Das Ragnarök Festival ging vom 13.04. bis zum 15.04.2023 in die nunmehr 18. Runde und diesmal mit einer Neuerung. Normalerweise wird das Festival am Donnerstag mit der Mosher’s Night als Warm Up eröffnet, doch diesmal durften direkt drei Bands ran. Aber erstmal hieß es warten, denn der Soundcheck hatte sich verzögert und so waren um 18.50 Uhr die Zugänge zum Festivalgelände noch verschlossen.
Kurz danach ging es dann aber los und die Leute strömten für Fjoergyn in die Halle, die pünktlich um 19.00 Uhr starten sollten. Besonderheit hier: Veranstalter Ivo steht mit auf der Bühne. Dachte ich zumindest. Die Halle verdunkelte sich und die erste Band durfte ran, um das Festival zu eröffnen. Dabei merkte man ihnen direkt an, dass sie richtig Bock hatten. Mit ihrem avantgardistisch angehauchten Metal schlagen sie klar in die Kerbe von Dornenreich, aber nicht so extrem, was sie für Nicht-Fans dennoch sehr angenehm hörbar macht. Der Funke sprang direkt über, denn das Publikum in Feierlaune und headbangte schon ausgelassen. Kurz nach der Mitte kam dann auch Ivo als zweiter Sänger dazu, was dem Ganzen mit dem zweistimmigen Gesang nochmals zugute kam. Dadurch bildete sich eine schöne Balance zwischen dem kräftigen, klaren Gesang und den Growls. Insgesamt ein toller, und für mich überraschender Auftritt, welcher geschickt platziert war, um das Festival zu eröffnen.
Den zweiten Auftritt durften die aus dem Schwarzwald kommenden Finsterforst bestreiten und wer sie schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass die Jungs eigentlich immer abliefern. Als es in der sehr gut besuchten Halle wieder dunkel wurde und die Truppe die Bühne betrat, brach erstmal Jubel aus. Und endlich hatten sie auch mal genug Platz auf dieser großen Stage, um sich vernünftig zu bewegen. Sofort legten sie los und die Crowd war direkt mit dabei, gut vorgeheizt von Fjoergyn. Die starke Stimme und der Einsatz von Sänger Olli, die Keyboardparts und die Energie, welche sie auf der Bühne an den Tag legten, das alleine zeigte schon, was sie können. Dazu die komplexen, liebevoll ausgearbeiteten Melodien und die tiefgründigen Lyrics, welche diese Band weiter herausstechen lassen. Das Gesamtpaket macht diese Truppe aus und sie zu einer sehr starken Liveband, welche sich verdammt gut geeignet hat, um die Leute donnerstags schon in die Location zu locken.
Die Halle verdunkelte sich ein letztes Mal und das fluoreszierende Backdrop von Uada leuchtete munter im Schwarzlicht vor sich hin. Nach drei Minuten Intro betraten die vier Musiker die Bühne und standen erstmal mit dem Rücken zum Publikum. Während der ersten Klänge des Opener-Tracks drehten sie sich dann zum ersten Mal um. Obwohl von ihnen nur Silhouetten zu erkennen waren, merkte man ihnen die Spielfreude an, das Licht kam aber fast ausschließlich von hinten. Die Saiteninstrumente wurden regelmäßig in die Höhe gerissen und für eine so düstere Band waren sie erstaunlich agil auf der Stage unterwegs, sprangen hin und her und headbangten mit ihren Kapuzen auf dem Kopf. Ich mag bei Uada sehr die melodischen, atmosphärischen Parts in ihren Songs. Leider hatten sie ihren Fokus bei der Auswahl der Setlist eher auf Geballer gesetzt, aber mir, und dem Anschein nach auch etlichen anderen, gefallen die anderen Parts mehr. Sie laden zum ausgiebigen Haare-Schwingen ein, welches von der Crowd auch bereitwillig bei den entsprechenden Songs praktiziert wurde. Trotzdem war es ein sehr gelungener Auftritt, bei dem Uada mal wieder zeigten, wie vielschichtig sie sind und was sie können. Danke dafür!
Danach hieß es in den Feiermodus schalten, denn die legendäre, berühmt-berüchtigte Mosher’s Night stand noch auf dem Plan. Kurzer Spoiler und eine Trigger-Warnung vorneweg: es gibt Brüste, genauer gesagt zwei Stripperinnen und eine Menge, normalerweise Hose-haltende, Schlagaccessoires zu sehen.
Aber los ging es erstmal nur mit dem DJ, der wie immer mit einer schwarzen Kutte bekleidet war und die Menge anheizen durfte. Nach einigen Songs hatten dann auch die Ladys ihren großen Auftritt, erstmal aber nur, um das Publikum mit Kräuterschnaps abzufüllen, bis sie dann die Hüllen fallen ließen. Zu Debaucherys Blood for the blood God wälzten sich diese dann auch in dem mit Kunstblut gefüllten Einhornpool, welcher vorher mit Hingabe und unter Einsatz allem aufzubietenden Lungenvolumens von Helgrindur Sänger Beast aufgeblasen wurde. Später holten sie sich dann noch ein Opfer auf die Stage, welcher von den spärlich bekleideten Damen, welche ihre Nippel mit schwarzen Kreuzen abkleben mussten, mit diversen Gürteln relativ zärtlich verdroschen wurde. Auch dem zweiten Gast, einer Dame, erfuhr das gleiche Schicksal. Diese machte aber so gut mit, dass sie bei passender Gelegenheit direkt ihre Brüste auspackte und am Ende auch die zwei Mädels hauen durfte. Rollentausch quasi. Kommentiert wurde das ganze dann ziemlich plump mit dem Rammstein Song Dicke Titten, das aber kam gut an. Somit endete nach diversen Headbang-Songs, Tanzeinlagen, Gegröle und einer „Fleischbeschau“ auch dieser Abend auf dem Ragnarök und entließ die Gäste noch relativ zeitig in die Nacht. Mosher’s Night Metal Disco funktioniert halt immer.
Ich fand die Idee, das Ganze schon donnerstags starten zu lassen, sehr gelungen. Auch bei der Auswahl der Bands hatte Ivo ein geschicktes Händchen, denn alle drei hatten von Haus aus das Potenzial, die Leute in die Halle zu locken. Dazu dann noch etwas Party danach und das Konzept ging voll auf. Ein toller Start des Ragnarök Festivals!
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