Konzertbericht Nacht der Balladen 19.03.2023 Mainz Rheingoldhalle

Die Nacht der Balladen war 2017 ein einzelnes Konzert in Bremen, der Heimatstadt von Versengold, man wollte mal ausprobieren, ob das denn bei den Fans überhaupt ankommt. Bei den meisten Konzerten, werden in der Regel die Songs gespielt, bei denen man zusammen feiert, dort standen dann die ruhigen und nachdenklichen im Mittelpunkt.  2023 ist daraus nun eine Tradition geworden und es gibt eine  ganze Nacht der Balladen Tour. Der vierte Termin fand am 19.03 in Mainz in der Rheingoldhalle statt. Es war ein Sitzplatzkonzert und von den ca. 1.100 Stühlen waren über 1000 besetzt.

Pünktlich um 20.00 Uhr ging es los. Bereits vor dem Einlass um 19.00 Uhr tummelten sich zahlreiche Besucher am Ufer des Rheins und genossen den angenehmen Frühlingstag.

Das Intro, das von einem Streichquartett und einem Perkussionisten gespielt wurde, läutete den Abend ein. Nach und nach erschienen Versengold auf der Bühne und lauter Applaus brandete auf. Los ging es mit vom Zauber des Wildfräuleins. Das ungewöhnliche war, dass Sean mal nicht am Schlagzeug, sondern am Klavier saß. Bei den Stellen ohne Text spielte Malte, der Sänger ausnahmsweise Flöte.  Bei den Stellen ohne Text, spielte Malte der Sänger ausnahmsweise Flöte. Der Jubel danach donnerte durch den, ursprünglich als Kongresssaal gedachten, Raum.  Danach erzählte Malte, dass es, obwohl es schon der vierte Termin war, sich dennoch sehr aufregend anfühlt, weil es doch etwas ganz anderes, als bei einem normalen Konzert, sei. Es folgten noch ein paar Fragen an das Publikum. Wer denn Versengold schon live gesehen hätte und wer schon alles auf einer Nacht der Balladen war. Nachdem es für dreiviertel der Leute das erste Mal war, witzelte er daraufhin, da könne er ja die gleiche Moderation wie letztes Jahr machen. Was aber eher unpassend gewesen wäre, weil die Setliste sich unterschied. Als nächstes folgte mit Windsbraut, ein neueres Stück. Zu diesem Lied erzählte Malte tatsächlich nichts, aber dann zur Mandoline, die Flo der Geiger jetzt in der Hand hielt. Sie sei sein Endgegner, weil Sie sich mit einer normalen Gitarre nicht vergleichen ließ. Eben jene brauchte er aber fürs nächste Lied. Dieses war dem Drehleierspieler Alex gewidmet, weil er im Gegensatz zu den anderen Bandmitgliedern, direkt an der Küste aufgewachsen ist. Es ist auch der einzige Song, der im Norden, manchmal im Radio gespielt wird. Die Rede ist von Küstenkind. Die Leute klatschten mit, was am Ende in tosendem Applaus überging. Nun kommentierte  Malte, dass er in vielen Texten über Frauen singt, aber er bei diesem Lied, obwohl es von ihm stammt, selber nicht weiß, was er eigentlich damit meint. Aber wer einen Tipp hätte, darf sich gerne bei ihm melden. Es ist Schönheit der Schatten, dazu kam das erste Mal die Gastsängerin Aeva Maurelle mit auf die Bühne. Bei Ihrer Stimme gewann man den Eindruck, als wäre es nur für Sie geschrieben worden. Es war eine wie verzauberte Stimmung im Saal, die auf jeden übersprang und das Publikum war sichtlich ergriffen.

Auch bei der nächsten Nummer wusste Malte einiges zu erzählen. Eigentlich ist es unüblich für Versengold, Coverversionen zu machen. Aber einmal ist es doch passiert. Als man eines Tages mit Schandmaul zusammen saß. So entstand die Versengold Version von Tjark Evers. Ein Lied, das auf wahren Begebenheiten basiert. Allerdings haben sie den Text ins Plattdeutsch übersetzt. Es geht um Tjark Evers der 1845 geboren wurde und am 23.12.1866, leider ertrunken ist. Er war in Käptainsausbildung und wollte an Weihnachten seine Eltern besuchen. Am frühen Morgen begann die Überfahrt und aufgrund des Nebels verwechselte man eine Sandbank, die bei Flut im Meer versinkt, mit Baltrum, seiner Heimat. Als er merkte, dass er diese Sache nicht überleben kann, schrieb er eine Flaschenpost und steckte sie in eine Zigarrenkiste. Seine Leiche wurde nie gefunden. Aber seine Nachricht wurde am 03.01.1867 in Wangerooge angespült. Diese Fundstücke stehen heute in Baltrum im Museum.

Wenn man Versengold kennt, weiß man auch, dass sie durchaus politische Themen behandeln, so auch der folgende Titel Meer aus Tränen. Die Traurigkeit ist förmlich greifbar, obwohl das Lied sehr rockig daher kommt. Als nächstes folgte Herz durch die Wand. obwohl es schon von 2011 ist, fand es erst 2017 einen Weg zur Vertonung. Der ein oder andere sang mit. Und jedes Mal, wenn ein Stück zu Ende war, erfüllte lautes Klatschen den Raum. Dann folgte Maltes Nemesis. Nicht, dass er das Lied Das Bier ich in der rechten trug nicht mag, aber es besitzt einen sehr langen Text und mit auswendig lernen hat er es einfach nicht so. Er ließ es sich aber nicht nehmen, einfach von der Bühne zu spazieren und zwischen den Sitzreihen zu flanieren. Dann hörte er auf zu singen und fing wieder an zu erzählen, dieses Mal zwei Anekdoten vom Leipziger Konzert im Haus Auensee. Dort fand er in der letzten Reihe einen schlafenden Besucher vor, neben welchen er sich schließlich stellte und  so lange weitersang, bis dieser aufwachte und sehr verwirrt auf Malte schaute. Was wohl in Leipzig, aber auf jeden Fall auch in Mainz für ordentliches Lachen sorgte. Die zweite Geschichte war, das mitten im Besucherbereich eine Bar stand, an der er sich passend zum Lied ein Bier holte, das er natürlich in der rechten trug. Dann fiel ihm auch sein Text wieder ein und er ging singend zurück zur Bühne. Das Publikum, welches sichtlich begeistert von seinem Spaziergang war, applaudierte laut. Bei Die wilde Jagd waren die Leute voll dabei, sie klatschten und sangen laut mit. Als nächstes ergriff Flo das Wort, er machte Werbung für die Show am 04.11.2023 in Hamburg, anlässlich des 20-jährigen Bestehens von Versengold. Weiter plauderte er aus dem Nähkästchen, dass das neue Album am 03.11.2023 erscheinen wird. Daraufhin gab es noch einen neuen Song, der Lautes Gedenken heißt. Wie der Titel verrät, geht es um diejenigen, die wir verloren haben und die nicht mehr unter uns sind. Die Menge war sichtlich ergriffen und gleichzeitig hocherfreut über das neue Lied. Tosender Applaus war die Folge. Dann gab es erst mal 20 Minuten Pause.

Nach der Pause kam erneut Aeva Maurelle auf die Bühne und bezauberte die Menschenmenge ein weiteres Mal mit ihrer Stimme zu Auf in den Wind.  Anschließend wurde es fast etwas unheimlich. Der Text von Winterflut, die im Jahre 1717 über die Küste fegte,  ist aus Zeitzeugenberichten zusammen gesetzt. Dennoch war das Publikum sehr begeistert und applaudierte frenetisch. Anschließend folgte Alte Männer, ursprünglich war Malte an diesem Tag, auf dem Weg ins Studio und wollte etwas ganz anderes aufnehmen. Dann aber waren die Nachrichten voll, mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Von der Idee bis zur Aufnahme dauerte es ungefähr 3 Stunden. Malte erzählte weiter, wie unglaublich wütend er da war und, wie bei so vielen, fassungsloses Entsetzen ihn erfüllte. Das Publikum sang mit und klatsche laut zum Ende. Danach folgte Tod und Trommeln. Als Inspiration hierfür diente ein Gedicht namens „Der Schnitter“, das von einem Unbekannten geschrieben, auf Flugblättern im dreißigjährigen Krieg auftauchte. Die Melodie dazu stammt von Eike. Das ist einer der neuen Songs von Versengold, der bei den Zuschauern, wie die anderen neuen Songs auch, richtig gut ankam. Zumindest wenn man dem tosendem Applaus und lauten Rufen glauben schenken durfte, welche aufbrandeten. Der Song wurde erstmals zur Tour live performt. Noch einmal folgte ein Lied, das einem traurigen Anlass zugrunde lag. Malte war  2014 in Marrakesch mit in einen schweren Unfall verwickelt, der nicht für alle glimpflich verlief. Daraufhin wollte er etwas hinterlassen, dabei ist Haut mir kein Stein herausgekommen. Für mich persönlich, ein wahnsinnig starker Song, den ich sehr mag, obwohl er von seiner Thematik meine Nemesis von Versengold darstellt. Daniel hat hierzu die Melodie beigesteuert. Das Publikum war der Meinung, jetzt lange genug gesessen zu haben, innerhalb von Sekunden, stand fast der komplette Saal, klatsche, sang und tanzte mit. Zum immer lauter werdenden Applaus setzen sich alle wieder hin, aber nicht für lange. Zu Paules Beichtgang stand wieder alles. Und für die Absolution am Ende des Liedes eskalierten alle. Die Zuschauer grölten, schrien und hatten unendlich viel Freude. Für eine Weile erweckte es den Anschein, als wäre man bei einem normalen Auftritt von Versengold, obwohl man tatsächlich fast mehr Platz zum Bewegen hatte. Als dann Thekenmädchen begann, ging es so weiter und die Stimmung war ausgelassen und heiter. Flo rannte mit seiner Geige durch die Reihen und begeisterte die Menge noch mehr.  Das ging auch an der Cellistin nicht spurlos vorüber und ihre Noten landeten zu ihren Füßen. Alex ganz Gentleman hielt ihr Cello, sodass sie, sie wieder aufheben konnte. Die Leute setzten sich noch mal hin. Julian nahm am Klavier Platz und leider fand auch dieser großartige Abend nun so langsam sein Ende.  Malte kündigte Die letzte Runde an. Das Publikum sang Zeile für Zeile mit. Immer mehr Leute standen auf und schalteten ihre Handytaschenlampen ein. Auch die Cellistin hielt eine Lampe hoch und Malte ließ den Saal alleine singen. Und schon verließen Versengold unter tosendem Applaus und Rufen, die Bühne. Aus den Rufen wurden Zugaberufe, die natürlich erfüllt wurden. Sie hätten da zufällig noch was vorbereitet. Es folgte die wunderschöne Ballade Mondlicht, die nochmal von der zauberhaften Stimme Aevas gesungen, besonders zauberhaft klang. Natürlich beendeten Versengold das Konzert nicht, ohne ein großes Dankeschön an die Gastmusiker, die Licht-und Tontechniker, den Veranstalter, das komplette Personal, sowie das gesamte Publikum. Nun noch der Abgesang, ausnahmsweise ohne Mikrofon, dennoch hörte man es bis in die letzten Reihen. Unter standing Ovations verließen Versengold endgültig die Bühne. Abschließend kann man sagen, dass es ein wirklich eindrucksvolles Konzert war. Malte hat sehr viel erzählt und Einblick hinter die Entstehungsgeschichten der Songs gegeben. Für Fans der ruhigeren Stücke ist eine Nacht der Balladen unabdingbar, ein wirkliches Erlebnis.

Versengold sind

Malte Hoyer Gesang, Flöte

Alexander Willms Violine, Nyckelharpa, Concertina

Florian Janoske Violine, Mandoline

Daniel Gregory  Gitarre

Eike Otten Bass

Sean Lang Schlagzeug, Klavier

Gastsängerin

Aeva Maurelle

Gastmusiker

Lee Caspi Cello

Ida Luzie Philipp Bratsche

Maline Zickow Geige

Robin Damn Geige

Julian Claus Percussion

 

Setliste

Vom Zauber des Wildfräuleins

Windsbraut

Küstenkind

Schönheit der Schatten

Tjark Evers

Meer aus Tränen

Herz durch die Wand

Das Bier ich in der rechten trug

Die wilde Jagd

Lautes Gedenken

Pause

Auf in den Wind

Winterflut

Alte Männer

Tod und Trommeln

Haut mir kein Stein

Paules Beichtgang

Thekenmädchen

Die letzte Runde

Mondlicht

Abgesang

Fotograf Thomas Fritz

1 Kommentar

  1. Hallo zusammen, mein Mann und ich waren am 19.3.23 in Mainz dabei. Schon am Mittag hatten wir das Glück Alex zu treffen und durften ein Foto mit ihm machen gerne hätten wir die anderen Jungs auch gesehen. Dann war Einlass und irgendwie wurde es magisch. Jedes der gespielten Lieder füllte den Saal mit Emotionen. Es war ein wundervoller Abend und wir freuen uns schon aufs nächste mal. Danke auch an den Schreiber dieses Berichtes mit jedem Satz fühlt man sich an den Abend zurück versetzt. Vielen Dank dafür und vielen Dank an Versengold und das gesamte Team. Liebe Grüsse Petra und Sascha

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