Es wart einmal ein Montagabend in der beschaulichen Innenstadt von Aschaffenburg. Hier, vor einer dunklen Höhle, mitten in der Fußgängerzone des Stadtkerns, sammelte sich, gen Nachmittag/Abend eine Horde, schwarz gekleideter, mit Patches übersäte und in Stahlkappenstiefel gepferchte Menschen vor dem Colos-Saal. Denn niemand geringeres als die finnische Trollhorde fand sich auf ihrer Europatour in dem beschaulichen Städtchen auf dem Apfelweinäquator im Spessart ein.
Und schon dämmerte das Licht, es wurde dunkel und Suotana enterten die Bühne. Damit stand die erste der doch so verschiedenen drei Bands des Abends, dennoch mit einem roten Leitfaden durchzogen, auf der Bühne. Melodischer Death Metal, mit Wikingerattitüde at it’s best kann man hier noch sagen. Wie man es von den Finnen gewohnt ist, sehr verspielt, technisch auf hohem Niveau und dennoch eingängig. Mit der wilden Mischung aus Death, Melodie und Power Metal-Gewand, das die Soundwand definiert, hat hier einfach alles gestimmt.
Die Stimmung wurde hier schon sehr gut angeheizt und der vorher noch relativ leer wirkende Colos-Saal fühlte sich urplötzlich gut gefüllt an. Und so wurden frostige Themen aus alten Tagen besungen, als der Mensch noch Mammuts jagte oder die Wikinger nach Amerika segelten, als willkommene Abwechslung zum täglichen Überlebenskampf gegen das ewige Eis im Norden, aus dem sie kamen. Eine sehr gelungene Performance, die direkt mitriss und ausgesprochen sympathisch beim Publikum ankam, welches so auch von Anfang an lautstark und voller Tatendrang die Show mitgestaltete.
Suotana:
-
- Through the Mammoth Valley
- The Ancient
- Into the Ice
- Embrace
- River Ounas
Wie es nun einmal so ist, war mit knapp 30 Minuten Spielzeit der Auftritt von Suotana wieder relativ schnell vorbei und die Bühne bekam etwas mehr “Raum”, da bei Touren ja meistens das musikalische Geraffel von allen Bands zu Beginn der Show auf der Bühne vorzufinden ist und dann peu a’ peu von der Bühne verschwindet. Und diesen neu gewonnenen Freiraum, hatte Metsatöll, die als nächste an der Reihe waren, auch sehr notwendig. Und dieser Auftritt war für mich persönlich mit der Hauptgrund, diese Tour zu besuchen.
Ich hatte die Band zwar schon jahrelang nicht mehr gehört und fand sie auf Scheibe eigentlich immer eher zu “lasch”, hatte aber noch sehr gute Erinnerungen an mein letztes Konzert von ihnen und wollte mich nach 15 Jahren noch einmal neu von ihnen überzeugen lassen. Und was soll ich sagen? Sie haben mich überzeugt! Denn auf der Bühne drückten die Blastbeats und der Bass einfach so deutlich kräftiger, als man es aus seiner Anlage gewohnt war, dass es zu einem inneren Blumenpflücken aufblühte. Die 4er Kombo hatte zwar ein wenig zu lauten Bass im Vergleich zur Gitarre (leider ein Problem, dass den ganzen Abend auftrat), dies war jedoch nicht so schlimm, da vom Bass die meisten Melodie Lines und die Songstruktur kamen. Und deshalb war es dem Publikum wohl auch nicht so wichtig am Ende. Denn Metsatöll zelebrierten ihre Show einfach grandios und rissen von der ersten bis zur letzten Reihe einfach alle mit.
Mit einem (verzeihen Sie meine Wortwahl, es ist positiv gemeint) durchgepeitschten Folk-Instrumentler, welcher bestimmt 6 verschiedene Instrumente den Abend über spielte, wurde die Show einfach nur wilder und ein wenig verrückter. Jedoch genau so, wie man es mag und Kunst wertschätzt. Während Sänger und Gitarrist die Hauptinteraktion mit dem Publikum pflegten, war dies der ergänzende und erklärende zweite Hauptpart des Acts. Und das mit absoluter Professionalität, riesigem Können, einem endlosen Kunstverständnis und jeder Menge Spaß dabei. Ich ziehe meinen Hut und kann diese Band live jedem nur ans Herz legen, der aus der Pagan/Folk Ecke kommt. Einfach nur wahnsinnig gut!
Metsatöll:
- Intro (Toona)
- Katk Kutsariks
- Vaid vaprust
- Küü
- Kivine maa
- See on see maa
- Vimm
- Saaremaa vägimees
- Tõrrede kõhtudes
- Kurjajuur
- Ebavere
- Ballaad Punastest Paeltest
- Metsaviha 2
- Külmking
Und dann war es schon wieder so weit. Montags muss man schließlich schneller zum Punkt kommen, als an den Wochenendtour-Tagen. Das zweite Drumset auf der Bühne wurde entstaubt und aufgedeckt und der Nebel senkte sich über die Bühne. In den Silhouetten der Nebelschwaden traten ein paar Schatten mit spitzen Ohren auf die Bühne und nahmen Position ein. Das Licht ging an und damit auch Människopesten vom Durchbruchsalbum Nattfödd aus dem Jahre 2004. Bis heute sicherlich eines der meist gefeierten Finntroll-Alben aller Zeiten. Und kaum war der Song Geschichte, hatte Finntroll bereits alle Weichen für ihren Siegeszug auf der Bühne gelegt und das Publikum war auf 180 vorgeheizt.
Und so begann auch direkt der nächste Moshpit, als nach kurzer Begrüßung der nahtlose Übergang zu Solsagan vom Niveldvind Album (2010) eingeschlagen wurde und damit schon direkt zum Ende der “alten” Finntroll Ära und ihres Erfolgshöhepunkts bisher. Dies soll jedoch nichts bedeuten, da in meinen Augen Finntroll danach eher wieder etwas “härter” geworden ist und ihnen das sehr gut steht. Und ungefähr diese “neue” Ära im Übergang zur gerade “alten”, beschriebenen, prägte den Kern der Show und das Programm, welches zutage getragen wurde. Denn wie man es erwartet hätte, kamen einige Nummern vom aktuellen Album Vredesvävd und dem Vorgängerwerk Blodsvept. Jedoch kamen auch dann wieder ein paar aus der Reihe tanzenden Werke, wie Slaget vid blodsälv, was mich als Urfan der Band sehr erfreute und ich nicht unbedingt damit gerechnet hätte.
Das Publikum war nun schon in seiner Tanz- und Moshtrance angekommen und schrie, sprang und drehte sich wild im Kreis, bis Trollhammaren das letzte Drittel der Show einläutete und somit der vorläufige Höhepunkt der Show, auf den jeder gewartet hatte, erreicht wurde. Doch auch danach ließ die Energie im Raum und auf der Bühne nicht nach. Was ja sicherlich auch niemanden wundert, wenn Trollhammaren noch am Ausklingen ist und direkt in den dazugehörigen Albumtitel Nattfödd übergeht. Was kann man da noch machen, außer weiter zu tanzen? Natürlich nichts! Und so versank die Welt in einem wilden Strudel, der sich durch eine dunkle Trollhöhle seinen Weg bahnte und sein großes Finale mit Midvinterdraken als letztem Song fand.
Finntroll:
- Människopesten
- Solsagan
- Ylaren
- Nedgång
- Blodsvept
- Att Döda Med En Sten
- Slaget vid blodsälv
- Forsen
- Trollhammaren
- Nattfödd
- Ormfolk
- Skogsdotter
- Under bergets rot
- Midvinterdraken
Alles in allem zusammengefasst kann man sagen, was für ein schöner und angenehmer Montagabend. Und was hat man zum Auftakt schon wirklich Besseres zu tun, als so in die Woche zu starten? Es hat sich gelohnt, war ein bezaubernder Abend, voll mit nur guten Bands, großem Kunsthandwerk und einer gebührenden Feier dahinter. Eine wirklich gelungene Tour, auf die man gerne geht und definitiv auf seine Kosten kommt. Daumen oder Hörner hoch für Suotana, Metsatöll und Finntroll, was für ein tolles Konzert!
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