Wie sieht ein perfekter Freitagabend nach einer stressigen, turbulenten Woche aus? Genau, man legt sich ins Bett, macht das Dosibier auf und futtert Pizza dazu. Gesagt, getan! Nur, dass ich nicht alleine im Bett war, sondern mit mehreren hundert anderen, die die gleiche Idee hatten. Also strömten Fans mit Warnwesten, Einhornjumpsuits als Umhang, Keulen und fluoreszierenden Haarbändern in das ausverkaufte Bett in Frankfurt, um gemeinsam mit The Butcher Sisters (TBS) und Samurai Pizza Cats dort zu chillen. So zumindest war der Plan.
Statefall, die holländische Band aus Amsterdam, begann ihre Show mit einem Eyecatcher. Denn die ersten Gitarrentöne wurden auf komplett dunkler Bühne gespielt, Bassdrums mit Lichtimpulsen, und mit einem Scream startete die Show richtig. Bei den ersten Liedern war der Sänger in einen weißen Anzug gekleidet, das war aber auch schon das einzige Unschuldige an diesem Abend. Das mit dem Chillen, das konnte man von der ersten Minute an vergessen. Treibende Drums, schmetternde Gitarre und ein Gesang, der stark an Annisokay erinnerte, waren die Grundlage. Von Klargesang über bis in die Knie gehende, gesungene Growls des Sängers bis zu sphärischem Sprechgesang des Gitarristen war alles dabei. Das Publikum dankte es der Band aus Amsterdam mit Headbangen, mit Klatschen, der ersten verhaltenen Wall of Death und beim letzten Song sogar mit einem Circle Pit. Statefall bedankte sich bei TBS und Samurai Pizza Cats und suchte den Kontakt zu den Fans. So nutzte der Gitarrist z. B. das Filmen eines Fans, um zu posen oder suchte Blickkontakt zu einem mitgroovenden Fan, oder er tanzte einfach vor sich hin. Die Combo macht alles richtig und mit der richtigen Mischung startet der Abend gemütlich mit gutem Post-Hardcore.
Setlist
- Shadows
- The Lost
- Dreamstate
- The River
- Denial
- I Know You Lie
- Letdown
In der Umbauphase wurde die Band in Form von Puppen auf die Bühne gebracht und die Luft spannte sich wie ein Flitzebogen. Die Show von Samurai Pizza Cats begann mit der Titelmelodie der gleichnamigen Comicserie und die Bühne wurde dunkel. Als Erstes hörte man die Stimme des Sängers und seine Aufforderung „Frankfurt, Bewegung!“. Er selbst war bewaffnet mit Hasenmaske, mit creepigen leuchtenden Augen und mit Gitarrenriffs und mit dem ersten Scream startete das Event mit dem Song Outcast. Die Menge hat gekocht, gepogt, sang mit. Erst fiel die Maske, dann wurde beim zweiten Refrain des ersten Songs gleich mal angeleitet, in die Hocke zu gehen, um im nächsten Moment zu springen. Herzlich willkommen zur rhythmischen Sportgymnastik im Bett. Ich muss gestehen: Ich weiß nicht mehr, wer mehr on fire war: Sänger Sebastian oder die Fans. Auf jeden Fall sollte bei Falling Down das Bett brennen, und der Boden vibrierte von vielen tanzenden, pogenden und ekstatischen, klatschenden Fans. Die Band war überwältigt und wer behauptete: „Das war es jetzt“, der täuschte sich. The Wolf in me wurde mit „Ich will euch in Bewegung sehen“ angekündigt und neben einer wogenden Menge kamen die ersten Stagediver des Abends. Im Lauf der ersten Lieder fiel die Collegejacke des Sängers. Was nicht hieß, es würde ruhiger. Freakshow kündigte er mit „Es herrscht Tanzgebot“ an und bat die Zuschauer darum, dass die Menge sich in der Mitte teilte, während er sich umdrehte und mit den ersten Tönen eine Wall of Death sehen wollte. Was soll man groß sagen, nach der Ansage machte das Bett bis zum Lichtpult mit. Fake wird als „ryhthmische Sportgymnastik“ angekündigt und die Menge tobte einfach weiter. Nur um danach kurz durchatmen zu können, da die Bühne dunkel wurde. Nach dem Intro von Der Weiße Hai kam Sebastian im Haikostüm wieder auf die Bühne und trällerte Have a G.O.O.D. Day!, um im Anschluss ein Liebeslied anzukündigen Welcome to the Fightclub, welches mit zwei Circle Pits anstelle von Handylichtern gefeiert wurde. In Alpha überraschte er uns, denn neben Klargesang, Growl und Shouten legte er einen sehr passablen deutschen Rap hin. Hier bekam die Band auch Unterstützung vom Moshpitminister (einem Zuschauer mit Warnweste auf dieser Moshpitminister stand) und seiner Begleiterin, welche beide einen Pit anführten. Langsam neigte sich die Show dem Ende und als Stärkung gab es vor dem letzten Lied noch von der Band spendierte Pizza Hawaii, eine Kuscheltierananas, welche vom Lichtmischpult geworfen wurde und Sebastian verkleidet als Pizzastück. Mit Pizza Homicide endete das schweißtreibende und energiegeladene Workout. Also wem dann noch kalt war, der ist eindeutig unrockbar. Es war wieder mal Metalcore vom Feinsten.
Setlist der Pizzajungs:
- Samurai – Lil Sis (Intro)
- Outcast
- Falling Down
- Kill it
- The Wolf in me
- Burn
- Freakshow
- Last Player
- Fake
- Have a G.O.O.D. Day!
- Welcome to the Fightclub
- Alpha
- You’re Hellcome
- Pizza Homicide
- I am Kenough (Outro)
Also nach Posthardcore und Metalcore folgt nun Party-/Porno-Core. Zumindest die Ansage für den Start von TBS war schon mal passend für das Bett. Die Bühne wurde abgedunkelt, mit Schlafzimmermusik hinterlegt und in klassischer und typischer Manier fragte die Stimme von Strobo, ob Frankfurt Lust hätte, denn die Jungs hätten Lust und jeder hätte eine Erektion. Mit Bierglas, Cocktails, Adidasanzügen, glitzernden, silbernen Bauchtaschen, Glitzerpompons und goldenen Mikros kam das Quintett aus Mannheim auf die Bühne und die Crowd rastete aus. Die Fans grölten bei jedem Lied mit. Stagediver waren sofort unterwegs und zwischen den Songs gab es die wohl ebenso wichtigen und essenziellen Zwischenansagen. Wenn das noch nicht ausreichte, dann ging es in die Hocke, um die Bühne anschließend mit Springen noch mehr zum Beben zu bringen, wie bei Alpha & Opfa, oder es wurden in der kompletten Halle Hip-Hop-Moves ausgepackt. Nach den ersten drei Songs forderten TBS die Fans auf, für die Co-Headliner Samurai Pizza Cats für ein Foto zu posen. Danach ging die Band von der Bühne (macht ja so, nach dem ‚letzten‘ Lied), um mit TBS- und Zugaberufen zurückgeholt zu werden. TBS muss man wirklich erleben, denn man wird einfach mitgezogen. Das Lied Reiner erhielt Unterstützung von einer Puppe, die während des Liedes zwischen Fans und Sänger hin und her geworfen wurde. Der nächste Wahnsinn folgte, denn als Sänger Alex noch die Menge teilte und diese zu Affengeräuschen animierte, kam Stroppo mit einem Gummiboot. Zu Beginn dominierte er das Boot noch, aber es wurde recht schnell von der Frau in der Warnweste geentert und am Ende eingenommen. Banana wurde von Fans auf der Bühne, Bananen auf der Bühne, einem leeren Gummiboot und von den Sängern in die Menge geworfene Gummibananen und mit einem koordinierten Chaos frenetisch gefeiert. Es folgten noch drehende T-Shirts, ein Wetttrinken und am Ende bei Baggersee ein Planschbeckenbaggerseeeinhorn und eine Dosenbierdusche durch die Sänger. Die Menge kochte, pogte, sang und tanzte vom ersten bis zum letzten Lied, und am Ende der Show wurde auf dem Einhorn geknuddelt und fleißig Autogramme auf selbstgeschriebene Plakate gegeben. Die Marke TBS steht neben den sehr eingängigen Texten, die sofort mitgegröhlt werden können, auch ohne, dass man die Songs kennt, für die Zwischenansagen der Band. Itchy brachte mal eine CD nur mit ihren Zwischenansagen raus, und daran musste ich bei dieser Show auch denken. Ich kann nicht alles wiedergeben, denn sie sind in der Situation komisch, hart an der Grenze zu zuviel Macho, aber es passt einfach. Man lacht mit und wird von der Menge und der Band mitgerissen wie in einem Tsunami. Einen letzten Moment will ich noch herausholen, denn Strobo und Alex suchten ihre Bauchtaschen, in denen sie eine Überraschung versteckten – nämlich Dosenbier. Dies teilten sie aber ritterlich mit Moshpitminister und Warnwestenlady. Beide kamen zum Wetttrinken auf die Bühne, und sie war eindeutig durstiger als Moshpitminister. Am Ende erhielten beide einen Preis und nun gab es Moshpitminister und Moshpitministerin und neue Warnwesten. Diese gesamte Aktion wurde sechs Minuten lang gefeiert, auf und neben der Bühne. Wir sehen uns wieder, TBS!
Setlist der Dosibier-Party:
- Drei Streifen
- Alpha & Opfah
- Wieder Da
- Reiner
- Knik Knak
- Banana
- Bauchtasche
- Mein Stern
- Cruisen
- Dosibier
- UGA UGA BAM BAM
- Baggersee
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