Release: 24.03.2023
Genre: Blackened Deathcore
Spieldauer: 42:15 Minuten
Label: Oktober Promotion
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Tracklist:
- Stained in Rot
- Befouler
- Unraveling
- Death Ov Circumstance
- Earthen
- A Path to Salvation
- I Apostate
- Wide Open
- The Inglorious Archetype
- The Burden of Faith
Ricky Hoover ist zurück: in der Deathcore Szene machte er sich einst als Frontmann der Band Suffokate einen Namen und konnte mit No Mercy, No Forgiveness und Return to Despair zwei starke Alben veröffentlichen. Nach seinem Ausstieg im Jahr 2012 war es etwas ruhiger um ihn geworden, bis er 2020 Ov Sulfur ins Leben rief. Mit Behind the Hand of God ließen sie ein erstes Lebenszeichen von der Leine, dem schon sehr bald die EP Oblivion folgte auf der mit Nick Arthur von Molotov Solution und Tim Lambesis von As I Lay Dying auch zwei namenhafte Featuere Gäste zu hören sind. Musikalisch sind auch Ov Sulfur im Deathcore beheimatet, allerdings mit einem sehr starken Blackened Einschlag. Nun steht mit The Burden Ov Faith das heiß erwartete Debüt Album der Kombo vor der Tür, welches am 24.03. erscheinen wird. Kann das Album die Erwartungen erfüllen? Darum soll es im folgenden Review gehen. Also los gehts!
Stained In Rot:
Die ersten Sekunden starten mit dem Geräusch von Fliegen, die in diesem Fall symbolisch für Verwesung stehen. Der Song ansich bricht dann ohne Vorwarnung direkt los und Ricky macht sofort von seiner Range gebrauch: In den ersten Sekunden befindet er sich in unmenschlichen Growls, ehe er mit einer beeindruckenden Leichtigkeit in dämonisches Screaming wechselt. Die zugehörigen Instrumentals sind von Melodien geprägt, ohne dabei an Brachialität einzubüßen. Insgesamt passiert hier schon erstaunlich viel, man fühlt sich wie in einem Deathcore/Black Metal Orchester, das sich sogar an Clean Vocals bedient. Dass Clean Vocals und Deathcore zusammenpassen, ist nun schon länger kein Geheimnis mehr und so auch hier: in einer etwas ruhigeren Phase kommen die Clean Vocals sehr schön zur Geltung, wenig später untermauern sie die Gutturals. Zum Ende hin wartet dann der standesgemäße Breakdown, der dank gewaltiger Stimmleistung und bestens getimten Instrumenten direkt aus dem untiefen der Höllen emporsteigt und diesem Brecher die Krone aufsetzt.
Befouler:
Auf dem zweiten Song wartet auch schon der erste Feature Gast: niemand geringeres als Alex Terrible von Slaughter to Prevail. Anders als man es von vielen Feature Auftritten gewohnt ist, besteht sein Part nicht aus einer kurzen Sequenz zum Ende hin. Alex ist durch den gesamten Song immer wieder zu hören und ergänzt mit seiner markanten Stimme die hohen Töne von Ricky ganz hervorragend. Befouler ist wie sein Vorgänger auch ein klassisches Brett: man ist nach einem kurzen Intro direkt mitten im Geschehen und bekommt wieder eine Menge um die Ohren gehauen. Die Blastbeats sind hier in absoluter Präzision anzutreffen und auch die Clean Vocals fügen sich wieder bestens ein, diesmal im Wechsel mit Alex einzigartigem Growling. Auch die Arbeit an den Gitarren muss einfach positiv erwähnt werden, wahnsinn was da geleiset wird. Und dann ist da natürlich ein Breakdown: ein herrliches Gestampfe das von gleich zwei Stimmen dominiert wird. Genau der richtige Abschluss für Song Nummer zwei.
Unraveling:
Weiter geht es auch schon mit dem nächsten Feautre Gast: dieses Mal übernimmt Taylor Barber von Left to Suffer aus Atlanta das Mikro. Hier bekommen wir ein orchestrales Intro, in dem eine weibliche Gesangsstimme zu hören ist. Nach guten 30 Sekunden setzt dann die Band ein, zunächst langsam und schwer doch dann geht es so richtig los. Im direkten Vergleich gestaltet sich Unraveling wesentlich langsamer, aber nicht weniger bedrohlich. Das Blackened Feeling ist nach wie vor äußerst präsent, die Kombi aus Vocals und symphonisch daher kommenden Instumenten sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre. Dieses Mal wurden die Clean Vocals komplett rausgenommen, was zwar schade ist, den Song jedoch nicht schlechter macht. Dafür trifft man in der Mitte des Songs auf ein Geräusch, bei dem man sich wirklich zurecht fragt, ob es wirklich von einem Menschen stammt. Insgesamt hält auch Unraveling das Gesamtbild aufrecht, das Ganze wächst mit jedem Durchlauf mehr und mehr.
Death Ov Circumstance:
Hier geht ohne großes Intro direkt in den Song hinein, dieser gestaltet sich akustisch sehr symphonisch, man könnte hier Vergleiche zu den Deathcore Senkrechtstartern Shadow of Intent ziehen. Ricky Hoover wechselt hier wie gewohnt souverän zwischen Growling und Screaming, wodurch er diesem Song immer wieder einen Symphonic Black Metal Charakter verleiht. Und auch der Klargesang ist wieder am Start und rundet das Gesamtwerk an Vokaler Leistung einwandfrei ab. In der Mitte treffen wir auf einen ruhigeren Part mit einer geflüsterten gutturalen Stimme, definitiv etwas spezielles. Das Markenzeichen von Death Ov Circumstance bleiben aber die Melodien und Symphonien der Instrumente, die den orchestralen Touch des bisherigen Albumverlaufs auf ein nächstes Level befördern. Einzig der bedrohliche Breakdown bleibt dieses Mal aus, aber das ist alles andere als ein Problem. Denn stattdessen gibt es zum Ende hin ein großartiges Gitarrensolo.
Earthen:
Der wohl emotionalste Song des Albums. Die Band selbst schreibt dazu in einem Facebook Post, dass sich Lied und Musikvideo mit der mentalen Belastung befassen, eine geliebte Person im Jugendalter an den Krebs zu verlieren. Ricky verarbeitet mit Earthen eine persönliche Erfahrung und widmet den Song auch alljenen die Selbiges erlebt haben.
Musikalisch startet der Song ohne Intro mit Clean Vocals, die sich schnell in Growling entladen, die Emotionen in Form von Schmerz und Trauer sind besonders im Video förmlich greifbar. In den Strophen geht es ordentlich vorwärts, ehe das Tempo zum Refrain rausgenommen wird und die Clean Vocals dominieren. Die Symphonien sind im direkten Vergleich zum Vorgänger merklich zurückgeschraubt, aber nach wie vor dabei. Wie schon bei vorherigen Songs ist auch hier die Gitarrenarbeit bemerkenswert und auch die Drums sitzen einmal mehr überragend. Der finale Breakdown wird mit einem Abschnitt eingeleitet, der rein vom klaren Gesang getragen wird und donnert dann kurz aber gewaltig durch die Gehörgänge.
A Path to Salvation:
Eine Art Interlude Track von knapp einer Minute Länge. Alles beginnt instrumental und baut langsam einen Höhepunkt auf. Dazu gesellt sich eine Hintergrund Stimme und zum Ende hin setzt die gesamte Band ein. Wenn auch nur sehr kurz hat man hier einen weiteren souveränen Deathcore Moment.
I Apostate:
Weiter geht es mit einem melodischen Intro, das mit Einsatz der Band einen epischen Touch bekommt. Zur Strophe hin wird das Tempo gehörig angezogen, die Bandbreite von Ricky Hoover wird abermals voll und ganz ausgespielt, was da passiert ist echt Wahnsinn. Hier und da fühlt man sich ein bisschen an Lorna Shore erinnert, aber dieser Vergleich steht dem Ganzen doch recht gut. Der Breakdown am Ende kommt gewohnt fies daher und wird in seiner Steigerung immer langsamer, ehe es eine Art orchestrales Fade Out gibt. Auch hier wird wieder vollständig auf den klaren Gesang verzichtet und auch wenn dieser immer wieder schön anzuhören ist, so ganz schlimm ist das Fehlen in diesem Fall nicht. I Apostate ist ein weiteres Highlight des Albums, das sogar immer besser wird, je länger man zuhört.
Wide Open:
Ein weiteres Mal konnten Ov Sulfur einen Feature Gast gewinnen: Howard Jones von Light the Torch und ehemals Killswitch Engage verleiht diesem Song seine legendäre Stimme. Stilistisch reiht sich Wide Open bestens ein, ohne großes Intro ist man direkt im Song drin. Am Anfang noch aufbauend geht es recht zügig zur Sache. Mehrmals sind eher Metalcore typische Momente eingenaut, im Refrain ist Howard zu hören, der für besondere Momente sorgt. Die Übergänge von seiner Stimme in die Kante von Ricky hinein sitzen überragend gut. In der Mitte wartet ein erstklassiges Gitarrensolo, das von spitzen Blastbeats untermauert wird. Brachial statt episch ist das Motto im Gesamtverlauf, Wide Open ist ein Nackenbrecher der ganz feinen Art. Auch dank der Gastperformance hat dieser Track das Potenzial zum Top Highlight des gesamten Debüts zu werden, das brennt sich einfach ein und macht Spaß ohne Ende.
The Inglorious Archetype:
Einer der kürzeren Songs fällt durch sein eher untypisches Intro auf. Es klingt weniger düster aber läutet den Track sehr schön ein. Alles folgende ist dann klassisch Ov Sulfur: wir haben Blastbeats, ordentliche Gitarrenarbeit und die Clean Vocals sind zurück! Der stimmliche Gegenpart dazu wechselt in gewohnter Manier von ganz oben nach ganz unten durch und sorgt durch einen zweistimmigen Wechsel für eine spezielle Atmosphäre. Insgesamt haben wir hier einen melodischeren Song, der dennoch gewaltig durch die Kopfhörer schießt. Zieht man einen direkten Vergleich zu den vorangegangenen Nummern ist The Inglorious Archetype mindestens genauso stark, wenn auch weniger brachial. Aber solche Unterschiede machen den gewissen Reiz aus, wenn sich Lieder vom Klang her abheben und nicht ein und der selbe Sound monoton durchgezogen wird.
The Burden Ov Faith:
Am Schluss wartet nun noch der Titeltrack auf uns. Nach längeren Intro startet dieser nun als erster Track mit Clean Vocals. Im Klang und Aufbau her erinnert The Burden Ov Faith an die ersten Lieder des Albums: Melodisch, Blackened und zum Refrain hin ruhiger als in den Strophen. Allgemein gestaltet sich der Titelsong wesentlich langsamer und schwerer, was jedoch gut passt. Ein letztes Mal bekommen wir als Hörer ein großartiges Solo serviert, Wahnsinn was da wieder gespielt wird. Der finale Breakdown des Albums wird mit außergewöhnlichen Screams gefüllt, anders als die meisten ist dies kein reiner Instrumental Breakdown. Danach geht es in einen erneut ruhigen Part über der vom Gesang dominiert ist und sich in eine Fortsetzung besagten Breakdowns entlädt. Und dann ist das ganze Album auch schon zu Ende gehört. Das war ein hervorragender Abschluss.
The Burden Ov Faith ist ein erstklassiges Debüt Album und macht genau da weiter, wo die vorrangegangene EP aufgehört hat. Hier ist definitiv eine deutliche Steigerung zu erkennen, die Band hat die Zeit bestens genutzt. Als großer Fan des Blackened Deathcore ist dieses Werk eine wahre Perle und zu keiner Sekunde langweilig. Man darf jetzt schon gespannt sein, welche Großtaten folgem werden.
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