Konzertbericht: Peyton Parrish im Zoom in Frankfurt

Ein Donnerstagabend in Frankfurt und vor dem Zoom Club hatte sich bereits lange vor dem offiziellen Einlassbeginn eine beachtliche Schlange gebildet. Warum? Peyton Parrish, der Ausnahmekünstler mit der markanten Stimme, ging auf seine erste Headlinertour und machte, von den sechs deutschen Daten, auch an einem Abend halt in der Mainmetropole. Mit dabei waren die Letten von Sever, welche auch an dem Wacken Metall Battle teilgenommen hatten. Selten war ich so gespannt auf ein Konzert, denn der charismatische Amerikaner hat eine solche Bandbreite an Songs im Repertoire, dass halt einfach keiner genau wusste, was er singen wird. Wird der Fokus auf dem Thema Viking liegen und werden es auch seine Disney Coversongs in die Setliste schaffen? Keiner wusste es genau, außer vielleicht die Leute, welche das Glück hatten in auf Wacken zu sehen, wo sein erster Auftritt stattfand. Aber fangen wir mal von vorne an:

 

Pünktlich um 20.00 verdunkelte sich der gestopft volle (und absolut ausverkaufte) Zoom Club und die gut gelaunten Letten von Sever stürmten regelrecht die Bühne. Die hatten von Beginn an definitiv so richtig Bock auf den Gig, das merkte man gerade dem Sänger und dem Bassisten extrem an. Fast nicht am Stillstehen die beiden, übertrug sich die gute Laune der Jungs auf das Publikum. Allerdings nicht auf alle, denn ich hatte das Gefühl, dass gerade das überwiegend weibliche Publikum, welches vielleicht auch die ruhigeren Songs von Peyton bevorzugt, nicht so von ihnen angetan war. Aber das tat der restlichen Stimmung überhaupt keinen Abbruch. Die angenehme tiefe, leicht kratzige Stimme des Sängers, sorgte bei dem Rest für Begeisterung, genau wie die super sympathischen Ansagen. Ihr Mix aus Rock und Metalcore (die passen definitiv auch in keine Schublade) konnte überzeugen. Als dann bei zwei Songs die Handytaschenlampen gezückt wurden, war es auf einmal verdammt hell in der Location. Des Weiteren gab es noch eine kleine Mitsingchallenge, bei denen das Publikum die angesungenen Tracks weiter führen sollte. Das funktionierte bei Linkin Park noch recht gut, aber bei Queen und den restlichen zwei versagte die Crowd absolut. Aber sowas von. Machte aber nichts, alle fingen das Lachen und gut war es. Nur bei Valhalla Calling klappte das sehr gut, was aber ja auch nicht wirklich verwunderlich war. Auch springen aus der Hocke stand auf dem Programmpunkt, und das bei gefühlten 100 Grad im Club, die uns ordentlich ins Schwitzen brachten, denn anscheinend hatte man nach den letzten kalten Wochen vergessen, dass man eine Lüftungsanlage besitzt. Natürlich durfte das alte „Wer ist lauter“ Battle Männlein gegen Weiblein nicht fehlen. Da die Frauen gefühlt etwas in der Überzahl waren, half ich etwas bei den Herren aus, damit die nicht komplett untergehen ;). Mir gefiel der Auftritt sehr gut und ich behalte die Truppe mal im Blick.

Nun warteten selbstverständlich alle auf den Act des Abends, Peyton Parrish und seine Band. Als um kurz vor 21.00 die Lichter ausgingen, dachten alle, es geht gleich los. Aber anscheinend sorgte ein technisches Problem für etwas Verzögerung und so starteten sie erst um 20 nach. Dafür aber direkt mit Vollgas, denn nach dem Intro gab es sofort Berserker auf die Lauscher. Immer in Bewegung, ob es sich seitlich wiegend, über die Bühne flitzend oder vorne auf den Boxen direkt an der Absperrung performend, der Typ stand nie lange still. Was für eine Rampensau! Er gestikulierte und interagierte permanent mit der Crowd, was verdammt gut ankam. Gerade seine Viking Tracks passen halt auch hervorragend zu ihm. Gut gelöst fand ich auch die Thematik mit den großen Trommeln, welche charakteristisch bei den Songs sind. Hier hatten sie eine und diese wurde direkt von Drummer Michael Levine mit bespielt. Ständig am Mitsingen, Grimassen schneiden oder auch sein Dauergrinsen, der hatte ebenfalls Bock!

Als dann, wie auch bei Sever, die Männer und Frauen mal laut seien sollten, schuf dies den Übergang zu dem Disneysong I’ll Make a Man Out of You aus dem Film Mulan. Auch hatten es Colors of the Wind aus Pocahontas (ganzzz viel Liebe dafür!), Hoist the Colours aus der Fluch der Karibik Reihe (Gänsehautmoment) und der Herkules Song Go the Distance in die Setliste geschafft, sehr zur Freude der Besucher, welche ausgiebig und lautstark mitsangen. Somit war auch diese Frage geklärt. Peyton, sichtlich geplättet von so viel Zuspruch, bedankte sich immer wieder bei den Zuschauern, auch in niedlichen Deutsch. Generell redete er relativ viel, was ihm aber bei so viel Sympathie verziehen sei. Und so ein knuffiges „Ishc liebe eusch“ sorgte halt für Freude. Um alle zu sehen, sollte dann auch sein Lichttechniker mal die volle Beleuchtung auf der Crowd aufdrehen, wo er sich dann einzelne Besucher rauspickte, um ihnen danke zu sagen. Oder anzusprechen, dass er den Bart von dem einen Typen ziemlich episch fand. Als er sich plötzlich mit dem Rücken zu den Leuten drehte, wollte er beim Umdrehen dann das tolle Bild mit allen nach oben gestreckten „Devil Horns“ sehen. Will er, bekam er! Überhaupt kein Problem!

Seine restlichen Bandmitglieder stellte er auch total putzig als seine Peanutbutter und sein Jelly auf seinem Brot vor. Ich hatte das mal als Kompliment eines Amerikaners an seine Bandkollegen verstanden ;). Mit Dragur verpasste er allen mal die nächste Runde Gänsehaut. My Mother told me sang er komplett alleine, auch erstmal mit der Bitte, die erste Runde nicht mitzusingen, bis er das Signal gibt. Da das so gut funktionierte, wollte er das gleich nochmal hören und freute sich mega darüber. Auch Sea of Souls holte alle wieder komplett ab und ließ uns mit Erpelpocken mehr oder weniger sprachlos zurück. Wie tief er singen kann. Und dann auch noch so knurrend. Das alles kommt live noch so viel besser zur Geltung als auf Platte (oder dem Streamingdienst eurer Wahl). Auch Viking Rise und Master of War schlagen in die Viking-Kerbe bis mit God of War einer der heiß erwarteten Songs gespielt und die Fäuste in die Luft gestreckt wurden. Seither haben wir auch die Bestätigung, dass er ein kleiner Gaming-Nerd ist.

Dann folgte das übliche, aber dankenswerterweise kurze Zugabespiel, bevor es mit March to the Gates in die letzte Runde ging. Und welcher Track fehlte noch? Natürlich Valhalla Calling! Da durfte dann auch mal wieder die Zuschauer ran und singen. Das entlockte ihm dann ein kleines hohes „yeah“, welches für allgemeine Erheiterung sorgte. Als der Song dann schneller wurde, gab auch die Crowd nochmal alles und sang lauthals, und teilweise sehr schief, mit. Meine Güte, der machte uns echt fertig. Aber wir hatten noch immer nicht genug! Erneut riefen alle nach der Verabschiedung nach einer Zugabe und nachdem eh schon nichts mehr im Zeitplan war, gabs auch hier eine Acapella Einlage von Valhalla Calling und ein wunderbares  „Ich liebe euch“ auf die Ohren. Leider war damit nun aber wirklich Schluss. Zurück blieben ein verblüffter und sehr zufriedener Peyton Parrish und eine sehr zerstörte, aber auch überglückliche Crowd. Dankeschön!

Was war das bitte für ein geiler Abend?! Ob jetzt allen die Supportband Sever getaugt hat, glaube ich nicht. Aber seien wir mal ehrlich, das ist halt wirklich schwer hier eine passende Truppe zu finden. Entweder geht man komplett in die skandinavische Ecke und greift die Thematik wieder auf oder man nimmt einfach eine, die dem Künstler gefällt. Apropos Künstler… Selten habe ich einen Menschen erlebt, der sich so über die Reaktionen aus dem Publikum gefreut hat und auch so mit den Besuchern interagiert hat. Ja, er redet gerne und viel, aber da kann man wirklich drüber hinwegsehen. Viel schlimmer fand ich die Massen an Handys, welche permanent hochgehalten wurden. Ich finde, das muss nicht laufend sein und empfinde es teilweise als störend und auch die Atmosphäre und Stimmung zerstörend. Aber sonst gabs nichts zu beanstanden, außer die Getränkepreise, aber dafür kann Peyton ja nichts. Ein toller Abend ging zu Ende, der bestimmt noch einigen eine Zeitlang im Kopf bleiben wird! Wer die Chance hat, ihn sich anzusehen, tut es! Was für ein sympathischer Ausnahmekünstler. Danke Peyton Parrish und auch danke an Sever für das Einheizen!
 

 

Über Steffi 197 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, angeschleppt wurde ich von Roksi und Matthias, welche mein Interesse an der Konzertfotografie geweckt haben. Ich bin bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquility

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