen standen leider komplett im Schatten, was wirklich sehr schade war. Generell hätte man den Jungs schon etwas mehr Licht gönnen können, denn die Emotionen der Songs, welche immer wunderbar in den Gesichtern der Musiker zu sehen sind, gingen somit komplett unter! Und auch das schelmische Grinsen dergleichen, denn gerade Aðalbjörn hatte richtig Bock, was man ihm auch ansah, wenn er denn gerade etwas Helligkeit spendiert bekommen hatte. Aber das tat der Stimmung keinen Abbruch! Es wurde nach jedem Song wie verrückt applaudiert und auch auf Aufforderung laut geschrien oder geklatscht. Die Truppe schafft es immer wieder, eine tolle Stimmung zu kreieren und das Publikum abzuholen. Zum letzten Track, Goddess of the Ages, welcher laut Ansage so lange ist wie drei ganze andere Songs, stellte er sich auf die Absperrung am Bühnengraben und lief, gehalten von den Händen der Besucher, einmal von rechts nach links und wieder zurück, während er mit den Zuschauern interagierte und dabei weiter sang. Ein tolles Highlight von äußert sympathischen Isländern.

Den Abschluss bestritten dann Amorphis und was soll ich sagen… Die haben einfach immer Bock. Aber auch die Zuschauer waren nach den Isländern nicht müde geworden und empfingen die Finnen mit viel Applaus und lautem Jubel.  Sie starteten direkt mit Northwards und es gab kein Halten mehr für die feierwütige Crowd. Es wurde mitgesungen, geheadbangt und geklatscht, die Stimmung war vom Fleck weg ausgelassen. Im Hintergrund hatten die Musiker als Bühnendeko fünf einzelne längliche LED-Wände stehen, welche passend zu den Songs agierten und die Bühne nochmals in stimmungsvolles Hintergrundlicht tauchten. Leider war auch hier der Lichttechniker etwas sparsam mit dem Frontlicht in der ersten Hälfte des Sets, was ich aus oben genannten Gründen immer sehr schade finde. Auf die Frage, wie die Zuschauer denn die Vorbands fanden, gab es nur eine Antwort: lautes Klatschen und Rufen. Die zwei Supports kamen gut an. Sänger Tomi lies die Besucher die Songtitel vervollständigen, und was soll ich sagen, die kannten sich anscheinend in der Diskografie der Schweden aus. Auch mit seinen knuffigen und sympathischen Ansagen konnte er auf ganzer Linie punkten. Generell hatten die fünf sehr viel Spaß auf der Stage, ob es nun Tomi war, der den Mikrofonständer durch die Gegend wirbelte oder die zwei Gitarristen und ihr Bassist, welche synchron vorne an den Monitoren standen. Langweilig wird es bei Amorphis nie! Nach der obligatorischen Bandvorstellung inklusive kurzer Soli legten sie direkt den nächsten Hit nach, House of Sleep. Und wer dachte, dass die Crowd vorher schon laut mitgesungen hatte, wurde hier eines Besseren belehrt. Die Besucher sangen den Song fast lauter als die Band. Als Zugabe gab es The Bee auf die Ohren und mit diesem Track und dem ersten Crowdsurfer des Abends, ging auch leider dieser Gig zu Ende. Was für ein Auftritt, was für eine Stimmung! Amorphis überzeugen live wirklich immer!

Mit dieser Tour und dieser Kombi an Bands hat, wer auch immer das geplant hat, ein geschicktes Händchen bewiesen. Auch wenn auf den ersten Blick Lost Society anscheinend nicht so richtig reinpassten, fügten sie sich dennoch wunderbar ein und kamen gut an. Sólstafir schaffen es eigentlich eh immer die Menge mühelos in ihren Bann zu ziehen, so auch dieses Mal. Sie erzeugten eine wunderbare Stimmung und stimmten die Besucher hervorragend auf Amorphis ein. Mit denen wurde dann der finale Abriss eingeleitet. Ich fand die Songauswahl wirklich gelungen und die Zuschauer, sowie die Band waren super drauf. Der Sound war generell sehr gut, bis auf einen kleinen Moment und der Gesang bei Sólstafir hätte ruhig etwas lauter sein dürfen. Aber dieser Abend hat einfach trotzdem von vorne bis hinten Spaß gemacht. Danke dafür!

 

 

 

Über Steffi 198 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, angeschleppt wurde ich von Roksi und Matthias, welche mein Interesse an der Konzertfotografie geweckt haben. Ich bin bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquility

1 Kommentar

  1. Es war eine tolle Stimmung und ich habe auch ein sehr schönes Foto bekommen von Amorphis dafür bedanke ich mich recht herzlich die Fans haben alle zusammen mitgemacht und die 2 anderen Bands waren auch super ich bedanke mich im Namen für alle metal Fans den schönen Abend metal für immer

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