
Release: 11.04.2025
Genre: Atmospheric Black Metal/Blackgaze
Spieldauer: 32:37
Label: Independent
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Tracklist:
- Shedding (Intro)
- Disintegration
- Doomed
- Eigengrau
- Oda A La Misera
- Necronym
Am 11. April 2025 erschien mit „Eigengrau“ das mittlerweile zweite Album der Formation Amimia, einer Band, die sich seit jeher zwischen atmosphärischem Post-Black Metal, Shoegaze und kathartischer Dunkelheit bewegt. Für mich ist dieses Release weit mehr als nur ein weiterer Eintrag im Kalender neuer Musikveröffentlichungen. Seit ich Amimia erstmals live auf dem Baphofest erlebt habe, hat mich die emotionale Wucht ihrer Musik nicht mehr losgelassen. Was damals begann als zufällige Entdeckung, wurde schnell zu einer festen Größe in meinem musikalischen Kosmos – mit jeder neuen Veröffentlichung wuchs die Erwartung, die Tiefe und Ausdruckskraft ihrer Musik noch weiter auszuloten. Mit Eigengrau liefern sie nun ein Werk, das nicht nur diesen Erwartungen gerecht wird, sondern sie in vielerlei Hinsicht sogar übertrifft.
Manchmal ist es nicht der laute Knall, der aufhorchen lässt, sondern das leise Beben, das sich langsam durch die Haut arbeitet, sich in die Nervenbahnen gräbt und dort verweilt. Eigengrau, das neue Album der Band Amimia, beginnt genau mit solch einem Moment: Ein verstörend minimalistisches Intro zieht den Hörer wie ein Schleier aus Nebel und Stille in eine fast betäubende Klangwelt hinein.
Die Musik auf Eigengrau ist eine Reise durch düstere Seelenlandschaften. Jeder Song ist Ausdruck eines anderen Aspekts innerer oder äußerer Zerrüttung: Da sind die existenziellen Krisen, das Gefühl von Bedeutungslosigkeit und innerer Leere, die sich in den düsteren Harmonien des Titeltracks entfalten; die schmerzhaften Enttäuschungen, die einem in Doomed durch den markerschütternden Kontrast von sanftem Klavier und zerfetzendem Gesang entgegenschlagen; oder die gesellschaftlichen Missstände, die in Disintegration und Oda a la miseria mit beißendem Zorn und düsterer Poesie verarbeitet werden. Besonders eindrücklich wirkt auch Necronym, das sich der Verarbeitung negativer Emotionen widmet und diese mit minimalistischer Zartheit zum Abschluss bringt – als hätte man endlich Worte für das gefunden, was sich zuvor nur wie ein dumpfes Dröhnen im Kopf angefühlt hat.
Was dieses Album dabei so faszinierend macht, ist die permanente Spannung zwischen Wiederholung und Umbruch. Die Stücke bedienen sich oft ähnlicher Strukturen, in denen sich melodische Schleifen, dröhnende Gitarrenwände und harscher Gesang wiederholen – fast schon rituell, wie ein Versuch, sich durch Klang zu reinigen. Doch immer wieder brechen diese Strukturen auf: Zarte Klavierklänge, überraschende Breaks, verspielte Synthesizer-Momente und Blackgaze-Einschübe reißen den Hörer aus der Trance und katapultieren ihn in neue emotionale Räume. Diese plötzlichen, fast schüchternen Brüche sind es, die Eigengrau so vielschichtig machen.
Besonders in der zweiten Hälfte des Albums zeigt sich das volle Potenzial von Amimia: Der Einfluss von Gaze wird deutlicher, der Fokus verschiebt sich von roher Anklage zu melancholischer Reflexion. Während der Anfang noch dominiert wird von einer wütenden Klangwand, die sich wie eine Schutzschicht über die Themen legt, lässt die zweite Hälfte mehr Raum für Zwischentöne, Trauer, Hoffnungslosigkeit – aber auch Schönheit. Gerade der Titeltrack und Oda a la miseria sind hier Höhepunkte, die zeigen, wie elegant Amimia zwischen Aggression und Atmosphäre, Härte und Zerbrechlichkeit balancieren kann. Im Fall von dem Lied Eigengrau kann der Gesang vom Frontmann von Boötes Void zusätzliche Nuancen erschaffen.
Fazit
Eigengrau ist kein Album, das man einfach nebenbei hört. Es ist ein langsames Eintauchen in kalte, dunkle Wasser – anstrengend, unbequem, aber auch befreiend. Wer sich auf die wiederholenden Strukturen und die zunächst gleichförmige Klangwand einlässt, wird mit tiefgehenden Momenten belohnt, in denen die Musik sich plötzlich öffnet, Farbe zeigt, schmerzt. Vor allem die zweite Hälfte entfaltet eine emotionale Kraft, die lange nachhallt. Dieses Album ist ein Statement – gegen die Leere, gegen das Vergessen und für die Kraft, Emotionen in Klang zu gießen. Wer dunkle Musik mit Tiefgang sucht, wird hier fündig.
Mehr von Amimia bei Dark-Art findet ihr hier:
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