Konzertbericht: Seraina Telli Frankfurt Zoom 12.02.25

PixOnstage

Da kommt man ins Zoom in Frankfurt und sucht die Schlange… die Menschenschlange, die dicht an dicht gedrängt um Einlass bittet. Seltsam, keine Schlange, kein Menschenauflauf… bin ich richtig? Zwei einsame Jungs stehen am Eingang und fragen nach meinem Ticket. Habe eine Akkreditierung, die mein Ticket ist und frage die Jungs erstmal, ob ich hier richtig bin. Hatte da was gelesen von 2.500 Menschen, die ins Zoom passen. „Naja, ganz so viele werden es heute Abend nicht, das Konzert findet ja auch in der „Bar“ statt“, und da passen vielleicht 150 Menschen ungestapelt rein. Die freundlichen Jungs zeigen mir den Weg, ich folge den Aufstellern mit Pfeilen und befinde mich plötzlich unter Menschen. Sehr überschaubar, viele Lücken, einige stehen am Bartresen, wo ist die Bühne, frage ich mich trotzdem. Ich bin doch hier mit Foto und Stift, um einer der Größen erstmal der Schweizer Musikszene, mittlerweile auch der internationalen Bühne zu lauschen. Nun sehe ich auch die Bühne, ein kleines Podest mit aufgebautem Schlagzeug und Mikroständern, der Schriftzug „Addicted to Color“ auf irgendwas gesprayt im Hintergrund hat etwas von Underground, punkigem oder wenn man will, auch rock’n’rolligem Flair in der „Bar“. Aber nun gut der doch langen Einleitung. Bin ja wegen Seraina Telli hier und sollte ja was über das Konzert schreiben…

Das auch plötzlich losging, die Aufmerksamkeit war kurz von den wenigen Menschen abgelenkt, stand sie da auf der Bühne. Nah, sehr nah am Publikum, und los ging’s. Mit Sonnenbrille, Lederjacke, Hut, die Gitarre lässig umgehängt. Das Schlagzeug wurde besetzt, die Dame am Bass legte ebenfalls los und zack… waren wir alle gefesselt und gespannt von dem, was da von der Bühne schallte. Mit Wish you well nach dem Intro hatte die kleine Combo den Saal schon im Griff. Wow, das ging schnell. Aber wen wundert es wirklich, denn Seraina Telli ist eine großartige Künstlerin, die schon lange auf der Bühne und davon sehr viel, viel größeren, stand. Aber heute nicht, deshalb war es eben ein kleines, feines und seltenes Wohnzimmerkonzert, das die Band eben auch genau so gewollt hat. I’m not sorry passte da ganz gut zu, auch wenn es einen anderen Bezug hat. Chapeau, vor so wenigen Menschen ein Konzert zu geben, und dabei so viel Laune und Lust auszustrahlen, das revidierte meinen ersten Eindruck sofort. Ein Vorteil ist eben, dass man, bzw. frau direkten Kontakt mit dem Publikum hat, sich in die Menge begeben kann, die Fans knuddeln und in den Arm nehmen und dabei einfach mit den Fans zusammen singt. 

Profi ist sie ohnehin, eine studierte Musikerin, Songwriterin, Multiinstrumentalistin und hat schon so viele Preise abgeräumt, da kann man auch in diesem Outfit auftreten. „Addicted to colour“ zieht sich eben auch in der Persönlichkeit durch, das ist auch gut so. Texte mit Hintergrund, Tiefgrund, z.B. Think! sind gut verständlich, zum Mitsingen, zum Nachdenken. Klar, deutlich in der Sprache, nichts großartig verklausuliertes, eben echt. „Darf ich einfach laut sein? Darf ich mir die Gitarre nehmen und machen, was mir gefällt?“ Ja, bitte und noch ganz lange und viel mehr. Und es ist uns aufgefallen „dass heute auffällig viele Frauen auf der Bühne stehen“, die rhetorische Frage ans Publikum, um ihre Mitmusikerin Rahel Müller vorzustellen. Diese heute Abend nicht nur an den Saiten, sondern auch an den Keys. Song for the girls

Apropos Keys… Bei Remember you stand Seraina an den Keys, ganz alleine und füllte den Saal aus. Ok. Ein kleiner Saal, bzw. Raum, aber gut vorstellbar auf einer ganz großen Bühne und das Publikum war ebenso gefesselt von der Raumfülle, die diese Stimme an Wirkung hat. „Ich habe ja zuerst Klavier gespielt, wollte wie Alicia Keys auf der Bühne stehen, aber da musste man Noten lesen können, da war ich raus“. Ist auch nicht wichtig, sofern man so Dinger raushaut wie Medusa, eine Akustikversion eines richtigen „Mostmetalsongs“, eigentlich nicht so richtig vorstellbar, dass das so funktioniert. Aber die Stimme macht’s, sie fängt bei den Growlparts etwas an zu growlen, nicht zu viel, nicht zu wenig, ebenso, dass das Gesamtbild stimmt und perfekt ist. Tolle Nummer. Danke sehr dafür. By the way, Noten lesen kann sie mittlerweile, hat sie beim Studium nachgeholt. Bei den Songs kam auch mal Mike Mallot, der Schlagzeuger, nach vorne und sie standen als Duett da und beherrschten den Raum. Remember you, zeigt nicht nur die schlechten Seiten, sondern weist darauf hin, dass man sich auch an die guten Dinge erinnern sollte, denn diese waren ja schließlich auch dabei. Eben aus dem Leben. Einfach Seraina. 

Fotostrecke:

Wie es manchmal eben auch von Einsatzbereitschaft und Engagement abhängt, ist die Story des Songs Black ’n White, der trotzdem als die CD schon fertiggestellt von Seraina als Idee noch nachgeliefert wurde. Der Producer war überzeugt und so ist der Song eben noch auf die CD gekommen, nicht ohne sie in Stress zu bringen, denn er fragte „wann kannst Du den gleich aufnehmen?“.

So geht der Clubabend langsam dem Ende entgegen, nicht ohne „wollt ihr noch mehr Hitshit hören?“ und da ist wieder dieses schelmische Schäkern mit dem Publikum, man muss sie einfach gern haben. Mit einem letzten Kostümwechsel geht es in die Zugaben, und in einen Wettstreit mit ihr und Publikum, wer wohl die höchsten Töne trifft. Die Siegerin ist ja wohl deutlich klar, deutlich auch die Sieger namens Publikum, das einen fantastischen Abend erleben durfte.  

„Vielen Dank dafür, was ihr uns zurückgebt“ ist auch ein Zeichen von Größe, die in dem kleinen Raum vor 60 Menschen eine besondere Wirkung hat, danke umgekehrt für ein tolles Konzert.

 

Setliste: Wish You Well // Colours Of My Soul // I’m Not Sorry // Take Care // Not One Of Your Kind // Soldier Of Fortune // Song For The Girls // Remember You // Medusa // Black ‚N White // The Harder Way // Spaceman // Hit Shit //Think! // Addicted To Color // I Dare You // All Your Tears //If No One Else //// Monkey & Zookeeper // Modern Warrior

 

Bericht & Bilder: Patrick

 

Mehr von Seraina Telli bei Dark-Art findet ihr hier:

 

Über Patrick Süß 82 Artikel
- Photographiere Konzerte seit 2012 - Musikrichtungen: Iron Maiden-Fan seit 1982, Epica, WT, Nightwish, Avatar, aus der Region Rhein Main Pentarium, Snow White Blood und alles was rockt. - Wacken-Photographer - Hexentanzfestival Losheim am See / Großrosseln (ab 2023) - Stammgast beim Flörsheimer Open-Air und beim - "das Rind" in Rüsselsheim und das "Moshpit" in Flörsheim sind meine "Wohnzimmer" - Seit November 2020 bei Dark-Art - Wer mehr wissen möchte... einfach fragen.

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