Konzertbericht: PAIN – I Am On Tour 2023 in der Batschkapp in Frankfurt

Die Vorfreude der PAIN Fans war riesig, als die ausschweifende I Am On Tour Europatour der Schweden um Mastermind Peter Tägtgren angekündigt wurde. Dabei machten sie auch am 08.11.2023 in der Batschkapp in Frankfurt Halt. Doch welche Supporte holt man sich zu dieser Industrial Metal Band dazu? Hier wurde sich für die Pagan-Viking-Truppe Ensiferum, die Symphonic-Dark-Metal-Band Eleine und die japanische Heavy-Metal-Kombo Ryujin entschieden. Irgendwie eine auf den ersten Blick sehr wilde Mischung! Ob das funktioniert hat, was die Auftritte der vier für uns bereithielten und warum sehr viele den Opener verpassten, könnt ihr jetzt hier lesen!

 

Den Anfang machten die Japaner Ryujin, ehemals Gyze. Aber halt, irgendwie starteten die Jungs eine halbe Stunde zu bald! Auf der Homepage und der Facebook Seite der Batschkapp war 19.00 als Beginn angegeben, es ging aber schon um 18.30 los, 30 Minuten eher als angegeben. Das hatte zur Folge, dass etliche Zuschauer und auch Fotografen noch überhaupt nicht Vorort waren, denn kommuniziert wurde dies nicht. Wirklich schade, denn die waren richtig interessant. Schöner Metal, teilweise mit ordentlich Vortrieb, und dabei immer im Background begleitet von japanischen Melodien. Die vier Jungs hatten wahnsinnig viel Spaß auf der Bühne, das merkte man ihnen an. Teilweise hatten sie traditionelle Gewandungen oder Beinkleider an. Ein bisschen Glamour kam mit dem Glitzerbass ins Spiel. Irgendwie hatten sie etwas von Ensiferum auf Japanisch. Sie spielten technisch einwandfrei und mit Finesse, interagierten aber trotzdem laufend mit dem Publikum und rissen die Instrumente in die Höhe. Man merkt dem Sound an, dass Matthew Heafy da seine Finger im Spiel hat, gerade bei dem neuen Track Raijin & Fujin von ihrem selbst betitelten Album, wo er ja auch einen Gesangspart übernimmt. Zudem war es ein besonderer Tag, denn Sänger Ryoji hatte Geburtstag! Ich fand die Show durchaus gelungen und die Truppe machte ziemlich Spaß!

Mit der schwedischen Kombo Eleine stand dann erstmal Frauenpower auf dem Programm. Die Symphonic-Dark-Metal-Truppe legte auch gleich los. Was mir fast sofort auffiel, war die anscheinend durchchoreografierte Bühnenperformance. Die Gitarren wurden im Powermetal-Style gleichzeitig geschwenkt und die Haare schwangen auch absolut synchron, fast immer! Selbst Madeleines Bewegungen sahen teilweise geplant aus, wie das grazile Tanzen oder die Armbewegungen. Was aber nicht unbedingt negativ ist, denn gerade das Schwingen der Haarpracht im Gleichklang machte optisch schon was her. Sie und Gitarrist Rikard waren auch immer dabei, das Publikum zu animieren, was recht gut funktionierte. Auch spielte sie gelegentlich mit den Fotografen und posierte für sie. Selbstverständlich gab es auch den Titeltrack des neuen Albums auf die Ohren, We Shall Remain. Die Kombination aus dem femininen Klargesang und den Growls harmonierte durchgehend sehr gut miteinander und so kamen auch die auf ihre Kosten, welche dem Symphonischen normalerweise nicht so angetan sind. Ich fand den Auftritt gut, das Zuschauer-Competition Spiel hätte man meiner Meinung nach aber weglassen oder verkürzen können und etwas weniger Choreo wäre schön. Aber ich würde sie mir wieder ansehen, hat Spaß gemacht, und nur das zählt doch am Ende!

Auf in die nächste Runde mit Ensiferum! Was soll ich sagen, es war dieses Jahr der dritte Auftritt der Truppe für mich und sie liefern halt wirklich immer ab. Direkt zu Anfang flogen die Haare und die Grimassen wurden geschnitten, denn Andromeda von ihrem aktuellen Album Thalassic ist halt auch ein klasse Track, um direkt Schwung in die Bude zu bringen. Sami legte sich wieder richtig ins Zeug, während Petri, wie gewohnt, etwas statischer unterwegs war. Bei Twilight Tavern wurde ordentlich mitgesungen und es wurden immer wieder Becher in die Höhe gestreckt. Zu One Man Army kam dann auch die Aufforderung zu einem schönen Moshpit, das Publikum hatte die eindeutigen Handzeichen vorher einfach immer komplett ignoriert. So ging das natürlich nicht. Aber auch hier dauerte es etwas, bevor sich, auf der mir abgewandten Seite, die Menschen in Bewegung setzten. Aber immerhin, es wurde gemosht! Den wohl bekanntesten Gesangspart gibt es aber bei Lai Lai Hei, welches vorher noch kurz geübt wurde, damit es den Leuten im Stockwerk darüber hoffentlich die Hosen auszieht. Zum Track selber flitze Sami in den Graben, um die Leute abzuklatschen, bevor es auf die Stage zurückging. Ein bisschen Rock ’n’ Roll Feeling kam dann noch mit Two of Spades auf, bei dessen Mittelteil irgendwie jeder albern am Tanzen war. Wie immer ein spaßiger Auftritt mit gut aufgelegten Finnen. Bei Ensiferum weiß man halt, was man bekommt! Und apropos tanzen… als Outro gab es natürlich wieder Vanha suomalaisten poikain vitutuslaulu auf die Lauscher!

Und dann durften endlich PAIN ran. Nachdem auf der LED-Leinwand ein kurzer Einspieler gezeigt wurde, in dem der Painhead, das Maskottchen der Band, den Schriftzug mit dem Hammer zertrümmert, kamen die vier Musiker auf die Bühne. Dieser putzige Geselle sollte uns auch im Laufe der Show noch mehrmals begegnen. Was dann folgte, war ein munterer Querschnitt durch die Diskografie der Truppe, rund um Hypocrisy-Mastermind Peter Tägtgren. Angefangen bei Let me out und The Great Pretender von dem Werk You Only Live Twice, bis hin zu Monkey Buisness. Und das ganze immer stimmig untermalt von einer fantastischen Lichtshow, welche perfekt auf die Songs getimt war, genauso wie der dezent, aber gezielt, eingesetzte Nebel. Genau richtig dosiert. Auch war das Drumkit ein echter Hingucker. Transparente Korpusse, in denen LED-Bänder eingearbeitet waren, welche ebenfalls stimmig zum Rest der Show die Farbe wechselten. Geiles Teil. Vor Call me gab es wieder eine Zwischensequenz mit dem Maskottchen, welches sich eine vermeintliche Frau angelt, welche sich dann aber am Ende als sein Widersacher entpuppt. Fieser Plottwist, wir hatten uns so für den kleinen Kerl gefreut. Kurz nachdem der Song gestartet war, erschien wieder jemand auf der Leinwand. Es war die Comicfigur von Sabaton-Sänger Joakim, welcher fingiert den Track sprengte, während die Band stoppte und so tat, als würden sie darüber diskutieren. Nette Idee, die ganze Geschichte. Als sich die Zeichentrickfigur in einen realen Menschen verwandelte, ging der Song weiter. Fast wären wir dann noch in den Genuss der Telefonnummer von Bassisten Jonathan gekommen, hätte Peter das Ende der Nummer nicht „vergessen“. Zu dem ruhigen Stück Have a Drink on Me nahmen alle auf Barhockern Platz, bis auf Jonathan, welcher auf einer aufgestellten Bierkiste geparkt wurde und sich deswegen veräppeln lassen musste. Kam bestimmt davon, dass er seine Nummer nicht verraten wollte. Bei Same Old Song drehte das Publikum erst richtig auf und sang lauthals mit. Und leider muss auch irgendwann ein PAIN-Konzert zu Ende gehen, aber vorher hauten die vier nochmal ein paar Zugaben raus. Die erste war Party in my Head, nur dass die hier formvollendet auf der Bühne stattfand, mit ein paar Schweden in 80er-Party-Outfits aus Plüsch und einem Peter im Big-Lebowski-Gedächtnis-Bademantel. Fantastisch! Auch On And On und I’m going in schafften es in das Set. Den Abschluss aber läutete Shut your Mouth ein, bei dem auch die Zuschauer nochmal alles gaben. Was für ein Auftritt, mit einer wahnsinnig tollen Lichtshow und gezielten, liebevoll platzierten Einspielern, die entweder eine Geschichte erzählten oder in den nächsten Track überleiteten. Ich freue mich schon, wenn sie hoffentlich bald wieder nach Deutschland kommen!

Was für ein Abend. Jede Band für sich war schon recht stark. Im gesamten wirkte es vielleicht wirr, funktionierte aber wirklich sehr gut. Das unterschiedliche Publikum supportete alle Bands und feierte diese. Schade nur, dass Ryujin durch den Frühstart nicht die Menge an Leuten hatten, die sie meiner Meinung nach verdient hätten. Eleine und Ensiferum heizten ordentlich ein und PAIN leiteten den Abriss der Batschkapp ein und feierten, als ob es kein morgen gibt. Dabei war die Show zwar auch choreografiert, aber keineswegs übertrieben oder mega überzogen. Auch die sympathischen Ansagen von Peter waren einfach nur knuffig. Ein wirklich gelungener Abend!

 

 

Über Steffi 204 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, bin ich bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquillity.

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