Bericht: Defender, From Hell, 16.09.23

Am 16. September 2023 bebte die Erde in einem Club in der Nähe des Flughafen in Erfurt. Aber es war kein Erdbeben, sondern der Auftritt der Defenders, der dies verursacht hat. Denn, wie auch ihre Vorbilder, der Band Manowar, haben auch sie eine Show geliefert, welche die Location, das From Hell in Erfurt, in seinen Grundfesten erschütterte.

Aber fangen wir von vorne an. Um kurz vor 19 Uhr an besagtem Samstag war es allerdings noch ruhig, und man bemerkte vor Ort noch nichts von alledem. Nur eine Traube von Menschen, welche sich vor dem Club From Hell sammelte, deutete darauf hin, was sich hier später zutragen würde.
Auf vielen T-Shirts der dort Anwesenden konnte man einen großen Manowar Schriftzug lesen, sowie Kutten bestaunen, von denen auch einige ausschließlich mit Manowar Patches übersät waren. Viele dieser Patches waren Raritäten, die man schon seit Jahrzehnten nicht mehr erstehen konnte.

Das Publikum selbst bestand aus einer großen Bandbreite aller Altersstufen an Metalfans, einige waren schon im Alter von 60 plus, die Jüngsten waren ungefähr 10, aber noch in Begleitung von Eltern oder Großeltern natürlich. Alle von einer gemeinsamen Leidenschaft vereint, Freude am Heavy Metal.

Kurz vor 19 Uhr öffneten sich die Türen des From Hell und die Besucher wurden eingelassen. Der Club selbst bestand aus einem großen Raum, in dem die noch mit einem dicken schwarzen Vorhang verhangene Bühne zu finden war. Abgetrennt von diesem Raum befand sich die Bar und durch eine Tür an der Seite konnte man sich in den offenen Biergarten setzen, um noch etwas frische Luft zu bekommen. Neben dieser Tür konnte man den Merch-Stand finden, welcher gleich auch Ziel war, um ein Bandshirt zu erstehen und um sich die vorhandenen Patches zu sichern.
Die restlichen Wände waren mit Gitarren, Snares und Drumsticks geschmückt.

Um 20 Uhr füllte sich die Halle allmählich und alle standen in Erwartung, wann endlich der Vorhang zur Bühne gelüftet werden würde. Knapp eine halbe Stunde später war es dann soweit und der weggezogene Vorhang gab die Bühne preis. Als Manowar-Fan war man sofort an die großen Vorbilder erinnert. Rechts und links von der Bühne standen große Lautsprecher in der typischen Manowar Optik, und auch das Drumset, auf dem aber ein großer Defender Schriftzug zu finden war, rief sofort Erinnerungen an vergangene Manowar-Konzerte auf. Das Publikum rückte sofort nach vorne an die Bühne und auch die restlichen Besucher aus dem Außenbereich fanden sich in der Halle ein. Und auch schon kurz danach konnte man die ersten Töne des Intros hören.

Wie es standesgemäß für ein Manowar Konzert ist, wurde das ganze Konzert mit episch anmutendem Intro eröffnet. Und wie es ebenso üblich ist, sah man schon viele Besucher mit dem Sign of the Hammer, bei dem man das Handgelenk der zur Faust geballten rechten Hand mit der linken Hand umschließt, stehen. Anstatt aber des üblichen Textes wurde es an die Defender angepasst. „Ladies and Gentleman! From the Federal Republic of Germany, All Hail, Defender!“ Und mit diesen Worten betraten die vier Bandmitglieder die Bühne und legten auch sofort los.

Mit Manowar ging es sofort los und man sah die ersten Fans schon headbangend feiern. Sänger Martin lieferte hier schon eine großartige Performance, überzeugte sofort bei den ersten kleineren Screams und erinnerte in seinen schwarzen Lederhosen und -weste sehr stark an Eric. Auch die ersten Gitarrensoli gingen runter wie Öl. Hier bemerkte man aber die ersten kleinen, aber auch willkommenen Unterschiede. Gitarrist Benny war wesentlich präsenter auf der Bühne als es sein Pendant Karl war. Viel öfter sah man ihn vorne beim Publikum oder in der Mitte der Bühne. Dadurch kam eine tolle Dynamik in die Show. Zum Ende des Songs wurde das Publikum von der ganzen Band aufgerufen, sich zum Sign of the Hammer aufzustellen. Was dieses natürlich befolgte. Dafür wurden sie auch sofort mit dem nächsten Song belohnt. Mit typischer Joey Pose sah man Bassist Steven vor einem der großen Lautsprechern das Intro von Blood of my Enemies anstimmen, in das Schlagzeuger Karl, welcher mit seinem Drumkit leicht erhöht zwischen den großen Lautsprechern thronte, mit dem typischen stampfenden Rhythmus mit einstieg. Die Frage der Textsicherheit des Publikums ploppte mir kurz in den Kopf, der Song ist ja doch von 1984, diese wurde aber sofort weggewischt, als ich schon die ersten mitsingenden Fans hinter mir hörte. Auch beim nachfolgenden Brothers of Metal merkte man doch, dass viele der Anwesenden eingesessene Manowar-Fans waren, welche selbst beim fließenden Übergang der Songs nicht ins Straucheln kamen und fleißig mitsangen.
Die Stimmung war ungebrochen, als mit Kings of Metal noch ein Eckstein einer jeden Manowar Setlist angestimmt wurde. Beim Doppelspiel zwischen Bassist Steven und Gitarrist Benny, zu dem sie sich ganz vorne an die Bühne stellten, feierte das Publikum richtig ab. Die Show war wesentlich dynamischer als ihre Vorbilder und bezog das Publikum viel mehr ein. Bestes Beispiel hierzu, als beim folgendem Fighting the World Sänger Martin, immer wieder an der Bühnenkante das Mikrofon in die Menge hält und die Fans ins Mikro singen ließ. Leider ist der Song nicht lange genug, dass jeder dran kam, aber die vielen Interaktionen mit dem Publikum trugen zu der sehr guten Stimmung bei.

Die erste Pause des Abends kam in Form einer kleinen Ansprache und Begrüßung des Publikums. Auf die folgende Frage, ob wir Bock auf Manowar hätten, zeigte das Publikum, was sie an Lautstärke geben konnten. „Na dann kriegt ihr Manowar!“ hörte man nur von der Bühne und schon kniete sich Sänger Martin in den Anfangsscream von Blood of the Kings. Die Abwechslung von kraftvollem Gesang und Screams rissen das Publikum mit. Die kurze Pause nach dem Song nutzten die Anwesenden, um Defender zu skandieren.
Das nachfolgende Heart of Steel war ein einziger großer Gänsehautmoment, als das Publikum, zur wunderbaren Keyboardmelodie und Martins vollem Gesang, voller Inbrunst mit einstieg. Vereinzelt konnte man Fans sehen, die sich die Arme auf die Schultern legten und alles gaben.

Nun gab es ein etwas neueres Stück zu hören, es wurde Immortal angestimmt. Während der ruhigeren Passagen ließ sich Frontmann Martin an der Bühnenkante von einem Fan mit Vaper passend zur Stimmung in einen Nebel hüllen.
Der nächste Song wurde kurz danach auch schon mit stampfenden Intro angestimmt. Mit Sons of Odin wurde das Publikum wieder etwas aufgeputscht. Mit epischen Riffs und voller Stimmgewalt hatte man einmal mehr das Gefühl, in die Schlacht zu ziehen. Und spätestens als danach von Bassist Steven des Intro von Holy War angestimmt wurde, kochte die Stimmung wieder richtig hoch.
Mit den Songs Kill with Power und Hand of Doom ging es nahtlos weiter und das Publikum feierte einfach nur ab. Es wurde mitgesungen, headgebanged und viele standen immer wieder mit dem Sign of the Hammer und zollten der Band Achtung.

Wie um dem Publikum nach diesem Brett an Songs etwas “Ruhe” zu gönnen, wurde Spirit Horse of the Cherokee angestimmt. Einen Song, den man selbst bei Manowar nicht mehr oft hört. Gerade die etwas älteren Fans, mich selbst eingerechnet, feierten diesen entsprechend stark.
Gleich danach gab es mit Metal Warrior und Hail and Kill wieder zwei Kracher, die in keiner Manowar Setlist fehlen dürfen. Bei den Refrains von Hail and Kill stellten sich Sänger, Gitarrist und Bassist jeweils gesammelt an die Bühnenkante, um die Fans noch mehr mitzureißen. Und um keinen auszulassen, standen sie zuerst mittig und danach am rechten und linken Bühnenrand. Was die Fans ihnen mit noch lauterem Mitgrölen des Refrains quittierten.
Langsam merkte man doch, dass sich der Abend langsam Richtung Ende näherte. Noch waren die vier Defender aber noch nicht fertig. Mit einem Drumsolo leitete Drummer Karl die Quasi-Zugabe ein.
Mit Warriors of the World wurde einer der bekanntesten und auf jedem Manowar Konzert gespielte Song angestimmt. Nach und nach gingen die Hände wieder in die Höhe, um das Sign of the Hammer zu formen. Im stampfenden Rhythmus sah man die Köpfe wippen und die Fans voller Kraft mitsingen. Es ist und bleibt eine Hymne für Manowar-Fans!
Nun am Ende der Setlist angelangt wurde noch einmal richtig aufgedreht. Mit Black Wind, Fire and Steel wurde nochmal richtig was mit Geschwindigkeit geliefert. Beim Bass Intro wurde Bassist Steven von Frontmann Martin als Mr. Joey DeMaio persönlich vorgestellt, was das Publikum natürlich mit lautem Jubel und Klatschen feierte. Es wurde nochmal alles gegeben. Der treibende Rhythmus der Drums und die diversen Gitarrensolo pushten das Publikum voran. Auch gesanglich verlangte der Song mit seinen teilweise hohen Passagen alles von Martin ab. Den abschließenden Steel-Scream des Songs konnte das Publikum nicht ganz treffen, was den Frontmann nicht davon abhielt, ihn perfekt abzuliefern.
Mit kreischender Gitarre verabschiedeten sich die Bandmitglieder vom Publikum mit den Worten „Erfurt, you were fucking great. We will return!“ und verschwanden unter tosenden Applaus von der Bühne.
Wie es aber für ein Manowar-Konzert Tradition ist, wurde noch The Crown and the Ring (Lament of the Kings) von Band gespielt. Viele der Anwesenden huldigten diesem noch mit dem Sign of the Hammer und genossen einen Moment der Ruhe im Kreise von Gleichgesinnten.

Nachdem auch das Outro verklungen war, konnte man noch viele Anwesende “Defender” und “Zugabe” rufen hören. Leider blieben diese Rufe unbeantwortet und langsam wurde wieder das Licht angemacht und der Abend beschlossen. Mit zufriedenen und erschöpften Gesichtern machten sich die Fans nun langsam auf den Heimweg.

Für diejenigen, die noch etwas vor Ort geblieben sind, sollte es sich aber noch lohnen, da die vier Bandmitglieder kurze Zeit später noch vor der Bühne auftauchen, um Autogramme zu geben, mit den Fans zu reden und noch das ein oder andere Foto gemacht werden konnte.

Für mich war es ein Wahnsinns Abend. Defender schafften es, eine erstklassige Tribute Show zu liefern, welche in Sachen Sound, Bühnenshow und Stimmung ihren Vorbildern in Nichts nachstehen. Dennoch gaben sie dem Ganzen einen eigenen Touch mit. Gerade die viele Interaktionen mit dem Publikum, wie zum Beispiel das Mikrofon ins Publikum zu halten, um diese mitsingen zu lassen, schafft eine gemeinsame Basis, welche die Fans mehr als zu schätzen wissen. Auch die Songauswahl mit vielen alten Songs war natürlich etwas, das viel zur Stimmung beitrug.
Frontmann Martin gibt am Mikrophon alles und schafft es verdammt gut sowohl Screams als auch die etwas tieferen Passagen mit viel Kraft zu singen. Gitarrist Benny lieferte nicht nur spieltechnisch eine saubere Leistung ab, er ist auch auf der Bühne präsent und aktiv, nicht so zurückhaltend wie sein Pendant, was mich immer etwas gestört hat. Bassist Steven hat mich auch vollends überzeugt, obwohl er noch ruhig etwas präsenter sein könnte auf der Bühne. Die typischen Joey Posen hat er schon drauf und spielerisch kann er durchaus mithalten. Also ruhig mehr nach vorne! Auch die Drums haben sich in das Ganze sehr gut eingefügt und Drummer Karl komplettiert die Band mit sattem Sound und präzisem Timing.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, Danke für den wundervollen Abend mit der Musik, die wir alle so lieben. Es war ein Ausflug in alte Zeiten, welcher einfach nur gut für die Seele war. Wer Manowar Fan ist und die Chance hat Defender zu sehen, MACHT ES! Sie haben sich den Titel „Authentischstes MANOWAR Tribute“ nicht umsonst verdient. Es lohnt sich einfach!

 

Hail and Kill!

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