Festivalbericht: Das No Playback Festival 2024

In der Kulturhalle Remchingen stieg am 19. und 20. April das diesjährige No Playback Festival. Damit war das Event, welches in seine fünfte Runde ging, zum dritten Mal in der Kulturhalle nahe Pforzheim zu Gast. Auch in diesem Jahr stellten die beiden sympathischen Veranstalter Matthias & Michi wieder ein bunt gemischtes Programm auf die Beine, das für Fans unterschiedlichster Genres echte Leckerbissen parat hielt. So kamen Fans des klassischen Heavy Metals bei Wings of Steel oder Velvet Viper auf ihre Kosten, während Eradicator oder Cyclone die Thrasher-Herzen höher schlagen ließen. Abegrundet wurden die beiden Tage von Ohrenfeindt (Fr) und Midnight (Sa), doch der Reihe nach: wer an welchem Tag spielte und welche Rekorde dabei vermeldet werden konnten, soll euch der folgende Bericht näher bringen. Viel Vergnügen beim Lesen 🙂 

 

Freitag, 19.04.24

West Wind:
Nach kurzer Begrüßung durch Veranstalter Matthias fiel pünktlich der Startschuss für das diesjährige No Playback Festival. Irgendwo zwischen Hard Rock, Heavy Metal und etwas Punk leitete das Trio West Wind den ersten Festival Abend ein und konnte selbst die jüngsten Besucher in Bewegung bringen. Insgesamt ein sehr starker Auftritt, der neben vielen temporeichen Nummern auch eine Ballade im Angebot hatte. In der Kulturhalle kamen West Wind sehr gut an und man darf gespannt sein, was in Zukunft noch alles zu hören sein wird. Einen großen Hut muss man ohne Zweifel vor Drummer Morrison ziehen, der dieses Set trotz Blindheit hervorragend bewältigte.

Spitfire:
Es folgte der erste größere Genre Sprung mit den nächsten Lokalmatadoren. Spitfire enterten die Bühne und gaben von Anfang an Vollgas. Sie hatten sich natürlich auch etwas ganz besonderes ausgedacht und gaben einen Vorgeschmack auf ihr bald erscheinendes drittes Album Trinity: gleich drei neue Songs wurden uns präsentiert und verwandelten die Show in ein teutonisches Speed-Metal-Massaker. Doch damit nicht genug, zur Mitte hin erschien hinter Drummer Manne ein Backdrop mit dem neuen Album Artwork, das vorher noch nicht veröffentlicht wurde. Wer Spitfire kennt, weiß was für gewöhnlich ganz am Ende ihrer Auftritte steht. Für das Cover von Motörheads Bomber bat Rico ihren Freund und Produzenten Luke als Gastsänger auf die Bühne und so wurde dies zum ultimativen Abriss.

Eradicator:
Der Imperial March spülte nun nicht nur das Publikum, sondern auch Eradicator auf die Bühne. Hier wurde nun Thrash Metal geboten, der es zwar im direkten Vergleich etwas langsamer angehen ließ, aber in allen Punkten überzeugen konnten. Anlässlich ihres 20. Geburtstags hatte sich das Quartett etwas besonderes einfallen lassen und spielte sich einmal quer durch die Diskografie. Noch in diesem Jahr wird ihr sechstes Album erscheinen und als kleinen Leckerbissen bekamen wir dessen Openersong serviert, der gleichzeitig seine Liveprämiere feierte. Auch dies war ein toller Auftritt, der bestens angenommen wurde.

Double Crush Syndrome:
Als nächstes war das zweite Trio des Abends an der Reihe, Double Crush Syndrome brachten klassischen Rock’n’Roll auf die Bühne. Humorvolle Ansagen, eingängige Songs, jede Menge Spielfreude….so kamen DCS bestens bei den Fans an, die sie immer wieder lautstark feierten. Zu ihrem Repertoire gehörten unter anderem Die for Rock N Roll, Gimme Everything oder I Wanna Be Your Monkey. Die vielen Mitmachstellen wurden dankend angenommen, hier hatten abermals alle Beteiligten eine Menge Spaß. Andy Brings und Co stellten sich als eine sehr sehr gute Liveband heraus, die es verstand, die Leute zu unterhalten.

Crisix:
Anscheinend stand die erste internationale Band des Abends auf der Bühne. Crisix aus Barcelona spielten braichalen Crossover/Thrash Metal und hatten so richtig viel Bock. Vom ersten Ton an war mächtig Alarm in der Halle, es entbrannte ein böser Mosh Pit. Man merkte den Spaniern an, wie viel Spaß sie hatten, sie rannten und sprangen unermüdlich über die Bühne. In Sachen Energie, Party, Abriss, Performance, einfach in allen Punkten waren Crisix die Gewinner des ersten Festivaltages. Sie hatten zwischenzeitlich sogar Zeit für ein kleines Cover Medley, für welches die Musiker untereinander die Instrumente tauschten. So gab es neben sämtlichen Crisix Hits auch You gotta Fight for your right to Party, Walk und Antisocial zu hören. Ach das war sensationell stark, das muss man einfach mal erlebt haben.

Ohrenfeindt:
Schluss war danach aber noch lange nicht, denn auf die verbliebenen Besucher wartete noch Vollgas-Rock aus St.Pauli. Ohrenfeindt hatten waschechten Rock’N’Roll dabei, der sehr an AC/DC erinnern lässt. Mit viel Freude und einer absoluten Souveränität beschloss das Trio den Freitag des No Playback Festivals und war immer für eine Überraschung gut: so kam zum Beispiel eine Mundharmonika zum Einsatz, es wurde mal langsamer, aber oft schneller. Die letzten Anwesenden hatten sichtlich ihre Freude am Auftritt der Hamburger.

Samstag, 20.04.24

Wings of Steel:
Los ging der zweite Festivaltag mit klassischem Heavy Metal aus Kalifornien. Wings of Steel spielten ihren ersten Auftritt in Europa überhaupt. Das Ganze kam meist schneller, aber auch mal langsam tragend daher und wurde von der bereits gut gefüllten Halle mit „Wings of Steel„-Chören gefeiert. Ein Sänger, der seine beeindruckende Leistung mit allerhand Gestik untermalte, sowie eine gut aufgelegte Band drum herum sorgten für einen würdigen Auftakt in den Samstag des No Playback Festival 2024.

High Command:
Es folgte mal wieder ein ordentlicher Wechsel der Genres, High Command brachten finsteren Thrash Metal mit aus Boston. Verfeinert mit Schwertern und einer Sturmhaube setzten sie auch optisch ein paar Akzente und brachten den ersten Circle Pit des Tages in Gang. Insgesamt war das ein überragender Auftritt, Songs wie Eclipse of the Dual Moons sorgten für mächtig Schwung in der Halle.

Cyclone:
Das Tempo blieb weiterhin hoch und mit Cyclone folgte nun saftiger Old School Thrash Metal. Die Belgier befinden sich wie die voran gegangenen High Command auf Tour mit Midnight und widmeten ihren letzten Song der ersten Reihe, die bereits die fünften Show dieser Tour besuchte. Von der Bühne hämmerte ein ordentliches Riff-Gewitter, das so manchen Nacken auf eine Belastungsprobe stellte. Man merkte den Belgiern an, wie viel Spaß sie da oben hatten und nach einigem Anlauf tat sich auch hier ein würdiger Pit auf, der dieser Sause die Krone aufsetzte.

Sacred Steel:
Der nächste Sprung im fröhlichen Genre Parkour: Sacred Steel hatten eine Mischung aus Heavy und Power Metal vorbereitet und der Bereich vor der Bühne war nun prächtig gefüllt. Eingänge Songs, die man meist mitsingen konnte ohne sie vorher gehört zu haben, wurden lautstark bejubelt und mitgesungen. Funkensprühfontainen rundeten den souveränen Auftritt optisch ab und so war auf dies eine gelungene Performance.

Velvet Viper:
Weiter ging es dann mit Heavy Metal, wie er routinierter kaum sein könnte. Velvet Viper um Sängerin Jutta sind echte Urgesteine der Szene und entsprechend groß war die Freude über die präsentierten Lieder. In Sachen Performance merkte man der Band ihre Erfahrungen wahrlich an, alle Vier hatten einen Riesenspaß auf der Bühne und das spiegelte sich in einem super Auftritt wieder. 

Riot City:
Nun war wieder Speed Metal an der Reihe. Riot City stürmten die Bühne mit einer unglaublichen Energie und einem glasklaren Sound. Kaum eine Speed Band ist in den letzten Jahren so rasant aufgestiegen wie Riot City und wenn man diese Band live erlebt ist schnell klar warum. Jede Menge Bewegung auf und vor der Stage, unglaublich hohe Gesangstöne – hier stimmt einfach alles. In zwei Jahren auf Tour in Europa spielten sie alle ihre Songs, außer Severed Ties und genau dieser durfte auf dem No Playback Festival nicht fehlen. Riot City sind eine hervorragende Liveband die noch eine große Zukunft vor sich hat.

Crypta:
Es ging nun in die heiße Phase und Crypta aus Brasilien waren an der Reihe. Die abermals prächtig gefüllte Kulturhalle bekam ein fieses Death-Metal-Brett um die Ohren gehauen, das sich gewaschen hatte. Die Band um Sängerin Fernanda Lira kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus, so viel Spaß hatten sie am Spielen. Und auch die Besucher hatten Spaß an dem Geschehen und feierten die Damen frenetisch lautstark. Die performten Songs schlugen von vorne bis hinten ein, das war wirklich großartig.

Midnight:
Dann schlug es auch schon Mitternacht. Auf der Uhr zwar noch nicht ganz, doch das Trio aus Cleveland, Ohio sollte für den großen Abschluss des No Playback Festival 2024 sorgen. Und wie! Was von Crypta zuvor stehen gelassen wurde, wurde nun ebenfalls plattgewalzt. Mit einer finsteren Mischung aus Black Metal, Speed Metal und etwas Rock’n’Roll/Punk blieb das Tempo zum Ende richtig hoch. Vor allem ihr Gitarrist rannte und sprang mit einer unglaublichen Energie über die Bühne, wie man sie in der Kulturhalle kaum gesehen hatte. Derzeit auf Tour mit ihrem neuen Album Hellish Expectations sorgten Midnight mit einem intensiven Auftritt für ein würdiges Finale und setzten einem großartigen Event die wohlverdiente Krone auf. Wer noch Kraft und Ausdauer übrig hatte traf sich vor der Bühne in einem chaotischen Moshpit, eine Performance die man nur mit dem Wort „Abriss“ zusammenfassen kann.

Das No Playback Festival ist und bleibt einfach ein herzliches Festival. Man trifft immer auf bekannte Gesichter, die Atmosphäre ist jedes Mal entspannt und freundlich. So ist es kaum verwunderlich, dass die Veranstalter in diesem Jahr einen wohlverdienten neuen Besucherrekord vermelden konnten und als i-Tüpfelchen wurde gegen Ende des Samstags verkündet, dass die Menschenmengen den Pils-Bestand der örtlichen Brauerei restlos vernichtet haben. Die Organisation war wie gewohnt wirklich hervorragend und auch die anwesenden Bands legten sich gehörig ins Zeug. Musiker, die Freitags die Bühne kurz und klein zerlegen und dann anschließend Samstags beim Ausschank mithelfen, sprechen ebenfalls sehr für dieses Event und man kann gar nicht anders, als sich schon jetzt auf das No Playback Festival 2025 zu freuen! 

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