Konzertbericht: Saltatio Mortis am 26.11.2022 in der Columbiahalle in Berlin

Zwei Jahre mussten die Fans von Saltatio Mortis warten, bis es eine Tour zu ihrem letzten Nummer-Eins-Album Für immer frei gab. Grund dafür war natürlich die Pause durch pandemiebedingte Veranstaltungsverbote. Nun konnte aber endlich die Für immer Frei Tour “2022” stattfinden und man merkte den Fans ihr langes Warten an.
Schon bevor die Türen zur Columbiahalle geöffnet wurden, konnte man die regelmäßigen Rufe nach Saltatio Mortis hören. Für die, die es nicht kennen: Jemand ruft “Saltatio!”, die Menge ruft “Mortis!” zurück. Nachdem sich das noch zwei weitere Male wiederholt hat, wird das “Dankeschön!” von erster Person mit einem “Bitteschön!” der Menge beantwortet.
Als wären sie erhört worden, gingen dann die Türen am 26.11.2022 an der Columbiahalle in Berlin ziemlich pünktlich auf und die Fans strömten hinein. Bis zum Beginn hatten die Fans aber noch eine runde Stunde Zeit, um sich mit Merch und Getränken einzudecken.

Zur Unterstützung auf dieser Tour hatte sich Saltatio Mortis die aus Stuttgart kommende Band Antiheld geholt. Um etwa 20 Uhr betraten die vier Bandmitglieder die komplett in Nebel gehüllte Bühne. Die ersten drei Songs, Babylon, Ma petite belle und Sommer unseres Lebens, wurden dem Publikum erstmal ohne Pause dargeboten. Schnell merkte man, in welche Richtung der Deutschrock von Antiheld geht. Großteils politisch und auch zeitlich aktuelle Themen werden in den Texten der Band verarbeitet.
Nach diesem ersten Block begrüßte Sänger und Gitarrist Luca Opifanti das Publikum und scherzte, dass er und seine Bandkollegen „entweder mit Obst und Gemüse beworfen oder herzlich von den Saltatio Mortis Fans empfangen werden“. In diesem Fall mussten sich die Vier aber keine Sorgen machen, in der Halle herrschte ausgelassene Stimmung.
Anschließend verkündete Luca, dass im Vorfeld mit Saltatio Mortis abgeklärt wurde, dass sie auch durchaus politisch sein dürften. Was im nächsten Moment auch bewiesen wurde, indem sie Irgendwo stirbt grad ein Kind angestimmt wurde. Man merkte sofort die melancholisch bedrückte Stimmung, die die Halle erfasste und das Publikum in Gedanken versinken ließ.
Mit den folgenden Songs Goldener Schuss und Chaos konnte die Stimmung des Publikums aber wieder auf die bessere Seite geschoben werden. Und als zum Abschluss Ficken für den Weltfrieden zum besten gegeben wurde, konnten sie auch einen Großteil des Publikums dazu animieren, lautstark mitzusingen.
Nach rund einer halben Stunde verabschiedeten sich Antiheld dann auch unter verdientem Beifall von der Bühne – jedoch nicht ohne das Publikum noch etwas auf Saltatio Mortis vorzuheizen.

Setlist:

  • Babylon
  • Ma petite belle
  • Sommer unseres Lebens
  • Irgendwo stirbt grad ein Kind
  • Berlin am Meer
  • Goldener Schuss
  • Chaos
  • Ficken für den Weltfrieden

Kaum waren Antiheld von der Bühne verschwunden, wurde ein riesiger Vorhang entrollt, der den Blick auf die Bühne versperrte. Auf ihm war ein riesiger Dudelsack in Regenbogenfarben zu sehen und im Hintergrund begannen die Umbauarbeiten.
Während dieser Umbauphase füllte sich der Innenraum zusehends mit Besuchern, welche sich an diesem Abend mit der Songauswahl in der Pause mehr als zufrieden gezeigt hatten. Bei Songs wie Livin on a prayer, I like to move it, dem Titelsong zu Pokemon oder Abba’s Dancing Queen vertrieb das Publikum sich die Zeit mit viel Singen und guter Laune.
Dazwischen gab es natürlich wieder die Rufe nach Saltatio Mortis wie vor der Halle, welche erst endeten, als um rund 21 Uhr die Songs Sternhagelvoll von In Extremo und Schrei nach Liebe von Die Ärzte vom Band abgespielt und natürlich vom Publikum lautstark mitgesungen wurden.

Als danach der Vorhang fiel, konnte die Truppe um Alea den Bescheidenen sofort voll einsteigen und riss das Publikum sofort mit. Große Träume vom Album Brot und Spiele war ein perfekter Einstieg in den Abend. Das Gefühl, dass sich alle die Zeiten von vor zwei Jahren wieder herbeisehnen, schien viel Anklang zu finden, denn alle brüllten den Refrain:

“Große Träume, es war eine geile Zeit! Große Träume, und ein Stück Unsterblichkeit! Große Träume, gerne denke ich zurück!”

mit voller Stimmgewalt nur so hinaus. Sofort danach wurde mit Dorn im Ohr nachgelegt. Eine Erinnerung, dass Musik auch unbequem sein darf und man nie nachgeben sollte. Bei den Besuchern fand das vollen Anklang und selbst auf der Tribüne waren viele Fans voll dabei. Mit Wo sind die Clowns als dritten Eröffnungssong ging es wieder in die eher leichtere Schiene. Habt Spaß in eurem Leben und seht nicht nur die negativen Seiten. Eine perfekte Mischung, die Columbiahalle kochte. Besser hätten sie den Abend nicht starten können, es gab schon eine Menge zufriedener Gesichter im Publikum zu sehen.

Nach der Ankündigung, dass jetzt ein paar Ketten gesprengt werden sollten, wurde die Bühne in ein einheitliches Grün getaucht und zu den ersten Tönen von Loki animierte Alea das Publikum, die Arme nach oben zu nehmen und es formte sich ein grünes wogendes Meer aus hin und her schwingenden Händen. Zumindest bis zum Ende der Einleitung. Nach dieser holten Elsi und Luzi gefühlt erstmal alles aus ihren Dudelsäcken, was nur ging und auch die Pyros kamen zu vollem Einsatz. Natürlich auch jedes Mal passend zum Refrain “Ich schenke euch Feuer!”. Eine kurze Pause erhielten die Fans danach nur durch das Intro von Brot und Spiele, wurden aber auch gleich wieder von Alea animiert mit zu klatschen. Mit diesem Song und den folgenden Wachstum über alles und Linien im Sand bewiesen Saltatio Mortis wieder einmal mehr, wie man Songs schreibt, welche zugleich eine Aussage haben, zum Nachdenken anregen, aber dennoch auch einfach und leicht anzuhören sind. Für Wachstum über alles ließ Alea das ganze Publikum sich hinknien und geschlossen zum Start wieder aufspringen. Vor Linien im Sand bedankten sich Alea und die Band für so tolle Fans und er erzählte, dass sie am gleichen Nachmittag vor der Show vor der Halle einen jungen Fan getroffen hatten, der sich kein Konzertticket leisten konnte. Andere Fans hatten dies gehört und ohne Umschweife dem Jungen ein Ticket abgegeben. Soviel Großzügigkeit, anderen zu helfen, wünsche man sich überall. Ein passender Einstieg zu Linien im Sand fand Alea und legte danach auch sofort los.

Nach dem Song Brunhild, bei dem sich die Dudelsäcke von Elsi und Luzi und die Hurdy Gurdy von Falk schon fast ein Duell geliefert hatten, wurde quasi eine kleine Pause eingeläutet, in der sich Alea erst beim Publikum für ihr heutiges Kommen bedankte und kündigte an, nun an etwas Eigenwerbung einzubringen, welche man ihnen doch nachsehen sollte. Und damit holte er eine Flasche des Likör hervor, den Saltatio Mortis kreiert hatten und verkündete, dass am Merch-Stand welcher zum Kauf bereit liegen würde, um im nächsten Moment ein kräftiges „Skol!“ hinauszubrüllen und einen kräftigen Schluck aus der Flasche zu nehmen. Auf die “Ex, Ex, Ex!” Rufe aus dem Publikum musste er aber leider zugeben, dass er davon absieht, da er anscheinend schon schlechte Erfahrung mit zu viel Likör gemacht hatte. Mit einem Augenzwinkern Richtung Fans ließ er die Flasche daraufhin wieder verschwinden.
Für den nächsten Song wurde die komplette Bühne verdunkelt und man sah nur mehr den oberen Teil von Alea’s Mikrofonständer leuchten und es wurden die ersten sanften Töne von Odins Raben angestimmt, welcher als Dankeschön an die Fans erst kürzlich veröffentlicht wurde. Und wie als Dank an die Band stimmte die Columbiahalle als Ganzes in den Song ein.

Nach diesem sehr aktuellen Stück wurde, als wenn man ein kleines Kontrastprogramm einbauen wollte, der Song Merseburger Zauberspruch vom Album Heptessenz aus 2003 angestimmt. Ein Song, der aus alten deutschen Liedtexten recherchiert worden ist. Selbst heute ist dieses Album in der Mittelalter Musikszene mehr als bekannt.
Hinterher kommt der Song Heimdall, welcher vielleicht auch metaphorisch eine Brücke schlägt zu Saltatio Mortis Interpretation von Drunken Sailor, welcher für eine mehr als ausgelassene Stimmung unter den Besuchern sorgte.

Kaum am Ende des Songs angekommen, verschwand Alea und die Bühne wurde einmal mehr in Dunkelheit gehüllt, nur um im nächsten Moment die Feuerschalen am Bühnenrand zu entzünden und die Bühne mit Schwarzlicht zu beleuchten. Die in der Dunkelheit entrollten Banner im Hintergrund erleuchteten in verschiedensten Farben und keltischen Mustern. Genauso wie der Kapuzenmantel, den sich Alea übergeworfen hatte und mit dem er die Bühne nun wieder betreten hatte.

Passend zu diesem Bühnenbild wird der Song Pray to the Hunter aus dem Computerspiel The Elder Scrolls: Online angestimmt. Der verhältnismäßig langsame stampfende Rhythmus, den Alea mit der Faust auf seiner Brust mitklopfte, versetzte die Halle in eine fast schon andächtige Stimmung. Geht es doch auch um einen Vater, der in den Kampf zieht und nicht weiß, ob er zu seinem Kind zurückkehren wird, wofür er aber zu den Göttern betet. Danach folgte passenderweise der Song My Mother Told Me. Ein altnordisches Lied, welches Alea dem Publikum nicht nur in Englisch sondern auch in altnordisch vorträgt. Teil der Inspiration kam auch hier von einem Computerspiel, Assassin’s Creed: Valhalla. Zu erwähnen wäre auch, dass Alea in den Gesangspausen mit einem Dudelsack inklusive Drachenkopf mit eingestimmt hatte. Mittlerweile dürfte diesem auch so warm geworden sein, dass er, zur Freude des weiblichen Publikums, nur noch mit offenem Hemd unterwegs war.

Beim Song Mittelalter wurde das Publikum angehalten, die Hand auf die Schulter des Nachbarn zu legen und danach sollten alle im Takt zwei bis drei Mal zur Seite und wieder zurück hüpfen. Auch die Zuschauer auf der Tribüne wurden eingebunden, obwohl Alea zeitweilig Sorge hatte, ob die Ränge das aushalten würden. Mittelalter selbst ging danach mit viel Springen und ohne Zusammenbruch des Rangs vonstatten. Nach diesem Song begannen die Bandmitglieder, kleine Wasserflaschen ins Publikum zu werfen, damit sich die Fans erfrischen konnten.
Danach wurde Rattenfänger angekündigt, bei dem Alea das Publikum zu einem Criclepit aufforderte. Aber nicht zu irgendeinem Circlepit sondern zu einem “Circlepit of Love”. Alle sollten mit erhobenen Armen und zu Herzen geformten Händen im Pit laufen. Für die Fans natürlich eine Ansage, der sie nur zu gerne nachkamen.

Während beim nachfolgenden Seitdem du weg bist wieder eine etwas nachdenkliche Nummer zum Thema Klimaveränderung angestoßen wurde, fuhr die Stimmung beim Cover von Electric Callboy Cover von Hypa Hypa wieder bis unter die Decke. Alea legte auf der Bühne so richtig los und sprang von nur jeder erdenklichen Erhöhung, die er finden konnte. Gerade mit Hypa Hypa bewiesen Saltatio Mortis wieder ihre Fähigkeit, nahezu jeden Song mit mittelalterlichen Instrumenten unterlegen zu können und es dabei auch noch gut klingen zu lassen. Kaum am Ende wurde schon der Song Für immer jung angespielt. Den Wunsch der ewigen Jugend feierten die Fans natürlich voll mit und viele kamen, nach der Aufforderung von Alea einen besonderen Menschen auf den Rücken zu nehmen, dem auch nach. Allerdings ging auch dieser Song zu Ende und Saltatio Mortis verabschiedeten sich das erste Mal von der Bühne.

Lange sollte dies aber nicht anhalten, die Fans verlangten lautstark Zugabe. Nach kurzer Pause für die Bandmitglieder von Saltatio Mortis fanden diese sich unter großem Jubel wieder auf der Bühne ein. Allerdings nicht so, wie das Publikum sich dies vorgestellt hatte.

Mit dezent gehaltener Beleuchtung kamen Alea und Jean, gefolgt von Till, der eine Akustikgitarre in der Hand hielt, auf die Bühne und setzen sich auf eine Stufe des Bühnenaufbaus. Mit ruhigen Tönen wurde Nichts bleibt mehr gespielt. Nach dieser, bis jetzt sehr energiereichen, Show war es scheinbar etwas, womit niemand gerechnet hatte. Das Publikum stand wie festgewurzelt und erst nach und nach gingen die Hände in die Höhe, um im Takt mitzuwippen. Mit den nächsten Songs Unsere Zeit, Prometheus und Ich Werde Wind ziehen sie das Tempo aber wieder etwas an. Vor allem bei Prometheus heizten Saltatio Mortis ihren Fans nochmal ordentlich ein und ließen die Pyros nur so glühen. Für Ich werde Wind forderte Alea das Publikum dazu auf ihre Handys rauszuholen und die Taschenlampen daran anzumachen. Natürlich kamen die Besucher dem nach und es bildete sich ein Meer aus Lichtern. Laut Alea das einzige, wofür die Dinger auf einem Konzert gut sind. Und damit ließen sie die Zugabe auch recht entspannt ausklingen. Somit verabschiedeten sich die Sieben zum zweiten Mal an diesem Abend und verließen die Bühne.

Aber noch wollten die Fans nicht nach Hause gehen und es wurde weiter lautstark nach „Mehr!“ gerufen. Auch dieses Mal mussten sie nicht lange warten und die Bühne war wieder gefüllt. Mit Bring Mich Zurück starteten sie dieses Mal wesentlich energischer. Ob man diesen Song, vielleicht auch als kleines Wortspiel als Zugabe gespielt hatte oder vielleicht als kleines Danke für den Abend an das Publikum, kann sich jetzt jeder selbst aussuchen. Für Alive Now forderte Alea das Publikum auf, mal richtig aufzudrehen und alles zu geben. Sich keine Gedanken zu machen und einfach mal in den Moment zu leben. Wer mochte, konnte und sollte sein T-Shirt ausziehen und es herumwirbeln. Etwas, das er selbst sofort vormachte und nur mehr ohne oben für die restliche Zeit herumlief. Und es folgten doch einige seinem Beispiel und ließen ihre T-Shirts wirbeln.
Leider musste natürlich aber auch dieser Abend irgendwann zu Ende gehen und das war gekommen, als Spielmannsschwur angekündigt wurde. Für viele wie ein Versprechen, dass sie wieder zusammenkommen werden und es immer ein nächstes Saltatio Mortis Konzert geben wird. Das Publikum gab an dieser Stelle nochmal wirklich alles und sang jede Strophe und Refrain voller Inbrunst mit.

Nachdem aber auch dieser Song zu Ende ging, war es nun doch gekommen, dass die Verabschiedungsworte gesprochen wurden. Und mit dem Versprechen wieder nach Berlin zu kommen und das nächste Mal noch mehr Stimmung und gute Laune mitzubringen verabschiedeten sich die Truppe um Frontmann Alea und zurück blieben die Fans, welche sich mit sehr zufriedenen Gesichtern aufmachten, ihre Jacken zu holen und in Richtung Ausgang zu strömen.

Setlist:
Große Träume
Dorn im Ohr
Wo sind die Clowns
Loki
Brot und Spiele
Wachstum über alles
Linien im Sand
Brunhild
Odins Raben
Merseburger Zauberspruch
Heimdall
Drunken Sailor
Pray to the Hunter
My Mother Told Me
Mittelalter
Rattenfänger
Seitdem du weg bist
Hypa Hypa (Electric Callboy Cover)
Für immer jung

Zugabe:
Nichts bleibt mehr
Unsere Zeit
Prometheus
Ich werde Wind

Zugabe 2:
Bring mich zurück
Alive now
Spielmannsschwur

Veranstalter: Trinity Music

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