Powerwolf, Kissin’ Dynamite und Warkings beim Giessener Kultursommer

Inmitten der altehrwürdigen Mauern des Schiffenbergers Klosters ertönte ein dunkles Gebet. Wo einst die Mönche zu Gott sprachen, wurde am 26.08.2023 zu dem Allmächtigen geheult, als Powerwolf die Bühne stürmten! Doch fangen wir da an, wo man anfangen sollte: 16:45 Uhr öffneten sich die Pforten zum Areal des Giessener Kultursommers, der dritte Abend des hessischen Sommerhighlights war angebrochen und einige Tausend Besucher betraten das Gelände. Heute erwartete das Publikum eine geballte Ladung Heavy und Power Metal: die Warkings und Kissin’ Dynamite bereiteten dem Publikum einen Einstand, bis dieses am Abend mit Powerwolf zur kompletten Ekstase übergehen sollte.

Den Anfang bereiteten gleich die vier Kriegskönige von den Warkings. Die Band tourte bereits bei der Wolfsnächte Tour 2022 mit Powerwolf und war den meisten schon Besuchern daher gut bekannt. Eine Freude war es dennoch, denn die Band hat immer wieder eine Menge zu bieten! Mit The Last Battle zu Anfang brachte die Band bereits das Publikum zum Beben. Ein cleverer Schachzug mit einem recht bekannten Stück zu starten, so konnte das Publikum von Anfang an die Stimmbänder ölen und dehnen! Ein Gruß ins Publikum, “Hallo Geiselwind!”, Upps, falscher Ort, aber das hat wahrscheinlich keiner der Band übel genommen, immerhin kommt die Band nicht aus der Hessen, geschweige denn aus dem 21. Jahrhundert. Mit Hephaistos, dem Gott des Feuers im Rücken ging auch ein kleines Feuerchen auf, doch mehr hat es nicht gebraucht, denn das große Feuer brannte so schon von oben herab. Wenn wir schon beim Thema Feuer sind, können wir doch auch gleich zum Höllenfeuer übergehen. Wie passend holen sich die Könige Unterstützung auf, in Form von Morgana La Fay, auf die Bühne. Die Dame unterstütze in den nachfolgenden Liedern den Gesang mit ihrer grandiosen Gesangsstimme und ihrem gutturalen Crowling. 
Apropos Unterstützung, bei der Frage ob das Publikum denn Florian Silbereisen kennen würde und man ihm in den Arsch treten wolle, konnte die Band vollste Zustimmung und Unterstützung aus dem Publikum erhalten.  Die Unterstützung zeigte sich in de das Publikum ihre Arme zu Heart of Rage, wie von der Band gewünscht, der Bühne entgegen reckten. Metal gegen Schlager, da begleitet der Schmied mit dem riesigen Hammer auch gerne den Circle Pit persönlich! Doch das ist nicht alles, zusammen mit der kleinen Marion sang die Band Fight (besser bekannt als die x-te an Bella Ciao angelegte Mitsing-Hymne) und brachte das Publikum nochmal ordentlich zum mitsingen. Mit weiteren Songs im petto brachte die Band die Zeit gut herum, doch wer die Warkings kennt, wartete noch auf zwei Stücke sehnsüchtig. Mit Sparta und Gladiator schlossen sie ihr Konzert ab.

Setlist:
We are Warkings / The Last Battle / Maximus / Hephaistos / Hellfire / Heart of Rage / Fight / We are the Fire / Give em Fire / Sparta / Gladiator

Weiter sollte es dann mit Kissin’ Dynamite gehen! Die Band um Hannes und Ande Braun beweist mehr als 15 Jahren, dass der Glam und Heavy Metal noch lange nicht tot ist und sich einfach wie jedes andere Genre weiterentwickelt hat. Songs wie No One Dies a Virgin, I’ve Got the Fire oder Sex is War brachten das Publikum zum Feiern und machten es heiß für mehr, denn die fünf Musiker wissen ganz genau wie sie gute Laune an das Publikum weitergeben. Spätestens mit Only the Dead explodierte die Stimmung im Publikum. Der Hit gehört zu den neusten Stücken der Band und hat sich bereits zu einem riesigen Ohrwurm gemausert. Der Beweis dafür war die Textsicherheit des Publikums. 
Dass die Band Spaß hatte, konnte man ziemlich deutlich sehen!
What goes on brachte die Stimmung auf ein noch höheres Level, doch schon bald sollte diese für den Moment auch Gipfeln. Denn wenn man ein Stück von Kissin’ Dynamite kennt, dann ist es kein geringeres als eines ihrer absoluten Meisterstreiche: I will be King setzte, im wahrsten Sinne des Wortes, dem Auftritt die Krone auf. So brachte man für das Stück allein einen Thron auf die Bühne, sowie den roten Königsumhang für Hannes und versetzte wahrscheinlich nicht nur mich in das Jahr 2012 zurück. In dem Jahr hat die Band das Lied herausbrachte und Hannes als den blonden Bill Kaulitz bezeichnet hat, der definitiv nicht die bessere Musik macht. Schön!

Mit DNA ging es soeben stark weiter, ein Lied, das auch den meisten bekannt war. Das Lied sticht durch den grandiosen Flow, der trotz Tempowechseln das ganze Lied perfekt vorantreibt. 
Bevor es weiterging, wies die Band einmal voller Begeisterung auf die Becherpfand-Spendenaktion vor Ort hin, die lokalen Kinderhilfsorganisationen zugute kommt. Die Band engagiert sich selbst bei ihren Konzerten für die Kinderkrebshilfe und sammelt Spenden. Passend dazu folgte mit You’re Not Alone die erste Ballade des Abends, die lauthals vom Publikum begleitet wurde. Ab hier neigte sich der Auftritt der Band so langsam dem Ende hin. Ein krönender Abschluss der Festivalsaison für die Band und der vorletzte Auftritt 2023. Was für ein Fest. Doch eins drauflegen konnte die Band noch.  Mit dem Hit Not the End of the Road leitete das Ende des Kissin’ Dynamite Auftritts und Halbzeit des Abends ein. Hannes verwies zudem auf ihren Merchstand, falls die Besucher sich vollgeschwitzt haben, und deren Standort  er nicht wusste. Mit Flying Colors endete das Set mit einem weiteren großartigen Stück und einer tollen Stimmung.

Setlist: 
No One Dies a Virgin / I’ve Got the Fire / Sex is War / Love me, Hate me / Only the Dead / Living in the Fastlane / What Goes Up / I will be King / DNA / You’re Not Alone / Not the End of the Road / Flying Colours

Schlag 21 Uhr, etwas tut sich auf der Bühne. Möchne betreten die Bühne, Chöre und eine Orgel ertönen und dann geht es plötzlich ganz schnell. Faster than the Flame startet den Abend mit Feuer und Powerwolf. Perfekt getimete Feuerstöße, die Stimme von Attila Dorn, die das Blut gefrieren lässt und ein Publikum, welches bereit ist diese unheilige Messe zu zelebrieren! Kein Wunder, denn in solch einer Venue erlebt man die Band selten und das alte Kloster erlebt auch nur selten ein so feierwütiges Publikum, das zu Klängen einer Orgel jubelt! 
Man muss zugeben, egal was man von der Musik von Powerwolf hält, diese Band versteht es eine Show zu machen, ihre Musik darzustellen und zu zelebrieren. Ein Konzert in einem Ambiente wie dem Schiffenberger Kloster macht das ganze um Welten intensiver und könnte ein Grund, wieso der Abend ausverkauft war.
Army of the Night wurde gleich auch mit einem riesigen Chor aus dem Publikum begleitet. Ein grandioses Gefühl inmitten der Massen zu sein. Einen großen Knaller gab es auch direkt zu Beginn, im wahrsten Sinne des Wortes, denn als bei Dancing with the Dead die Konfettikanonen knallten wurde das gesamte Gelände mit violetten Papierschnipseln bedeckt. Dabei durfte sich die Band entscheiden, ob sie mit Attila oder Falk Maria tanzen wollen. Es gab ein einseitige Entscheidung zu Attilas Seite hin, weshalb die Band entschied die Band, sie tanzen mit dem gesamten Publikum. 

Mit Armata Strigoi und Amen & Attack konnten Powerwolf dem Publikum weiter einheizen und das auch wortwörtlich! Ein Stoßgebet gen Himmel, das kennt doch jeder. Das Stossgebet der Wölfe hat jedoch andere Absichten, denn dabei steigt nur das Eine in die Höhe. Das Lied wurde von Fackeln tragenden Mönchen auf der Bühne begleitet, denn ganz ohne Feuer geht es eigentlich nicht. Ein sichtbares Highlight. In den Ansagen merkte man an diesem Abend, die Rolle Attila Dorn weicht auf, ergriffen oder unkonzentriert verließ der rumänische Akzent das eine oder andere Mal. 
Doch was wäre denn ein echtes Konzert ohne die Fans und was wäre ein Konzert ohne grandiose Songs, die diese Fans dazu bewegen vollsten Körpereinsatz zu zeigen. So passiert dies oft bei Konzerten in Form von Moshpits, Circle Pits und anderen Spielchen, doch da wir noch immer bei Powerwolf waren, passierten andere Dinge. Zu Demons Are a Girl’s Best Friend ließen eine Hand voll weiblicher Fans einen Teil ihrer Bekleidung fallen, was durchaus zu später Stunde und weiter sinkenden Temperaturen beachtlich war. Doch vielleicht war auch nur die Wärme der Flammen zu hoch, diesen Umstand kann ich nur mutmaßen. Doch wo ich nicht Mutmaßen brauche, ist die Tatsache dass jedes Konzert eine gute Ballade benötigt. An dem Abend war es das grandiose Stück Where the Wild Wolves Have Gone. Auf einer brennenden Bühne, an einem brennenden Klavier spielend, wurde trotzdem eine eisige Stimmung vermittelt. Das Publikum sang laut mit und winkten langsam im Rhythmus mit. Und diese Kälte wurde im letzten Refrain mit  Kunstschnee, welche als Sturm die Feuer löschte, und die  Bühne in ein pudriges Weiß hüllte

Aber natürlich musste auch an dem Abend das gute alte Frage-Antwort Spielchen gespielt werden, wer ist aus Gießen? Wer ist aus Hessen? Wer ist Katholit… eine Stimme aus den hintersten Reihen ertönte…. und auch eine Frage an die Herren der Schöpfung musste folgen. Wer steht zuerst auf, ihr oder euer bestes Stück? Naja, das Ergebnis dieser durchaus repräsentativen Studie sagte zumindest, dass die meisten Herrschaften lange brauchen um wach zu werden und für diese Personenwurde dann auch mit Resurrection by Erection gleich ein Lied gespielt. Mit weiteren Flammen, Gesängen und begeisterten Fans ging der Abend dem Ende zu, bis dieser nach einer kleinen Pause mit Agnus Dei fortgeführt wurde. Im Anschluss gab es noch ein paar Publikumslieblinge, wie Sanctified With Dynamite und We Drink Your Blood, zwischen denen sich die Band ein Bier genehmigte. Bei Falk Maria schäumte das Bier über und die Band kommentierte dies laut mit “NOCH EIN BIER”-Rufe abzulassen. Attila sagte das selbe, was ich auch dachte: “Leute ihr seid bei der falschen Band dafür”. Dennoch fand der Abend dann mit Werewolves of Armenia endgültig sein Ende und das Gelände des Klosters leerte sich schnell. 

Powerwolf spielen Rollen auf der Bühne, die einen überzeugender als anderen. 

Auch wenn Attila an dem Abend, das eine oder andere mal der rumänische Akzent abhanden gekommen ist, der Kunstschnee nicht auf die Bühne rieselte sondern stürmte und der Sound stellenweise ein wenig knarzte war dies ein wahrlich überragender Abend der in Erinnerung bleibt. Einen Dank an die Bands und das Team des Gießener Kultursommers!

Setlist:
Faster Than the Flame / Incense & Iron / Army of the Night / Dancing With the Dead / Armata Strigoi / Amen & Attack / Sainted by the Storm / Stossgebet / Beast of Gévaudan / Demons Are a Girl’s Best Friend / Where the Wild Wolves Have Gone / Resurrection by Erection / Fire and Forgive / Blood for Blood (Faoladh) / Agnus Dei / Sanctified With Dynamite / We Drink Your Blood / Werewolves of Armenia / Wolves Against The World

Über Roksi 509 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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