Konzertbericht: Critical Mess – Farewell Show in Schweinfurt

Am 05.05.2023 lud der Rockverband Schweinfurt in den Stattbahnhof ebendieser Stadt. Critical Mess rissen ein letztes Mal die Bühnen in Unterfranken mit ihrer Farewell Show ab, bevor sie sich im Juni auflösen werden. Dafür haben sie sich noch tatkräftige Unterstützung von Goregonzola und Death by Rino geholt. Es versprach also schon im Voraus spaßige, emotionale und vor allem eine nackenstrapazierende Show zu werden. Was ein Sänger auf Abwegen, gefressene Bassisten und Texthänger damit zu tun haben, erfahrt ihr jetzt!

 

Den Anfang machten pünktlich Death by Rino. Einmal zu Beginn quer durch den Raum latschend, betraten sie ohne große Worte die Bühne, um dann erstmal richtig groovig zu starten. Wer die Jungs kennt, weiß, dass sie sich und ihre Musik nicht so richtig in eine Schublade stecken lassen. Und das ist auch gut so. Optisch fiel auch hier wieder Gitarrist Stone aus dem Rahmen, diesmal mit einem schniecken Hemd im verwirrten Zebra Style. Lange hielt es Sänger Lewis wieder nicht auf der Bühne aus, denn bereits bei dem zweiten Song unternahm er seinen Ausflug zu den Zuschauern, um dort zu singen, mit den Leuten anzustoßen oder auch befreundete Leute zu umarmen. Natürlich alles, während er munter in das Mikro röhrte. Dann ging es im fliegenden Wechsel weiter, Lewis rauf, Gitarrist runter. Beide unten, einer da, einer weg :). Bei einem Instrumentalpart machte er es sich in der Crowd gemütlich, das Mikro auf der Stage lagernd, und Stone ließ sich später noch kniend spielend von einem Gast liebevoll Bier einflößen. Was musikalisch zu Anfang melodisch und groovig begann, steigerte sich dann weiter über doomig, bis hin zu „voll in die Fresse“. Auch finde ich den Breakdown in dem einen Track recht beeindruckend. Leider waren auch diesmal relativ wenig Besucher anwesend. Sehr schade, ich hätte ihnen nach dem Metal Fraconia Festival auch hier mehr Zuschauer gewünscht. Aber die, die dort waren, konnten sie überzeugen. Die Jungs machen live richtig Spaß!

Weiter ging es mit unserem Lieblingskäse Goregonzola:

Death/Grind aus dem schönen Frankenland. Schnell, hart und humoristisch!

Und wie viele Songs wollt ihr in eurer Zeit spielen? Die Jungs nur: Ja! Aber von vorne: Schnörkellos wie immer betrat die Truppe die Bühne und als auf die Frage “ Schweinfurt, wie geht es euch?“ nicht die erwünschte Reaktion kam, foppten die vier, dass die Antwort doch vorhin beim Soundcheck schon geübt wurde. Und eigentlich haben sie nicht so viel Zeit heute, deswegen wird weniger gelabert und sie haben doch so viele Songs zu spielen! Das war kein Scherz. Aber ein bisschen gequatscht wurde natürlich trotzdem, denn wenn der Sänger nun auch plötzlich Bass spielt, dann will das Volk eine Erklärung. Diese folgte auch: Er wurde gefressen und nicht wieder ausgespuckt. Klingt plausibel und war nach Aussage „auch ganz nahrhaft“, was ein kurzes „Konsumhure“ zur Folge hatte. Bassistenwitze durften dann ebenfalls nicht fehlen, denn Trinken muss auch gelernt sein und Bassern muss man eh immer alles erklären! Was wir außerdem gelernt haben, ist, dass eine Sache an neuen Songs ist, dass keiner merkt, wenn was falsch gespielt wird. Als dann bei einem Dankeschön der Sänger sein Shirt seitlich wie ein Kleidchen lupfte, hatte dies einen kurzen Lachflash vor und auf der Bühne zur Folge. Es wurde seitens des Publikums gut mitgemacht und lautstark gesungen. Und wenn dem Gitarristen bei dem letzten Track die Saite reißt, dann hätte ich gesagt, gute Arbeit! Goregonzola sind eine tolle live Band, welche mit ihrem Witz und Charme immer wieder Spaß machen!

Mit ungefähr zehn Minuten Verspätung ging es dann wortwörtlich in die letzte Runde, denn für Critical Mess ist im Juni dann Schluss. Hier wurde, laut eigener Aussage, direkt mal das Feld von hinten aufgerollt, denn es sollte der letzte Gig im Süden Deutschlands gewesen sein. Für die Truppe war Schweinfurt kein Neuland, haben sie doch schon häufiger hier gespielt. Langsam wurde es auch etwas voller, nur vor der Bühne wollte anscheinend irgendwie keiner direkt stehen. „Den Ort kenn ich, aber was ich nicht kenne, ist dieses Haifischbecken hier vorne. Kommt alle mal ein bisschen nach vorne und näher!“ Okay, die Ansage hat gesessen und es kam Bewegung in die Leutchen. Denn eigentlich ist stillstehen und nichts machen bei der Powerfrau mit ihrer Truppe auch unmöglich. Britta ist einfach eine Naturgewalt auf der Bühne. Als sie kniend mit der Kamera poste, purzelte sie dabei um, und kuschelte einfach mal mit dem Bein ihres Saitenzupfers, dem irgendwie noch mehr Spielfreude ins Gesicht geschrieben stand als allen anderen auch schon. Wie die alle so richtig Bock hatten, merkte man ihnen von der ersten Sekunde an. Eine Besonderheit bei ihr ist sicherlich auch, dass sie bei einigen Liedern auf ein Funkgerät zurückgriff, welches durch seine Eigenschaften einen ganz eigenen Sound erzeugte. Mittlerweile kam auch endlich mehr Bewegung in die Zuschauer und die Köpfe kreisten ausgelassen. Als bei einem Song wohl etwas schief gespielt wurde (ich hab nichts davon gemerkt), verriet ihr Bassist frech, dass er dann einfach irgendwas spielt. Warum auch nicht :). Aber die wahre Enthüllung kam erst noch: Britta growlt bei Texthängern dann einfach uaaaaa, merkt ja eh keiner. Erwischt ;). Aber leider neigte sich auch dieser Auftritt dem Ende zu und nach einem kurzen Zugabespielchen gaben sie noch einen regulären Song zum besten. Aber nachdem bei ihnen noch immer nicht die Luft raus war und die Crowd ja erst so richtig warm gelaufen ist, hauten sie nach kurzer Beratung nochmals einen Track ihrer Setliste raus, welcher ihrer Meinung nach sehr gut ankam. Egal, dass dieser an dem Abend schon gespielt wurde, Hauptsache Musik! Und nachdem der Abschied anscheinend echt schwerfiel und die Uhr noch was hergab, gab es noch eine weitere ungeplante Zugabe, diesmal ausgesucht von dem Bassisten. Was für ein Abschiedskonzert, was für ein Abriss. Vielen Dank Critical Mess für diesen geilen Auftritt. Wir wünschen euch allen alles Gute auf eueren weiteren Wegen!

Über Steffi 200 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, bin ich bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquillity.

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