
Am Sonntagabend verwandelte sich das ausverkaufte Nachtleben in Frankfurt in einen brodelnden Hexenkessel aus Klang, Energie und mystischer Atmosphäre. Die Metal-Band Dogma gab sich im Rahmen ihrer Sinning Over Europe Pt. 2 Tour die Ehre – und mit Gaupa als Support wurde der Abend zu einem echten Highlight für Fans experimenteller Rockmusik.
Gaupa: Der psychedelische Sturm aus Schweden
Die schwedische Band Gaupa eröffnete den Abend – und das mit einer Wucht, die das Publikum sofort in ihren Bann zog. Der Sound der Band ist schwer zu beschreiben; irgendwo zwischen Stoner Rock und Psychedelic Metal mit progressiven Elementen, durchzogen von hypnotischen Rhythmen und der einzigartigen Stimme von Sängerin Emma Näslund.
Gaupa schafften es, eine fast tranceartige Atmosphäre zu erzeugen. Direkte Interaktionen der Frontfrau mit dem Publikum waren rar, was sie aber mit ausdrucksstarkem Tanz wieder wett machte. Bei Dimetrical Enchantress wurde mit „Hey!“- Rufen und in die erste Reihe gerichtetem Mikro das Publikum dann allerdings doch auf direktem Weg animiert, aktiv zu werden.
Mit dem letzten Lied Febersvan konnte die Band nochmal verdeutlichen, warum ihre Musik auch als „bezaubernder lyrischer Surrealismus und bewusstseinserweiternde Klänge“ beschrieben wird. Gaupa schaffte es, zum Abschluss noch einen musikalischen epischen Sound zu erschaffen. Ihre Performance war intensiv, verspielt und zugleich düster – ein psychedelischer Trip, der das Publikum mitriss und begeisterte.
Setlist: Ten of Twelve// Exoskeleton // Diametrical Enchantress // Vakuum // Febersvan
Nach einer kurzen Umbauphase, in der provokante Banner mit halbnackten Nonnen und lasziv posierenden Priestern/Männern aufgestellt wurden, stieg die Spannung.
Dogma inszenierten sich erneut als eine Band, die mehr macht, als „einfach nur Musik spielen“ – sie verkörperten Bewegung, Mythos und Manifest. Ihre 13 Prinzipien wirkten wie ein rebellisches Glaubensbekenntnis zu Selbstverantwortung und innerer Freiheit; wobei sie zugleich an die satanische Bibel erinnerten.
Innerhalb nur eines Albums wurden sie zu einem Phänomen der Metalszene. Die fünf Musikerinnen tragen auffällige Nonnenkostüme und spielen bewusst mit religiösen Symbolen. Ihre Musik thematisiert Selbstbestimmung, Lust und gesellschaftliche Tabubrüche – mit der klaren Botschaft, das eigene Dogma zu leben.
Dieses Konzept soll als eine Mischung aus ritueller Ästhetik und kraftvoller Rockattitüde, zelebriert werden; musikalisch Hardrock, Industrial und theatralischen Pop vereinend, mit hymnischen Refrains und massiven Riffs.
Dogma: Ritual trifft Rebellion
Es wurde dunkler im Raum und bei schummrigem roten Licht erklangen die ersten Violinentöne von Forbidden Zone. Gekleidet in ihrem Markenzeichen-Outfits – Nonnenkostüm und Corpsepaint – betraten Abrahel (Schlagzeug), Lamia (Gitarre), Rusalka (Gitarre) Nixie (Bass) und Lilith (Gesang) die Bühne und die Show begann.
Es war faszinierend, wie die Mimik der Musikerinnen durch das Corpsepaint gleich nochmal deutlich theatralischer wirkte, was die Zuschauer sichtlich in ihren Bann zog. Da war das immer zum Grinsen verzogene Gesicht von Bassistin Nixie, der arrogante und zum Teil auch laszive Blick von Sängerin Lilith und die von oben herabschauende Gitarristin Lamia. Die Bühne des Nachtlebens war zum Teil zu klein, sodass Gitarristin Rusalka nur selten bei der ersten Reihe stand.
Die theatralische Darbietung wurde ergänzt durch eingängige Power-Metal-Songs wie Feel the Zeal, aber auch neu erschienene Powermetal-Balladen wie Be Free. Hier sang Gitarristin Lamia Teile des Textes inbrünstig mit, bevor sie und ihre Kollegin Rusalka in epische Gitarrensoli eintauchten.
Dogma zeigte eine sehr große musikalische Bandbreite und jedes Lied wurde entweder durch Klatschen, zum Filmen erhobene Handys, oder andächtiges Zuhören gewürdigt.
Banned, als Single im April erschienen, erinnerte aufgrund der Akkordfolgen und des Tangorhythmus stark an einen Musicalsong. Hier wurde Lilith von einer ihrer Bandkolleginnen „gefüttert“. Nach dem Song folgte zur Abkühlung das Drumsolo.
Dieses wurde auch genutzt, um einen Kostümwechsel durchzuführen, sodas Gitarristin Rusalka bei Carnal Liberation mit einem Heiligenschein auf dem Kopf erschien. Nach diesem Highlight folgte ein weiteres in Form des Madonna-Covers Like a Prayer. Wie schon zuvor war das Publikum auch hier intensiv auf das Filmen mit den Handykameras konzentriert, sodass der Blick auf die Musikerinnen zum Teil nur noch durch die Displays möglich war. So heftig hatte ich das bisher nur einmal gesehen.
Zum Ende der Show wurden dann aber auch auch die klassischen Konzert-Aktionen wie Klatschen und Mitsingen wieder aktiver umgesetzt, wobei auch hier reichten einfache Gesten von Lilith zur Animation reichten. Faszinierend, wie stark das Publikum in den Bann der charismatischen Sängerin gezogen wurde. Nach einem sehr beeindruckenden Gitarrenmedley aus verschiedenen berühmten Gitarrenriffs und dem Song Power of Pain verließ die Band die Bühne, um nach Zugabe-Rufen doc nochmals für zwei Songs zu erscheinen. Hier trug nun Lilith den Heiligenschein, und der Kamera-Spieß wurde umgedreht – Gitarristin Lamia filmte das Publikum. Nach zwei Songs war Schluss, und der Sog der Band ließ langsam nach.
Nach der Show wird Fan-Nähe zelebriert
Da kam Gitarristin Lamia an uns vorbei. Sie wartete am Merchstand, signierte Karten und Shirts, machte Fotos und erkannte sogar einen treuen Fan. Sie rief ihn zu sich, und er sollte uns sein Tattoo zeigen. Auf der rechten Wade hatte er sich zwei Mitglieder von Dogma tätowieren lassen.
Das Konzept von Dogma ging auf, und ich nach dem Konzert nach Hause mit dem Gedanken: War es nur ein gut durchdachtes Konzept – oder die neue Art von Religion?
Bericht: Andrea
Bilder: Clemens
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