Weiter geht es mit dem finalen Tag auf dem Ragnarök Festival! Für den Samstag hat das Ragnarök nochmal einiges aufgefahren. 14 Bands wurden geboten und eines kann ich euch schon verraten, es waren ein paar echte Kracher und Überraschungen dabei. Aber erstmal gab es Vormittags das Heavy Frühschoppen… Weißwurstfrühstück und Blasmusik, teilweise im Metalgewand von den Islinger Musikanten. Ob man es braucht, sei dahingestellt. Aber es wurde doch relativ gut angenommen und es war ziemlich voll. Ich würde es als gelungen verbuchen.
Den Samstag richtig einläuten durften dann aber Dark Embrace. Sehr schön melodisch, aber teils auch mit ordentlich Druck dahinter, hatten sie sichtlich Spaß. Was mir aber direkt auffiel, war die Tatsache, dass deutlich weniger los war als am Vortag bei Helgrindur. Bis auf einige Hardcore Fans vor der Stage, welche auch brav mitsingen konnten, war recht wenig Bewegung angesagt. Schlecht waren sie aber definitiv nicht, auch wenn der teilweise hohe Gesang nicht wirklich meines war. Mich konnten sie daher nicht ganz überzeugen.
Weiter ging es mit einer Truppe, auf die ich mich mit am meisten gefreut hatte: Cân Bardd! Vom Fleck weg konnten sie wieder eine Atmosphäre kreieren, welche mich jedes Mal aufs neue überrascht. Melodisch, aber gleichzeitig auch wieder hartes Geknüppel gepaart mit wunderbaren stimmungsvollen Backingtracks, das alles zeichnet die noch junge Truppe aus. Seit dem Dark- Troll Festival letzten Jahres sind sie auch kein Geheimtipp mehr. Leider war die Spielzeit aufgrund des frühen Slots nicht sonderlich lang, ihre Tracks sind es hingegen schon. Auch möchte ich noch die unglaubliche Spielfreude von Drummer Dylan Watson erwähnen, es macht unfassbar viel Spaß ihm zuzusehen. Vorausgesetzt natürlich, dass man sich nicht mit geschlossenen Augen in der Musik verliert. Ebenso sorgte Sänger Malo während seines Gesangsolos mitten im Song für einen Gänsehautmoment. Dieser ging leider sonst etwas neben den Drums und der Saiteninstrumente unter. Aber was für ein wahnsinnig toller, emotionaler und schnörkelloser Auftritt, nach dem ich wieder mal einen kurzen Augenblick brauchte, um mich etwas zu fangen. Dankeschön!
Bedauerlicherweise verpasste ich den Anfang von Enisum, da der Run auf das Merch der vorausgegangenen Truppe doch etwas groß war und wir relativ lange in der Schlange anstanden. Aber was ich sagen kann, ist, dass als wir die Halle wieder betraten, direkt eine ähnlich tolle atmosphärische Stimmung vorfanden, wie sie uns Cân Bardd hinterlassen hatte. Nur irgendwie etwas düsterer. Ein echter Blickfang war der Mikrofonständer aus Holz, der wie ein Baum mit seinen Ästen aufgebaut war. Die anwesende Crowd genoss den Auftritt definitiv sehr, auch wenn der Gesang ebenfalls etwas unterging. Ich bin sehr froh, dass ich sie bald auf dem Dark- Troll nochmals in Gänze sehen kann.
Weiter ging es mit feinem Black Metal von Agrypnie, um im Genre zu bleiben. Für sie war es jetzt ein Leichtes, die Menge für sich einzunehmen. Auch wenn sie das normalerweise auch ohne Hilfe schaffen. Fairerweise muss ich sagen, dass ich schon bessere Auftritte von ihnen gesehen habe. Was aber nicht heißt, dass sie irgendwie schlecht gewesen wären. Sänger Torsten sang, wie bei ihm üblich, emotional am Mikrofonständer hängend. Die Ansage, dass sie mal wieder Merch dabei haben, sorgte für Schmunzeln bei Kennern dieses Gags. Mich konnten sie trotzdem wieder überzeugen, denn live sind sie einfach stark.
Beim Soundcheck von Kaunis Kuolematon saßen wir oben auf den Rängen und wollten uns den Auftritt eigentlich von dort ansehen, da keiner unserer Truppe die Band kannte. Aber schnell war klar, das hört sich mit dem zweistimmigen Gesang und den, im ersten Moment nicht passend erscheinenden, Instrumenten verdammt interessant an. Also sind wir wieder runter geflitzt und was soll ich sagen… Es war richtig gut. Melodisch, aber auch überraschend abwechslungsreich konnten sie von Beginn an überzeugen. Zwei Sänger, welche in unterschiedlichen Stilen singen, machen was her und erzeugen eine tolle Balance. Gerade in den höheren cleanen Tonlagen war es nicht immer auf den Punkt, das machte er aber mit wahnsinnig viel Sympathie und seiner knuffigen Art wieder wett. Er hatte in seiner Ansage, welche er auf Deutsch versuchte, einfach Wörter verwechselt. Wie gesagt, nicht schlimm. Damit hat er einigen einen Lacher entlocken können. Für mich die erste Überraschung des Tages.
Dann durften Wormwood ran, welche eine weitere Überraschung für mich darstellten. Ich kannte diese ebenfalls vorher nicht und wusste lediglich, dass der Gitarrist von Månegarm, Tobias, ebenfalls hier spielt. Direkt aufgefallen ist der Schriftzug „Scandinavian Melancholy“ über dem eigentlichen Logo. Dabei sah ihr Sänger ein bisschen wie ein Waldschrat aus. Als einziger nicht in Schwarz, mit einem ärmellosen langen Umhang und mit Dreck im Gesicht und auf den Armen, passte das optisch irgendwie nicht zusammen. Dafür überzeugte ihre Musik. Schöne, melodische Momente, gepaart mit den angenehmen tiefen Growls, aber auch manchmal härter, schufen Abwechslung und kamen an. Während eines Breaks im Song hing er dann einfach mal bewegungslos am Mikrofonständer, welchen er sonst durch die Gegend wirbelte. Für mich ein sehr gelungener Auftritt.
In eine ganz andere Richtung ging es weiter mit den Black Metallern von Schammasch. Hier fiel sofort die Bühnendeko auf. Zwei seitliche Aufsteller und Ständer mit jeweils einem doppelten, ineinander verschlungenen 3D Dreieck in dessen Mitte eine einzelne rote LED saß, dazu viel Nebel, gedämpftes Licht und natürlich die Musiker selbst in ihren schwarzen Gewändern, welche mit Gold verziert waren. Das Ganze war schon ein ziemlicher Blickfang. Mit ihren vier Saiteninstrumenten schufen sie komplexe Melodien und Riffs, dazu der cleane tiefe Gesang, das konnte überzeugen. Leider ging die Leadgitarre sowie der Gesang etwas unter, was bei der Vielschichtigkeit der Songs echt schade war. Aber ich bekomme dieses Jahr auf dem Mahlstrom Festival ja nochmals die Chance sie zu sehen.
Gravworm stürmten förmlich die Stage und zeigten so von Beginn an unfassbar viel Spielfreude. Auch die Menge vor der Bühne stand ihnen da in nichts nach, es war sofort Bewegung seitens dieser da. Aber auch die Truppe konnte keine Sekunde still stehen. Immer hin und her laufend animierten sie die Crowd zum Mitmachen und konnten auch mit ihren sympathischen Ansagen punkten. Die Jungs machten halt wieder einmal richtig viel Laune.
Als ich Thyrfing mit ihren Bühnenklamotten und ihrem eigenen Equipment auf der Stage sah, war ich richtig froh, denn auf dem letzten Wolfszeit-Festival hatte es die Lufthansa ja wieder einmal geschafft ihr Zeug zu verschlampen. Es war ab der ersten Sekunde ein totaler Abriss. Sänger Jens Rydén kann halt auch keine Sekunde still halten, immer am Gestikulieren oder den Mikrofonständer schleudernd, war dauernd Bewegung im Spiel. Ja, sie hatten Bock. Und wie! Das Publikum aber auch. Die Haare flogen, es wurde gesungen und die Interaktion zwischen Band und Crowd war ständig vorhanden. Eine tolle Liveband, welche unfassbar viel Spaß macht und mehr als überzeugen konnte!
Månegarm again! Um dann direkt schwedisch zu bleiben, gab’s Månegarm Part II. Heute mit ihrem normalen Metalset. Wie auch Tyrfing zuvor läuteten sie direkt zum Abriss der Stage ein. Die Menge ging auch hier richtig ab, sang, moshte und tanzte für sich selbst. Als Eric meinte, sie spielen jetzt einen Track, den sie schon lange nicht mehr live performt hatten, verhaute er den Songtitel. Mit einem verschmitzten Lächeln korrigierter er ihn. „Ich sag’ ja, wir haben den schon so lange nicht mehr gespielt, dass ich nicht mal mehr weiß, wie er richtig heißt!“ Auch mit seinem Witz, es fühlte sich an als ob sie erst gestern hier gewesen sind, konnte er punkten. Ebenso hatte ich das Gefühl, dass sie generell von der Reaktion des Publikums begeistert waren. Zu dem Track, welcher Eric wohl am meisten bedeutet, En snara av guld, kam wieder Ellinor mit dazu, welche hier den Teil übernahm, der im Original von seiner Tochter gesungen wird. Eine kurze Anekdote aus der Vergangenheit gab es auch noch zu hören, waren sie doch erstmals 2005 auf dem Festival gewesen und hätten da bei Ivo und seiner Familie gewohnt. Ein wunderbarer Gig, bei dem sie wieder unter Beweis stellten, wie vielseitig sie sind!
Danach durften dann Harakiri for the Sky die Bühne auf ihre Art und Weise abreißen. Sänger J.J war, wie immer, in ständiger Bewegung und reizte den kompletten Bereich der Stage aus. Auch nutzte er sein Mikrofonkabel um seine Gestiken zu unterstreichen. Sie spielten laut Ankündigung des Festivals ein Special Set, aber wie genau sich das zeigte, kann ich leider nicht sagen. Dafür kenne ich mich zu wenig mit der Band aus. Bei dem zweiten Track fand sich auch ein Gastsänger ein, welcher wunderbar mit J.J harmonisierte. Knieend, sitzend oder auch später auf dem Boden liegend, gab dieser alles. Den letzen Song sang er fast komplett im Graben stehend, auf seine Art mit dem Publikum interagierend. Diese ließen direkt von Anfang an die Mähnen kreisen. Was für ein toller Gig!
Es folgte Einherjer, welche eher weniger hart, dafür aber auch schön melodisch unterwegs sind. Man merkte ihnen sichtlich an, dass sie unfassbar viel Spaß hatten, aber der Funke sprang nicht so richtig auf alle Zuhörer über. Diejenigen, die vor der Bühne auf die Truppe gewartet hatten, waren sichtlich begeistert und machten auch ordentlich mit. Das volle Programm war geboten. Auch fand ich die Ansagen der Band sehr sympathisch, doch leider fehlte mir (und einigen anderen Freunden) so ein bisschen das gewisse Etwas. Einen Song hatten wir an dem Tag schon einmal gehört. Wie auch Månegarm spielten sie Odin Owns Ye All. Da kam kurzzeitig mehr Stimmung auf. Trotzdem war es definitiv kein schlechter oder langatmiger Auftritt.
Mit Naglfar stand dann wieder einmal eine ebenfalls schwedische Band auf den Brettern. Vom Fleck weg kam ihr Sänger Kristoffer W. Olivius mit einer Energie und Bühnenpräsenz daher, mit denen einige zu so später Stunde etwas überfordert waren. Relativ hart und mit ordentlich Vortrieb pflügte er durch das Set, immer am Herumwuseln. Auch die Menge schien wieder etwas munterer zu werden. Währenddessen erklomm noch eine Dame die Schultern ihres Begleiters und zog dann erstmal oben herum blank. Okay, dem Blick von Kristoffer nach kommt das wohl nicht so häufig vor. Was für ein Abriss zu später Stunde.
Und dann gab es da noch Nargaroth. Diese haben mal eben ganz, ganz tief in der Black Metal Klischeekiste gewühlt und sich sämtliche Accessoires herausgesucht. Corpsepaint, Metallarmbänder, Ketten und Nieten. In allen Varianten und an allen möglichen Körperteilen. Mittlerweile hatte sich die Fläche vor der Bühne schon wieder ziemlich geleert, einige schauten, wie auch wir, von den Rängen oben zu. Musikalisch war es so überhaupt nicht meines, es klang alles ziemlich gleich und eintönig. Leider sind dabei dann tatsächlich auch etliche auf den Bänken eingeschlafen. Ob das jetzt nur an der Musik oder auch am fortgeschrittenen Alkoholkonsum einiger lag, bleibt wohl ein Rätsel. Genauso wie der Heiratsantrag des Sängers, bei dem jetzt irgendwie keiner wusste, ob das als Scherz oder todernst gemeint war.
Was für ein Festival mit einem (für mich) unfassbar tollen Billing, welches ich als eines der stärksten der letzten Jahre ansehe. Sehr schön fand ich auch, dass wieder etwas mehr Viking- und Pagan im Spiel war. Das letzte Jahr war schon sehr schwarzmetallisch gewesen. Und natürlich das Akustikset von Månegarm, ein Träumchen. Gerne mehr davon :).
Meine Highlights am Samstag waren definitiv Cân Bardd und Thyrfing. Beides Bands, welche ich unfassbar gerne höre. Auch Kaunis Kuolematon und Wormwood, die mich wirklich überrascht haben, fügten sich toll ein. Einzigst die Sitzgelegenheiten draußen vermisste ich etwas. Aber es war uns ein Vergnügen, hoffentlich bis nächstes Jahr.
Und hier ein Kommentar von Maximilian:
Ein weiteres Highlight war für mich Enisum. Ihre Musik und Performance unterschieden sich sehr von Cân Bardd, deren Auftritte mich immer an einen Frühling erinnern. Enisum hingegen sind der Spätherbst, mit ersten Spuren eines Winters. Ihre Darstellung ist gediegener, die Musik schwerer. Dabei verlor der Auftritt zu keinem Moment seine melodische Schönheit. Eine Band um sich zu verlieren und zu träumen. Ich bin immer wieder begeistert von Enisum.
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