Zwischen Wacken und Summer Breeze spielt Ankor eine kleine aber feine Headliner-Tour durch die Konzerthallen Deutschlands. Wie schon im letzten Jahr macht die Band auch in diesem Jahr wieder Station im Schlachthof Wiesenbaden, genauer gesagt im Kesselhaus. Und wie schon im letzten Jahr hat Ankor ein Händchen für sympathische Vorbands.
Future Static
Angekündigt werden Future Static mit
„bizarren Ritt durch alles von Modern bis Progressive Metal, von Jinjer-Growls und Pop-Hooks bis hin zu Blast Beats und Alt-Rock-Ausbrüchen“ …
Klingt erst mal vielversprechend und ich schwanke zwischen ‚hm, zu dick aufgetragen‘ und ‚oh, hoffentlich ist es nicht zu viel des Guten‘ und ‚könnte gut werden‘.
Es ist heiß und stickig im Kesselhaus als die Lichter ausgehen und die Band mit einem Intro zu Dubstep-Klängen die Bühne betritt. Chemical Lobotomy starten mit einem klassisch-modernen Sound, treibenden Drums und Gitarrensoli. Die ersten Töne von Sängerin Amirah Cook kommen gefühlvoll über ihre Lippen und erinnern an klassischen Fremale Fronted Modern Metal Gesang. Doch hoppla, da kommt eine Backing-Vocal oder besser gesagt eine Duett-Vocal um die Ecke. Ok, hier kommt also die Pop Hook. Check.
Die Beats, welche durch die Drums entlockt werden, passen auch. Check.
Und nach dem Refrain, der richtig gut in die Höhe geht, wird im nächsten Moment gegrowlt, um die wichtigen Passagen im Text noch mal richtig zu unterstreichen. Mit einer Leichtigkeit und Intensität in der Gestik, die uns als Zuhörer sofort in ihren Bann zieht. Der Eröffnungssong endet mit einer zweistimmigen Passage, in der ‚I know, to know, together‘ von der Gesangspartnerin gesungen wird. Die Duftmarke war gesetzt und die oben genannten Bedenken wurden in ‚Wow‘ verwandelt.
Dass es nicht nur mir so ging, merkte man der Menge schnell an und so wurde ab dem zweiten Song ordentlich geheadbangt, gehüpft und getanzt.
Plated Gold wurden gesanglich von einem weiteren Growlpartner unterstützt – nämlich Gitarrist Ryan Qualizza. Nicht nur vor der Bühne ist die Stimmung ausgelassen. Auch auf der Bühne wird geheadbangt, gehüpft und am Ende eines Songs auch mal gekniet.
Eines meiner Highlights ist The Hourglass. Das Lied startet mit kräftigen Hooks, fetten Blast Beasts und Growls. Um die Refrain wieder doppelstimmig zu singen und dann eine ruhige Passage einzulegen. Diese wird nur mit gezupften Saiten der E-Gitarre gespielt und dann das Ende, bei dem man sich völlig in den Stimmen der Sängerinnen verliert und am Ende nur noch die Stimme von Bassistin Kira Neil hört.
Man sieht vor allem bei diesem Lied, dass das Mischen der einzelnen Genres einfach von der Hand geht und es zeugt von richtigem Talent. Einfach nur großes Kino!
Als Kontrast sind dann Lieder wie Will I?, welche von der Sängerin Amirah Cook gelebt werden. Sie wirbelt in einem Moment wütend über die Bühne, um im nächsten Moment passend zum Text unfassbar zu leiden und im nächsten Moment wieder voller Energie auf der Bühne zu stehen und die Fans anzufeuern. Zwischen den Songs erzählt sie gerne Geschichten aus Australien und so erfuhren die Zuschauer, dass die Band von der Crew hinter der Bühne begeistert ist. Bei uns ist im Backstage wohl mehr für das Bandherz geboten als in Down Under, wo es u. a. nur ‚Chips‘ gibt. Überhaupt sind sie und die Band sehr dankbar und nehmen das Publikum mit durch das Konzert. So ist es nicht verwunderlich, dass beim Cover Gasolina die Besucher begeistert mitsingen, Pogos und Circle Pit entstehen und am Ende der Show beim Refrain von Roach Queen erst mitgesungen und nur mit Rhythmuswechseln der Gitarre und Gesten eine Wall of Death begeistert gestartet wird.
Wirklich guter, frischer und doch andersartiger Metalcore mit einem Wechsel zwischen melancholischen bis traurigen Gesangsparts und explosiveren emotionalen Growls, mit einer unglaublich gut abgestimmten musikalischen Untermalung durch Gitarren und Drums.
Setlist
- Chemical Labotomy
- Plated Gold
- Icarus
- The Hourglass
- Waves
- Will I?
- Iliad
- Gasolina
- Dead End
- Venenosa
- Roach Queen
Nach einer kurzen Verschnaufpause an der frischen Luft, an der Bar und am Merchstand von Future Static geht die große Sause weiter.
Ankor
Auch bei Ankor verdunkelt sich die Bühne. Schlagzeugerin Eleni Nota betritt als Erste die Bühne. Als Nächstes hört man nur die Stimme der Sängerin, bombastische Geigenklänge, Gitarren- und Basssounds und den ersten Zeilen von Darkbeats. Und das Feuerwerk beginnt. Die Band ist sofort on fire. Bassist Julio Lopez und Fito Martinez haben mit der Sängerin wohl einen Wettkampf begonnen. Die drei sind während der Show gefühlt jede Minute woanders auf der Bühne. Es ist einfach immer wieder schön zu sehen, wie die Energie von der Bühne sofort auf das Publikum überspringt. Es wird gehüpft, mitgesungen, gesprungen und von Anfang an auch gepogt.
Sodass schon bei den ersten Songs die ersten Circle Pits entstehen oder Fito Martinez spontan auf der Gitarrensaite von David Romeu weiterspielt. Es wird mitgesungen, auf der Bühne herumgeblödelt und alle merken, dass es heiß ist. An dieser Stelle ein großes Lob an die Band, denn sie verteilt auch Wasser an das Publikum und ich habe das Gefühl, dass Jessie neben dem Singen auch viel dafür tut, dass es den Zuschauern gut geht. Eine tolle Geste!
Gesanglich ist Jessie Williams wieder in ihrem Element und neben gefühlvollen Passagen screamt und growlt sie, wie man es von ihr gewohnt ist. Gesanglich wird sie von einem der beiden Gitarristen unterstützt. Vor allem das Duett bei Walking Dead hat mich sehr überrascht. Die Setlist hat sich im Vergleich zum letzten Herbst kaum verändert, was aber nicht heißt, dass die Show die gleiche ist. Neben viel Energie und Spaß gibt auch ruhige Momente bei denen Gitarrist Fito auf der Box sitzt und nur mit seiner Gitarre die spanische Einlage der Sängerin zu begleiten.
Um im nächsten Moment wieder voller Energie loszulegen. Bei Stereo wird das Lied gefühlvoll vorgetragen und plötzlich halten Fans ausgedruckte Din-A4-Seiten in die Höhe, auf denen unter anderem der Text „We will be ok together“ steht. Die Sängerin bedankt sich nach dem Lied und sagt, dass wir alle durch die Musik miteinander verbunden sind. Diese Aussage wird frenetisch bejubelt.
Damit die Zuhörer nicht zu melancholisch werden, wird danach wieder der nächste Circle Pit angesagt, der fast durch den ganzen Saal geht. Oder in der Ecke wird Luftgitarre gespielt.
Hill Valley ist das ‚Tanz Lied‘ und es wird neben Pogo auch auf und vor der Bühne fleißig zu den Pop-Hooks getanzt. Und, naja, wenn die Bühne und die Energie immer noch zu viel sind, dann wird spontan mit den Crewmitgliedern ein Pit gebaut, was mit Begeisterung umgesetzt wird, ob geplant oder nicht. Der Herr vom Merch klettert auf die Bühne und das Stagediven beginnt, denn das lassen sich die anderen Crewmitglieder und Gitarristen, Bassisten nicht zweimal sagen und losgeht die Stagediven-Sause. Und auch die Fans. Die haben leider zum Teil die doch etwas müden Arme des Publikums unterschätzt und nach einem wackeligen Ritt durch die Menge und einer nervösen Sängerin landet der Fan erfolgreich auf der Bühne.
Zum Glück haben die Zuschauer bei Gitarrist Fito stärkere Arme, denn er singt seinen Sprechgesang zu Shh, (I‘m not gonna lose it) spontan crowdsurfend auf der Menge. Viel zu schnell war die Party mit Ankor wieder vorbei und obwohl das Foto schon geschossen war, wurden die Bandmitglieder unter lautem Jubel wieder auf die Bühne geholt und mit Stagediving von Drummerin Elena belohnt.
Setlist
- Darkbeat
- From Marbles to Cocaine
- Nana
- Walking Dead
- Stereo
- Oblivion
- The Legend of Charles the Giant
- Lost Soul
- Hill Valley
- Venom
- Shhh…(I’m Not Gonna Lose It)
- Prisoner
- Embers
Bericht: Andrea
Fotos: Thomas
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