Wenn man auf ein Konzert geht und einem als erstes vier bärtige Männer mit pinken Shirts und Bier in der Hand begrüßen, dann ist wieder die fränkische Kultpartyfun- und Blödelmusikkapelle J.B.O. am Start. So auch am 09.07.2022, als die Posthalle Würzburg ihre Burgensaison auf der Burg Wertheim mit der Spaßtruppe und ihrer Planet Pink/ Sau Sommer Tour begann. Zugegeben ist der Aufstieg nicht ganz ohne, aber oben angekommen, erwartet einen eine wahnsinnig tolle Location im langgezogenen Innenhof der Burg. Als Support waren Crossplane am Start.
Crossplane
Dahinter verbirgt sich eine vierköpfige Band aus dem Ruhrpott. Die Jungs haben sich soliden, anständigen Rock’n’Roll auf die Fahne geschrieben, der klanglich ein bisschen an Motörhead erinnert. Von Beginn an war die Truppe voll da und hatte auch sichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Auch schafften sie es, dank dreimaliger Ansage von Sänger und Gitarristen Marcel ‘Celli’ Mönnig, die Menschenmasse direkt bis vor die Bühne zu ziehen. Da entstand dann auch der erste von vielen Moshpits des Abends. Für einen Lacher allerseits sorgte die Ansage, dass jetzt bitte mal alle Ladies laut sein sollen, aber doch bitte nicht die bärtigen Mädels, da einige männliche Besucher lauthals mit geschrien hatten. So konnten Crossplane nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit ihrer sympathischen Art beim Publikum punkten, welches die Band unter wohlgemeinten Applaus verabschiedete.
J.B.O.
Kurz nach 20.00 Uhr war es dann soweit. Die fränkische Kulttruppe, inklusive ihrer zwei „Showfuzzies“, betraten nach kurzem Intro die Bühne und wurden mit großen Applaus der überwiegend pink gekleideten oder mit dementsprechenden Accessoires gespickten Menschen, willkommen geheißen.
Sie legten auch direkt mit dem ersten Song und Titeltrack ihres aktuellen Albums Planet Pink los. Direkt von Anfang an war das Publikum voll dabei und sang lauthals mit. Es folgten Hoffen und Bangen und Mach noch eins auf, bevor es mit Wer lässt die Sau raus?! weiterging. Hier animierten Vito und Hannes mit viel Spaß das Publikum zum Stellen der Frage und dem Rufen der Antwort. Was auch sehr gut funktionierte und gut ankam. Hier entstanden dann auch die ersten Moshpits des Auftritts.
Mit dem Klassiker Bolle, der bei keinem Auftritt fehlen darf, ging es in die nächste Runde. Textsicher sangen alle lautstark mit. Es folgten I Don’t Like Metal und die herrlich bescheuerte, überaus zweideutige Eigenkomposition Einhorn, bei welchem auch tatsächlich, sehr zur Freude von Vito und Hannes, eines im Publikum gesichtet wurde. Mit Hofnarr stand dann wieder ein älterer Song auf dem Plan, welcher mit großem Applaus seitens der Zuhörer (und auch meinerseits) quittiert wurde. Der alte Quatsch geht tatsächlich immer, was wahrscheinlich auch dem relativ hohen Altersdurchschnitt der Crowd geschuldet ist. Mit Metal Was My First Love, Ich sag J.B.O (mit Seitenhieben über das Klischee des dödeligen Drummers) und Kuschelmetal ging es Schlag auf Schlag weiter, immer wieder unterbrochen durch Sticheleien seitens Vito gegen Hannes, was aber zu einer ordentlichen Sause der Jungs dazu gehört. Bei der Ansage zum nächsten Track, sie holen sich gleich ihren ältesten Gastsänger auf die Bühne, wusste schon jeder im Publikum was jetzt folgte. Es war Zeit für Schlumfozid im Stadtgebiet, bei welchem einer ihrer Showjungs als Vader Abraham mit Bart und Stock verkleidet über die Bühne hüpfte. Auch hatten sie einen Henker im Gepäck, der Papaschlumpf, Schlumpfine und einen bisher nicht identifizierten Schlumpf an zwei Stricken munter durch die Gegend schleuderte, sehr zur allgemeinen Erheiterung der anwesenden Crowd. Vielleicht war es ja der, der immer so schief gesungen hat. Aber wenn die Blödelkapelle eines nicht verlernt hat, dann wie `ne ordentliche Party geschmissen wird. Die Stimmung war überragend und es sollte noch besser werden.
Alles sang und tanzte bei Mei Alde is im Playboy drin und Ich will Spaß mit. Um den Menschen einen Moment zum Erholen zu geben, folgte ein Drumsolo von Wolfram, welcher von Hannes im Hintergrund veräppelt wurde. Dann war es soweit, der nächste Song der nie (aber wirklich niemals!) auf der Setlist fehlen darf, wurde mit den Worten: „Singt ihr mal, ihr könnt den Text eh besser als wir“ angekündigt. Es war Zeit für Ein guter Tag zum Sterben und wer jetzt nicht direkt einen Ohrwurm hat, dem ist leider nicht mehr zu helfen. Alle, aber wirklich alle, sangen das Lied von vorne bis hinten (fast) fehlerfrei mit. Immer wieder ein Highlight bei den Auftritten der Spaßtruppe. „Eins – der Daumen hoch! Zwei – die Pommesgabel, Drei – der zweite Daumen, Vier – Alle Viere“. Nachdem das ausreichend, unter Anleitung von Vito geübt wurde, hatte der „Vier Finger Mann“ seinen großen Auftritt und performte zu Vier Finger für ein Halleluja auf der Bühne und heizte dem Spießer, der am Ende doch noch ein ordentlicher Metaler wurde, richtig ein.
Aber dass die vier nicht nur Blödsinn können, bewiesen sie mit der Ansage zur leider immer noch kritischen Situation in der Ukraine und dem Song Keep on Rockin‘ in the Free World, welcher im Original von Neil Young ist. Darauf hin verließen die Fun- Metaler erstmal die Bühne, um für die erste Zugabe unter Jubel zurück zu kommen und das Lied zu spielen, welches ihnen auf den Leib geschneidert ist. Zu Verteidiger des wahren Blödsinns erlebte die Stimmung im Publikum einen neuen Höhepunkt und die pinken riesigen Ballons, welche von den „Showfuzzies“ in die Zuhörer entlassen wurden, taten ihr übriges. Wenn erwachsene Menschen wieder zu Kids mutieren, ist J.B.O im Haus. Auch bei dem nächsten Titel Alles nur geklaut wurde amtlich gefeiert, gemosht, getanzt und lauthals mitgesungen. Dann ging es nach ganz kurzer Pause weiter mit der zweiten Zugabe. Wacken ist nur einmal im Jahr wurde ausgiebig zelebriert und zu Ein Fest wurde dann der riesige, pinke J.B.O. Schriftzug aufgeblasen, welcher bei der Crowd ein kollektives Handy zücken auslöste. Ich bin ja immer noch für eine Hüpfburg auf der Bühne, vielleicht eines Tages. Denn wie wir wissen, sind die vier immer für eine Überraschung gut. Und da ja bekanntlich irgendwann mal Schluss sein muss, ging auch dieser Gig dann zu Ende.
Zurück blieben viele glückliche, mit Bier übergossene und ausgepowerte Menschen, welche noch lange an diesen überragenden Auftritt mit vielen Highlights zurück blicken werden. Danke dafür J.B.O.
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