Konzertbericht: Little Big am 30.10. in der Batschkapp Frankfurt

Heute begeben wir uns in für uns etwas untypischere Gefilde. Die russische Rave-Formation Little Big war zu Gast in der Batschkapp und ein Blick über den eigenen Tellerrand schadet nicht, also waren wir auch dabei. Die Unterschiede zu Metalkonzerten waren zuerst an der Kleidung der Gäste bemerkbar: Kunterbunt und viel weiß, wenig schwarz. Auch Kutten suchte man vergeblich. Der Andrang der Menschen war so groß, dass der Beginn eine halbe Stunde nach hinten gezogen wurde, aber da es keine Vorband gab, machte das auch keinen großen Unterschied. Die Wartezeit wurde mit Musik vom Band überbrückt, die jedes Mal „Little Big“-Rufe hervorrief, sobald ein Song aufhörte.

Nach auf die Minute genau 30 Minuten Verspätung ging es aber direkt mit einem Brecher los. We Are Little Big schlug in eine rockige Kerbe, mit Double-Bass, E-Gitarren, driftete aber in eine Drum‘n’Bass-Richtung ab, und bestimmte damit den Ton, der das Konzert dominieren sollte, denn das sollte es mit E-Gitarren für heute auch schon gewesen sein. Die Batschkapp war trotzdem oder gerade deswegen am Kochen, es war einfach eine riesige Party. Nach der Flucht aus Russland im letzten Jahr sind Little Big nur noch zu dritt, Ilya und Sonya am Gesang und ein DJ, der auch den Background-Gesang macht. Leider konnte ich nicht herausfinden, wer der DJ ist und ob er tatsächlich fester Bestandteil der Band ist. Entsprechend wirkte die Bühne der Batschkapp viel zu groß, aber bot dadurch auch viel Platz, um herumzuhüpfen, zu tanzen und zu rennen. Zwischenzeitlich diente sogar der Tisch für das DJ-Pult als Podest. Ihr Hit Generation Cancellation, der direkt nach der Flucht erschienen ist und als direkte Kritik an Russland zu verstehen ist, durfte natürlich auch nicht fehlen. Der berühmt-berüchtigte Funke sprang sofort über, so eine Interaktion mit dem Publikum sieht man selten. Nachdem sich Ilya seinem Sailor-Moon-Kostüm entledigt hatte (mit Shorts darunter), kam er zum Intro von The Show Must Go On von Queen auf die Bühne, ahmte oberkörperfrei Freddy Mercury nach und ließ die Menge singen, was aber irgendwann in unmelodische Urlaute ausartete, bevor es in ein Cover von Blitzkrieg Bop von The Ramones überging. Mit gewohnt niedrigem Niveau, aber guter Laune ging es mit einem noch unveröffentlichten Song weiter, nämlich Boobs.

Es folgte ein Intermezzo für einen vollständigen Outfitwechsel. Es war ein vollständiger Rave-Abriss, immer und immer schneller, bis die Musik so schnell war, dass die Leute nicht mehr wussten, was sie tun sollten und einfach nur noch dastanden. Ilya betrat in einem an Elvis erinnernden mit Strass besetzten Adidas-Trainingsanzug. Was gibt es Russischeres? Sonya lief in einem Cheerleader-Kostüm auf, was sehr wenig Spielraum für Spekulationen ließ. Die Oufits wurden zum Song Sex Machine präsentiert, anschließend gab es passend zur Rückkehr auf die Bühne ein Everybody-Cover von den Backstreet Boys, natürlich auf Little Big gemünzt. Ein weiteres Highlight war der Song Moustache, zu dem sich einige Leute, vor allem die Damen in der Menge, kleine Schnurbärte anklebten. Beim Song Bananas tauchten in der Crowd aufblasbare Bananen auf und bei Hypnodancer formte sich in der Mitte ein großer Moshpit. Zum Abschluss gab es natürlich noch ein ausgeprägtes Zugabespiel, die Menge wurde erst nach einigen Minuten lauter Little Big-Rufe mit dem Song Faradenza erlöst, der aber auch die einzige Zugabe blieb.  Sehr cool waren auch die Leute in der ersten Reihe, die ihre Vinyls mitgenommen haben, um sie signieren zu lassen, was sogar funktionierte. Der gesamte Auftritt war ein kurzweiliges, aber wirklich sehr spaßiges Erlebnis.

Setlist:

  1. We Are Little Big
  2. Generation Cancellation
  3. To Party
  4. Antipositive
  5. Hateful Love
  6. Blitzkrieg Bop
  7. Rock-Paper-Scissors
  8. Give Me Your Money
  9. We Are Like Flintstones
  10. Skibidi
  11. Boobs
  12. Sex Machine
  13. Moustache
  14. Pendejo
  15. Tacos
  16. I’m OK
  17. Big Dick
  18. Go Bananas
  19. Hypnodancer
  20. Uno
  21. Zugabe: Faradenza

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