Threshold (UK) – Virtual Symmetrie (ITA/CH) – After Lapse (ESP)
Sonntags gehen die Uhren anders. Um 18:00 ist Einlass, um 19:00 soll es losgehen. Erster Eindruck: das könnte voll werden, am Eingang ist eine kleine Schlange. Für alle beteiligten eigentlich eine gute Nachricht. Das übliche Vorschau-Video ist auf der Leinwand zu sehen und während sich der Colos-Saal füllt, kann man schon mal Inspiration für die kommenden Wochen tanken. Ausverkauft war’s nicht, aber gut voll und man kam noch halbwegs zügig zur Theke und wieder zurück.
After Lapse
Die Newcomer haben ihr erstes Album im Gepäck und sind nur bei den letzten drei Terminen der Kurztour dabei. Beim Querhören hatte ich den Eindruck, dass heute die bessere der beiden Touropener spielen wird; besser im Sinne von gefällt mir besser.
Der erste Song war gleich mal instrumental, was mich verwunderte, denn ich hatte mich auf einen Sänger eingestellt. Der kam dann auch zum zweiten Song dazu und das Quintett war vollständig.
Die Erwartung war klar: melodischer Prog mit klarem Sound vor breiter Kulisse. Beim Instrumental allerdings stellte ich schnell fest, dass der Klang aus der Stereoanlage nicht erreicht wird. Sechs Songs wurden zum Besten gegeben, doch so recht übergesprungen ist der Funke nicht. Woran das genau gelegen hat, kann ich schwer sagen. An den Musikern lag das wahrscheinlich nicht, eher am Sound. Da zeigt sich wieder, dass der Mensch am Ton eben doch auch ein Bandmitglied ist. Wer wirklich hingehört hat, der konnte das gut balanciertes Songwriting hören. Mit dem Wissen, dass Threshold in den vergangenen Jahren immer gute Bands dabei hatten, wird vielleicht doch der ein oder andere After Lapse noch mal eine Chance geben.
Setlist After Lapse
- Thrive
- Where no one cares
- The Lie
- Face the Storm
- Beyond the End
- More
Virtual Symmetry
Linkshänder an der Gitarre, Rechtshänder am Bass – klassische V-Aufstellung. Synths kommen nicht untypisch vom Band. Der Sound wird deutlich besser und einen Tick lauter. Bühnenpräsenz kennen die vier Herren, allen voran Marco Pastorino. Es wird gegrinst und auch mal eine böse Schnute gezogen, wie man das von Metalbands eben erwartet. Es überwiegt allerdings die Freude an der Live-Musik. Ich nenne es mal Power-Prog-Metal. Das Riffing hat mehr von Power- als von Prog-Metal und trifft beim Publikum durchaus auf Gegenliebe. Mitsingen sieht man nur vereinzelt, was allerdings auch daran liegen dürfte, dass Marcos Stimmführung für ungeübte schwer nachzumachen ist; von der Tonhöhe ganz zu schweigen. Gegen Ende des Sets sind kurzzeitig alle Augen beim Drummer. Das Splash vorne am Set zerlegt sich und es hängt ein kleiner Ring herunter (siehe Bild). Bonusfakt: Der Drummer ist erst kurz vor der Tour dazugestoßen. So ein Power-Prog-Set sich mal eben draufzuschaffen, ist keine Kleinigkeit.
Das Set war gefühlt eine Stunde lang, in der Virtual Symmetry eher eine Bewerbung für mehr Bühnenzeit abgelegt haben.
Setlist Virtual Symmetry (Auszug)
- The Paradise of Lies
- Safe
- Exodus
- My Story Unfolds
- Danasie di verità
- Come live
Threshold
Auf der Bühne ist viel Platz. Die Backline der Vorbands ist verschwunden und seit der letzten Tour sind Threshold nur noch mit einem Gitarristen unterwegs.
Johanne James war typisch hinten links mit seinem Drumset „versteckt“, Richard West mit seinen Keys hinten rechts ein wenig zu tief im Dunkel. Vorne und in der Mitte war also viel Gitarre, Bass und Gesang. Der Colos-Saal war inzwischen gut gefüllt und das Publikum hat die gute Stimmung von Virtual Symmetry direkt weiter zu Threshold getragen. Die Briten, Stammgäste in Aschaffenburg, belohnten das Publikum mit druckvollem Prog-Metal und einer fast kompletten Darbietung des aktuellen Albums Dividing Lines gepaart mit Songs von Legends of the Shire. Zwei Evergreens aus der Mac-Area komplettierten die Setlist. Für mehr der großen alten Songs war schlicht keine Zeit, das Set dauerte auch so schon gut 90 Minuten.
Dass dieses Mal mehr Platz auf der Bühne war, nutze Karl Groom ausgiebig, um seine Soli in Szene zu setzen und im Zusammenspiel mit Steve Andersen zeigten die beiden, dass sie sichtlich viel Spaß auf dieser „Kurztour“ haben. Ganz ohne zweiten Gitarristen ging es jedoch nicht. Immer wieder griff Glynn auch zur Gitarre und der typische Axt-Dreier durfte auch an diesem Abend nicht fehlen. Für Mimik und Grimassen ist allerdings Johanne verantwortlich, der zur Zugabe auch mal vor Freude in seine Becken beißen wollte.
Leider ist wohl einem Mensch am Mischpult der Finger verrutscht. Nach etwa 2/3 des Sets wurde es unnötigerweise merklich lauter, was Glynn mit einem fragenden Blick quittierte. Das Licht war auch nicht sonderlich günstig, meist stand doch einer im Dunkeln, selbst wenn da zwei nebeneinander standen. Für das Publikum war das allerdings irrelevant. So ziemlich jeder im Colos-Saal hatte seinen Spaß und das passende Feedback dazu kam von der Bühne.
Fünf Jahre nach dem letzten Auftritt in Aschaffenburg muss man festhalten: Threshold sind immer noch ein Meilenstein im Prog und eine Band, der man größere Bühnen gönnen würde. Die Serie der guten Vorbands hält auch weiterhin an. Wer als Prog-Fan unentschlossen ist, ob er/sie „schon wieder“ zu Threshold gehen soll, dem sage ich JA, denn hier gibt’s neben einer tollen Show eben auch immer was Neues zu entdecken.
Setlist Threshold
- Haunted
- The Domino Effect
- Slipstream
- Let it Burn
- The Shire 2
- Mission Profile
- Defence Condition
- Pressure
- Silenced
- Snowblind
- Complex
- Lost in Translation
- King of Nothing
- Small Dark Lines
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