Konzertbericht: Anika Nilles – False Truth Tour – im Colos-Saal Aschaffenburg, 09.10.2025

Anika Nilles ft. Nevell - False Truth Tour - Bandfoto - Colos-Saal – Aschaffenburg
Anika Nilles ft. Nevell - False Truth Tour

Anika Nilles Colos-Saal – Heimspiel in Aschaffenburg

Wer in diesen Tagen über Anika Nilles schreibt, kommt kaum um Rush herum – schließlich wird sie im kommenden Jahr mit Geddy Lee und Alex Lifeson auf Tour gehen. Kein Wunder also, dass im Publikum einige Rush-Shirts zu sehen waren. Viele trugen sie augenzwinkernd als Hommage, nicht aus bloßer Neugier. Doch die meisten kamen, um Anika Nilles und ihre Band Nevell live zu erleben – mit spürbarer Vorfreude auf das Heimspiel der international gefragten Schlagzeugerin.

Heimspiel Nummer Drei im Colos-Saal

Zum dritten Mal gastierte Anika Nilles mit Nevell im Colos-Saal, und wie immer herrschte die typische, angenehm dichte Clubstimmung. Rund 350 Gäste füllten den Raum, der erneut bewies, warum er als eines der besten Liveclubs der Region gilt. Der Ankündigungstrailer des Colos-Saals für kommende Veranstaltungen sorgte kurz für Gelächter – das Snippet für die Burning Witches passte stilistisch nicht zum Abend.

Die Bühne war bis auf den letzten Quadratmeter belegt. Anika Nilles saß mit ihrem Set vorn rechts, daneben die KeyboarderInnen vorn links und mittig. Dahinter Percussion, Bass und Gitarre – wobei Joachim Schneiss häufig verdeckt blieb. Selbst bei seinen Soli konnte er sich kaum nach vorn bewegen. Der Platz war knapp, doch der Sound ausgewogen, klar und druckvoll – und das intime Ambiente des Colos-Saals passte perfekt zu Nevell.

Präzision, Energie und musikalischer Dialog

Kurz nach acht begann das Konzert. Das erste Set führte direkt in den typischen Nevell-Sound: energiegeladen, rhythmisch verschachtelt, gleichzeitig warm und präzise. Das Zusammenspiel wirkte auf den Punkt – komplex, aber nie verkopft.

Das zweite Set war von Jeff Beck inspiriert, rockiger und druckvoller, mit Anleihen an Becks Gitarrensprache. Hier zeigte sich, wie stark False Truth von dieser Zeit geprägt ist. Die Songs blieben dennoch unverkennbar Nevell – virtuos, dynamisch, kommunikativ.

Das letzte Set eröffnete mit zwei Songs aus Opuntia. Besonders dort, wo Percussion und Drums unisono spielten, entstand ein kraftvolles Rhythmusgefühl – subtil an eine Drumline erinnernd.

Mit Radiate öffnete sich die Musik in leichtere, fast tanzbare Gefilde. Davor wendete sich Anika Nilles lachend ans Publikum:

„Klar ist es schwer, sich zu unserer Mucke zu bewegen – aber hier ist noch Platz!“

Ein gefühlvolles Basssolo von Jonathan Cuñado tauchte den Saal in warme Jazzfarben.

Energie, Emotion und ein Augenzwinkern

Vor dem letzten Stück erzählte Nilles eine Anekdote aus ihrer Jugend im Colos-Saal. Danach folgte das Schlussstück: jede:r Musiker:in bekam Raum für ein Solo, bevor Nilles mit einem Drumsolo voller Odd-Meter-Wechsel übernahm.

Nach gut eineinhalb Stunden und einer Zugabe endete das Konzert mit Applaus. Am Merch-Stand bildeten sich Schlangen, Platten wechselten den Besitzer, und Autogramme wurden geschrieben.

Ein Heimspiel, das zeigte, warum Anika Nilles längst zu den international prägenden Musikerinnen ihrer Generation gehört: virtuos, emotional und voller musikalischer Substanz.


Bericht & Bilder: Clemens

Mehr von Anika Nilles und Nevell den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:

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