Nachdem die Ja als ob-Tour bereits zwei Mal verschoben wurde, wurde es nun endlich wahr: Die deutsche Pop-Punk-Band Itchy startete endlich ihre langersehnte Deutschland-Tour.
Nach fast zwei Jahren ohne eigene Tour und nur wenigen Festival-Auftritten, beehrte uns Itchy nun auf einer ausgedehnten Konzertreise durch die komplette Republik. Unsere Station war hierbei der kultige Schlachthof in Wiesbaden, zu dem die Jungs eine ganz besondere Beziehung pflegen. Wirklich jedes Mal, wenn sie dort spielen, erzählen sie folgende Geschichte, die sie vor kurzem auch auf ihrem Konzert-Blog veröffentlichten:
Ich weiß gar nicht mehr, wie oft wir in den letzten 20 Jahren in Wiesbaden gespielt haben. Fakt ist: Es war oft und es war eigentlich immer herausragend gut. Na gut, bis auf unser allersteres Wiesbaden-Konzert im Jahr 2003 vielleicht.
Damals sind wir wirklich hochmotiviert auf die Bühne gerannt, haben mit voller Energie den ersten Song durch den Raum geballert und anschließend ein euphorisches „GUTEN ABEND WIESBADEEEEEEEN!“ ins Publikum geschrien, bis wir von unserem Mischer Thimo darauf aufmerksam gemacht wurden, dass er aktuell die einzige Person ist, die vor der Bühne steht.
Naja. Irgendwas ist ja immer. Im späteren Konzertverlauf kamen dann aber doch mindestens noch neun weitere Leute in den Konzertsaal. So scheiße war das also gar nicht.
Als Vorband hatten Sie diesmal Pabst im Gepäck.
Pabst
Pabst ist eine deutsche Indie-Rock-Band aus unserer Bundeshauptstadt Berlin. Stilistisch vereinen sie eine Mischung aus Indie, Garagerock, Grunge, Stoner Rock und Noise Pop in ihrer Musik.
Itchy beteuerten schon lange ein Fan von Pabst zu sein und freuten sich sehr, diese für ihre Tour gewinnen zu können. Das selbstgesteckte Ziel der drei Berliner? Die Menge für das Eislinger Pop-Punk Trio gehörig aufzuwärmen. Und das gelang ihnen auch!
Das Licht im Saal wurde gedimmt und drei Gestalten betraten die Bühne. Die ersten angeschlagenen Gitarrentöne ließen schon den Song Dead Ahead erahnen. Als Bass und Schlagzeug einsetzten, hatten sie die Menge direkt für sich gewonnen und den Grundstein für einen Pop-Punk-Abend der Sonderklasse gelegt.
Das Bühnenlicht war relativ dunkel und mystisch angelegt. Das passte perfekt zum Grunge-Sound der Band. Mercy Stroke und Crushed heizten dem Publikum ordentlich ein. Die meisten Songs Ihrer Setliste entsprangen ihrem erst im September veröffentlichtem Album Crushed by the Weight of the World. Auch Performance-technisch hatte die Band einiges auf dem Kasten. Gekonnt posten sie für das Publikum und heizten den Abend schonmal ordentlich an.
Wir wurden jedenfalls gehörig angefixt und sind sehr gespannt darauf, was man in nächster Zeit von Pabst hören wird.
Setlist:
- Dead Ahead
- Forever O.K.
- Legal Tender
- Ibuprofen
- Mercy Stroke
- No Future
- Locker Room
- Crushed
- Vagabondage
- Exciter
- Accelerat
- Shake the Disease
- Skinwalker
- Kiss Me
- Daddy’s Boy
Itchy
Nach einer halben Stunde Umbaupause wurde es plötzlich dunkel im Saal. Alle warteten so gespannt, dass man die Luft hätte zerschneiden können. Und plötzlich ertönte es, das Intro der Band: YMCA von der US-amerikanischen Disco-Band Village People.
Itchy ließen sich nicht lange bitten, sondern stürmten nach einem gemeinsamen Team-Spirit Schrei auf die Bühne. Für die Schwaben war es eines der ersten Konzerte nach Corona.
Obwohl der Vorverkauf bei sämtlichen Veranstaltungen nur sehr schleppend läuft und wir in letzter Zeit wirklich gemerkt haben, dass die Hallen höchstens zur Hälfte gefüllt sind, gingen für das Wiesbadener Konzert stolze 800 Karten über den Verkaufstresen.
Los ging es mit dem deutschen Song Faust, zu dem die Menge schonmal total abging. Sibbi, Panzer und Max versprühten so eine Energie, dass man gar nicht anders konnte, als sich mitreißen zu lassen. Danach kam Danger! von der Platte All We Know, gefolgt von einem Urgestein unter den Itchy-Songtitel: The Living. Ein Song, der es im Jahr 2011 sogar in den TV-Spot zum neuen Suzuki Swift geschafft hatte.
Fakt ist: Der eingängige Pop-Punk macht live mindestens zehnmal so viel Spaß, wie es auch nur irgendeine Streamingplattform oder eine CD ansatzweise vermitteln könnte. Im Publikum saßen sogar zwei Kids auf den Schultern ihrer Eltern, die mit ihren Ohrenschützern gewappnet der Musik lauschten und fleißig mitwippten. Es dauerte nicht lange und sie wurden samt Eltern von Sibbi auf die Bühne geordert. Dort angekommen, wurde die Bühne dann sehr schnell voll. Gemeinsam rockten dort dann alle zusammen zu Ja als ob.
Die Setlist war grundsätzlich einfach wunderbar gewählt. Lyrics von Why Still Bother oder Down Down Down regen zum Mitsingen an und ließen den Schlachthof beben.
Beim Song Grip It Tighter passierte dann das, was auf jeder Itchy Show passiert: Er ließ seinen Gitarrenkoffer von der Menge tragen, stieg darauf und spielte trotz der schwierigeren Umstände den Song fehlerlos. Gekonnt ist gekonnt.
Kurz darauf begaben sich Sibbi und Panzer in die Crowd, um Pflastersteine, eine Ballade zu performen. Dafür setzte sich das Publikum auf den Boden, alle Scheinwerfer wurden ausgemacht und das Publikum griff zu seinen Feuerzeugen und Handytaschenlampen. Ein magischer Moment.
Als die zwei den Weg auf die Bühne zurückgefunden hatten, ging es allerdings in allerbester Partymanier weiter. Es war Zeit für das Medley aus Say No, It’s Tricky und Drogenfrau.
Genau diese dramatische Abfolge beschreibt eine typische Itchy Show. Unfassbar nette Typen, gute Laune, tolle Hooks, gesellschaftskritische Texte, laute und leise Töne – besser könnte es gar nicht sein.
Da es nicht das erste Mal war, dass wir Itchy gesehen haben, sondern mindestens das 15. Mal, können wir mit Bestimmtheit sagen, dass die Jungs mit den Jahren immer besser werden. Die Songs sind durchkomponierter, die Musik perkussiver und der Sound wesentlich fetter. Die drei Musiker holen wirklich alles aus Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang raus, was nur möglich ist.
Sibbi schrieb auf dem Blog der Band:
Der Schlachthof in Wiesbaden ist ja einer unserer absoluten Lieblingsclubs. Hier ist einfach alles – und zwar wirklich alles – so gemacht, dass man sich als Band wohlfühlt. Nur nette Leute, alles super organisiert und in unserem Backstageraum steht ne Playstation mit „Fifa2018“ parat. Besser wird’s nimmer.
Setlist:
- Faust
- Danger!
- The Living
- Fall Apart
- Ja als ob
- Grip It Tighter
- Dancing in the Sun
- Where Is the Happiness
- Godzilla
- Tonight
- Ich wollte noch
- Black
- Pflastersteine
- Out There
- We Say So / It’s Tricky / Drogenfrau
- I love it (Icona Pop cover)
- The Sea
- I Gotta Get Away
- Why Still Bother
- Down Down Down
Fazit
Es war wirklich ein überragender Abend, der viel, viel, viel zu schnell vorbei ging. Wir wären den Jungs am liebsten hinterher gereist und hätten uns noch ein paar weitere Shows von ihnen angeschaut. Wir freuen uns schon auf die nächsten Tourdaten und können es kaum erwarten, dass die drei Eislinger ihre Zelte wieder bei uns in der Nähe aufschlagen.
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