Am regnerischen Allerseelensonntag, dem 2. November 2025, bot sich für Musikbegeisterte die Gelegenheit, entweder einen gemütlichen Abend auf der heimischen Couch zu verbringen – oder den Weg in die Festhalle Frankfurt anzutreten. Dort gastierten The Offspring und Simple Plan im Rahmen ihrer Supercharger Worldwide Tour mit einer ihrer wenigen Deutschland-Shows. Der Einlass verlief reibungslos, die Halle war gut gefüllt. Dass das Konzert nicht restlos ausverkauft war, erwies sich im Nachhinein als Vorteil: Die Atmosphäre war dadurch umso intensiver und der Energielevel im Innenraum entsprechend hoch.
Bombastischer Auftakt mit Simple Plan und galaktischem Sound
Den Auftakt gestaltete die kanadische Band Simple Plan mit einem cineastischen Einstieg: Das ikonische Star Wars-Theme ertönte, gefolgt von einem enthusiastischen „Guten Abend, Frankfurt“. Viele Besucherinnen und Besucher dürften überrascht gewesen sein, wie vertraut ihnen die Songs der Band klangen – zahlreiche Klassiker und Post-Punk-Hymnen der frühen 2000er Jahre, die einst regelmäßig im Radio liefen, fanden sich in der Setlist wieder. Diese wirkte wie ein kompaktes Hitfeuerwerk. Bereits beim ersten Song sorgten Nebelfontänen und dynamische Bühnenbewegungen für visuelle Impulse. Die Reaktion des Publikums ließ nicht lange auf sich warten: Klatschen, Mitsingen und eine spürbare Begeisterung bestimmten das Geschehen.
Auch zwei Jahrzehnte nach dem kommerziellen Durchbruch funktioniert Pop-Punk live noch immer hervorragend. Ein Blick durch die Halle und auf den Balkon offenbarte ein kollektives Mitwippen – die Stimmung war ausgelassen. Die Zuschauenden folgten bereitwillig den Animationen von der Bühne: Wellenbewegungen bei Shut Up, kollektives Springen bei Jump.
Hitfeuerwerk, Mitsing-Momente und pure Spielfreude
Jet Lag zählte zu den großen Klassikern, auf und neben der Bühne wurde getanzt. Beim zweiten Hook hielt die Band das Mikro ins Publikum, das textsicher mitsang. Ebenso zeigte sich bei Addicted, dass die Fans komplette Strophen singen konnten. Die Freude war beidseitig spürbar – auf und vor der Bühne herrschte Spielfreude. Die Musiker tauschten regelmäßig ihre Positionen und tanzten. Bei Love Is a Lie übernahm der Drummer spontan die Klatschanimation, und im Hook kamen erneut Nebelfontänen zum Einsatz. Mit Nothing Changes gab es auch etwas Neues auf die Ohren – der Song wurde vom Publikum gut aufgenommen und gefeiert.
Sommerfeeling mitten im November – Reggae-Vibes und Fanliebe
Das trübe Novemberwetter war in der Festhalle Frankfurt schnell vergessen – Simple Plan sorgten für musikalische Wärme. Besonders bei Welcome to My Life, begleitet von lautstarken Fangesängen, und Summer Paradise, das mit Reggae-Vibes und Wellen aus Händen zelebriert wurde, entstand ein sommerliches Gefühl mitten im Herbst. Sänger Pierre Bouvier erinnerte sich auf der Bühne an das Jahr 1992, als er beim Schauen von Skater-Videos erstmals auf The Offspring stieß – heute tourt er gemeinsam mit ihnen. Passend zu dieser Anekdote folgte Thank You. Immer wieder waren „Dankeschön“-Rufe auf Deutsch und begeisterte Ausrufe wie „crazy“ aus dem Publikum zu hören.
Scooby-Doo, TikTok und ein magischer Moment
Damit es nicht zu nostalgisch wurde, kamen bei What’s New Scooby-Doo Personen in Hasenkostümen, ein Mann mit großer Popgun und ein Affe auf die Bühne. Sie schossen T-Shirts in die ersten Reihen. Bei der Ansage zu I’m Just a Kid erzählte Pierre, dass der Song 23 Jahre alt sei und durch TikTok wieder aktuell wurde. Während einer Fangesang-Pause schlüpfte Drummer Chuck Comeau in ein altes Deutschlandtrikot, griff zum Mikrofon und übernahm kurzzeitig die Show. Er animierte das Publikum, sprang in den Graben und ließ sich beim Crowdsurfing feiern. Pierre wechselte an das Schlagzeug, Gitarrist Jeff Stinco übernahm den Gesang.
Den emotionalen Höhepunkt des Abends bildete der letzte Song: Pierre trat mit Akustikgitarre allein auf die Bühne und bat das Publikum, die Handylichter einzuschalten. Die gesamte Festhalle Frankfurt erstrahlte in einem Meer aus Licht – ein Moment, der an einen sternenklaren Himmel erinnerte. Die erste Strophe von Perfect wurde nur mit Gitarre und Licht performt, wodurch eine intime Atmosphäre entstand. Der Song thematisiert die Erwartungen von Eltern und traf einen Nerv. Die Show endete im Konfettiregen, begleitet von fliegenden Handtüchern, Plektren und Drumsticks.
Setlist: I’d do anything // Shut up! // Jump // Jet Lag // Addicted // Your love is a lie // Nothing Changes // Welcome to my Life // Summer Paradise // Thank you // What’s new Scooby Doo? // Where I belong // I’m just a kid // Perfect
Showtime für The Offspring – Umbaupause mit Zeppelin und Kiss-Cam
Der Übergang zum Auftritt von The Offspring wurde in der Festhalle Frankfurt mit einer unterhaltsamen Umbaupause inszeniert. Ein Zeppelin schwebte über die erste Hälfte des Publikums, ausgestattet mit Kamera und einem auffälligen Werbebanner: „Fuck yeah“. Ein Stadionsprecher animierte die Zuschauenden zu verschiedenen Aktionen. Auf der Bühne erschien ein Affe in einer Offspring-Kutte – der Auftakt zu einer Reihe interaktiver Kameraformate: Action-Cam, Sing-Cam, Boot-Cam und mehr. Besonders die Look-Likes-Cam, bei der Stars, Comicfiguren und Filmszenen eingeblendet wurden, sorgte für Heiterkeit. Das Highlight bildete die Kiss-Cam, deren Reaktionen von echten Küssen bis zu pantomimischen Einlagen reichten. Die Umbaupause verging dank dieser kreativen Einlagen wie im Flug.
Skelette, Moshpits und ein donnernder Start
Die Festhalle Frankfurt wurde dunkel, Skelette tanzten auf den LED-Bildschirmen und Thunderstruck von AC/DC erschallte. Mit Countdown, „Make some noise!“-Rufen und dem Affen wurde die Stimmung angeheizt. Das Intro verdunkelte die Bühne, Drums und Licht stimmten ein – die Band kam auf die Bühne. Mit Come Out and Play eröffnete die Punk-Sause. Ab dem ersten Song entstanden Moshpits im Innenraum, die sich nur bei ruhigeren Songs kurz beruhigten. Es war ein Fest, dem Cardio-Training im Innenraum zuzusehen.
Auf der Leinwand liefen Livebilder oder Comic-Visuals passend zu den Songs. Die Bühnenaufbauten wechselten: Skelette, Windmänner, Nebel, Konfetti, Konfettischläuche und der Zeppelin. The Offspring präsentierten eine abwechslungsreiche Mischung aus neuen und bekannten Songs – die Stimmung blieb durchgehend kraftvoll. Frontmann Dexter Holland zeigte sich sichtlich bewegt und bedankte sich beim Publikum – lautstark und herzlich, besonders für einen Sonntagabend.
Covers, Emotionen und Konfettiregen – alles drin!
Mit Hammerhead kam der erste Bühnenumbau: faltbare Skelette wurden zum Intro mit Kriegsszenen und Gitarrenklängen aufgepustet, Nebel floss von den Wänden. Der erste große Konfettiregen kam bei Make It All Right. Nach Bad Habit kam es zum Schlagabtausch zwischen Dexter und Noodles. Nach Einsingübungen kündigten sie einen neuen Song an. Noodles begann, stoppte, scherzte über einen Fehler – und spielte dann Paranoid (Black Sabbath), gefolgt von Crazy Train (Ozzy Osbourne), B0andvorstellung, In the Hall of the Mountain King und I Wanna Be Sedated (Ramones). Letzterer wurde ausgespielt, das Maskottchen (Affe) kam mit Schild auf die Bühne.
Mit Gotta Get Away startete die Klassikerreihe – laut mitsingen, klatschen inklusive. Der Song endete in einem Drumsolo von Brendan Hampton. Die Stagehands bauten die Skelette ab und ein weißes E-Piano im Dunkeln auf.
Gänsehaut pur: Gone Away und das große Gefühl
Dexter Holland trat allein auf die Bühne und setzte sich ans Piano. Gone Away war ein persönlicher Song über den Drogentod eines Freundes. Er hoffte, dass der Song anderen hilft – und das tat er. Bevor er begann, bat er um viele Handylichter. Schon bei Simple Plan waren es viele, aber dieses Lied toppte alles. Ich saß auf dem Balkon, gefühlt in Sterne gehüllt. Dexter im Nebel, wir sangen laut und leise mit. Die akustische Version – getragen von Dexter, Piano, Streichern, Handylichtern und dem Chor der Fans – war magisch.
Am Ende erschien Pyro, die Band sang die letzten Töne im rockigen Gewand, dann wieder nur Dexter am Piano auf der Leinwand. Wie kam man aus dieser emotionalen Runde wieder raus? Mit Hey Jude – laut mitgesungen und mitgeklatscht. Danke für diesen Übergang. Denn The Offspring stehen für fröhlichen Punk.
Von Hey Jude bis Pretty Fly – Party-Modus aktiviert
Es folgte Why Don’t You Get a Job, dann weitere Aufwärmübungen mit Noodles – inklusive minutenlangem „Fuck yeah“. Beeindruckend. Währenddessen wurden Windmänner auf der Bühne verteilt. Wir waren bereit für Pretty Fly (for a White Guy). Es wurde geflogen – Crowdsurfing, lockeres Moshen, ein Circle Pit, der in einer Wall of Death im Luftschlangenregen endete. Die Luftschlangen wurden in die Pits als Fahnen integriert.
Mit The Kids Aren’t Alright wurde getanzt, gehüpft und gepogt. Die Pits zogen sich über den gesamten Innenraum. Bei You’re Gonna Go Far, Kid kam der Zeppelin zurück, Konfettibomben wurden gezündet. Die Wahnsinnsshow endete mit Self Esteem – Moshpits, Springen und blau-weiße Luftschlangen. Glückselig und ohne Stimme traten wir und die Besucher den Heimweg an.
Setlist: Come out and play // All I want // Want to bad // Looking out for #1 // Staring out the sun // Hit That // Original Prankster // Hammerhead // Make it all right // Bad Habit // Paranoid (Black Sabath Cover) // Crazy Train (Ozzy Osborne Cover) // In the Hall of the mountain king (Edvard Grieg Cover) // I wanna be sedated (Ramones Cover) // Gotta get away // Gone away // Hey Jude (The Beatles Cover) // Why don’t you get a job? // Pretty Fly (for a white guy) // The Kids aren’t allright // You’re gonna go far, Kid? //Self Esteem
Bericht: Andrea
Bilder: Thomas
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