Es ist der 02.12.23 und das X-Mas Metal Gods lädt ins Berliner Orwo-Haus zum besinnlichen Abrocken ein. Ausgerichtet wird die weihnachtliche Sause wieder vom Betreiber der Berliner Metal Kneipe Halford, Sven Rappoldt, und seinen Mitarbeitern.
Wir berichteten schon vom großen Bruder der Veranstaltung, dem Metal Gods Open Air, im Sommer diesen Jahres. Da waren große Hitze und Sommergewitter die Begleiter, diesmal sind es knackige Minusgrade – alles findet Indoor statt und draußen schneit es. Um 19 Uhr ist Einlass und die Konzerthalle noch leer, bis auf einige Mitglieder der fünf Bands, die den Abend heute hier bestreiten wollen und sich hier schon tummeln. In dieser familiären Atmosphäre begrüßen mich Veranstalter Sven mit Handschlag und zwei Mitglieder von Way2far schon freundschaftlich.
Bis zum Beginn des musikalischen Abends um 20 Uhr finden sich noch etwa 60 Rock und Metal-Begeisterte in der Halle ein. Ein Backdrop in schwarz mit weißer Schrift ziert den hinteren Bühnenbereich.
Den Einstieg machen die Lokalmatadoren Gorelem, ein Trio aus Berlin, mit ihrem groovigen Mix aus Stoner Rock und Sludge. Gitarrist Ralle Krawall, Bassist Karsten und Drummer Metchew heizen uns für die ersten 30 Minuten des Abends schon mal schön ein. Sie starten mit Erection, Rebel by Fate und I don’t care ins Set. Dem Publikum gefällt, und auf die Frage „Ballern oder was?“ und „Laut genug? Hört ihr alles“ wird mit allgemein zustimmendem Jubel aus dem Publikum reagiert. Insgesamt ist es sehr laut, den Sound schmälert das aber nicht. Gesanglich unterstützt wird der Fronter im Chorus gelegentlich von seinem Bassisten. Nach Rattlesnake Blues und Desert Cruiser gibt es noch eine kleine Agenda zur Legalisierung von Marihuana, was durch das nachfolgende Whiskey and Weed bekräftigt wird. Ralle untermalt seine Forderung nach Legalisierung damit, dass er die Buchstaben W E E D auf die Rückseite seiner Gitarre aufgetaped hat und mit der Hoffunung, dann seien auch alle entspannter. Das tiefenentspannte Publikum nimmt diese Wünsche mit Wohlwollen zur Kenntnis und feiert auch die letzen Songs Hexenhammer und das Motörhead-Tribute Ace of Spades, das den Auftritt von Gorelem abschließt ab.
Nach kurzer Umbaupause kommt die Band Panzerkreuzer aus Dresden auf die Bretter. Nach der Anweisung „scheiß auf das Intro“ wird mit fünf Minuten Verspätung ihr an Bolt Thrower erinnernder Teutonen Death Metal in die Halle gebolzt. Bassist und Sänger Markus grunzt seine Antikriegstexte ins Mikro und wird dabei an der sechssaitigen Gitarre von Svenom und an den Drums von Barry unterstützt. Allerdings können die drei Jungs mit Songs wie This War Aint Over, Blood Brothers (den sie den Opfern des Ukrainekrieges widmen) und 7 Jahre Krieg das Berliner Publikum nur wenig aus der Reserve locken. Dadurch lassen sie sich aber nicht entmutigen und überzeugen mit brüllendem Sound und viel Spielfreude. Man bedankt sich abschließend noch beim Veranstalter und den anderen Bands, sowie beim Publikum und nach knapp 45 Minuten ist auch dieser Auftritt schon zu Ende.
Als nächstes sind die Melodic Rocker von Way2Far dran. Schon als die Berliner im Sommer das Metal Gods eröffneten konnten sie einige Sympathiepunkte einfahren und einige Fans dazugewinnen. Es sind sogar einige Bandshirts im Publikum zu sehen.
Der Auftritt ist für die Band schon auch etwas Besonderes, und Sängerin Heike gibt zu, ein wenig nervös zu sein, denn zum einen ist es die Record-Releaseparty ihres neuen und bereits vierten Albums Red Horizon und zum anderen spielen sie mit neuer Besetzung. Am Bass gesellte sich Daniel dazu und am Keyboard und einer zweiten Gitarre steht neuerdings Francisco.
Die Neuzugänge gehen auch ordentlich in die Vollen und die zweite Gitarre sorgt für zusätzliche druckvolle Riffs. Trotz einiger Soundprobleme bei den Monitorboxen kann die Truppe mit Songs wie Devil’s Flame, Little Secrets, You can’t hurt me und Green Fairy das Publikum für sich gewinnen. Zudem hat Frontrau Heike im Geiste der weihnachtlichen Stimmung selbstgebackene Kekse mit dem Bandlogo im Gepäck, die ans Publikum verteilt werden. Das sorgt natürlich ebenfalls für Stimmung und es wird mitgesungen, getanzt und gerockt, während uns die Rhythmusfraktion von Joe (Gitarre) und Ralle (Drums) mit dem Track Red Star weiter einheizt. Zu Fight packt Frontfrau Heike ihre Feenflügel aus, die mit blauen LEDs und ihren galanten Bewegungen den Song unterstreichen.
Es folgen Mirage, Desert Sand und Flashback, bei dem ein Fan in der ersten Reihe den Refrain ins Mikro singen darf. Danach bilden Knightmare und die Zugabe Circles den Abschluss eines sehr gelungen Auftritts.
Mit einer Viertelstunde Verspätung betreten um 23:00 Uhr die Co-Headlinder die Bühne. Grund für die Verzögerung ist wiederum die Einstellung der Monitorboxen.
Die noch in der DDR gegründeten Metall um Veranstalter Sven, der hier den Bass zupft, sind allen Anwesenden natürlich längst ein Begriff. Auf diesen Kultstatus könne sie natürlich zählen und lassen es mit Tracks wie Metal Heads, Crimson King, What is Real und Master Key ordentlich krachen. Sänger Joél begrüßt das Publikum im Namen der „freundlichen Metaller aus der Nachbarschaft“, macht ansonsten heute aber wenig Worte, sondern bringt sein Falsett zum klingen, dass uns die Ohren glühen. Die Gitarrenfraktion aus dem Doppelgespann Soheil und Damilo schmettert einen satten Sound von der Bühne zu den treibenden Rhythmen von Drummer Marko. Es folgen Fly, Gods above the sky und der neueste Track Lord of the Flies, der Titeltrack des bis dato noch unveröffentlichten dritten Albums. Zum Abschluss des trotz später Stunde sehr energiegeladenen Sets serviert man uns noch den Klassiker Easy Rider, bei dem das Publikum kräftig tätig werden darf. Wiedermal ein solider Auftitt und gute Vorbereitung für ihr folgendes Gastspiel in Manchester.
Um 23:45 Uhr spielen die Headliner Neuronspoiler, die extra aus England angereist sind, um die zwei X-Mas-Konzerte zu bestreiten. Ihr Debüt hatten sie bereits auf dem Metal Gods diesen Sommer, aber mussten wegen plötzlich einsetzenden Regens leider ihren Auftritt abbrechen. Damit ist heute glücklicherweise nicht zu rechnen. Auch wenn sie ebenfalls mit der Belegung der Monitorboxen zu kämpfen haben, bestreiten sie einen wunderbar motivierten und mit viel Spielfreude geladenen Auftritt vor noch etwa 30 hartgesottenen Leuten, die ihren frickeligen Heavy Metal derbe abfeiern. Mit Tracks wie Take the Stage, Hiding in Plain Sight, Slay the Beast und The Brave One sorgen sie für einiges an Bewegung vor und auf der Bühne. Sänger JR gibt alles und interagiert mit dem Publikum, zeigt sich dankbar für die Gelegenheit, hier auftreten zu können. Seinen Bandkollegen ist trotz fortgeschrittener Stunde keine Müdigkeit anzumerken, sondern die Rhythmusfraktion Matthew (Drums) und Radek (Bass) ballern motiviert durchs Set, während sich die Gitarrenfraktion aus Adam und Dave mit virtuosen Soli-Performances abwechselt und die Menge fortwährend begeistert. Das nenn ich Hingabe und Spielfreude. Mit Just a Fool, Invincible Man, bei dem sich JR in die höheren Töne seines facettenreichen Gesangs schraubt, Crazy Love und Craving the Night arbeiten sich die Londoner durch ein sehr abwechslungsreiches Set, das von Midtempo-Nummern, über schweren Groove bis zu schnellem Stakkato alles abdeckt.
Um 0:45 Uhr ist auch dieses Set zu Ende und wir werden in die verschneite Nacht entlassen.
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