Runde zwei auf dem Ragnarök Festival! Nach dem Donnerstag ging es nun mit dem offiziellen Tag zwei, dem Freitag, weiter. Da standen dann ganze elf Bands auf dem Plan, unter anderem auch Månegarm mit ihrem Akustikset. Den Anfang machte aber eine andere Truppe:
Helgrindur starteten überpünktlich, so konnten sie sich noch drei Minuten mehr auf der Uhr ermogeln. Diese hatten von Beginn an unfassbar viel Bock, sei es doch schon lange ein Wunsch einmal auf dem Ragnarök zu spielen! Sänger Beast interagierte direkt mit den wirklich zahlreich erschienenen Zuschauern, so wie wir das auch von ihm gewohnt sind. Was wir aber nicht so von ihm kennen, ist, dass der Gig diesmal relativ straight und ohne großes Gelaber seitens der Frontrampensau vonstatten ging. Grüßchen an der Stelle ;). Nicht einmal zum Bier oder Wasser trinken kamen die Jungs, so ballerten sie ihre Tracks durch. Auch hatte sich ein neues Lied in die Setliste gemogelt und damit feierte Golem seine Liveprämiere auf dem Festival! Es wurde gerudert, aufblasbare Schwerter und Säbel in die Höhe gestreckt und schon ordentlich Party gemacht. Ein sehr gelungener Auftakt!
Weiter ging es mit XIV Dark Centuries, welche nach einigen Absagen wegen Krankheit nun endlich ihren Gig in Lichtenfels nachholen konnten. Und wie sie wollten. Die Freude stand ihnen in das Gesicht geschrieben. Leider war nicht immer alles „on Point“, was ihnen aber keinen Abbruch tat. Dafür, dass sie jetzt lange, auch durch den Unfall ihres Sängers, nicht live spielen konnten, machten sie ihre Sache echt gut. Hier war dann auch erstmals (und auch das einzige Mal) Feuer im Spiel, welches geschickt platziert für tolle Effekte sorgte. Die Menge feierte ordentlich mit, auch schon schön angeheizt durch die vorausgegangenen Helgrindur.
Firtan sind eine der Bands, die es immer wieder schaffen, so eine ganz eigene Atmosphäre zu erschaffen. So auch diesmal. Das Licht von vorne auf ein Minimum reduziert und fast nur von hinten beleuchtet, trug das Lichtarrangement auch dazu bei. Ein Animieren des Publikums war fast nicht nötig, denn das machte von ganz alleine mit. Über ausgiebiges Headbangen und Fäuste in die Höhe recken war alles dabei. Auch finde ich immer wieder Klaras Violinenparts sehr angenehm, denn es lockert den teilweise brachialen Blackmetalsound etwas auf und es ist jedes Mal eine Freude, ihr beim Spielen zuzusehen. Ihren großen Moment bekam sie ganz am Ende, als sie den Gig mit einem wunderbaren, Gänsehaut erzeugenden Solo schließen durfte.
Mit der nächsten Truppe stand dann, übrigens als einzige Band, Female Fronted Frauenpower auf dem Programm. Noch vor ihrem Auftritt hatte sich der Raum vor der Bühne schon ordentlich gefüllt und als Aephanemer diese betraten, waren alle sofort Feuer und Flamme. Sängerin und Gitarristin Marion Bascoul hat eine so angenehme, aber auch einnehmende Bühnenpräsenz, welche mich richtig überrascht hat. Dazu dann ihre markante, tiefe Stimme, welche perfekt mit den symphonischen Elementen der Tracks harmoniert. Mit ihrem melodischen Death Metal brachten sie die Menge direkt dazu, die Haare ausgiebig fliegen zu lassen. Auch überzeugte sie im Mittelteil eines Songs mit ihrem klaren und hohen Cleangesang, sehr zur Überraschung aller. Aephanemer hauten einfach alle um!
Mit Asenblut stand dann mit Sänger Tetzel ein Dauergast an. Anfangs noch mit Kutte, entledigte er sich dieser zeitig, sehr zur Freude einiger anwesenden Damen. Ein bisschen befremdlich war, dass ihr Gitarrist mit Sonnenbrille den Gig bestritt. Aus welchen Gründen auch immer. Sie legten ordentlich vor und die Menge ging dementsprechend mit ab. Auch war es ziemlich voll vor der Bühne. Mit ihrem Melodeath über die nordische Mythologie können sie vor allem live überzeugen, was natürlich auch an der Erscheinung von Sänger Tetzel selber liegt.
Dann ging es wieder einmal komplett in die andere Richtung mit den Durchstartern von Groza. Feinster Black Metal war angesagt. Die Halle verdunkelte sich und die Nebelmaschine wurde angeschmissen. Die Jungs schaffen es auch immer, direkt von Beginn an eine düstere Atmosphäre zu erzeugen, aber auch mit ihrem gekonnten Songwriting die Menge zur Bewegung zu animieren. Angestrahlt durch die Scheinwerfer von hinten, waren wie am Vortag schon bei Uada oder auch vorher Firtan, nur Silhouetten zu erkennen. Das trägt natürlich auch zu der Stimmung bei. Optisch macht es keinen Unterschied, denn die Jungs haben eh die Gesichter mit Tüchern verhüllt. Schnörkellos wie immer haben sie die Crowd direkt in ihren Bann gezogen.
Mit Obscurity stand der nächste Paganpower Act auf der Bühne. Direkt vom Fleck weg war absolut gute Stimmung und feiern angesagt, was aber auch an der unglaublich tollen und einnehmenden Präsenz von Sänger Marc liegt. Er ist halt auch so eine Rampensau ;). Trotz leichter technischer Probleme überzeugten sie wieder komplett, auch mit ihren sympathischen Ansagen. So bedankte er sich noch bei Gia, welcher trotz Verletzung am Rücken auch schon mit Helgrindur auf den Brettern stand und holte „den Security Dude“ auf die Stage. Bei dem vorletzten Song Bergischer Hammer ging es dann nochmals richtig rund, der Moshpit erwachte wieder und die Fäuste wurden in die Höhe gestreckt. Es war ein Abriss.
Bei Wolfchant ging dann erstmal einiges schief. Erst dauerte es lange bis sie auf die Bühne kamen und dann mussten sie sofort wieder aufgrund technischer Probleme abbrechen. Aus Richtung ihres Drummers hörte man ein deutliches „Tschuldigung“, was die vordersten Reihen zum Schmunzeln brachte. Also weiter geduldig sein. Aber als es dann los ging, war die Menge nach ihren Pagan Vorstreitern kaum zu halten. Der Schwerpunkt des Sets sollte ganz klar, laut Ankündigung, auf dem Album Pagan Storm liegen, welches 15. Geburtstag feiert. Die Jungs und auch die Meute vor der Bühne hatten richtig Lust und feierten ausgelassen. Leider mussten sie aufgrund der Probleme zu Beginn ihre Songs reduzieren und konnten nicht alle geplanten spielen. Es war uns trotzdem eine Freude.
Dann wurde es erneut atmosphärisch und schwarzmetallisch, denn Ellende waren an der Reihe. Wie auch Groza oder Firtan schaffen sie es vom ersten Ton an, eine wunderbare dunkele Klangwand zu stellen, welche immer eine schöne Stimmung erzeugt. Wie üblich souverän und einnehmend, konnten sie direkt überzeugen. Sie luden mit ihren Songs zum headbangen ein, welches ausgiebig praktiziert wurde. Gerade auch die Tracks ihres neuesten Albums zünden live richtig gut und kamen an. Zumal fand ich es sehr geschickt, wenn es nicht sogar Zufall war, Ellende direkt vor das Akustikset von Månegarm zu packen, um die Crowd wieder etwas zur Ruhe kommen zu lassen.
Was dann folgte war der Auftritt, auf den ich sehr gespannt war und mich auch mit am meisten darauf gefreut hatte. Månegarm durften ran, aber normal kann ja jeder. Hier spielten sie ein Akustikset, für welches sie auch Sängerin Ellinor Videfors mit eingeflogen haben. Diese steuerte die weiblichen Lyriks zu dem Track Hågkomst av ett liv von ihrem aktuellsten Album bei. Mit einem gemütlichen Drumaufbau, Violine und Percussion bewaffnet, spielten und sangen sie sich sofort in die Herzen der Menschen vor der Bühne. So entwickelte sich von alleine eine gesellige und einzigartige Atmosphäre, welche die Crowd zum Mitsingen und Tanzen bewegte. Für etwas Belustigung sorgte Gitarrist Tobias, der immer wieder etwas in den „Metalmodus“ rutschte, was aber einfach nur knuffig war. Leider blieben auch sie nicht von technischen Problemen verschont, denn das Saiteninstrument von Sänger Eric fiel kurzzeitig aus. Man merkte ihnen schon an, dass es sie richtig ärgerte, sie konnten es aber geschickt überspielen. Es war auch nur halb so schlimm, es ging weiter und die Leute konnten noch eine Runde tanzen. Auf die folgenden Zugabe rufe reagierte ihr Frontman mit der Aussage, dass es diese ja morgen geben wird. Wo er Recht hat… Für mich und viele andere war dies ein wahrliches Highlight des Festivals, mit einer schönen Stimmung, einer tollen Idee und einer sehr gelungenen Umsetzung.
Zum letzten Abriss des Freitages luden Hypocrisy ein. Auch bei ihnen ging es direkt ziemlich rund, auch wenn die Räumlichkeiten sich schon deutlich geleert hatten. Zudem legten sie fast 10 Minuten zu bald los. Die Umbaupause war wohl großzügig kalkulliert. Wir bekamen das obligatorische „Danke, dass wir hier sein dürfen!“ zu hören und während sich eine Handvoll Menschen in der Mitte austobte, waren andere wiederum mit ausgiebigen Haarschütteln beschäftigt. Die Herren zeigten sich sehr spielfreudig, das merkte man ihnen an. Es war jetzt vielleicht nicht mehr der ultimative Abriss, aber alle gaben sich Mühe. Allerdings endete ihr Gig etwas zu bald. Laut Running Order hatten sie noch massig Zeit übrig. Ob das ein Print- oder Kommunikationsfehler war, weiß ich leider nicht. Trotzdem ein schöner Abschluss des Tages!
Mein Favorit am Freitag war eindeutig das Akustikset von Månegarm, wahrscheinlich auch deswegen, weil es einfach mal etwas anderes war. Zudem fand ich die Umsetzung äußerst gelungen. Aber auch Helgrindur und Aephanemer konnten überzeugen. Generell lässt sich sagen, dass keiner schlecht gewesen ist. Was für ein fantastischer Tag!
Kommentar eines Redaktionskollegen:
Ich möchte gern noch etwas anmerken! Guten Tag, ich bin Maximilian und ich habe das Privileg meinen eigenen Senf dazuzugeben. Ich kann die Begeisterung für Aephanemer absolut nachvollziehen. Diese Band war für mich die größte Überraschung auf diesem Festival. Ich hatte die Musiker nicht auf den Radar und besuchte ihren Auftritt aus reiner Neugierde. Die Stärke von Aephanemer liegt in ihrer melodischen Seite. Gut, zum Beispiel Månegarm oder Firtan haben ebenfalls melodische Passagen in der Musik, aber Aephanemer beweist eine gewisse Sanftheit. Das ist nicht so ungewöhnlich für Metal aus Frankreich, aber kombiniert mit der wunderschönen Stimme von Marion Bascoul verleiht das zauberhafte Momente. Es ist vergleichbar mit dem Auge eines Sturms, welche für kurzweilige Ruhe sorgt.
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