Sylvaine und Fvnerals waren am 14.12.2022 im Nürnberger Z-Bau
Durch die mittlerweile immer wiederkehrenden Umstände, dass viele Konzerte abgesagt werden oder wesentlich verkleinert werden mussten, können wir aktuell froh sein für jede Band, die es schafft, aus dem Ausland heraus eine Tour durchzuführen. Zusätzlich dürfen wir uns freuen, wenn diese in relative Nähe kommt und die eigene kulturelle Szene mit ihrer Musik bereichert. Ein Grund für Absagen ist, dass die zahlenden Interessenten ausbleiben und unsere Freunde in der Schweiz und in Stockholm hatten deshalb weniger Glück.
Mit der norwegisch-französisch-deutschen Kombination Sylvaine hatten wir die Möglichkeit eine besondere Gruppe zu besuchen. Ihre emotionale und verträumte Musik, im Stile des Post-Metal, kann im Studio und Live, wie zuletzt geschehen als Support für Zeal & Ardor in Nordamerika, ihr Können unter Beweis stellen. Aus der Feder von Hauptfrau Kathrine Shepard kam zuletzt im März ein neues Album namens Nova heraus, dessen Review ihr hier finden könnt und welches von vielen Anhängern als ihr bisher großartigstes Werk bezeichnet wird. Wenn gleich der wertende Vergleich zwischen künstlerischen Erzeugnissen und ohnehin starken Alben recht unsinnig erscheint. Logischerweise also war die Show hauptsächlich auf dieses letzte Album ausgelegt und es sei ausdrücklich gesagt, dass die Atmosphäre und der Sound von dem Konzert sich nicht hinter der Platte verstecken muss. Auf der einen Seite ist es keine Überraschung, bei solch routinierten und talentierten Musikern, wie wir sie hier auffinden. Trotzdem ist es eine große Kunst an sich, eine solche Stimmung, in fast gleicher Art, auch auf der Bühne vermitteln zu können. Der wahre Charakter von Sylvaine zeigt sich wohl am ehesten in einer stark emotionalen, einsamen Situation, in der Dunkelheit, mit Kopfhörern und mit (Freuden-) Tränen in den Augen. Musik, die zu den Extremen der verträumten und übertriebenen, erhöhten Wahrnehmung von positiven- und negativen Emotionen des menschlichen Daseins passt.
Die Performance, der Energie und die Überzeugungen in Wort, Tat und Stimmung, welche die Musiker auf der Bühne aufgebaut haben, war gewaltig. Das kaum jemand in Ausbrüche beruhigter Hoffnung oder in brechende Tränenflüsse ausbricht, liegt in der Tatsache begraben, dass starke Gefühle in der Gruppe, im kleinen Saal, mit Bier in der Hand und anderen Menschen drumherum, schlicht weniger gezeigt werden (können).
Die Show wurde von einem größeren Bereich innerhalb des Nürnberger Z-Baus, aufgrund mangelnder Nachfrage, in den kleinsten Saal verlegt. Im Endeffekt sollten es etwa 70 Besucher gewesen sein. Diese bekamen auch Songs aus den Alben Atoms Aligned, Coming Undone und Wistful z,zu hören, welche sich sehr passend in die Setlist um Nova einbringen konnten. Insgesamt war es ein mehr als gelungener Auftritt von sehr sympathischen und fähigen Musikern, die viel Eindruck und vor allem künstlerisch, einiges zum Nachdenken hinterließen.
Die Vorband Fvnerals aus England, beziehungsweise Leipzig, leitete sehr schön in diese Erfahrung ein. Mit ihrem Stil aus Doom, Dark Ambient und Post-Rock, konnten sie ebenfalls soundtechnisch sehr überzeugen und fügten sich, bezogen auf die Stimmung, gut ins Programm ein. Auch hier ist es Musik, die in Einsamkeit wohl am stärksten greift, live jedoch gleichermaßen ihre Energie entfaltet und die Besucher in seine dunkle Atmosphäre einsaugen konnte. Ein gelungener Auftritt, welcher sicherlich bei vielen den Durst nach mehr geweckt hat.
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