Konzertbericht: Eisregen – Das Rind 12.10.2024

PixOnstage

Ab. Abart. Abartig. Abartig cool ist es, wenn Eisregen im Rind in Rüsselsheim am Main auf die Bühne geht. Das zweite Konzert im Rahmen der Abart-Tour, und das in Rüsselheim. Zum ersten Mal übrigens. Mit dabei waren Maahes, die Black-Metaller aus Bayern. Aber das ist ja Usus bei Eisregen, mit einer Band aus diesem Metier auf Tour zu gehen. Reminiszenz an ihre eigene Zeit, kommen sie doch selber mittlerweile als reine Dark-Metal-Band daher.

Maahes

Aber erstmal war da Nebel auf der Bühne… noch ein Puster aus der Maschine, dann noch einer, und noch einer… also die klassische Vorbereitung der Bühne für Maahes, die löwenköpfigen, ägyptischen Kriegsgötter, wie schon erwähnt, aus Niederbayern, und wie schon erwähnt, klassische Black Metaler. Den bringen sie auch gleich eindrucksvoll auf die Bühne, die einfach nicht sichtbar war. Nur die Lichtplattformen, links und rechts, die die Konturen der Musiker langsam aus dem Nebel hervortreten ließen, ließen erahnen, dass der Opener Magic Slave und Perfection nicht vom Band kamen, sondern dass da tatsächlich im Verborgenen Musiker, bzw. passend zum Namensgeber der Band, Mumien auf der Bühne stehen. Dem gut gefüllten Rind gefiel das sofort und das Publikum sog die Stimmung, die von der Bühne kam, gleich beim ersten Song auf. Sie waren fleißig, so Sänger Horus, allerdings verschiebe sich der Release auf nächstes Jahr, aber es gebe schon einen neuen Song Neptys Tears heute Abend live, ebenso neu, wie der letzte Song Keeper of Secrets. Man darf gespannt sein. Wer allerdings auf „Egypt“- Einflüsse wartet, wird enttäuscht, wer es nicht erwartet, der bekommt feinsten Black Metal um die Ohren, hervorheben muss ich einfach Final Chapter of Apocalypse, ganz im Stil der skandinavischen Black Metal-Tradition ohne den ganzen „Mumienschanz“. Ein sehr, sehr gelungener Tourstart mit Eisregen.

Setliste Maahes:

Magic Slave // Perfection  // Invincible // Medusa // Nepthys Tears  // Idolization // Final Chapter of Apocalypse // Cult of the Sun // Master of black Arts //Keeper of Secrets 

Eisregen. Abart. Zwei Begriffe, die ganz gut zusammenpassen. Steht doch das zweite Album Krebskolonie von 1998 heute immer noch auf dem Index; Michael „Blutkehle“ Roth hofft, so sagte er, dass es zum 30-jährigen Jubiläum der Band nächstes Jahr dort runtergenommen wird. Aber erstmal ist das alles lange her und sie können ja trotzdem aus dem Vollen schöpfen – so viele, kreative, abartige Songs wie in der langen Zeit entstanden sind. Morbide und deutschsprachig, da kommen die Wortspielereien in den Grausamkeiten der Geschichten besonders gut zur Geltung. Das mag aber die Welt. Klartext – war so eben früher und heute. Meist eben am Rande zur Indizierung. Aber, das Album Abart belegte im August Platz acht (!) der deutschen Charts, damit ist ja schon eigentlich alles gesagt. Nix Index, sondern erfolgreich, angenommen von den Hörer/innen. So auch im Rind. Unschwer erkennbar die Eisregen-Fans, die jede Textzeile mitsingen, die Musikwünsche lauthals zur Bühne rufen…  Das Album Abart steht ja im Mittelpunkt und eben davon waren auch die meisten Songs für den Abend erwartet worden. Warum dann Eisenkreuzkrieger aus 2007 als Opener, die Geschichte des Soldaten in Stalingrad, direkt danach Alice im Wunderland. Wer denkt sich denn eine solche Reihenfolge aus? Derjenige, der’s kann und der sich etwas dabei denkt. Wo sind die Songs vom neuen Album geblieben?… fragt man sich schon etwas, bis es mit Schmutzliebe doch ein Song auf die Setliste geschafft hat, „ein romantisches Liebeslied, wo der Partner nicht so viel Spaß hat“.

Eigentlich dann doch ein „Wunschkonzert“, denn es folgt ein Querbeet durch die Alben. Blutgeil aus 2004, ebenso wie Mein Eichensarg, für das „eine sakrale Stimmung im Publikum“ gewünscht wurde. Sophies neunzehn Nägel…, die Ansage alleine schon, „man hat einen Partner schon längere Zeit und möchte ihn mit dem Hammer erschlagen“ für Todestag, das ist Eisregen. Allerdings war es eher ein best-off-Konzert, aber dem Publikum gefiel es. Man kannte die Texte, konnte mitsingen und -grölen und die Stimmung war dementsprechend gut. Musikwünsche wurden in den kurzen Regenerationspausen zwischen den Songs lauthals zur Bühne gerufen, immer in der Hoffnung, erhört zu werden… „Wollt Ihr viele Nutten, viele toten Nutten? Wollt Ihr ein Lied, wobei ihr mitsingen könnt?“ 1000 tote Nutten 2024 waren angesagt, der zweite Song vom Abart-Album und das als Cover zum Song aus 2005. Artig bedankt beim Publikum „vielen Dank, Rüsselsheim“, dann ging es von der Bühne.

War’s das? Nein, denn „noch zwei Lieder, ihr könnt euch noch mehr dazu verdienen, wenn ihr bei den zwei Liedern zeigt, dass ihr noch mehr hören wollt“. Gemeint waren Leblos und dann zum Schluss Elektrohexe, was seit langer Zeit traditionell immer als Letztes gespielt wird. Allerdings… „aber heute könnte es etwas anders sein, kommt darauf an, was ihr in diesem Lied gebt.“… Schien ja nicht viel gewesen zu sein von Publikumsseite, die Band war wohl anscheinend nicht zufrieden damit, den sie verließ mit einem „Tschüss, macht’s gut“, die Bühne. Lautstarker „Protest“ vom Publikum, ja, auch Eisregen lassen sich dann doch bitten… aber natürlich kommen sie nochmal. Ohne weitere Ansage direkt Am Abgrund, danach mit der Feststellung, dass „sie viel Geld für die Videos ausgegeben hätten“ und „ob sich die Menschen diese überhaupt angesehen hätten?“, in den Wiedergänger aus 2022, „denn er wollte schon immer mal einen Vampirfilm drehen“. Ansagen, ja, das gehört auch zu Eisregen-Konzerten. Zum Schluss noch die letzte Überleitung. „Zur Feier des Tages haben wir Schokolade mitgebracht“… Panzerschokolade. Na gut. Muss man mögen. Also die holprigen Überleitungen, holprig, wie manchmal die Songtexte, aber es gehört eben zum Morbiden, Dreckigen, Blutigen und verbalen Draufhauen auf die pathologische Abartigkeit. Zum aller letzten Schluss wurde die Rückkehr der Elektrohexe gefeiert, ein Song, der das Original leichenfläddert. Die Zeiten haben sich eben geändert und die Sichtweisen auch, auch unter den eingeschworenen Eisregen-Fans. Da hilft auch keine Kritik an der Gesellschaft, Ironie oder Blasphemie.  „Der Tod bleibt dein Meister aus Thüringen. “

Setliste Eisregen:

Eisenkreuzkrieger // Alice im Wunderland // Schmutzliebe // Blutgeil // Mein Eichensarg // 19 Nägel für Sophie // Knochentorte // Todestag // Scharlachrotes Kleid // 1000 Tote Nutten // Grenzgänger // Leblos // Elektro Hexe /// Am Abgrund // Wiedergänger // Panzerschokolade // Die Rückkehr der Elektrohexe

Bericht und Fotos: Patrick

Mehr von Eisregen und Maahes bei Dark-Art findet ihr hier:

Über Patrick Süß 78 Artikel
- Photographiere Konzerte seit 2012 - Musikrichtungen: Iron Maiden-Fan seit 1982, Epica, WT, Nightwish, Avatar, aus der Region Rhein Main Pentarium, Snow White Blood und alles was rockt. - Wacken-Photographer - Hexentanzfestival Losheim am See / Großrosseln (ab 2023) - Stammgast beim Flörsheimer Open-Air und beim - "das Rind" in Rüsselsheim und das "Moshpit" in Flörsheim sind meine "Wohnzimmer" - Seit November 2020 bei Dark-Art - Wer mehr wissen möchte... einfach fragen.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*