
Release: 15.10.2021
Genre: Black Metal
Spieldauer: 55:01
Label: Black Sunset
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Tracklist:
- Im Nebel
- Siegel, Gebrochen
- Schattenkönige
- Kettenhund
- Prometheus
- Drums in the Deeps
- In den Grüften
- Von den Sternen
J.R.R. Tolkiens Werk „Der Herr der Ringe“ hat im Laufe der Jahre zahlreiche Bands inspiriert. Gruppen wie Summoning haben epische Klangwelten erschaffen, die Mittelerde zum Leben erwecken, während Blind Guardian mit ihren hymnischen Erzählungen tief in Tolkiens Mythen eintauchten. Auch Caradras nimmt eine Referenz zu Mittelerde auf – allerdings nicht in der Musik, sondern im Namen. Das Bergmassiv Caradhras, welches die Gefährten in der Geschichte zu überqueren versuchen, steht Pate für diese Formation. Doch wie viel Tolkien-Magie steckt tatsächlich in Schattenkönige?
Caradras liefern auf ihrem Album eine kompromisslose Mischung aus Black- und Thrash Metal, die sich mit druckvollen Riffs, wuchtigen Drums und aggressivem Gesang ihren Weg bahnt. Schon der Opener zeigt die Marschrichtung: Im Nebel beginnt mit einem lauernden Riff, das sich ins Ohr frisst, ohne sich in übertriebene Höhen aufzuschwingen. Der Sound bleibt bodenständig, während die Drums am Ende des Songs für einen rockigen Abschluss sorgen.
Die Band versteht es, durch kleine Einspieler und atmosphärische Momente Akzente zu setzen. Besonders bei Siegel, Gebrochen wird das deutlich – das Stück startet mit denselben dumpfen Drums wie der Opener, doch der kurze Klargesang-Einspieler verleiht dem Song eine zusätzliche Tiefe. Inhaltlich geht es hier nicht um Tolkiens Welt, sondern um die Apokalypse, was dem Lied eine eigene Identität verleiht. Für mich ist dies einer der stärksten Tracks des Albums.
Der Titeltrack Schattenkönige präsentiert sich rauer, kantiger und dreckiger, während Kettenhund mit einem rasenden Thrash-Anfang direkt in den Sturm übergeht, nur kurz durch einen Einspieler aufgelockert, bevor sich das Lied in einen wütenden Höhepunkt steigert. Doch nicht alle Songs entfalten sich gleichermaßen. Prometheus beispielsweise startet mit einem dumpfen, drückenden Sound, bleibt aber über die gesamte Länge hinweg recht monoton und erhebt sich kaum über seine Hookline hinaus.
Doch dann kommt Drums in the Deeps – das Highlight des Albums. Der Song beginnt mit einem eindrucksvollen Trommelintro, das perfekt zur Thematik des Stücks passt und direkt Bilder der Mienen von Moria heraufbeschwört. Was folgt, sind mächtige Riffs, variierende Songstrukturen und eine Dramaturgie, die in tiefe Abgründe und gewaltige Höhepunkte führt.
Mit In den Grüften kehrt Caradras zurück zur bekannten Klangstruktur, wobei der hohe Gesang am Ende noch einmal eine besondere Note setzt. Das Album schließt mit Von den Sternen, einer fast unerwartet atmosphärischen Perle, die dem Album ein erstaunlich stimmiges Ende gibt.
Fazit
Schattenkönige ist ein Album, das eine homogene, aggressive Klangwand errichtet. Während einige Songs sich zu stark ähneln und wenig Abwechslung bieten, glänzen einzelne Stücke durch interessante Einspieler oder dramaturgisch durchdachte Passagen. Wer eine kompromisslose Mischung aus Black- und Thrash Metal sucht, wird hier definitiv fündig. Tolkien-Fans hingegen werden wenig von der epischen Magie Mittelerdes finden – mit einer Ausnahme: Drums in the Deeps, das nicht nur thematisch, sondern auch musikalisch heraussticht. Insgesamt ein solides, wenn auch nicht immer facettenreiches Werk mit einigen echten Höhepunkten.
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