Dieses Jahr durften wir das erste Mal, das bunteste Schwarz, das M’era Luna besuchen. Seit dem Jahr 2000 reisen im August ca. 25000 Menschen auf das Rollfeld nach Hildesheim. Und zum 21. M’era Luna konnten wir eine Akkreditierung ergattern und waren live vor Ort.
Nachdem letztes Jahr ein Teil des Geländes geändert wurde, gab es für Gäste dieses Jahr nicht viele Erneuerungen. So gab es wieder zwei Bühnen, die Mainstage und die Club Stage. Letztere war die größte Veränderung, auf die man sich einstellen musste, ehemals im Hangar, wurde daraus eine große offene Bühne. In unmittelbarer Nähe war die Shopping-Meile des Infields, dort wurden allerlei Dinge feilgeboten, die das schwarze Herz zum höher-Schlagen brachten. Von Schuhwerk bis zur Gewandung, aber auch Unterbekleidung, die Fetischabteilung, das schmückende Beiwerk und jede Menge Nippes, der einfach gefällt, waren dort zu finden. Vor dem Infield gab es noch mehr Möglichkeiten, das schwarze Leben zu vervollständigen.
Das Essensangebot war wie immer sehr vielfältig, von süß zu pikant, von vegan bis zum Fleischkonsum konnte man so ziemlich alles finden, was der Magen begehrte. Seitlich neben der Club Stage befand sich ein Whiskey und Cider-Stand, der dem zugeneigten Genießer wohl jeden Wunsch erfüllte. Auf dem Mittelaltermarkt gab es unter anderem einen Metstand und überall auf dem Gelände fanden sich auch die normalen Getränkestände.
Die Programmpunkte des Freitags begannen mit der Eröffnung des Mittelaltermarktes, der sich außerhalb des Infields befand. Dort wurde ein kleiner Tanzworkshop veranstaltet, der durchaus was von Speed Dating hatte. So traf sich Jung und Alt zum fröhlichen Ringelreihen.
Danach ging es direkt zum Hangar, indem der Crypttalk, in der Pandemie geboren und beibehalten, bereits zum vierten Mal stattfand. Das Gespräch führten wie immer Stephan Thanscheidt, der Chefbooker und FKP Scorpio-CEO und Chris Harms, der Sänger von Lord of the Lost. Unter anderem ging es über die derzeitige Situation in der Veranstaltungsbranche, auch über das turbulente Jahr von LotL und das Songwriting, zumindest wie Chris Harms das so macht. Der Crypttalk wurde wieder aufgezeichnet und wird bald auf YouTube zur Verfügung gestellt.
Der Freitag, als der ruhigste Tag des M’era Luna ist in vielerlei Hinsicht dem Wort gewidmet. So folgten dem Cryttalk die Lesungen. Den Anfang machte Markus Heitz, der als Dauergast des M’era Luna gezählt werden kann, seit über 10 Jahren liest er Passagen aus seinen Romanen vor. Bei der charmanten Ansage wurde darüber gewitzelt, dass manche denken, er würde glitzern, aber er glitzert genauso wenig, wie der Vampir, über den er jetzt lesen werde. Dieses Jahr las er aus seinem am 21.08 erscheinenden Roman Die schwarze Königin einige Textpassagen vor und umriss in groben Zügen die Handlung des Buches. Die Anwesenden hingen quasi an seinen Lippen, nach jedem Absatz applaudierte das Publikum. Natürlich gab es einige Ausgaben schon vor Verkaufsbeginn, nach den Lesungen zu erstehen, auch mit Autogramm. Dieses Angebot wurde sehr gerne genutzt, da man auch die Chance bekam, dass die Illustratorin auch unterschrieb. Zuvor ging dennoch erst die Lesung mit der zweiten Autorin Liza Grimm weiter. Sie war dieses Jahr zum ersten Mal, als Leserin vor Ort. Sie ist unter diesem Pseudonym auch als Streamerin auf Twitch zugange. Nachdem sie für das bald erscheinende Album von Mr.Hurley und die Pulveraffen einen Text geschrieben hat, gab es diesen, eine Kurzgeschichte über Piraten, die sie dem geneigten Zuhörer präsentierte. Auch diese Leseprobe wurde vom Zuhörer geradezu aufgesaugt. Unter lauten Applaus, verließ sie die Bühne, sodass der Dritte im Bunde der Schriftsteller, Christian von Aster, den Schauplatz für sich beanspruchen konnte. Von Alster ist ein sehr beliebter Besucher auf dem M’era Luna, nicht nur ist er ein bekannter Autor der schwarzen Szene, sondern er ist auch Regisseur, Herausgeber, Hörbuchsprecher und noch etwas mehr. Dass er auch Talent hat, sein geschriebenes Wort so dem Publikum rüber zu bringen, dass es einfach begeistert war, war nicht zu überhören. Ironisch und vor Sarkasmus triefend, beleuchtet er die Gothic-Subkultur in einer Art und Weise, die vollkommen liebenswert ist. Er spielte mit Klischees, veralberte diese, aber brachte dazu die nötige Ernsthaftigkeit mit, sodass der ganze Saal mit ihm lachte und klatschte und niemand einen beleidigten Eindruck machte.
Nach der Lesung wurde der Hangar schnell umgebaut, fand dort ab 1:00 Uhr bisnachts wieder die legendäre Hangar-Disco statt. Dort starteten Torben Schmitt und DJ Dark-Wanderer in eine durchtanzte Nacht. Wer nach den Lesungen in Feierlaune war, musste sich aber nicht so lange gedulden. Auf dem Mittelaltermarkt spielte, wie schon seit mehreren Jahren, die Mittelalterband Pestilenzia, mit Coverversionen, Eigeninterpretationen und selbstgeschriebenen Stücken. So schaffen sie es mühelos, das Publikum in ihren Bann zu ziehen und mitzureißen. Immer wieder wurde laut geklatscht und gejubelt.
Nach einer Stunde, räumten sie das Feld für das Feuertheater, einer bunt zusammengewürfelten Truppe von Akrobaten, die wie einst Prometheus uns das Feuer brachten. Sie erzählten über die drei Festivaltage eine dreiteilige Geschichte über die sieben Todsünden. Mit verschiedenen Elementen, wie Tanz, Feuer Jonglieren und Artistik zeigten sie ihre Geschichte dem Zuschauer, mit Feuersalven und gespielten Kämpfen begeisterten sie die Anwesenden. Unter frenetischem Applaus beendeten sie ihr Programm für den Freitag, am nächsten Tag, würde es weiter gehen.
Danach übernahmen Pestilenzia nochmal die Bühne und boten noch weitere Songs aus ihrem Repertoire dar.
Aber auch außerhalb von Mittelaltermarkt und Hangar wurde gefeiert, was das Zeug hält, auf dem kompletten Rollfeld, hörte man laute Musik und sah man tanzende Leute. In vielen Camps wurde noch getrunken, Unterhaltungen geführt oder einfach nur die Zeit auf dem M’era Luna genossen.
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