Konzertreview: Itchy Dive Tour + Beach Riot 12 Oktober 2023 Batschkapp

Itchy sind im deutschen Rock- und Punkuniversum eine Institution. Sie sind seit über 20 Jahren mit nur einem Besetzungswechsel on Tour. Ihre Vita an supporteten Punkbands liest sich phänomenal und ihre Konzerte sind legendär. Da liegt es nahe, dass wir von Dark-Art uns das ganze mal anschauen.

Also startet man in der Batschkapp. Vor der Tür fällt einem sofort eines auf. Das unfassbar gelöste und zum Scherzen aufgelegte Team der Batschkapp. Sei es der Imbissbudenbetreiber oder die Security, viele kleine und große Scherze wurden gemacht und das führte vorher schon zu einer gelösten und fröhlichen Stimmung.

Die Halle war gut gefüllt und durch die Abtrennung im hinteren Bereich kam sie einem auch nicht zu leer vor. 

Der Abend startete pünktlich mit dem Trio Beach Riot aus Brighton. Rory O’Connor (Gitarren, Gesang und Songwriter), Cami Menditeguy (Gitarre und Gesang) und Jonny Ross (Schlagzeug) bilden das Gerüst der Band. Der Sound lässt sich als grungig und psychodelisch beschreiben. Die Musiker waren sehr in ihre Musik vertieft, mit Gesang, Headbangen und Gitarrenspielen. Gitarristin Cami war fantastisch an ihren Saiten und auch der zweistimmige Gesang mit ihren Bandkollegen war sehr gut. Leider war ihr Sologesangspart eher vom schwachen Sound geprägt und somit konnte man ihr Potential nicht voll auskosten. Die Musik war bedauerlicherweise in sich sehr ähnlich und lud eher zum Chillen am Strand ein, als für das Vorglühen vor einer Punkband. Das war leider auch dem Publikum anzumerken, denn mehr als Kopfnicken war nicht zu sehen. Einzig der Drummer versuchte die Stimmung anzufeuern, was auch kurzzeitig gelang. Ansonsten spielten die beiden Frontbandkollegen eher miteinander, tanzten mit der Gitarre und waren hinter ihren Mikroständern am Singen. Die Band hat viel Potenzial und funktioniert sicher in kleinen Clubs richtig gut, aber in der Batschkapp sprang der Funke leider nicht über. 

  1. Medicate for Success  
  2. Blush  
  3. Wraith  
  4. Soporific  
  5. Tramlines  
  6. Tell Me I’m Wrong  
  7. B.A.D. 
  8. Wrong Impression  
  9. She’s a Hurricane  
  10. Stuck Inside

Was haben gregorianische Gesänge mit Itchy zu tun? Genau, damit und begleitet von Uhrenticken, Gitarrenriffs und treibendem Bass ging die Show los. Und somit auch die Sause vor der Bühne. Passend waren die rosa LED-Strahler, die das Bandlogo anstrahlten. Sofort wurde mitgehüpft, gemosht und getanzt. Je nachdem, welches Lied gespielt wurde, sogar von der ersten bis zur letzten Reihe. Jedoch wird dazu später mehr berichtet.

Itchy nahmen die komplette Bühne ein und überraschten mich mit einer ausgeklügelten Lichtshow in allen Farbvarianten, mit Stroboskopeinsatz oder in schwarz-weiß gehalten. Aber das war nur ein schönes Beiwerk, denn die Band war on fire und sogar eingefleischten Fans fiel auf, dass mehr Anekdoten aus dem Leben der Band erzählt wurden und auch mehr miteinander herumgealbert wurde. Könnte am ersten Konzert in Deutschland liegen, oder einfach nur daran, dass die Band sehr viel Freude daran hat, auf der Stage zu stehen. Das könnte auch zu der Aussage passen, dass die Band mit einer 5m-langen Setlist angereist sei. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass jeder sich freute auf dem Konzert zu sein.  Another Song the DJ’s hate, wurde von den Fans im Refrain mitgetragen und die Batschkapp tobte, pogte und moshte, was der Platz so hergab. 

Nebenbei wurde erwähnt, dass einige Songs jetzt für die Setlist wieder aus der Versenkung geholt würden, was man der Band aber nicht anmerkte. Drummer Max gab dann einen Schwank aus der Jugend von Panzer zum Besten, denn er hatte einen Gig, einen Tag vor der Matheabiturprüfung. Passend dazu begann Kings and Queens, welches mit einem wunderschönen Gitarrensolo eingeleitet wurde. An dem Tag gab es wohl einen Stromausfall im Viertel und damit leitete die Band das, nach ihrer Ansicht, erste Highlight des Abends ein, denn Panzer sang Mute somebody, spielte Gitarre und wurde von Max gesanglich unterstützt. Die Einleitung von Ja als ob war auch wieder ein „Halt’s Maul“ würdig. Drummer Max redete echt viel und entwickelte dazu richtig gute originelle Ideen, um die ersten Reihen zum Tanzen zu bewegen. Er meinte nämlich, dass er seine Brille nicht auf habe und deshalb nur die ersten Reihen sehen könne. Dazu kam auch noch Panzer um die Ecke und meinte: „Ihr müsst euch nur drei Worte merken: Ja als ob“. Und so wurde bei dem Lied dann frenetisch der Refrain mitgesungen, gepogt und gemosht. Ein weiteres Highlight des Abends, wenn man das so sagen kann, war die Erkenntnis, dass Headbangen nur mit frisch gewaschenen Haaren wirklich Spaß macht und ansonsten die Halle zu sehr stinke. Das sind die Momente, in welchen man als Zuschauer Gast von Gesprächen unter Freunden wird, die einfach nur Lust auf Blödsinn haben.

Erhohlung gab es bei Go to sleep, als sich Sibbi, mit seiner Ukulele bewaffnet, mitten ins Publikum setzte. Die komplette Halle bis zur Technik und darüber hinaus kniete sich hin. Ein sehr schöner, emotionaler Moment. Begleitet von der Basedrum und dem Klatschen der Fans kam Sibbi wieder auf die Bühne. Spätestens jetzt merkte man, diese Ruhe tat der Stimmung keinen Abbruch: Es wurde lustig im Circle Pit gelaufen, gehüpft oder bei Dancing in the Sun dann nochmals die Halle zum Hüpfen gebracht oder die Menge als Co-Sänger bei The Lottery engagiert. Dancing in the Sun ist der Song, der der NGO Viva con Aqua gewidmet ist und es wurde hierzu auch ein Video gedreht. Dachte ich vorher, das war alles, was die Crowd geben konnte, wurde ich eines Besseren belehrt. Selten so ein ohrenbetäubendes „oh,oh,oh“ wie bei Dancing in the Sun gehört. Und der Circle Pit war auch nicht zu verabscheuen. Bei so viel guter Laune konnte auch keiner mehr ruhig in der Ecke stehen bleiben und nicht mitwippen. Der Höhepunkt der Hauptshow kam dann beim Cover von Elvis Presley, Can help falling in love, hier wurde der Pitt noch erweitert. Also, was da für ein Gewusel vor der Bühne war, einfach nur herrlich. Wenn das nur das einzige Highlight hier gewesen wäre. Auch tauschten bei diesem Lied die Musiker Sibbi und Max einfach mal alle die Instrumente; Schlagzeuger Max kam an den Bass und Sibbi an die Drums. Wenn das nicht eine moderne Jobrotation ist, dann weiß ich auch nicht.

Danach endete die Show, um mit ohrenbetäubenden Zugaberufen doch verlängert zu werden, aber zuerst im Akustikgewand. Panzer leitete die Zugabe ein, indem er sich für die lange Zeit des Supports bedankte und meinte, dass Musik sein Leben sei. Mit was kann man das besser beschreiben als mit As long as i got Chords? Aber nicht nur Panzer hatte seinen Moment, sondern auch Sibbi. Er hatte mal seine Folkphase und geblieben ist ein Akustiklied mit Banjo. Dann kamen noch mal zwei Lieder, schön zum Tanzen, Mitgrölen. Schließlich wurde die Band mit lautem „oh oh oh“ von der Bühne entlassen. Die Band dankte den Fans mit Herzchen und einem großen Dankeschön an die Vorband und alle, die den Abend ermöglicht haben. Mit lautem Klatschen, Pfeifen und Gejohle und nach einer Verbeugung verließen die Musiker dann die Bühne.

Bis zum nächsten Mal in alter Frische. Ja, die Musiker können sich zu den besten Bands im Genre zählen und sie schaffen es, mit ihrer guten Laune sogar den Grinch zum Lachen und Tanzen zu bringen. Bitte weiter so und weiter auf ihre Konzerte gehen. Das ist eindeutig etwas für jeden.

  1. No One’s Listening
  2. Faust Thoughts & Prayers 
  3.  Another Song the DJ’s Hate
  4. Kings & Queens
  5. Mute Somebody
  6. You
  7. Ja als ob
  8. Black
  9. Dive
  10. Go to Sleep
  11. Out There
  12. Prison Light
  13. The Lottery
  14. I Gotta Get Away
  15. Dancing in the Sun
  16. Danger!
  17. Can’t Help Falling in Love (Elvis Cover) 

 Encore: 

  1. As Long as I Got Chords  (Acoustic)
  2. Things I Would Love to Have Said (Acoustic)
  3. Why Still Bother
  4. Down Down Down 

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