Wir schreiben das Jahr 2123. Die Welt liegt in Trümmern und alles ist radioaktiv verstrahlt. Nur ein paar vereinzelte Menschen haben überlebt. Geschützt durch spezielle Anzüge ziehen sie durch die Lande auf der Suche nach Verbündeten!
Genau in diesen postapokalyptischen Albtraum zieht euch die Melodic-Death Truppe Cypecore, welche am 11.05.2023, nach zweimaligen Verschiebungen um jeweils ein Jahr, endlich ihre Tour 2123 durchführen konnten. Einen Halt machten sie hierbei im Kesselhaus in Wiesbaden, welches quasi die kleineren Räumlichkeiten des Schlachthofes sind. Mit im Gepäck waren SETYØURSAILS, die sich dem Metal- und Hardcore in sämtlichen Variationen verschrieben hat. Und mit der Powertruppe fangen wir gleich mal an!
Pünktlich ging das Licht in der Halle aus und der komplette Song TNT, von AC/DC, ertönte aus den Boxen. Als dann SETYØURSAILS, rund um das Energiebündel Jules, die Stage betraten, war die Stimmung schon richtig ausgelassen. Und dann legten die vier los! Und wie! Da steht dann so ein kleines, zierliches Mädel und schreit dich an. Das Publikum machte direkt ordentlich mit, ließ die Haare fliegen und mit dem zweiten Track startete auch der „neverending Moshpit“. Auch erklärte sie kurz, dass ihre Stimme noch nicht wieder ganz fit ist, und die heute deswegen „noch etwas mehr Scheiße klingt, als sonst eh schon“.
Um die Crowd zum Schreien zu animieren, sollten sich alle doch mal vorstellen, ihre Schwiegermütter würden hier auf der Stage stehen. Schien gut zu funktionieren, denn es wurde ordentlich laut. Sie hatten definitiv keine Mühe, die Menschen mit ihrem Soundmix und ihrer sympathischen Art in ihren Bann zu ziehen. Es wurde auf Ansage gehüpft, gesungen, eine wunderschöne Wall of Death gebildet und weiterhin munter gemosht. Einen neuen Track, Best of Me, bekamen wir auch noch präsentiert. In einem Track gab es einen kleinen Breakdown mit kurzer Pause, welcher für viele etwas überraschend kam, denn einige wollten sich schon in das Getümmel stürzen, bevor es weiter ging. In der Dunkelheit war dann kurz Gelächter seitens der Leute zu hören. Auch der Truppe auf der Bühne entlockte dies, und die ganzen anderen Aktionen seitens der Zuschauer, immer ein Lachen.
Zum vorletzten Song Reason erklärte sie, dass es „doch geil ist, dass alle verschieden sind. Wir geben einen F*** auf Hate!“ Starke Ansage, mit einem klaren Statement. Dazu schwenkte sie auch eine große schwarze Fahne, auf der folgendes zu lesen war: „No Place for Homophobia, Fascism, Sexism, Racism“. Meine Stimme habt ihr! Und wenn man Jules fragen würde, wie viel Rampensau möchtest du sein, gibt es nur eine Antwort darauf: Ja! Ein toller Auftritt einer starken Truppe, welche sowohl durch ihre Musik, als auch durch ihre sympathische Art überzeugen konnten!
Setlist SETYØURSAILS
- Ghosts
- Nightfall
- Into the Storm
- Mirror
- Secrets
- Why
- Best of Me
- Reason
- FCK OFF
Nach einer kurzen Pause ging wieder das Licht aus und die Nebelmaschine wurde angeschmissen. Die Jungs betraten die Stage in ihren Schutzanzügen, auf denen vorne orangefarbige Leuchtelemente angebracht sind. Mit Augenklappe, Schläuchen und gepolsterten Elementen machten sie optisch so schon einiges her. Gerade auch, wenn nur Silhouetten zu erkennen sind, und die Rüstungen im Nebel aufleuchten. Willkommen in der postapokalyptischen Welt von Cypecore! Sofort umhüllte einen eine düstere, dystopische Stimmung, welche von Beginn an von den vier Jungs erzeugt wurde.
Hart, mit ordentlich Vortrieb, aber dabei auch immer melodisch, kommen sie daher. Auch ist Commander, ihr Sänger, kein Mann der großen Worte. Aber seien wir mal ehrlich, das würde auch hier nicht ganz passen und die tolle Stimmung zerstören! Er agiert ausschließlich mit Gestiken mit dem Publikum. Ein kleines Finger schwenken hier, oder die Arme nach oben wippend, um die Crowd anzuheizen, so in der Richtung „kommt schon, da geht noch mehr“. Aber nötig war das auch hier nicht. Die Leute liefen zu Höchstformen auf, und auch der Moshpit wurde wiederbelebt und bestand auch hier den kompletten Gig über!
Auf seinem doppelten Podest stehend überragte er alle, und auch wenn er dort kniete und ihm die Haare über das Gesicht hingen, hatte er eine unfassbare Präsenz, welche den Zuschauern keine andere Chance gibt, als sich in ihre düstere Welt ziehen zu lassen. Als die zwei Saiteninstrumentalisten und Commander für eine kurze Pause die Stage verließen, hatte ihr Drummercyborg Ex07 seinen Soloauftritt, bei dem er zum Spaß das Intro von dem 20th Century Studios anspielte, welches von der Crowd euphorisch und ziemlich schief zu Ende getrötet wurde. Sehr zu seiner Belustigung.
Als es dann weiter ging, war es mittlerweile ziemlich kuschelig warm in den Räumlichkeiten, dass sogar dem Gitarristen das Wasser aus dem Ärmel lief. Das hielt aber wirklich niemanden, weder auf der Stage noch davor, davon ab, nochmal alles zu geben! Es formte sich auch noch eine richtig amtliche Wall of Death, welche fast bis zu den Seiten des Raumes ging. Cypecore schaffen es immer zu überzeugen, mit ihrer Musik und der Art und Weise wie sie ihr Konzept präsentieren!
Setlist Cypecore
- Chosen Chaos
- Where the World
- Dreamsmasher
- Dissatisfactory
- The Void
- Liquid Fire
- Confession
- The Alliance
- Values of Death
- Remembrance
- Hills
- Identity
- Rise
- Spirals
- Saint of Zion
- Values Of Life (Zugabe)
War das ein gelungener Abriss? Das kann ich eindeutig mit „Ja“ beantworten! Beide Bands haben alles gegeben und das (fast) ausverkaufte Kesselhaus in Schutt und Asche gelegt. SETYØURSAILS empfand ich als sehr gute Supportwahl, denn die Truppe hat schon ordentlich eingeheizt. Ich bin mir auch sicher, dass sie etliche neue Fans dazugewonnen haben. Für mich ist Cypecore eine Band, welche ich mir auf Platte eher seltener anhöre, die ich mir aber immer wieder live ansehen werde. Denn gerade hier liegen ihre Stärken. Die dystopische, düstere Stimmung, welche sie erzeugen, in Kombination mit der ganzen Aufmachung und der Geschichte, die sie erzählen. Das ist es, was diese Truppe ausmacht. Dankeschön für diesen tollen Abend!
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