Review: Carach Angren – Franckensteina Strataemontanus

Erscheinungsdatum: 26.06.2020

Label: Season Of Mist

Genre: Symphonic Black Metal / Horror Metal

Spieldauer: 50:41

Tracklist:

  1. Here in German Woodland
  2. Scourged Ghoul Undead
  3. Franckensteina Strataemontanus
  4. The Necromancer
  5. Sewn for Solitude
  6. Operation Compass
  7. Monster
  8. Der Vampir von Nürnberg
  9. Skull with a Forked Tongue
  10. Like a Conscious Parasite I Roam
  11. Frederick’s Experiments

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https://carachangren.bandcamp.com/

 

Was kommt denn da aus den Niederlanden? Das Horrorkabinett von Carach Angren meldet sich mit einem neuen Album zurück, um wieder Grusel und Schrecken zu verbreiten. Bereits seit 2003 schwappt dieser Spuk immer größer auch in der Hochburg des Metal über und erfreut sich steigender Beliebtheit. Ein Grund mehr, sich das neue Werk aus dem Lande von Käse, Cannabis und Holzpantoffeln genauer unter die Lupe zu nehmen. Besonders, da die Namen der Titel vermuten lassen, dass ein Fokus auf historische deutsche Horrorgeschichten gelegt wurde.

Und so startet der neue Epos mit einem Intro namens „Here in German Woodland“, das durchaus auch als gesprochenes Intro eines Fantasiehorrorfilms genutzt werden könnte. Sprich, die gewünschte Atmosphäre ergreift einen schon bevor das Album eigentlich beginnt.

Ruhig, gruselig und auf zu neuem Schauer. So geht der Übergang, der immer noch vom Sprecher getragen wird, vom Intro zum ersten Stück „Scourged Ghoul Undead“ fließend über. Und dann folgt, wie es nicht passender hätte sein können, erst mal die volle Doublebassdröhnung. Hier wird einem wieder genau bewusst, wofür diese Band steht. Mit Geschwindigkeit, gekeifter Stimme und Wechseln zu Cleangesang, sowie Midtempo Passagen und orchestralen Hintergrundelementen, liefert der Song dem Album einen passenden Einstieg.

Dieses bedrückende Gefühl soll auch die restliche Scheibe über nicht mehr abreißen. Und so folgt der Titeltrack „Franckensteina Strataemontanus“ und man könnte meinen, irgendwo in einer einsamen Waldschänke voller kurioser Gestalten zu sitzen, während ein in Kutte gehüllter, einsamer Wanderer sich ans alte, verstaubte Klavier setzt und beginnt über die Legenden der Wälder zu singen, in denen man sich befindet.

So erhebt sich aber nicht nur Dr. Frankenstein auf einen gottgleichen Level in dem er den Tod besiegen will und sich ein Monster zusammenbastelt. Denn in den Wäldern geht auch „The Necromancer“ umher, der sich dunkler Magie bedient und beim Geheule der Wölfe im Mondesschein, die Toten wieder auferstehen lässt. Düster, dunkel und mit deutschen „Spracheinlagen“ wird hier eine ganz besondere Atmosphäre von der Band geschaffen, die so sicherlich nicht häufig anzutreffen ist.

Nun zieht das Tempo wieder etwas an und „Sewn for Solitude“ geht mit guter Unterstützung von Streichinstrumenten, die auf beste Metalmanier angepasst wurden, straff vorwärts. Das erste Stück, bei dem einen mehr als bewusst wird, warum es sich hier um „Symphonischen“ Black Metal handelt.

Und nun kam etwas, das man so nicht wirklich erwartet hätte. Das Bild, das einem bisher im Kopf entstanden ist, wird komplett umgeschwenktt in „Operation Compass“ und man wechselt gefühlt das Jahrhundert, um von einer auf die nächste Sekunde im zweiten Weltkrieg auf dem Schlachtfeld zu stehen. Eine Thematik, die sich „Carach Angren“ so auch noch nicht wirklich zum Inhalt gemacht hatte in ihrer bisherigen Karriere. Als Kriegsschauplatz wurde auch nicht irgendwelche europäischen Lande gewählt, sondern der Einmarsch britischer Legionen in Ägypten zu Zeiten des II Weltkrieges. Zu tief möchte ich hier jedoch den Künstlern keine Interpretation vorweg nehmen und man sollte sich selbst ein Bild machen, denn man kann zwar die Schlacht gewinnen, jedoch den Krieg verlieren, wie es am Ende des Songs so schön heißt. Musikalisch handelt es sich jedoch um eine wirklich interessante Nummer, voller brachialer Passagen, sanften Melodien, die eine beunruhigende Stille ausstrahlen und prägnant platzierten Vocals, welche sehr gemischte Emotionen beim Hören aufkeimen lassen.

Doch nun wird wieder zu klassischen Mitteln und Thematiken gegriffen. Es folgt „Monster“, zu welchem bereits auch ein Lyric Video von der Band veröffentlicht wurde. Schleppend, voran, groovig und einprägsam im Refrain. Hier wird die nicht abzustreitende Nähe zum Horror den die Band in Optik, Musik und Texten umsetzt unabstreitbar deutlich. Und so wird lyrisch noch einmal verdeutlicht, dass Optik, Musik und Text noch kein Monster machen, sondern Monster im menschlichen Geist geboren werden.

Und nun kommen wir wieder zur in der Einleitung erwähnten Nähe zu Deutschland. „Der Vampir von Nürnberg“ besingt die schrecklichen Morde, die Kuno Hoffmann im Mai 1972 begangen hat. Hoffmann der von Geburt an gehörlos war und von Friedhöfen magisch angezogen wurde, erschlug einen Friedhofswärter, als dieser ihn überraschte, während er sich unerlaubten Zugang zur Leichenhalle des Nürnberger Friedhofs verschafft hatte um seinen nekrophilen Neigungen nachzugehen. Später tötete er noch auf entsetzliche Art und Weise ein junges Brautpaar, welches in ihrem Auto übernachtete. Anschließend wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Viele Sagen und Mythen und Ungewissheiten ranken sich um diesen Kriminalfall, was also für eine passende Thematik der Herren Angren. Untermalt wird die Erzählung durch agressive, düstere und Melodien und wirkt bedrohlich. Sogar als trotz Akzent der Text auf Deutsch wechselt („Ich krieche wie eine Ratte durch die Nacht. Mal sehen was das Grab mir hat gebracht. Die Leiche ist noch Frisch ich trinke ihr Blut. Oh Gottverdammt das tut richtig gut“) erhält sich für mich die die Bedrohung aufrecht.

Und nun gibt’s noch einmal voll auf die Maske. „Skull with a Forked Tongue“ startet wie man es im Black Metal haben will. Blastbeat, Gitarrengekreische und agressive Vocals prägen hier das Bild. Dieses wird stellenweise dann noch von melodischeren Einlagen unterstützt, bleibt aber konsequent in Richtung „Aufwärts/Voran“ und man spürt das musikalische Talent, das „Carach Angren“ zu dem gemacht hat, was sie heute sind. Sehr überzeugend!!!

Nun folgt das längste Stück von „Franckensteina Strataemontanus“ und das bemerkt man auch schon mit dem Auftakt des Songs, das es in diese Richtung tendiert. Dementsprechend groß atmosphärisch und schleppend steigt „Like a Conscious Parasite I Roam“ ein. Und dieses Tempo hält sich, wirkt jedoch nicht lahm (auch wenn es sicher der langsamste Takt des Albums ist) bis nach ca. 3 Minuten wieder klassische Black Metal Drums darüberfeuern. Und dann wird noch einmal das gesamte orchestrale Können der Musiker zum Vorschein gekitzelt und eine längeres aber sehr episches Zwischenstück voller Piano und Streichern füllt den Raum und verdeutlicht noch einmal die düstere Atmosphäre, bis in aller Dimmu Borgir Vorlage a la „Progenies of the Great Apocalypse“ die Schwarzmetallelemente wieder einsetzen und ein innerliches Hoch beim Konsumenten auslösen, bevor der Song nach einem Outro im Stil wie davor den Song ausklingen lässt.

Und nun das, zum Schluss noch einmal in Windeseile. „Frederick’s Experiments“ nennt sich der mit unter 3 Minuten kürzeste Epos auf dem Album. Dieser Track ist auch auf allen Versionen bis auf die Tape Version von Season of Mist enthalten. Einstieg mit Pauke und Trompeten, ein kurzer Gesangspart und zurück aufs Gaspedal. Viel Singlenotemelodien auf der Gitarre und kurz vor Schluss noch einmal ein Rhythmuswechsel, der es in sich hat. Kurz aber fein, eine Zugabe die noch einmal Spielfreude und Talent hervorbringt und ich nicht verstehen kann warum man Sie auf der Kassette weg gelassen hat.

CARACH ANGREN, sicher muss man sie keinem mehr sonderlich Vorstellen. Das neue Werk „Franckensteina Strataemontanus“ überzeugt wieder vom Musikstil, dem Können der Schöpfer, deren Spielfreude und der drückenden, dunklen Atmosphäre. Sicherlich etwas für jeden, der auf symphonische Schwarzmetallklänge steht, egal ob diese von Szenegrößen wie Dimmu Borgir, Cradle of Filth oder Keep of Kalessin stammen. Und hinter diesen müssen sich Carach Angren auch nicht einreihen, sondern spielen auf gleichwertiger musikalischer Ebene mit. Bei der Produktion hätte ich mir eine etwas größere Soundwand für die Orchestralen Parts gewünscht, da ich denke, dass dies der Atmosphäre der CD noch besser getan hätte, aber das ist ja Geschmackssache. Davon abgesehen handelt es sich natürlich um eine lupenreine und extrem hochwertige Produktion und Studioarbeit.

 

 

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